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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Allerdings verliert das variable Kapital nur den Sinn eines aus
dem eignen Fonds des Kapitalisten vorgeschossenen Werthes, sobald wir den
kapitalistischen Produktionsprozess im beständigen Fluss seiner Erneue-
rung betrachten. Aber er muss doch irgendwo und irgendwann anfangen.
Von unsrem bisherigen Standpunkt ist es daher wahrscheinlich, dass der
Kapitalist irgend einmal durch irgend eine, von unbezahlter fremder Arbeit
unabhängige, ursprüngliche Accumulation Geldbesitzer ward, und
daher den Markt als Käufer von Arbeitskraft beschreiten konnte. Indess
bewirkt die blosse Kontinuität des kapitalistischen Produktionsprozesses,
oder die einfache Reproduktion, noch andre sonderbare Wechsel, die nicht
nur den variablen Kapitaltheil, sondern das Gesammtkapital er-
greifen.

Beträgt der mit einem Kapital von 1000 Pfd. St. periodisch, z. B.
jährlich, erzeugte Mehrwerth 200 Pfd. St. und wird dieser Mehrwerth
jährlich verzehrt, so ist klar, dass nach fünfjähriger Wiederholung dessel-
ben Prozesses die Summe des verzehrten Mehrwerths = 5 x 200 ist
oder gleich dem ursprünglich vorgeschossenen Kapital-
werth von 1000 Pfd. St
. Würde der jährliche Mehrwerth nur theil-
weis verzehrt, z. B. nur zur Hälfte, so ergäbe sich dasselbe Resultat nach
zehnjähriger Wiederholung des Produktionsprozesses, denn 10 x 100 =
1000. Allgemein: Der vorgeschossene Kapitalwerth, divi-
dirt durch den jährlich verzehrten Mehrwerth
, ergiebt
die Jahresanzahl, oder die Anzahl von Reproduktionsperioden,
nach deren Ablauf der ursprünglich vorgeschossene Kapi-
talwerth
vom Kapitalisten aufgezehrt und daher verschwunden
ist. Die Vorstellung des Kapitalisten, dass er das Produkt der fremden
unbezahlten Arbeit, den Mehrwerth, verzehrt und den ursprünglichen
Kapitalwerth erhält, ändert absolut nichts an der Thatsache, dass nach
Abfluss einer gewissen Jahreszahl der von ihm geeignete Kapitalwerth
gleich der Summe des während derselben Jahreszahl ohne Aequivalent an-
geeigneten Mehrwerths, und die von ihm verzehrte Werthsumme gleich
dem ursprünglichen Kapitalwerth ist. Kein Werthatom seines
alten Kapitals existirt fort
. Ganz abgesehn von aller Accu-
mulation verwandelt also die blosse Kontinuität des Produktionspro-
zesses, oder die einfache Reproduktion, nach kürzerer oder längerer Pe-
riode, jedes Kapital nothwendig in accumulirtes Kapital oder

Allerdings verliert das variable Kapital nur den Sinn eines aus
dem eignen Fonds des Kapitalisten vorgeschossenen Werthes, sobald wir den
kapitalistischen Produktionsprozess im beständigen Fluss seiner Erneue-
rung betrachten. Aber er muss doch irgendwo und irgendwann anfangen.
Von unsrem bisherigen Standpunkt ist es daher wahrscheinlich, dass der
Kapitalist irgend einmal durch irgend eine, von unbezahlter fremder Arbeit
unabhängige, ursprüngliche Accumulation Geldbesitzer ward, und
daher den Markt als Käufer von Arbeitskraft beschreiten konnte. Indess
bewirkt die blosse Kontinuität des kapitalistischen Produktionsprozesses,
oder die einfache Reproduktion, noch andre sonderbare Wechsel, die nicht
nur den variablen Kapitaltheil, sondern das Gesammtkapital er-
greifen.

