Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

findet kaum eine Parallele in der Geschichte des Handels. Die Kno-
chen der Baumwollweber bleichen die Ebenen von In-
dien
." Allerdings, sofern diese Weber das Zeitliche segneten, bereitete
ihnen die Maschine nur "zeitliche Missstände". Uebrigens ist die "zeit-
liche
" Wirkung der Maschinerie permanent, indem sie beständig neue
Produktionsgebiete ergreift. Die verselbstständigte und entfremdete Gestalt,
welche die kapitalistische Produktionsweise überhaupt den Arbeitsbedin-
gungen und dem Arbeitsprodukt gegenüber dem Arbeiter giebt, entwickelt
sich also mit der Maschinerie zum vollständigen Gegensatz199). Daher
mit ihr zum erstenmal die brutale Revolte des Arbeiters gegen das Arbeits-
mittel.

Das Arbeitsmittel erschlägt den Arbeiter. Dieser
direkte Gegensatz erscheint allerdings am handgreiflichsten, so oft neu
eingeführte Maschinerie konkurrirt mit überliefertem Handwerks- oder
Manufakturbetrieb. Aber innerhalb der grossen Industrie selbst wirkt
fortwährende Verbesserung der Maschinerie und Entwicklung des automa-
tischen Systems analog "Der beständige Zweck verbesserter Maschinerie
ist die Handarbeit zu vermindern oder einen Ring in der Produktionskette
der Fabrik durch Substitution eiserner für menschliche Apparate zu voll-
enden"200). "Die Anwendung von Dampf- und Wasserkraft auf Maschi-
nerie, die bisher mit der Hand bewegt wurde, ist das Ereigniss jeden Ta-
ges ... Die kleineren Verbesserungen in der Maschinerie, welche Oekonomie
der Bewegungskraft, Verbesserung des Machwerks, vermehrte Produktion
in derselben Zeit oder Verdrängung eines Kindes, eines Frauenzimmers
oder eines Mannes bezwecken, sind constant, und obgleich scheinbar

199) "The same cause which may increase the revenue of the coun-
try
(d. h., wie Ricardo an derselben Stelle erläutert, the revenues of land-
lords and capitalists
, deren Wealth, ökonomisch betrachtet, überhaupt =
Wealth of the Nation) may at the same time render the population redun-
dant and deteriorate the condition of the labourer
." (Ricardo
l. c. p. 469.) "Der beständige Zweck und die Tendenz jeder Vervollkommnung
des Mechanismus ist in der That sich der Arbeit des Menschen ganz zu entschlagen
oder ihren Preis zu vermindern durch Substitution von Weiber- und Kinder-
arbeit für die der erwachsnen männlichen Arbeiter, oder roher Arbeiter für ge-
schickte." (Ure l. c. t. I, p. 35.)
200) "Reports of Insp. of Fact. 31. Oct. 1858", p. 43.

findet kaum eine Parallele in der Geschichte des Handels. Die Kno-
chen der Baumwollweber bleichen die Ebenen von In-
dien
.“ Allerdings, sofern diese Weber das Zeitliche segneten, bereitete
ihnen die Maschine nur „zeitliche Missstände“. Uebrigens ist die „zeit-
liche
“ Wirkung der Maschinerie permanent, indem sie beständig neue
Produktionsgebiete ergreift. Die verselbstständigte und entfremdete Gestalt,
welche die kapitalistische Produktionsweise überhaupt den Arbeitsbedin-
gungen und dem Arbeitsprodukt gegenüber dem Arbeiter giebt, entwickelt
sich also mit der Maschinerie zum vollständigen Gegensatz199). Daher
mit ihr zum erstenmal die brutale Revolte des Arbeiters gegen das Arbeits-
mittel.

