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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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worin der Eigenthumstitel des Kapitals auf die Arbeits-
kraft
unverblümt ausgesprochen wird.

"Den Baumwollarbeitern mag gesagt werden, dass ihre Zufuhr zu
gross ist. . . . sie müsse vielleicht um ein Drittheil reducirt werden, und
dann würde eine gesunde Nachfrage für die übrigen zwei Drittheile ein-
treten. . . . Die öffentliche Meinung dringt auf Emigration. . . . Der
Meister
(d. h. der Baumwollfabrikant) kann nicht willig seine Arbeitszu-
fuhr entfernt sehn
; er mag denken, dass das ebenso ungerecht als unrich-
tig ist.... Wenn die Emigration aus öffentlichen Fonds unterstützt wird, hat er
ein Recht Gehör zu verlangen und vielleicht zu protestiren." Selbiger Pot-
ter setzt dann weiter aus einander, wie nützlich die Baumwollindustrie, wie
"sie unzweifelhaft die Uebervölkerung aus Irland und den englischen Agri-
kulturdistrikten wegdrainirt hat", wie ungeheuer ihr Umfang, wie sie im
Jahr 1860 des ganzen englischen Exporthandels lieferte, wie sie nach
wenigen Jahren sich wieder ausdehnen werde durch Erweiterung des
Markts, besonders Indiens, und durch Erzwingung hinreichender "Baum-
wollzufuhr, zu 6 d. das Pfund". Er fährt dann fort: "Zeit -- eins, zwei,
drei Jahre vielleicht -- wird die nöthige Quantität produciren . . . . Ich
möchte dann die Frage stellen, ist diese Industrie werth sie festzuhalten, ist
es der Mühe werth die Maschinerie
(nämlich die lebendigen
Arbeitsmaschinen) in Ordnung zu halten, und ist es nicht die
grösste Narrheit, daran zu denken, sie aufzugeben
! Ich
glaube so. Ich will zugeben, dass die Arbeiter nicht Eigen-
thum sind
("I allow that the workers are not a property"), nicht das
Eigenthum Lancashire's und der Meister
; aber sie sind die
Stärke beider; sie sind die geistige und geschulte Kraft, die in einer Ge-
neration nicht ersetzt werden kann; die andere Maschinerie dagegen,
woran sie arbeiten ("the mere machinery which they work"), könnte zum
grossen Theil mit Vortheil ersetzt und verbessert werden in
zwölf Monaten
14). Ermuntert oder erlaubt (!) die Emi-

14) Man erinnert sich, dass dasselbe Kapital aus einem andern Loch pfeift
unter gewöhnlichen Umständen, wenn es gilt, den Arbeitslohn herabzusetzen.
Dann erklären "die Meister" aus einem Munde (sieh Viertes Kapitel, Note
188): "Fabrikarbeiter sollten in heilsamer Erinnerung halten, dass ihre Arbeit
in der That eine sehr niedrige Sorte geschickter Arbeit ist; dass keine leichter
aneigenbar und in Anbetracht ihrer Qualität besser belohnt ist, dass keine durch

worin der Eigenthumstitel des Kapitals auf die Arbeits-
kraft
unverblümt ausgesprochen wird.

„Den Baumwollarbeitern mag gesagt werden, dass ihre Zufuhr zu
gross ist. . . . sie müsse vielleicht um ein Drittheil reducirt werden, und
dann würde eine gesunde Nachfrage für die übrigen zwei Drittheile ein-
treten. . . . Die öffentliche Meinung dringt auf Emigration. . . . Der
Meister
(d. h. der Baumwollfabrikant) kann nicht willig seine Arbeitszu-
fuhr entfernt sehn
; er mag denken, dass das ebenso ungerecht als unrich-
tig ist.… Wenn die Emigration aus öffentlichen Fonds unterstützt wird, hat er
ein Recht Gehör zu verlangen und vielleicht zu protestiren.“ Selbiger Pot-
ter setzt dann weiter aus einander, wie nützlich die Baumwollindustrie, wie
„sie unzweifelhaft die Uebervölkerung aus Irland und den englischen Agri-
kulturdistrikten wegdrainirt hat“, wie ungeheuer ihr Umfang, wie sie im
Jahr 1860 des ganzen englischen Exporthandels lieferte, wie sie nach
wenigen Jahren sich wieder ausdehnen werde durch Erweiterung des
Markts, besonders Indiens, und durch Erzwingung hinreichender „Baum-
wollzufuhr, zu 6 d. das Pfund“. Er fährt dann fort: „Zeit — eins, zwei,
drei Jahre vielleicht — wird die nöthige Quantität produciren . . . . Ich
möchte dann die Frage stellen, ist diese Industrie werth sie festzuhalten, ist
es der Mühe werth die Maschinerie
(nämlich die lebendigen
Arbeitsmaschinen) in Ordnung zu halten, und ist es nicht die
grösste Narrheit, daran zu denken, sie aufzugeben
! Ich
glaube so. Ich will zugeben, dass die Arbeiter nicht Eigen-
thum sind
(„I allow that the workers are not a property“), nicht das
Eigenthum Lancashire’s und der Meister
; aber sie sind die
Stärke beider; sie sind die geistige und geschulte Kraft, die in einer Ge-
neration nicht ersetzt werden kann; die andere Maschinerie dagegen,
woran sie arbeiten („the mere machinery which they work“), könnte zum
grossen Theil mit Vortheil ersetzt und verbessert werden in
zwölf Monaten
14). Ermuntert oder erlaubt (!) die Emi-