Beträgt der mit einem Kapital von 1000 Pfd. St. periodisch, z. B.
jährlich, erzeugte Mehrwerth 200 Pfd. St. und wird dieser Mehrwerth
jährlich verzehrt, so ist klar, dass nach fünfjähriger Wiederholung dessel-
ben Prozesses die Summe des verzehrten Mehrwerths = 5 × 200 ist
oder gleich dem ursprünglich vorgeschossenen Kapital-
werth von 1000 Pfd. St
. Würde der jährliche Mehrwerth nur theil-
weis verzehrt, z. B. nur zur Hälfte, so ergäbe sich dasselbe Resultat nach
zehnjähriger Wiederholung des Produktionsprozesses, denn 10 × 100 =
1000. Allgemein: Der vorgeschossene Kapitalwerth, divi-
dirt durch den jährlich verzehrten Mehrwerth
, ergiebt
die Jahresanzahl, oder die Anzahl von Reproduktionsperioden,
nach deren Ablauf der ursprünglich vorgeschossene Kapi-
talwerth
vom Kapitalisten aufgezehrt und daher verschwunden
ist. Die Vorstellung des Kapitalisten, dass er das Produkt der fremden
unbezahlten Arbeit, den Mehrwerth, verzehrt und den ursprünglichen
Kapitalwerth erhält, ändert absolut nichts an der Thatsache, dass nach
Abfluss einer gewissen Jahreszahl der von ihm geeignete Kapitalwerth
gleich der Summe des während derselben Jahreszahl ohne Aequivalent an-
geeigneten Mehrwerths, und die von ihm verzehrte Werthsumme gleich
dem ursprünglichen Kapitalwerth ist. Kein Werthatom seines
alten Kapitals existirt fort
. Ganz abgesehn von aller Accu-
mulation verwandelt also die blosse Kontinuität des Produktionspro-
zesses, oder die einfache Reproduktion, nach kürzerer oder längerer Pe-
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[556/0575] Allerdings verliert das variable Kapital nur den Sinn eines aus dem eignen Fonds des Kapitalisten vorgeschossenen Werthes, sobald wir den kapitalistischen Produktionsprozess im beständigen Fluss seiner Erneue- rung betrachten. Aber er muss doch irgendwo und irgendwann anfangen. Von unsrem bisherigen Standpunkt ist es daher wahrscheinlich, dass der Kapitalist irgend einmal durch irgend eine, von unbezahlter fremder Arbeit unabhängige, ursprüngliche Accumulation Geldbesitzer ward, und daher den Markt als Käufer von Arbeitskraft beschreiten konnte. Indess bewirkt die blosse Kontinuität des kapitalistischen Produktionsprozesses, oder die einfache Reproduktion, noch andre sonderbare Wechsel, die nicht nur den variablen Kapitaltheil, sondern das Gesammtkapital er- greifen. Beträgt der mit einem Kapital von 1000 Pfd. St. periodisch, z. B. jährlich, erzeugte Mehrwerth 200 Pfd. St. und wird dieser Mehrwerth jährlich verzehrt, so ist klar, dass nach fünfjähriger Wiederholung dessel- ben Prozesses die Summe des verzehrten Mehrwerths = 5 × 200 ist oder gleich dem ursprünglich vorgeschossenen Kapital- werth von 1000 Pfd. St. Würde der jährliche Mehrwerth nur theil- weis verzehrt, z. B. nur zur Hälfte, so ergäbe sich dasselbe Resultat nach zehnjähriger Wiederholung des Produktionsprozesses, denn 10 × 100 = 1000. Allgemein: Der vorgeschossene Kapitalwerth, divi- dirt durch den jährlich verzehrten Mehrwerth, ergiebt die Jahresanzahl, oder die Anzahl von Reproduktionsperioden, nach deren Ablauf der ursprünglich vorgeschossene Kapi- talwerth vom Kapitalisten aufgezehrt und daher verschwunden ist. Die Vorstellung des Kapitalisten, dass er das Produkt der fremden unbezahlten Arbeit, den Mehrwerth, verzehrt und den ursprünglichen Kapitalwerth erhält, ändert absolut nichts an der Thatsache, dass nach Abfluss einer gewissen Jahreszahl der von ihm geeignete Kapitalwerth gleich der Summe des während derselben Jahreszahl ohne Aequivalent an- geeigneten Mehrwerths, und die von ihm verzehrte Werthsumme gleich dem ursprünglichen Kapitalwerth ist. Kein Werthatom seines alten Kapitals existirt fort. Ganz abgesehn von aller Accu- mulation verwandelt also die blosse Kontinuität des Produktionspro- zesses, oder die einfache Reproduktion, nach kürzerer oder längerer Pe- riode, jedes Kapital nothwendig in accumulirtes Kapital oder

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/575>, abgerufen am 22.11.2024.