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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter6). Diese beständige Re-
produktion oder Verewigung des Arbeiters als Lohnar-
beiter
ist das sine qua der kapitalistischen Produktion.

Man weiss, die Transaktion zwischen Kapitalist und Arbeiter ist fol-
gende: Einen Theil seines Kapitals, das variable Kapital, tauscht der Ka-
pitalist aus gegen Arbeitskraft, die er als lebendige Verwerthungskraft
seinen todten Produktionsmitteln einverleibt. Eben dadurch
wird der Arbeitsprozess zugleich kapitalistischer Verwerthungsprozess.
Andrerseits verausgabt der Arbeiter das für seine Arbeitskraft einge-
tauschte Geld in Lebensmitteln, durch die er sich erhält und re-
producirt
. Es ist diess seine individuelle Konsumtion. Der
Arbeitsprozess, worin er die Produktionsmittel konsumirt und dadurch in
Produkte verwandelt, bildet seine produktive Konsumtion und zu-
gleich Konsumtion seiner Arbeitskraft durch den Kapitalisten.
Beide Konsumtionen sind wesentlich verschieden. In der einen gehört
der Arbeiter als Arbeitskraft dem Kapital an und ist dem Produktionspro-
zess einverleibt; in der andern gehört er sich selbst und verrichtet indivi-
duelle Lebensakte ausserhalb des Produktionsprozesses.

Bei Betrachtung des "Arbeitstags" u. s. w. zeigte sich gelegentlich,
dass der Arbeiter oft gezwungen ist, seine individuelle Konsumtion zu
einem blossen Incident des Produktionsprozesses zu machen. In diesem
Fall setzt er sich Lebensmittel zu, um seine Arbeitskraft im Gang zu hal-
ten, wie der Dampfmaschine Kohle und Wasser, dem Rad Oel zugesetzt
wird. Seine Konsumtionsmittel sind dann bloss Konsumtionsmittel eines Pro-
duktionsmittels, seine individuelle Konsumtion direkt produktive Konsum-
tion. Diess erscheint jedoch als ein dem kapitalistischen Produktions-
prozess unwesentlicher Missbrauch7).


6) "It is true indeed that the first introducing a manufacture emploies
many poor, but they cease not to be so
, and the continuance of it
makes many." ("Reasons for a limited Exportation of Wool.
Lond
. 1677", p. 19.) "The farmer now absurdly asserts, that he keeps the
poor. They are indeed kept in misery." ("Reasons for the late
Increase of the Poor Rates: oracomparative view of the prices
of labour and provisions. Lond
. 1777", p. 37.)
7) Rossi würde nicht so emphatisch diesen Punkt verdeklamiren, wäre er
wirklich in das Geheimniss der "productive consumption" eingedrungen.

kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter6). Diese beständige Re-
produktion oder Verewigung des Arbeiters als Lohnar-
beiter
ist das sine qua der kapitalistischen Produktion.

Man weiss, die Transaktion zwischen Kapitalist und Arbeiter ist fol-
gende: Einen Theil seines Kapitals, das variable Kapital, tauscht der Ka-
pitalist aus gegen Arbeitskraft, die er als lebendige Verwerthungskraft
seinen todten Produktionsmitteln einverleibt. Eben dadurch
wird der Arbeitsprozess zugleich kapitalistischer Verwerthungsprozess.
Andrerseits verausgabt der Arbeiter das für seine Arbeitskraft einge-
tauschte Geld in Lebensmitteln, durch die er sich erhält und re-
producirt
. Es ist diess seine individuelle Konsumtion. Der
Arbeitsprozess, worin er die Produktionsmittel konsumirt und dadurch in
Produkte verwandelt, bildet seine produktive Konsumtion und zu-
gleich Konsumtion seiner Arbeitskraft durch den Kapitalisten.
Beide Konsumtionen sind wesentlich verschieden. In der einen gehört
der Arbeiter als Arbeitskraft dem Kapital an und ist dem Produktionspro-
zess einverleibt; in der andern gehört er sich selbst und verrichtet indivi-
duelle Lebensakte ausserhalb des Produktionsprozesses.

