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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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alterthümlichen und Uebergangsformen, wohinter sich die Herrschaft des
Kapitals noch theilweis versteckt, und ersetzt sie durch seine direkte, un-

6) Mineninspektion. Die Arbeiter leiden nicht nur von den Zufällen
durch explodirende Gase. (n. 234 sqq.) "Wir haben uns ebenso sehr zu be-
klagen über die schlechte Ventilation der Kohlengruben, so dass die Leute kaum
darin athmen können; sie werden dadurch zu jeder Art Beschäftigung unfähig.
So hat z. B. grade jetzt in dem Theil der Mine, wo ich arbeite, die Pestluft viele
Leute für Wochen aufs Krankenbett geworfen. Die Hauptgänge sind meist luftig
genug, aber grade nicht die Plätze, worin wir arbeiten. Sendet ein Mann Klage
über Ventilation an den Inspektor, so wird er entlassen und ist ein "gezeich-
neter
" Mann, der auch sonstwo keine Beschäftigung findet. Der "Mining In-
specting Act" von 1860 ist ein reiner Papierlappen. Der Inspektor, und ihre
Zahl ist viel zu klein, macht vielleicht in 7 Jahren einmal eine formelle Visite.
Unser Inspektor ist ein ganz unfähiger, siebzigjähriger Mann, der mehr als 130
Kohlenbergwerken vorsteht. Neben mehr Inspektoren brauchen wir Subinspek-
toren." (n. 280.) "Soll dann die Regierung solch eine Armee von In-
spektoren halten
, dass sie alles, was Ihr verlangt, ohne Information der Ar-
beiter selbst thun können? -- Das ist unmöglich, aber sie sollen sich die Infor-
mation in den Minen selbst holen kommen." (n. 285.) "Glaubt Ihr nicht, dass
die Wirkung sein würde die Verantwortlichkeit (!) für die Ventilation
u. s. w. von dem Minenbesitzer auf die Regierungsbeamten zu wälzen? -- Keines-
wegs; es muss ihr Geschäft sein, die Befolgung der bereits bestehenden Gesetze
zu erzwingen." (n. 294.) "Wenn Ihr von Subinspektoren sprecht, meint Ihr
Leute mit weniger Gehalt und von niedrigerem Charakter als die gegenwärtigen
Inspektoren? -- Ich wünsche sie keineswegs niedriger, wenn Ihr sie besser
haben könnt." (n. 295.) "Wollt Ihr mehr Inspektoren oder eine niedrigere
Klasse von Leuten als die Inspektoren? -- Wir brauchen Leute, die sich in den
Minen selbst umtummeln, Leute, die keine Angst für ihre eigne Haut haben."
(n. 296.) "Wenn man Euren Wunsch nach Inspektoren von einer
schlechteren Sorte
erfüllte, würde ihr Mangel an Geschick nicht Gefahren
erzeugen u. s. w.? -- Nein; es ist Sache der Regierung, passende Subjekte anzu-
stellen." Diese Art Examination wird endlich selbst dem Präsidenten des Unter-
suchungscomite's zu toll. "Ihr wollt", fährt er dazwischen, "praktische Leute,
die sich in den Minen selbst umsehn und an den Inspektor berichten, der dann
seine höhere Wissenschaft verwenden kann." (n. 531.) "Würde die Ven-
tilation aller dieser alten Werke nicht viel Kosten verursachen? -- Ja, Unkosten
möchten erwachsen, aber Menschenleben würden beschützt." (n. 581.) Ein
Kohlenarbeiter protestirt gegen die 17. Sektion des Akts von 1860: "Gegen-
wärtig, wenn der Mineninspektor irgend einen Theil der Mine in nicht bearbeits-
fähigem Zustand findet, so muss er es an den Minenbesitzer und den Minister des
Innern berichten. Danach hat der Minenbesitzer 20 Tage Bedenkzeit; am Ende

alterthümlichen und Uebergangsformen, wohinter sich die Herrschaft des
Kapitals noch theilweis versteckt, und ersetzt sie durch seine direkte, un-

6) Mineninspektion. Die Arbeiter leiden nicht nur von den Zufällen
durch explodirende Gase. (n. 234 sqq.) „Wir haben uns ebenso sehr zu be-
klagen über die schlechte Ventilation der Kohlengruben, so dass die Leute kaum
darin athmen können; sie werden dadurch zu jeder Art Beschäftigung unfähig.
