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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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mässige Rückwirkung der Gesellschaft auf die naturwüchsige Gestalt
ihres Produktionsprozesses, ist, wie man gesehn, ebenso sehr ein nothwen-
diges Produkt der grossen Industrie, als Baumwollgarn, Selfactors und der
elektrische Telegraph. Bevor wir zu ihrer bevorstehenden Verallge-
meinerung
in England übergehn, sind noch einige nicht auf die Stun-
denzahl des Arbeitstags bezügliche Klauseln des englischen Fabrikakts
kurz zu erwähnen.

Abgesehn von ihrer Redaktion, welche dem Kapitalisten ihre Um-
gehung erleichtert, sind die Gesundheitsklauseln äusserst mager,
in der That beschränkt auf Vorschriften für Weisswaschung und einige
sonstige Reinlichkeitsmassregeln, Ventilation, und Schutz gegen gefähr-
liche Maschinerie. Wir kommen im dritten Buch auf den fanatischen
Kampf der Fabrikanten gegen die Klausel zurück, die ihnen eine geringe
Ausgabe zum Schutz der Gliedmassen ihrer "Hände" aufoktroyirt. Hier
bewährt sich wieder glänzend das Freihandelsdogma, dass in einer Gesell-
schaft antagonistischer Interessen Jeder das Gemeinwohl durch Verfolgung
seines Eigennutzes fördert. Ein Beispiel genügt. Man weiss, dass sich
während der letztverflossenen zwanzigjährigen Periode die Flachsindu-
strie
und mit ihr die scutching mills (Fabriken zum Schlagen und
Brechen des Flachses) in Irland sehr vermehrt haben. Es gab dort 1864
an 1800 dieser mills. Periodisch im Herbst und Winter werden haupt-
sächlich junge Personen und Weiber, die Söhne, Töchter und Frauen der
benachbarten kleinen Pächter, lauter mit Maschinerie ganz unbekannte
Personen, von der Feldarbeit weggeholt, um die Walzwerke der scutch-
ing mills mit Flachs zu füttern. Die Unfälle sind nach Umfang und
Intensivität gänzlich beispiellos in der Geschichte der Maschinerie. Eine
einzige scutching mill zu Kildinan (bei Cork) zählte von 1852 bis 1856
sechs Todesfälle und 60 schwere Verstümmelungen, welchen allen durch die
einfachsten Anstalten, zur Kost von wenigen Schillingen, vorgebeugt wer-
den konnte. Dr. W. White, der certifying surgeon der Fabriken zu
Downpatrick, erklärt in einem officiellen Bericht vom 15. December 1865:
"Die Unfälle in scutching mills sind furchtbarster Art. In vielen Fällen
wird ein Viertheil des Körpers vom Rumpfe gerissen. Tod oder eine Zu-
kunft elenden Unvermögens und Leidens sind gewöhnliche Folgen der
Wunden. Die Zunahme der Fabriken in diesem Lande wird natürlich
diese schauderhaften Resultate ausdehnen. Ich bin überzeugt, dass durch

mässige Rückwirkung der Gesellschaft auf die naturwüchsige Gestalt
ihres Produktionsprozesses, ist, wie man gesehn, ebenso sehr ein nothwen-
diges Produkt der grossen Industrie, als Baumwollgarn, Selfactors und der
elektrische Telegraph. Bevor wir zu ihrer bevorstehenden Verallge-
meinerung
in England übergehn, sind noch einige nicht auf die Stun-
denzahl des Arbeitstags bezügliche Klauseln des englischen Fabrikakts
kurz zu erwähnen.

