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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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raschen Verderb der leichteren Maschinen u. s. w., lauter Hindernisse,
welche die Erfahrung bald überwinden lehrt274). Wenn einerseits die
Koncentration vieler Arbeitsmaschinen in grösseren Manufakturen zur An-
wendung der Dampfkraft treibt, beschleunigt andrerseits die Konkurrenz
des Dampfes mit Menschenmuskeln Koncentration von Arbeitern und Ar-
beitsmaschinen in grossen Fabriken. So erlebt England gegenwärtig in
der kolossalen Produktionssphäre des "Wearing Apparel", wie den mei-
sten übrigen Gewerken, die Umwälzung der Manufaktur, des Handwerks
und der Hausarbeit in Fabrikbetrieb, nachdem alle jene Formen, unter
dem Einfluss der grossen Industrie gänzlich verändert, zersetzt, ent-
stellt, bereits längst alle Ungeheuerlichkeiten des Fabriksystems ohne
seine positiven Entwicklungsmomente reproducirt und selbst übertrieben
hatten275).

Diese naturwüchsig vorgehende industrielle Revolution wird künstlich
beschleunigt durch die Ausdehnung der Fabrikgesetze auf alle Indu-
striezweige, worin Weiber, junge Personen und Kinder arbeiten. Die zwangs-
mässige Regulation des Arbeitstags nach Länge, Pausen, Anfangs- und
Endpunkt, das System der Ablösung für Kinder, der Ausschluss aller Kin-
der unter einem gewissen Alter u. s. w. ernöthigen einerseits vermehrte
Maschinerie276) und Ersatz von Muskeln durch Dampf als Trieb-

274) So im Armee-Kleidungsdepot zu Pimlico, London, in der Hemdenfabrik
von Tillie und Henderson zu Londonderry, in der Kleiderfabrik der Firma Tait, zu
Limerick, die an 1200 "Hände" vernutzt.
275) "Tendency to factory system." (l. c. p. LXVII.) "The whole
employment is at this time in a state of transition, and is undergoing the same
change as that effected in the lace trade, weaving etc." (l. c. n. 405). "A com-
plete Revolution." (l. c. p. XLVI, n. 318.) Zur Zeit der "Child. Empl.
Comm
." von 1840 war die Strumpfwirkerei noch Handarbeit. Seit 1846
wurde verschiedenartige Maschinerie eingeführt, jetzt durch Dampf getrieben. Die
Gesammtzahl der in der englischen Strumpfwirkerei beschäftigten Personen
beiderlei Geschlechts und aller Altersstufen vom 3. Jahr an betrug 1862 ungefähr
120,000 Personen. Davon, nach Parliamentary Return vom 11. Februar, 1862
doch nur 4063 unter der Botmässigkeit des Fabrikakts.
276) So z. B. in der Töpferei berichtet die Firma Cochrane von der "Britain
Pottery, Glasgow": "To keep up our quantity, we have gone extensively into
machines wrought by unskilled labour, and every day convinces us that we
can produce a greater quantity than by the old method." ("Reports of Insp.

raschen Verderb der leichteren Maschinen u. s. w., lauter Hindernisse,
welche die Erfahrung bald überwinden lehrt274). Wenn einerseits die
Koncentration vieler Arbeitsmaschinen in grösseren Manufakturen zur An-
wendung der Dampfkraft treibt, beschleunigt andrerseits die Konkurrenz
des Dampfes mit Menschenmuskeln Koncentration von Arbeitern und Ar-
beitsmaschinen in grossen Fabriken. So erlebt England gegenwärtig in
der kolossalen Produktionssphäre des „Wearing Apparel“, wie den mei-
sten übrigen Gewerken, die Umwälzung der Manufaktur, des Handwerks
und der Hausarbeit in Fabrikbetrieb, nachdem alle jene Formen, unter
dem Einfluss der grossen Industrie gänzlich verändert, zersetzt, ent-
stellt, bereits längst alle Ungeheuerlichkeiten des Fabriksystems ohne
seine positiven Entwicklungsmomente reproducirt und selbst übertrieben
hatten275).