14) Man erinnert sich, dass dasselbe Kapital aus einem andern Loch pfeift
unter gewöhnlichen Umständen, wenn es gilt, den Arbeitslohn herabzusetzen.
Dann erklären „die Meister“ aus einem Munde (sieh Viertes Kapitel, Note
188): „Fabrikarbeiter sollten in heilsamer Erinnerung halten, dass ihre Arbeit
in der That eine sehr niedrige Sorte geschickter Arbeit ist; dass keine leichter
aneigenbar und in Anbetracht ihrer Qualität besser belohnt ist, dass keine durch
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[562/0581] worin der Eigenthumstitel des Kapitals auf die Arbeits- kraft unverblümt ausgesprochen wird. „Den Baumwollarbeitern mag gesagt werden, dass ihre Zufuhr zu gross ist. . . . sie müsse vielleicht um ein Drittheil reducirt werden, und dann würde eine gesunde Nachfrage für die übrigen zwei Drittheile ein- treten. . . . Die öffentliche Meinung dringt auf Emigration. . . . Der Meister (d. h. der Baumwollfabrikant) kann nicht willig seine Arbeitszu- fuhr entfernt sehn; er mag denken, dass das ebenso ungerecht als unrich- tig ist.… Wenn die Emigration aus öffentlichen Fonds unterstützt wird, hat er ein Recht Gehör zu verlangen und vielleicht zu protestiren.“ Selbiger Pot- ter setzt dann weiter aus einander, wie nützlich die Baumwollindustrie, wie „sie unzweifelhaft die Uebervölkerung aus Irland und den englischen Agri- kulturdistrikten wegdrainirt hat“, wie ungeheuer ihr Umfang, wie sie im Jahr 1860 [FORMEL] des ganzen englischen Exporthandels lieferte, wie sie nach wenigen Jahren sich wieder ausdehnen werde durch Erweiterung des Markts, besonders Indiens, und durch Erzwingung hinreichender „Baum- wollzufuhr, zu 6 d. das Pfund“. Er fährt dann fort: „Zeit — eins, zwei, drei Jahre vielleicht — wird die nöthige Quantität produciren . . . . Ich möchte dann die Frage stellen, ist diese Industrie werth sie festzuhalten, ist es der Mühe werth die Maschinerie (nämlich die lebendigen Arbeitsmaschinen) in Ordnung zu halten, und ist es nicht die grösste Narrheit, daran zu denken, sie aufzugeben! Ich glaube so. Ich will zugeben, dass die Arbeiter nicht Eigen- thum sind („I allow that the workers are not a property“), nicht das Eigenthum Lancashire’s und der Meister; aber sie sind die Stärke beider; sie sind die geistige und geschulte Kraft, die in einer Ge- neration nicht ersetzt werden kann; die andere Maschinerie dagegen, woran sie arbeiten („the mere machinery which they work“), könnte zum grossen Theil mit Vortheil ersetzt und verbessert werden in zwölf Monaten 14). Ermuntert oder erlaubt (!) die Emi- 14) Man erinnert sich, dass dasselbe Kapital aus einem andern Loch pfeift unter gewöhnlichen Umständen, wenn es gilt, den Arbeitslohn herabzusetzen. Dann erklären „die Meister“ aus einem Munde (sieh Viertes Kapitel, Note 188): „Fabrikarbeiter sollten in heilsamer Erinnerung halten, dass ihre Arbeit in der That eine sehr niedrige Sorte geschickter Arbeit ist; dass keine leichter aneigenbar und in Anbetracht ihrer Qualität besser belohnt ist, dass keine durch

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/581>, abgerufen am 22.11.2024.