Das Arbeitsmittel erschlägt den Arbeiter. Dieser
direkte Gegensatz erscheint allerdings am handgreiflichsten, so oft neu
eingeführte Maschinerie konkurrirt mit überliefertem Handwerks- oder
Manufakturbetrieb. Aber innerhalb der grossen Industrie selbst wirkt
fortwährende Verbesserung der Maschinerie und Entwicklung des automa-
tischen Systems analog „Der beständige Zweck verbesserter Maschinerie
ist die Handarbeit zu vermindern oder einen Ring in der Produktionskette
der Fabrik durch Substitution eiserner für menschliche Apparate zu voll-
enden“200). „Die Anwendung von Dampf- und Wasserkraft auf Maschi-
nerie, die bisher mit der Hand bewegt wurde, ist das Ereigniss jeden Ta-
ges … Die kleineren Verbesserungen in der Maschinerie, welche Oekonomie
der Bewegungskraft, Verbesserung des Machwerks, vermehrte Produktion
in derselben Zeit oder Verdrängung eines Kindes, eines Frauenzimmers
oder eines Mannes bezwecken, sind constant, und obgleich scheinbar

199) „The same cause which may increase the revenue of the coun-
try
(d. h., wie Ricardo an derselben Stelle erläutert, the revenues of land-
lords and capitalists
, deren Wealth, ökonomisch betrachtet, überhaupt =
Wealth of the Nation) may at the same time render the population redun-
dant and deteriorate the condition of the labourer
.“ (Ricardo
l. c. p. 469.) „Der beständige Zweck und die Tendenz jeder Vervollkommnung
des Mechanismus ist in der That sich der Arbeit des Menschen ganz zu entschlagen
oder ihren Preis zu vermindern durch Substitution von Weiber- und Kinder-
arbeit für die der erwachsnen männlichen Arbeiter, oder roher Arbeiter für ge-
schickte.“ (Ure l. c. t. I, p. 35.)
200)Reports of Insp. of Fact. 31. Oct. 1858“, p. 43.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0443" n="424"/>
findet kaum eine Parallele in der Geschichte des Handels. <hi rendition="#g">Die Kno-<lb/>
chen der Baumwollweber bleichen die Ebenen von In-<lb/>
dien</hi>.&#x201C; Allerdings, sofern diese Weber das Zeitliche segneten, bereitete<lb/>
ihnen die Maschine nur &#x201E;zeitliche Missstände&#x201C;. Uebrigens ist die &#x201E;<hi rendition="#g">zeit-<lb/>
liche</hi>&#x201C; Wirkung der Maschinerie <hi rendition="#g">permanent</hi>, indem sie beständig neue<lb/>
Produktionsgebiete ergreift. Die verselbstständigte und entfremdete Gestalt,<lb/>
welche die kapitalistische Produktionsweise überhaupt den Arbeitsbedin-<lb/>
gungen und dem Arbeitsprodukt gegenüber dem Arbeiter giebt, entwickelt<lb/>
sich also mit der Maschinerie zum vollständigen <hi rendition="#g">Gegensatz</hi><note place="foot" n="199)">&#x201E;The <hi rendition="#g">same cause</hi> which may increase <hi rendition="#g">the revenue of the coun-<lb/>
try</hi> (d. h., wie Ricardo an derselben Stelle erläutert, the <hi rendition="#g">revenues of land-<lb/>
lords and capitalists</hi>, deren Wealth, ökonomisch betrachtet, überhaupt =<lb/>
Wealth of the Nation) may at the same time <hi rendition="#g">render the population redun-<lb/>
dant and deteriorate the condition of the labourer</hi>.&#x201C; (<hi rendition="#g">Ricardo</hi><lb/>
l. c. p. 469.) &#x201E;Der beständige Zweck und die Tendenz jeder Vervollkommnung<lb/>
des Mechanismus ist in der That sich der Arbeit des Menschen ganz zu entschlagen<lb/>
oder ihren <hi rendition="#g">Preis zu vermindern</hi> durch Substitution von Weiber- und Kinder-<lb/>
arbeit für die der erwachsnen männlichen Arbeiter, oder roher Arbeiter für ge-<lb/>
schickte.&#x201C; (<hi rendition="#g">Ure</hi> l. c. t. I, p. 35.)</note>. Daher<lb/>
mit ihr zum erstenmal die brutale Revolte des Arbeiters gegen das Arbeits-<lb/>
mittel.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Das Arbeitsmittel erschlägt den Arbeiter</hi>. Dieser<lb/>