So hat z. B. grade jetzt in dem Theil der Mine, wo ich arbeite, die Pestluft viele
Leute für Wochen aufs Krankenbett geworfen. Die Hauptgänge sind meist luftig
genug, aber grade nicht die Plätze, worin wir arbeiten. Sendet ein Mann Klage
über Ventilation an den Inspektor, so wird er entlassen und ist ein „gezeich-
neter
“ Mann, der auch sonstwo keine Beschäftigung findet. Der „Mining In-
specting Act“ von 1860 ist ein reiner Papierlappen. Der Inspektor, und ihre
Zahl ist viel zu klein, macht vielleicht in 7 Jahren einmal eine formelle Visite.
Unser Inspektor ist ein ganz unfähiger, siebzigjähriger Mann, der mehr als 130
Kohlenbergwerken vorsteht. Neben mehr Inspektoren brauchen wir Subinspek-
toren.“ (n. 280.) „Soll dann die Regierung solch eine Armee von In-
spektoren halten
, dass sie alles, was Ihr verlangt, ohne Information der Ar-
beiter selbst thun können? — Das ist unmöglich, aber sie sollen sich die Infor-
mation in den Minen selbst holen kommen.“ (n. 285.) „Glaubt Ihr nicht, dass
die Wirkung sein würde die Verantwortlichkeit (!) für die Ventilation
u. s. w. von dem Minenbesitzer auf die Regierungsbeamten zu wälzen? — Keines-
wegs; es muss ihr Geschäft sein, die Befolgung der bereits bestehenden Gesetze
zu erzwingen.“ (n. 294.) „Wenn Ihr von Subinspektoren sprecht, meint Ihr
Leute mit weniger Gehalt und von niedrigerem Charakter als die gegenwärtigen
Inspektoren? — Ich wünsche sie keineswegs niedriger, wenn Ihr sie besser
haben könnt.“ (n. 295.) „Wollt Ihr mehr Inspektoren oder eine niedrigere
Klasse von Leuten als die Inspektoren? — Wir brauchen Leute, die sich in den
Minen selbst umtummeln, Leute, die keine Angst für ihre eigne Haut haben.“
(n. 296.) „Wenn man Euren Wunsch nach Inspektoren von einer
schlechteren Sorte
erfüllte, würde ihr Mangel an Geschick nicht Gefahren
erzeugen u. s. w.? — Nein; es ist Sache der Regierung, passende Subjekte anzu-
stellen.“ Diese Art Examination wird endlich selbst dem Präsidenten des Unter-
suchungscomité’s zu toll. „Ihr wollt“, fährt er dazwischen, „praktische Leute,
die sich in den Minen selbst umsehn und an den Inspektor berichten, der dann
seine höhere Wissenschaft verwenden kann.“ (n. 531.) „Würde die Ven-
tilation aller dieser alten Werke nicht viel Kosten verursachen? — Ja, Unkosten
möchten erwachsen, aber Menschenleben würden beschützt.“ (n. 581.) Ein
Kohlenarbeiter protestirt gegen die 17. Sektion des Akts von 1860: „Gegen-
wärtig, wenn der Mineninspektor irgend einen Theil der Mine in nicht bearbeits-
fähigem Zustand findet, so muss er es an den Minenbesitzer und den Minister des
Innern berichten. Danach hat der Minenbesitzer 20 Tage Bedenkzeit; am Ende
