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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Eine Waare scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches,
triviales Ding. Ihre Analyse ergiebt, dass sie ein sehr vertracktes Ding
ist, voller metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken. Als
blosser Gebrauchswerth ist sie ein sinnliches Ding, woran nichts My-
steriöses, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, dass ihre
Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigen oder dass sie erst als
Produkt menschlicher Arbeit diese Eigenschaften erhält. Es liegt ab-
solut nichts räthselhaftes darin, dass der Mensch durch seine Thätigkeit
die Formen der Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert.
Die Form des Holzes z. B. wird verändert, wenn man aus ihm einen Tisch
macht. Nichtsdestoweniger bleibt der Tisch Holz, ein ordinäres sinn-

die Form des Werths, die ihn eben zum Tauschwerth macht, herauszufinden.
Grade in ihren besten Repräsentanten, wie A. Smith und Ricardo, behandelt sie
die Werthform als etwas ganz Gleichgültiges oder der Natur der Waare selbst
Aeusserliches. Der Grund ist nicht allein, dass die Analyse der Werthgrösse
ihre Aufmerksamkeit ganz absorbirt. Er liegt tiefer. Die Werthform des
Arbeitsprodukts
ist die abstrakteste, aber auch allgemeinste Form der bür-
gerlichen
Produktionsweise, die hierdurch als eine besondre Art gesell-
schaftlicher
Produktionsweise und damit zugleich historisch charakterisirt
wird. Versieht man sie daher für die ewige Naturform gesellschaftlicher Pro-
duktion, so übersieht man nothwendig auch das Specifische der Werthform, also
der Waarenform, weiter entwickelt der Geldform, Kapitalform u. s. w.
Man findet daher bei Oekonomen, welche über das Mass der Werthgrösse durch
Arbeitszeit durchaus übereinstimmen, die kunterbuntesten und widersprechendsten
Vorstellungen von Geld, d. h. der fertigen Gestalt des allgemeinen Aequivalents.
Diess tritt schlagend hervor z. B. bei der Behandlung des Bankwesens, wo mit den
gemeinplätzlichen Definitionen des Geldes nicht mehr ausgereicht wird. Im Gegen-
satz entsprang daher ein restaurirtes Merkantilsystem (Ganilh u. s. w.),
welches im Werth nur die gesellschaftliche Form sieht oder vielmehr nur
ihren substanzlosen Schein. -- Um es ein für allemal zu bemerken, verstehe ich
unter klassischer politischer Oekonomie alle Oekonomie seit W. Petty,
die den innern Zusammenhang der bürgerlichen Produktionsverhältnisse er-
forscht, im Gegensatz zur Vulgärökonomie, die sich nur innerhalb des schein-
baren
Zusammenhangs herumtreibt, für eine plausible Verständlichmachung der
so zu sagen gröbsten Phänomene und den bürgerlichen Hausbedarf das von der
wissenschaftlichen Oekonomie längst gelieferte Material stets von neuem wieder-
kaut, im Uebrigen aber sich darauf beschränkt, die banalen und selbstgefälligen
Vorstellungen der bürgerlichen Produktionsagenten von ihrer eignen besten Welt
zu systematisiren, pedantisiren und als ewige Wahrheiten zu proklamiren.
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Eine Waare scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches,
triviales Ding. Ihre Analyse ergiebt, dass sie ein sehr vertracktes Ding
ist, voller metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken. Als
blosser Gebrauchswerth ist sie ein sinnliches Ding, woran nichts My-
steriöses, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, dass ihre
Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigen oder dass sie erst als
Produkt menschlicher Arbeit diese Eigenschaften erhält. Es liegt ab-
solut nichts räthselhaftes darin, dass der Mensch durch seine Thätigkeit
die Formen der Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert.
Die Form des Holzes z. B. wird verändert, wenn man aus ihm einen Tisch
macht. Nichtsdestoweniger bleibt der Tisch Holz, ein ordinäres sinn-