direkte Gegensatz erscheint allerdings am handgreiflichsten, so oft neu<lb/>
eingeführte Maschinerie konkurrirt mit überliefertem Handwerks- oder<lb/>
Manufakturbetrieb. Aber innerhalb der grossen Industrie selbst wirkt<lb/>
fortwährende Verbesserung der Maschinerie und Entwicklung des automa-<lb/>
tischen Systems analog &#x201E;Der beständige Zweck verbesserter Maschinerie<lb/>
ist die Handarbeit zu vermindern oder einen Ring in der Produktionskette<lb/>
der Fabrik durch Substitution eiserner für menschliche Apparate zu voll-<lb/>
enden&#x201C;<note place="foot" n="200)">&#x201E;<hi rendition="#g">Reports of Insp. of Fact</hi>. 31. <hi rendition="#g">Oct</hi>. 1858&#x201C;, p. 43.</note>. &#x201E;Die Anwendung von Dampf- und Wasserkraft auf Maschi-<lb/>
nerie, die bisher mit der Hand bewegt wurde, ist das Ereigniss jeden Ta-<lb/>
ges &#x2026; Die kleineren Verbesserungen in der Maschinerie, welche Oekonomie<lb/>
der Bewegungskraft, Verbesserung des Machwerks, vermehrte Produktion<lb/>
in derselben Zeit oder Verdrängung eines Kindes, eines Frauenzimmers<lb/>
oder eines Mannes bezwecken, sind <hi rendition="#g">constant</hi>, und obgleich scheinbar<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0443] findet kaum eine Parallele in der Geschichte des Handels. Die Kno- chen der Baumwollweber bleichen die Ebenen von In- dien.“ Allerdings, sofern diese Weber das Zeitliche segneten, bereitete ihnen die Maschine nur „zeitliche Missstände“. Uebrigens ist die „zeit- liche“ Wirkung der Maschinerie permanent, indem sie beständig neue Produktionsgebiete ergreift. Die verselbstständigte und entfremdete Gestalt, welche die kapitalistische Produktionsweise überhaupt den Arbeitsbedin- gungen und dem Arbeitsprodukt gegenüber dem Arbeiter giebt, entwickelt sich also mit der Maschinerie zum vollständigen Gegensatz 199). Daher mit ihr zum erstenmal die brutale Revolte des Arbeiters gegen das Arbeits- mittel. Das Arbeitsmittel erschlägt den Arbeiter. Dieser direkte Gegensatz erscheint allerdings am handgreiflichsten, so oft neu eingeführte Maschinerie konkurrirt mit überliefertem Handwerks- oder Manufakturbetrieb. Aber innerhalb der grossen Industrie selbst wirkt fortwährende Verbesserung der Maschinerie und Entwicklung des automa- tischen Systems analog „Der beständige Zweck verbesserter Maschinerie ist die Handarbeit zu vermindern oder einen Ring in der Produktionskette der Fabrik durch Substitution eiserner für menschliche Apparate zu voll- enden“ 200). „Die Anwendung von Dampf- und Wasserkraft auf Maschi- nerie, die bisher mit der Hand bewegt wurde, ist das Ereigniss jeden Ta- ges … Die kleineren Verbesserungen in der Maschinerie, welche Oekonomie der Bewegungskraft, Verbesserung des Machwerks, vermehrte Produktion in derselben Zeit oder Verdrängung eines Kindes, eines Frauenzimmers oder eines Mannes bezwecken, sind constant, und obgleich scheinbar 199) „The same cause which may increase the revenue of the coun- try (d. h., wie Ricardo an derselben Stelle erläutert, the revenues of land- lords and capitalists, deren Wealth, ökonomisch betrachtet, überhaupt = Wealth of the Nation) may at the same time render the population redun- dant and deteriorate the condition of the labourer.“ (Ricardo l. c. p. 469.) „Der beständige Zweck und die Tendenz jeder Vervollkommnung des Mechanismus ist in der That sich der Arbeit des Menschen ganz zu entschlagen oder ihren Preis zu vermindern durch Substitution von Weiber- und Kinder- arbeit für die der erwachsnen männlichen Arbeiter, oder roher Arbeiter für ge- schickte.“ (Ure l. c. t. I, p. 35.) 200) „Reports of Insp. of Fact. 31. Oct. 1858“, p. 43.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/443
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/443>, abgerufen am 22.07.2024.