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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Endlich, wie bei aller Maschinerie, die kein gegliedertes System bildet, und
im Zwergformat anwendbar ist, benutzen Handwerker oder Hausarbeiter,
mit eigner Familie oder Zuziehung weniger fremder Arbeiter, auch ihnen
selbst gehörige Nähmaschinen270). Thatsächlich überwiegt jetzt in Eng-
land das System, dass der Kapitalist eine grössere Maschinenanzahl in
seinen Baulichkeiten koncentrirt und dann das Maschinenprodukt zur wei-
teren Verarbeitung unter die Armee der Hausarbeiter vertheilt271). Die
Buntheit der Uebergangsformen versteckt jedoch nicht die Tendenz zur
Verwandlung in eigentlichen Fabrikbetrieb. Diese Tendenz wird
genährt durch den Charakter der Nähmaschine selbst, deren mannigfaltige
Anwendbarkeit zur Vereinigung früher getrennter Geschäftszweige in der-
selben Baulichkeit und unter dem Kommando desselben Kapitals drängt;
durch den Umstand, dass vorläufiges Nadelwerk und einige andere Operatio-
nen am geeignetsten am Sitz der Maschine verrichtet werden; endlich durch
die unvermeidliche Expropriation der Handwerker und Hausarbei-
ter
, die mit eignen Maschinen produciren. Diess Fatum hat sie zum Theil
schon jetzt erreicht. Die stets wachsende Masse des in Nähmaschinen
angelegten Kapitals272) spornt die Produktion und erzeugt Marktstockun-
gen, welche das Signal zum Verkauf der Nähmaschinen durch die Haus-
arbeiter läuten. Die Ueberproduktion von solchen Maschinen selbst zwingt
ihre absatzbedürftigen Producenten sie auf wöchentliche Miethe zu ver-
leihn und schafft damit eine für die kleinen Maschineneigner tödtliche Kon-
kurrenz273). Stets noch fortdauernde Konstruktionswechsel und Verwohl-
feilerung der Maschinen depreciiren eben so beständig ihre alten Exem-
plare und lassen sie nur noch massenhaft, zu Spottpreisen gekauft, in
der Hand grosser Kapitalisten, profitlich anwenden. Endlich giebt die
Substitution der Dampfmaschine für den Menschen, hier wie in allen
ähnlichen Umwälzungsprozessen, den Ausschlag. Die Anwendung der
Dampfkraft stösst im Anfang auf rein technische Hindernisse, wie Schütteln
der Maschinen, Schwierigkeit in der Beherrschung ihrer Geschwindigkeit,

270) In der Handschuhmacherei u. s. w., wo die Lage der Arbeiter von der
der Paupers kaum unterscheidbar, kömmt diess nicht vor.
271) l. c. n. 122.
272) In der für den Grossverkauf producirenden Stiefel- und Schuhmacherei
von Leicester allein waren 1864 bereits 800 Nähmaschinen im Gebrauch.
273) l. c. p. 84, n. 124.
I. 30

Endlich, wie bei aller Maschinerie, die kein gegliedertes System bildet, und
im Zwergformat anwendbar ist, benutzen Handwerker oder Hausarbeiter,
mit eigner Familie oder Zuziehung weniger fremder Arbeiter, auch ihnen
selbst gehörige Nähmaschinen270). Thatsächlich überwiegt jetzt in Eng-
land das System, dass der Kapitalist eine grössere Maschinenanzahl in
seinen Baulichkeiten koncentrirt und dann das Maschinenprodukt zur wei-
teren Verarbeitung unter die Armee der Hausarbeiter vertheilt271). Die
Buntheit der Uebergangsformen versteckt jedoch nicht die Tendenz zur
Verwandlung in eigentlichen Fabrikbetrieb. Diese Tendenz wird
genährt durch den Charakter der Nähmaschine selbst, deren mannigfaltige
Anwendbarkeit zur Vereinigung früher getrennter Geschäftszweige in der-
selben Baulichkeit und unter dem Kommando desselben Kapitals drängt;
durch den Umstand, dass vorläufiges Nadelwerk und einige andere Operatio-
nen am geeignetsten am Sitz der Maschine verrichtet werden; endlich durch
die unvermeidliche Expropriation der Handwerker und Hausarbei-
ter
, die mit eignen Maschinen produciren. Diess Fatum hat sie zum Theil
schon jetzt erreicht. Die stets wachsende Masse des in Nähmaschinen
angelegten Kapitals272) spornt die Produktion und erzeugt Marktstockun-
gen, welche das Signal zum Verkauf der Nähmaschinen durch die Haus-
arbeiter läuten. Die Ueberproduktion von solchen Maschinen selbst zwingt
ihre absatzbedürftigen Producenten sie auf wöchentliche Miethe zu ver-
leihn und schafft damit eine für die kleinen Maschineneigner tödtliche Kon-
kurrenz273). Stets noch fortdauernde Konstruktionswechsel und Verwohl-
feilerung der Maschinen depreciiren eben so beständig ihre alten Exem-
plare und lassen sie nur noch massenhaft, zu Spottpreisen gekauft, in
der Hand grosser Kapitalisten, profitlich anwenden. Endlich giebt die
Substitution der Dampfmaschine für den Menschen, hier wie in allen
ähnlichen Umwälzungsprozessen, den Ausschlag. Die Anwendung der
Dampfkraft stösst im Anfang auf rein technische Hindernisse, wie Schütteln
der Maschinen, Schwierigkeit in der Beherrschung ihrer Geschwindigkeit,