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[491/0510] alterthümlichen und Uebergangsformen, wohinter sich die Herrschaft des Kapitals noch theilweis versteckt, und ersetzt sie durch seine direkte, un- 321) 321) 6) Mineninspektion. Die Arbeiter leiden nicht nur von den Zufällen durch explodirende Gase. (n. 234 sqq.) „Wir haben uns ebenso sehr zu be- klagen über die schlechte Ventilation der Kohlengruben, so dass die Leute kaum darin athmen können; sie werden dadurch zu jeder Art Beschäftigung unfähig. So hat z. B. grade jetzt in dem Theil der Mine, wo ich arbeite, die Pestluft viele Leute für Wochen aufs Krankenbett geworfen. Die Hauptgänge sind meist luftig genug, aber grade nicht die Plätze, worin wir arbeiten. Sendet ein Mann Klage über Ventilation an den Inspektor, so wird er entlassen und ist ein „gezeich- neter“ Mann, der auch sonstwo keine Beschäftigung findet. Der „Mining In- specting Act“ von 1860 ist ein reiner Papierlappen. Der Inspektor, und ihre Zahl ist viel zu klein, macht vielleicht in 7 Jahren einmal eine formelle Visite. Unser Inspektor ist ein ganz unfähiger, siebzigjähriger Mann, der mehr als 130 Kohlenbergwerken vorsteht. Neben mehr Inspektoren brauchen wir Subinspek- toren.“ (n. 280.) „Soll dann die Regierung solch eine Armee von In- spektoren halten, dass sie alles, was Ihr verlangt, ohne Information der Ar- beiter selbst thun können? — Das ist unmöglich, aber sie sollen sich die Infor- mation in den Minen selbst holen kommen.“ (n. 285.) „Glaubt Ihr nicht, dass die Wirkung sein würde die Verantwortlichkeit (!) für die Ventilation u. s. w. von dem Minenbesitzer auf die Regierungsbeamten zu wälzen? — Keines- wegs; es muss ihr Geschäft sein, die Befolgung der bereits bestehenden Gesetze zu erzwingen.“ (n. 294.) „Wenn Ihr von Subinspektoren sprecht, meint Ihr Leute mit weniger Gehalt und von niedrigerem Charakter als die gegenwärtigen Inspektoren? — Ich wünsche sie keineswegs niedriger, wenn Ihr sie besser haben könnt.“ (n. 295.) „Wollt Ihr mehr Inspektoren oder eine niedrigere Klasse von Leuten als die Inspektoren? — Wir brauchen Leute, die sich in den Minen selbst umtummeln, Leute, die keine Angst für ihre eigne Haut haben.“ (n. 296.) „Wenn man Euren Wunsch nach Inspektoren von einer schlechteren Sorte erfüllte, würde ihr Mangel an Geschick nicht Gefahren erzeugen u. s. w.? — Nein; es ist Sache der Regierung, passende Subjekte anzu- stellen.“ Diese Art Examination wird endlich selbst dem Präsidenten des Unter- suchungscomité’s zu toll. „Ihr wollt“, fährt er dazwischen, „praktische Leute, die sich in den Minen selbst umsehn und an den Inspektor berichten, der dann seine höhere Wissenschaft verwenden kann.“ (n. 531.) „Würde die Ven- tilation aller dieser alten Werke nicht viel Kosten verursachen? — Ja, Unkosten möchten erwachsen, aber Menschenleben würden beschützt.“ (n. 581.) Ein Kohlenarbeiter protestirt gegen die 17. Sektion des Akts von 1860: „Gegen- wärtig, wenn der Mineninspektor irgend einen Theil der Mine in nicht bearbeits- fähigem Zustand findet, so muss er es an den Minenbesitzer und den Minister des Innern berichten. Danach hat der Minenbesitzer 20 Tage Bedenkzeit; am Ende

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/510>, abgerufen am 22.11.2024.