die Form des Werths, die ihn eben zum Tauschwerth macht, herauszufinden.
Grade in ihren besten Repräsentanten, wie A. Smith und Ricardo, behandelt sie
die Werthform als etwas ganz Gleichgültiges oder der Natur der Waare selbst
Aeusserliches. Der Grund ist nicht allein, dass die Analyse der Werthgrösse
ihre Aufmerksamkeit ganz absorbirt. Er liegt tiefer. Die Werthform des
Arbeitsprodukts
ist die abstrakteste, aber auch allgemeinste Form der bür-
gerlichen
Produktionsweise, die hierdurch als eine besondre Art gesell-
schaftlicher
Produktionsweise und damit zugleich historisch charakterisirt
wird. Versieht man sie daher für die ewige Naturform gesellschaftlicher Pro-
duktion, so übersieht man nothwendig auch das Specifische der Werthform, also
der Waarenform, weiter entwickelt der Geldform, Kapitalform u. s. w.
Man findet daher bei Oekonomen, welche über das Mass der Werthgrösse durch
Arbeitszeit durchaus übereinstimmen, die kunterbuntesten und widersprechendsten
Vorstellungen von Geld, d. h. der fertigen Gestalt des allgemeinen Aequivalents.
Diess tritt schlagend hervor z. B. bei der Behandlung des Bankwesens, wo mit den
gemeinplätzlichen Definitionen des Geldes nicht mehr ausgereicht wird. Im Gegen-
satz entsprang daher ein restaurirtes Merkantilsystem (Ganilh u. s. w.),
welches im Werth nur die gesellschaftliche Form sieht oder vielmehr nur
ihren substanzlosen Schein. — Um es ein für allemal zu bemerken, verstehe ich
unter klassischer politischer Oekonomie alle Oekonomie seit W. Petty,
die den innern Zusammenhang der bürgerlichen Produktionsverhältnisse er-
forscht, im Gegensatz zur Vulgärökonomie, die sich nur innerhalb des schein-
baren
Zusammenhangs herumtreibt, für eine plausible Verständlichmachung der
so zu sagen gröbsten Phänomene und den bürgerlichen Hausbedarf das von der
wissenschaftlichen Oekonomie längst gelieferte Material stets von neuem wieder-
kaut, im Uebrigen aber sich darauf beschränkt, die banalen und selbstgefälligen
Vorstellungen der bürgerlichen Produktionsagenten von ihrer eignen besten Welt
zu systematisiren, pedantisiren und als ewige Wahrheiten zu proklamiren.
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[35/0054] Eine Waare scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergiebt, dass sie ein sehr vertracktes Ding ist, voller metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken. Als blosser Gebrauchswerth ist sie ein sinnliches Ding, woran nichts My- steriöses, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, dass ihre Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigen oder dass sie erst als Produkt menschlicher Arbeit diese Eigenschaften erhält. Es liegt ab- solut nichts räthselhaftes darin, dass der Mensch durch seine Thätigkeit die Formen der Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert. Die Form des Holzes z. B. wird verändert, wenn man aus ihm einen Tisch macht. Nichtsdestoweniger bleibt der Tisch Holz, ein ordinäres sinn- 24) 24) die Form des Werths, die ihn eben zum Tauschwerth macht, herauszufinden. Grade in ihren besten Repräsentanten, wie A. Smith und Ricardo, behandelt sie die Werthform als etwas ganz Gleichgültiges oder der Natur der Waare selbst Aeusserliches. Der Grund ist nicht allein, dass die Analyse der Werthgrösse ihre Aufmerksamkeit ganz absorbirt. Er liegt tiefer. Die Werthform des Arbeitsprodukts ist die abstrakteste, aber auch allgemeinste Form der bür- gerlichen Produktionsweise, die hierdurch als eine besondre Art gesell- schaftlicher Produktionsweise und damit zugleich historisch charakterisirt wird. Versieht man sie daher für die ewige Naturform gesellschaftlicher Pro- duktion, so übersieht man nothwendig auch das Specifische der Werthform, also der Waarenform, weiter entwickelt der Geldform, Kapitalform u. s. w. Man findet daher bei Oekonomen, welche über das Mass der Werthgrösse durch Arbeitszeit durchaus übereinstimmen, die kunterbuntesten und widersprechendsten Vorstellungen von Geld, d. h. der fertigen Gestalt des allgemeinen Aequivalents. Diess tritt schlagend hervor z. B. bei der Behandlung des Bankwesens, wo mit den gemeinplätzlichen Definitionen des Geldes nicht mehr ausgereicht wird. Im Gegen- satz entsprang daher ein restaurirtes Merkantilsystem (Ganilh u. s. w.), welches im Werth nur die gesellschaftliche Form sieht oder vielmehr nur ihren substanzlosen Schein. — Um es ein für allemal zu bemerken, verstehe ich unter klassischer politischer Oekonomie alle Oekonomie seit W. Petty, die den innern Zusammenhang der bürgerlichen Produktionsverhältnisse er- forscht, im Gegensatz zur Vulgärökonomie, die sich nur innerhalb des schein- baren Zusammenhangs herumtreibt, für eine plausible Verständlichmachung der so zu sagen gröbsten Phänomene und den bürgerlichen Hausbedarf das von der wissenschaftlichen Oekonomie längst gelieferte Material stets von neuem wieder- kaut, im Uebrigen aber sich darauf beschränkt, die banalen und selbstgefälligen Vorstellungen der bürgerlichen Produktionsagenten von ihrer eignen besten Welt zu systematisiren, pedantisiren und als ewige Wahrheiten zu proklamiren. 3*

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/54>, abgerufen am 24.11.2024.