270) In der Handschuhmacherei u. s. w., wo die Lage der Arbeiter von der
der Paupers kaum unterscheidbar, kömmt diess nicht vor.
271) l. c. n. 122.
272) In der für den Grossverkauf producirenden Stiefel- und Schuhmacherei
von Leicester allein waren 1864 bereits 800 Nähmaschinen im Gebrauch.
273) l. c. p. 84, n. 124.
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[465/0484] Endlich, wie bei aller Maschinerie, die kein gegliedertes System bildet, und im Zwergformat anwendbar ist, benutzen Handwerker oder Hausarbeiter, mit eigner Familie oder Zuziehung weniger fremder Arbeiter, auch ihnen selbst gehörige Nähmaschinen 270). Thatsächlich überwiegt jetzt in Eng- land das System, dass der Kapitalist eine grössere Maschinenanzahl in seinen Baulichkeiten koncentrirt und dann das Maschinenprodukt zur wei- teren Verarbeitung unter die Armee der Hausarbeiter vertheilt 271). Die Buntheit der Uebergangsformen versteckt jedoch nicht die Tendenz zur Verwandlung in eigentlichen Fabrikbetrieb. Diese Tendenz wird genährt durch den Charakter der Nähmaschine selbst, deren mannigfaltige Anwendbarkeit zur Vereinigung früher getrennter Geschäftszweige in der- selben Baulichkeit und unter dem Kommando desselben Kapitals drängt; durch den Umstand, dass vorläufiges Nadelwerk und einige andere Operatio- nen am geeignetsten am Sitz der Maschine verrichtet werden; endlich durch die unvermeidliche Expropriation der Handwerker und Hausarbei- ter, die mit eignen Maschinen produciren. Diess Fatum hat sie zum Theil schon jetzt erreicht. Die stets wachsende Masse des in Nähmaschinen angelegten Kapitals 272) spornt die Produktion und erzeugt Marktstockun- gen, welche das Signal zum Verkauf der Nähmaschinen durch die Haus- arbeiter läuten. Die Ueberproduktion von solchen Maschinen selbst zwingt ihre absatzbedürftigen Producenten sie auf wöchentliche Miethe zu ver- leihn und schafft damit eine für die kleinen Maschineneigner tödtliche Kon- kurrenz 273). Stets noch fortdauernde Konstruktionswechsel und Verwohl- feilerung der Maschinen depreciiren eben so beständig ihre alten Exem- plare und lassen sie nur noch massenhaft, zu Spottpreisen gekauft, in der Hand grosser Kapitalisten, profitlich anwenden. Endlich giebt die Substitution der Dampfmaschine für den Menschen, hier wie in allen ähnlichen Umwälzungsprozessen, den Ausschlag. Die Anwendung der Dampfkraft stösst im Anfang auf rein technische Hindernisse, wie Schütteln der Maschinen, Schwierigkeit in der Beherrschung ihrer Geschwindigkeit, 270) In der Handschuhmacherei u. s. w., wo die Lage der Arbeiter von der der Paupers kaum unterscheidbar, kömmt diess nicht vor. 271) l. c. n. 122. 272) In der für den Grossverkauf producirenden Stiefel- und Schuhmacherei von Leicester allein waren 1864 bereits 800 Nähmaschinen im Gebrauch. 273) l. c. p. 84, n. 124. I. 30

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/484>, abgerufen am 22.11.2024.