mächtigt218). Was ferner das Rohmaterial betrifft219), so unterliegt es z. B. keinem Zweifel, dass der Sturmmarsch der Baumwollspinnerei den Baumwollbau der Vereinigten Staaten und mit ihm nicht nur den afrika- nischen Sklavenhandel treibhausmässig förderte, sondern zugleich die Negerzucht zum Hauptgeschäft der sogenannten Border slaves states machte. Als 1790 der erste Sklavencensus in den Vereinigten Staaten aufgenommen ward, betrug ihre Zahl 697,000, dagegen 1861 ungefähr vier Millionen. Andrerseits ist es nicht minder gewiss, dass das Auf- blühen der mechanischen Wollfabrik mit der progressiven Verwandlung von Ackerland in Schafweide die massenhafte Verjagung und "Ueber- zähligmachung" der Landarbeiter hervorrief. Irland untergeht noch in diesem Augenblick den Prozess, seine seit 20 Jahren beinahe um die Hälfte verkürzte Bevölkerung noch weiter auf das dem Bedürfniss seiner Landlords und der englischen Herrn Wollfabrikanten exakt entsprechende Mass zu reduciren.
Ergreift die Maschinerie eine Vor- oder Zwischenstufe des Gesammt- cursus, den ein Arbeitsgegenstand bis zu seiner letzten Form zu durch- laufen hat, so vermehrt sich mit dem Arbeitsmaterial die Arbeitsnachfrage in den noch handwerks- oder manufakturmässig betriebnen Gewerken, welche das Maschinenfabrikat weiter formen. Die Maschinenspinnerei z. B. lieferte das Garn so wohlfeil und so reichlich, dass die Handweber zu- nächst, ohne vermehrte Auslage, volle Zeit arbeiten konnten. So stieg ihr Einkommen220). Daher Menschenzufluss in die Baumwollweberei, bis
218) In England und Wales 1861 in der Produktion von Maschinerie beschäf- tigt: 60,807 Personen, eingezählt die Fabrikanten sammt ihren Commis u. s. w., ditto alle Agenten und Handelsleute in diesem Fach. Ausgeschlossen dagegen die Producenten kleinerer Maschinen, wie Nähmaschinen u. s. w., ebenso die Produ- centen der Werkzeuge für die Arbeitsmaschinen, wie Spindeln u. s. w. Zahl sämmtlicher Civilingenieure betrug 3329.
219) Da Eisen einer der wichtigsten Rohstoffe, so sei hier bemerkt, dass 1861 in England und Wales 125,771 Eisengiesser, wovon 123,430 männlich, 2341 weib- lich. Von den erstern 30,810 unter und 92,620 über 20 Jahre.
220) "Eine Familie von 4 erwachsnen Personen (Baumwollwebern) mit zwei Kindern als winders gewann Ende des letzten und Anfang des gegenwärtigen Jahr- hunderts 4 Pfd. St. per Woche bei 10stündiger Tagesarbeit; war die Arbeit sehr dringend, so konnten sie mehr verdienen ... Früher hatten sie immer gelitten von mangelnder Garnzufuhr." (Gaskell l. c. p. 25--27.)
mächtigt218). Was ferner das Rohmaterial betrifft219), so unterliegt es z. B. keinem Zweifel, dass der Sturmmarsch der Baumwollspinnerei den Baumwollbau der Vereinigten Staaten und mit ihm nicht nur den afrika- nischen Sklavenhandel treibhausmässig förderte, sondern zugleich die Negerzucht zum Hauptgeschäft der sogenannten Border slaves states machte. Als 1790 der erste Sklavencensus in den Vereinigten Staaten aufgenommen ward, betrug ihre Zahl 697,000, dagegen 1861 ungefähr vier Millionen. Andrerseits ist es nicht minder gewiss, dass das Auf- blühen der mechanischen Wollfabrik mit der progressiven Verwandlung von Ackerland in Schafweide die massenhafte Verjagung und „Ueber- zähligmachung“ der Landarbeiter hervorrief. Irland untergeht noch in diesem Augenblick den Prozess, seine seit 20 Jahren beinahe um die Hälfte verkürzte Bevölkerung noch weiter auf das dem Bedürfniss seiner Landlords und der englischen Herrn Wollfabrikanten exakt entsprechende Mass zu reduciren.