Diese naturwüchsig vorgehende industrielle Revolution wird künstlich
beschleunigt durch die Ausdehnung der Fabrikgesetze auf alle Indu-
striezweige, worin Weiber, junge Personen und Kinder arbeiten. Die zwangs-
mässige Regulation des Arbeitstags nach Länge, Pausen, Anfangs- und
Endpunkt, das System der Ablösung für Kinder, der Ausschluss aller Kin-
der unter einem gewissen Alter u. s. w. ernöthigen einerseits vermehrte
Maschinerie276) und Ersatz von Muskeln durch Dampf als Trieb-

274) So im Armee-Kleidungsdepot zu Pimlico, London, in der Hemdenfabrik
von Tillie und Henderson zu Londonderry, in der Kleiderfabrik der Firma Tait, zu
Limerick, die an 1200 „Hände“ vernutzt.
275)Tendency to factory system.“ (l. c. p. LXVII.) „The whole
employment is at this time in a state of transition, and is undergoing the same
change as that effected in the lace trade, weaving etc.“ (l. c. n. 405). „A com-
plete Revolution.“ (l. c. p. XLVI, n. 318.) Zur Zeit der „Child. Empl.
Comm
.“ von 1840 war die Strumpfwirkerei noch Handarbeit. Seit 1846
wurde verschiedenartige Maschinerie eingeführt, jetzt durch Dampf getrieben. Die
Gesammtzahl der in der englischen Strumpfwirkerei beschäftigten Personen
beiderlei Geschlechts und aller Altersstufen vom 3. Jahr an betrug 1862 ungefähr
120,000 Personen. Davon, nach Parliamentary Return vom 11. Februar, 1862
doch nur 4063 unter der Botmässigkeit des Fabrikakts.
276) So z. B. in der Töpferei berichtet die Firma Cochrane von der „Britain
Pottery, Glasgow“: „To keep up our quantity, we have gone extensively into
machines wrought by unskilled labour, and every day convinces us that we
can produce a greater quantity than by the old method.“ („Reports of Insp.
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[466/0485] raschen Verderb der leichteren Maschinen u. s. w., lauter Hindernisse, welche die Erfahrung bald überwinden lehrt 274). Wenn einerseits die Koncentration vieler Arbeitsmaschinen in grösseren Manufakturen zur An- wendung der Dampfkraft treibt, beschleunigt andrerseits die Konkurrenz des Dampfes mit Menschenmuskeln Koncentration von Arbeitern und Ar- beitsmaschinen in grossen Fabriken. So erlebt England gegenwärtig in der kolossalen Produktionssphäre des „Wearing Apparel“, wie den mei- sten übrigen Gewerken, die Umwälzung der Manufaktur, des Handwerks und der Hausarbeit in Fabrikbetrieb, nachdem alle jene Formen, unter dem Einfluss der grossen Industrie gänzlich verändert, zersetzt, ent- stellt, bereits längst alle Ungeheuerlichkeiten des Fabriksystems ohne seine positiven Entwicklungsmomente reproducirt und selbst übertrieben hatten 275). Diese naturwüchsig vorgehende industrielle Revolution wird künstlich beschleunigt durch die Ausdehnung der Fabrikgesetze auf alle Indu- striezweige, worin Weiber, junge Personen und Kinder arbeiten. Die zwangs- mässige Regulation des Arbeitstags nach Länge, Pausen, Anfangs- und Endpunkt, das System der Ablösung für Kinder, der Ausschluss aller Kin- der unter einem gewissen Alter u. s. w. ernöthigen einerseits vermehrte Maschinerie 276) und Ersatz von Muskeln durch Dampf als Trieb- 274) So im Armee-Kleidungsdepot zu Pimlico, London, in der Hemdenfabrik von Tillie und Henderson zu Londonderry, in der Kleiderfabrik der Firma Tait, zu Limerick, die an 1200 „Hände“ vernutzt. 275) „Tendency to factory system.“ (l. c. p. LXVII.) „The whole employment is at this time in a state of transition, and is undergoing the same change as that effected in the lace trade, weaving etc.“ (l. c. n. 405). „A com- plete Revolution.“ (l. c. p. XLVI, n. 318.) Zur Zeit der „Child. Empl. Comm.“ von 1840 war die Strumpfwirkerei noch Handarbeit. Seit 1846 wurde verschiedenartige Maschinerie eingeführt, jetzt durch Dampf getrieben. Die Gesammtzahl der in der englischen Strumpfwirkerei beschäftigten Personen beiderlei Geschlechts und aller Altersstufen vom 3. Jahr an betrug 1862 ungefähr 120,000 Personen. Davon, nach Parliamentary Return vom 11. Februar, 1862 doch nur 4063 unter der Botmässigkeit des Fabrikakts. 276) So z. B. in der Töpferei berichtet die Firma Cochrane von der „Britain Pottery, Glasgow“: „To keep up our quantity, we have gone extensively into machines wrought by unskilled labour, and every day convinces us that we can produce a greater quantity than by the old method.“ („Reports of Insp.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/485>, abgerufen am 22.11.2024.