Bei Betrachtung des „Arbeitstags“ u. s. w. zeigte sich gelegentlich,
dass der Arbeiter oft gezwungen ist, seine individuelle Konsumtion zu
einem blossen Incident des Produktionsprozesses zu machen. In diesem
Fall setzt er sich Lebensmittel zu, um seine Arbeitskraft im Gang zu hal-
ten, wie der Dampfmaschine Kohle und Wasser, dem Rad Oel zugesetzt
wird. Seine Konsumtionsmittel sind dann bloss Konsumtionsmittel eines Pro-
duktionsmittels, seine individuelle Konsumtion direkt produktive Konsum-
tion. Diess erscheint jedoch als ein dem kapitalistischen Produktions-
prozess unwesentlicher Missbrauch7).


6) „It is true indeed that the first introducing a manufacture emploies
many poor, but they cease not to be so
, and the continuance of it
makes many.“ („Reasons for a limited Exportation of Wool.
Lond
. 1677“, p. 19.) „The farmer now absurdly asserts, that he keeps the
poor. They are indeed kept in misery.“ („Reasons for the late
Increase of the Poor Rates: oracomparative view of the prices
of labour and provisions. Lond
. 1777“, p. 37.)
7) Rossi würde nicht so emphatisch diesen Punkt verdeklamiren, wäre er
wirklich in das Geheimniss der „productive consumption“ eingedrungen.
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[558/0577] kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter 6). Diese beständige Re- produktion oder Verewigung des Arbeiters als Lohnar- beiter ist das sine qua der kapitalistischen Produktion. Man weiss, die Transaktion zwischen Kapitalist und Arbeiter ist fol- gende: Einen Theil seines Kapitals, das variable Kapital, tauscht der Ka- pitalist aus gegen Arbeitskraft, die er als lebendige Verwerthungskraft seinen todten Produktionsmitteln einverleibt. Eben dadurch wird der Arbeitsprozess zugleich kapitalistischer Verwerthungsprozess. Andrerseits verausgabt der Arbeiter das für seine Arbeitskraft einge- tauschte Geld in Lebensmitteln, durch die er sich erhält und re- producirt. Es ist diess seine individuelle Konsumtion. Der Arbeitsprozess, worin er die Produktionsmittel konsumirt und dadurch in Produkte verwandelt, bildet seine produktive Konsumtion und zu- gleich Konsumtion seiner Arbeitskraft durch den Kapitalisten. Beide Konsumtionen sind wesentlich verschieden. In der einen gehört der Arbeiter als Arbeitskraft dem Kapital an und ist dem Produktionspro- zess einverleibt; in der andern gehört er sich selbst und verrichtet indivi- duelle Lebensakte ausserhalb des Produktionsprozesses. Bei Betrachtung des „Arbeitstags“ u. s. w. zeigte sich gelegentlich, dass der Arbeiter oft gezwungen ist, seine individuelle Konsumtion zu einem blossen Incident des Produktionsprozesses zu machen. In diesem Fall setzt er sich Lebensmittel zu, um seine Arbeitskraft im Gang zu hal- ten, wie der Dampfmaschine Kohle und Wasser, dem Rad Oel zugesetzt wird. Seine Konsumtionsmittel sind dann bloss Konsumtionsmittel eines Pro- duktionsmittels, seine individuelle Konsumtion direkt produktive Konsum- tion. Diess erscheint jedoch als ein dem kapitalistischen Produktions- prozess unwesentlicher Missbrauch 7). 6) „It is true indeed that the first introducing a manufacture emploies many poor, but they cease not to be so, and the continuance of it makes many.“ („Reasons for a limited Exportation of Wool. Lond. 1677“, p. 19.) „The farmer now absurdly asserts, that he keeps the poor. They are indeed kept in misery.“ („Reasons for the late Increase of the Poor Rates: oracomparative view of the prices of labour and provisions. Lond. 1777“, p. 37.) 7) Rossi würde nicht so emphatisch diesen Punkt verdeklamiren, wäre er wirklich in das Geheimniss der „productive consumption“ eingedrungen.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/577>, abgerufen am 22.11.2024.