Ergreift die Maschinerie eine Vor- oder Zwischenstufe des Gesammt- cursus, den ein Arbeitsgegenstand bis zu seiner letzten Form zu durch- laufen hat, so vermehrt sich mit dem Arbeitsmaterial die Arbeitsnachfrage in den noch handwerks- oder manufakturmässig betriebnen Gewerken, welche das Maschinenfabrikat weiter formen. Die Maschinenspinnerei z. B. lieferte das Garn so wohlfeil und so reichlich, dass die Handweber zu- nächst, ohne vermehrte Auslage, volle Zeit arbeiten konnten. So stieg ihr Einkommen220). Daher Menschenzufluss in die Baumwollweberei, bis
218) In England und Wales 1861 in der Produktion von Maschinerie beschäf- tigt: 60,807 Personen, eingezählt die Fabrikanten sammt ihren Commis u. s. w., ditto alle Agenten und Handelsleute in diesem Fach. Ausgeschlossen dagegen die Producenten kleinerer Maschinen, wie Nähmaschinen u. s. w., ebenso die Produ- centen der Werkzeuge für die Arbeitsmaschinen, wie Spindeln u. s. w. Zahl sämmtlicher Civilingenieure betrug 3329.
219) Da Eisen einer der wichtigsten Rohstoffe, so sei hier bemerkt, dass 1861 in England und Wales 125,771 Eisengiesser, wovon 123,430 männlich, 2341 weib- lich. Von den erstern 30,810 unter und 92,620 über 20 Jahre.
220) „Eine Familie von 4 erwachsnen Personen (Baumwollwebern) mit zwei Kindern als winders gewann Ende des letzten und Anfang des gegenwärtigen Jahr- hunderts 4 Pfd. St. per Woche bei 10stündiger Tagesarbeit; war die Arbeit sehr dringend, so konnten sie mehr verdienen … Früher hatten sie immer gelitten von mangelnder Garnzufuhr.“ (Gaskell l. c. p. 25—27.)
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z. B. keinem Zweifel, dass der Sturmmarsch der Baumwollspinnerei den
Baumwollbau der Vereinigten Staaten und mit ihm nicht nur den afrika-
nischen Sklavenhandel treibhausmässig förderte, sondern zugleich die
Negerzucht zum Hauptgeschäft der sogenannten Border slaves states
machte. Als 1790 der erste Sklavencensus in den Vereinigten Staaten
aufgenommen ward, betrug ihre Zahl 697,000, dagegen 1861 ungefähr
vier Millionen. Andrerseits ist es nicht minder gewiss, dass das Auf-
blühen der mechanischen Wollfabrik mit der progressiven Verwandlung
von Ackerland in Schafweide die massenhafte Verjagung und „Ueber-
zähligmachung“ der Landarbeiter hervorrief. Irland untergeht noch in
diesem Augenblick den Prozess, seine seit 20 Jahren beinahe um die
Hälfte verkürzte Bevölkerung noch weiter auf das dem Bedürfniss seiner
Landlords und der englischen Herrn Wollfabrikanten exakt entsprechende
Mass zu reduciren.
Ergreift die Maschinerie eine Vor- oder Zwischenstufe des Gesammt-
cursus, den ein Arbeitsgegenstand bis zu seiner letzten Form zu durch-
laufen hat, so vermehrt sich mit dem Arbeitsmaterial die Arbeitsnachfrage
in den noch handwerks- oder manufakturmässig betriebnen Gewerken,
welche das Maschinenfabrikat weiter formen. Die Maschinenspinnerei
z. B. lieferte das Garn so wohlfeil und so reichlich, dass die Handweber zu-
nächst, ohne vermehrte Auslage, volle Zeit arbeiten konnten. So stieg ihr
Einkommen 220). Daher Menschenzufluss in die Baumwollweberei, bis
218) In England und Wales 1861 in der Produktion von Maschinerie beschäf-
tigt: 60,807 Personen, eingezählt die Fabrikanten sammt ihren Commis u. s. w.,
ditto alle Agenten und Handelsleute in diesem Fach. Ausgeschlossen dagegen die
Producenten kleinerer Maschinen, wie Nähmaschinen u. s. w., ebenso die Produ-
centen der Werkzeuge für die Arbeitsmaschinen, wie Spindeln u. s. w. Zahl
sämmtlicher Civilingenieure betrug 3329.
219) Da Eisen einer der wichtigsten Rohstoffe, so sei hier bemerkt, dass 1861 in
England und Wales 125,771 Eisengiesser, wovon 123,430 männlich, 2341 weib-
lich. Von den erstern 30,810 unter und 92,620 über 20 Jahre.
220) „Eine Familie von 4 erwachsnen Personen (Baumwollwebern) mit zwei
Kindern als winders gewann Ende des letzten und Anfang des gegenwärtigen Jahr-
hunderts 4 Pfd. St. per Woche bei 10stündiger Tagesarbeit; war die Arbeit sehr
dringend, so konnten sie mehr verdienen … Früher hatten sie immer gelitten
von mangelnder Garnzufuhr.“ (Gaskell l. c. p. 25—27.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/453>, abgerufen am 01.07.2024.
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