Abgesehn von ihrer Redaktion, welche dem Kapitalisten ihre Um-
gehung erleichtert, sind die Gesundheitsklauseln äusserst mager,
in der That beschränkt auf Vorschriften für Weisswaschung und einige
sonstige Reinlichkeitsmassregeln, Ventilation, und Schutz gegen gefähr-
liche Maschinerie. Wir kommen im dritten Buch auf den fanatischen
Kampf der Fabrikanten gegen die Klausel zurück, die ihnen eine geringe
Ausgabe zum Schutz der Gliedmassen ihrer „Hände“ aufoktroyirt. Hier
bewährt sich wieder glänzend das Freihandelsdogma, dass in einer Gesell-
schaft antagonistischer Interessen Jeder das Gemeinwohl durch Verfolgung
seines Eigennutzes fördert. Ein Beispiel genügt. Man weiss, dass sich
während der letztverflossenen zwanzigjährigen Periode die Flachsindu-
strie
und mit ihr die scutching mills (Fabriken zum Schlagen und
Brechen des Flachses) in Irland sehr vermehrt haben. Es gab dort 1864
an 1800 dieser mills. Periodisch im Herbst und Winter werden haupt-
sächlich junge Personen und Weiber, die Söhne, Töchter und Frauen der
benachbarten kleinen Pächter, lauter mit Maschinerie ganz unbekannte
Personen, von der Feldarbeit weggeholt, um die Walzwerke der scutch-
ing mills mit Flachs zu füttern. Die Unfälle sind nach Umfang und
Intensivität gänzlich beispiellos in der Geschichte der Maschinerie. Eine
einzige scutching mill zu Kildinan (bei Cork) zählte von 1852 bis 1856
sechs Todesfälle und 60 schwere Verstümmelungen, welchen allen durch die
einfachsten Anstalten, zur Kost von wenigen Schillingen, vorgebeugt wer-
den konnte. Dr. W. White, der certifying surgeon der Fabriken zu
Downpatrick, erklärt in einem officiellen Bericht vom 15. December 1865:
„Die Unfälle in scutching mills sind furchtbarster Art. In vielen Fällen
wird ein Viertheil des Körpers vom Rumpfe gerissen. Tod oder eine Zu-
kunft elenden Unvermögens und Leidens sind gewöhnliche Folgen der
Wunden. Die Zunahme der Fabriken in diesem Lande wird natürlich
diese schauderhaften Resultate ausdehnen. Ich bin überzeugt, dass durch

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[473/0492] mässige Rückwirkung der Gesellschaft auf die naturwüchsige Gestalt ihres Produktionsprozesses, ist, wie man gesehn, ebenso sehr ein nothwen- diges Produkt der grossen Industrie, als Baumwollgarn, Selfactors und der elektrische Telegraph. Bevor wir zu ihrer bevorstehenden Verallge- meinerung in England übergehn, sind noch einige nicht auf die Stun- denzahl des Arbeitstags bezügliche Klauseln des englischen Fabrikakts kurz zu erwähnen. Abgesehn von ihrer Redaktion, welche dem Kapitalisten ihre Um- gehung erleichtert, sind die Gesundheitsklauseln äusserst mager, in der That beschränkt auf Vorschriften für Weisswaschung und einige sonstige Reinlichkeitsmassregeln, Ventilation, und Schutz gegen gefähr- liche Maschinerie. Wir kommen im dritten Buch auf den fanatischen Kampf der Fabrikanten gegen die Klausel zurück, die ihnen eine geringe Ausgabe zum Schutz der Gliedmassen ihrer „Hände“ aufoktroyirt. Hier bewährt sich wieder glänzend das Freihandelsdogma, dass in einer Gesell- schaft antagonistischer Interessen Jeder das Gemeinwohl durch Verfolgung seines Eigennutzes fördert. Ein Beispiel genügt. Man weiss, dass sich während der letztverflossenen zwanzigjährigen Periode die Flachsindu- strie und mit ihr die scutching mills (Fabriken zum Schlagen und Brechen des Flachses) in Irland sehr vermehrt haben. Es gab dort 1864 an 1800 dieser mills. Periodisch im Herbst und Winter werden haupt- sächlich junge Personen und Weiber, die Söhne, Töchter und Frauen der benachbarten kleinen Pächter, lauter mit Maschinerie ganz unbekannte Personen, von der Feldarbeit weggeholt, um die Walzwerke der scutch- ing mills mit Flachs zu füttern. Die Unfälle sind nach Umfang und Intensivität gänzlich beispiellos in der Geschichte der Maschinerie. Eine einzige scutching mill zu Kildinan (bei Cork) zählte von 1852 bis 1856 sechs Todesfälle und 60 schwere Verstümmelungen, welchen allen durch die einfachsten Anstalten, zur Kost von wenigen Schillingen, vorgebeugt wer- den konnte. Dr. W. White, der certifying surgeon der Fabriken zu Downpatrick, erklärt in einem officiellen Bericht vom 15. December 1865: „Die Unfälle in scutching mills sind furchtbarster Art. In vielen Fällen wird ein Viertheil des Körpers vom Rumpfe gerissen. Tod oder eine Zu- kunft elenden Unvermögens und Leidens sind gewöhnliche Folgen der Wunden. Die Zunahme der Fabriken in diesem Lande wird natürlich diese schauderhaften Resultate ausdehnen. Ich bin überzeugt, dass durch

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/492>, abgerufen am 22.11.2024.