den Weniger rufen, auf die Agrikultur angewandt, zwar grosse, plötzliche und gewaltsame Revolutionen der Produktionsweise und daher der Lebensbedingungen und Beschäftigungsmittel der Landbevölkerung her- vor, die zum Theil der Periode der grossen Industrie lang vorhergehn. Aber dieser Kampf spielt ursprünglich mehr zwischen grossen und kleinen Landeigenthümern als zwischen Kapital und Lohnarbeit; andrerseits, so- weit Arbeiter durch Arbeitsmittel, Schafe, Pferde u. s. w. verdrängt wer- den, bilden unmittelbare Gewaltakte hier in erster Instanz die Voraus- setzung der industriellen Revolution. Erst werden die Arbeiter vom Grund und Boden verjagt, und dann kommen die Schafe. Der Landdieb- stahl auf grosser Stufenleiter, wie in England, schafft der grossen Agri- kultur erst ihr Anwendungsfeld. In ihren Anfängen hat diese Umwäl- zung der Agrikultur daher mehr den Schein einer politischen Re- volution.
Als Maschine wird das Arbeitsmittel sofort zum Konkurrenten des Arbeiters selbst197). Die Selbstverwerthung des Kapitals durch die Maschine steht im direkten Verhältniss zur Arbeiterzahl, deren Existenz- bedingungen sie vernichtet. Das ganze System der kapitalistischen Pro- duktion beruht darauf, dass der Arbeiter seine Arbeitskraft als Waare ver- kauft. Die Theilung der Arbeit vereinseitigt diese Arbeitskraft zum ganz partikularisirten Geschick ein Theilwerkzeug zu führen. Sobald die Füh- rung des Werkzeugs der Maschine anheimfällt, erlischt mit dem Gebrauchs- werth der Tauschwerth der Arbeitskraft. Der Arbeiter wird unverkäuf- lich, wie ausser Kurs gesetztes Papiergeld. Der Theil der Arbeiterklasse, den
(Fzs. Uebers. t. I, l. I, ch. XIX.) Viel naiver Petty, der sagt, dass sie die "Polygamie" ersetze. Dieser Gesichtspunkt passt höchstens für einige Theile der Ver. Staaten. Dagegen: "Machinery can seldom be used with success to abridge the labour of an individual; more time would be lost in its construction than could be saved by its application. It is only really useful when it acts on great masses, when a single machine can assist the work of thousands. It is accordingly in the most populous countries, where there are most idle men, that it is most abundant ... It is not called into use by a scarcity of men, but by the facility with which they can be brought to work in masses." (Piercy Ravenstone: Thoughts on the Funding System and its Effects. Lond. 1824, p. 45.)
197) "Machinery and Labour are in constant competition." (Ricardo l. c. p. 479.)
den Weniger rufen, auf die Agrikultur angewandt, zwar grosse, plötzliche und gewaltsame Revolutionen der Produktionsweise und daher der Lebensbedingungen und Beschäftigungsmittel der Landbevölkerung her- vor, die zum Theil der Periode der grossen Industrie lang vorhergehn. Aber dieser Kampf spielt ursprünglich mehr zwischen grossen und kleinen Landeigenthümern als zwischen Kapital und Lohnarbeit; andrerseits, so- weit Arbeiter durch Arbeitsmittel, Schafe, Pferde u. s. w. verdrängt wer- den, bilden unmittelbare Gewaltakte hier in erster Instanz die Voraus- setzung der industriellen Revolution. Erst werden die Arbeiter vom Grund und Boden verjagt, und dann kommen die Schafe. Der Landdieb- stahl auf grosser Stufenleiter, wie in England, schafft der grossen Agri- kultur erst ihr Anwendungsfeld. In ihren Anfängen hat diese Umwäl- zung der Agrikultur daher mehr den Schein einer politischen Re- volution.
Als Maschine wird das Arbeitsmittel sofort zum Konkurrenten des Arbeiters selbst197). Die Selbstverwerthung des Kapitals durch die Maschine steht im direkten Verhältniss zur Arbeiterzahl, deren Existenz- bedingungen sie vernichtet. Das ganze System der kapitalistischen Pro- duktion beruht darauf, dass der Arbeiter seine Arbeitskraft als Waare ver- kauft. Die Theilung der Arbeit vereinseitigt diese Arbeitskraft zum ganz partikularisirten Geschick ein Theilwerkzeug zu führen. Sobald die Füh- rung des Werkzeugs der Maschine anheimfällt, erlischt mit dem Gebrauchs- werth der Tauschwerth der Arbeitskraft. Der Arbeiter wird unverkäuf- lich, wie ausser Kurs gesetztes Papiergeld. Der Theil der Arbeiterklasse, den
(Fzs. Uebers. t. I, l. I, ch. XIX.) Viel naiver Petty, der sagt, dass sie die „Polygamie“ ersetze. Dieser Gesichtspunkt passt höchstens für einige Theile der Ver. Staaten. Dagegen: „Machinery can seldom be used with success to abridge the labour of an individual; more time would be lost in its construction than could be saved by its application. It is only really useful when it acts on great masses, when a single machine can assist the work of thousands. It is accordingly in the most populous countries, where there are most idle men, that it is most abundant … It is not called into use by a scarcity of men, but by the facility with which they can be brought to work in masses.“ (Piercy Ravenstone: Thoughts on the Funding System and its Effects. Lond. 1824, p. 45.)
197) „Machinery and Labour are in constant competition.“ (Ricardo l. c. p. 479.)
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Lebensbedingungen und Beschäftigungsmittel der Landbevölkerung her-
vor, die zum Theil der Periode der grossen Industrie lang vorhergehn.
Aber dieser Kampf spielt ursprünglich mehr zwischen grossen und kleinen
Landeigenthümern als zwischen Kapital und Lohnarbeit; andrerseits, so-
weit Arbeiter durch Arbeitsmittel, Schafe, Pferde u. s. w. verdrängt wer-
den, bilden unmittelbare Gewaltakte hier in erster Instanz die Voraus-
setzung der industriellen Revolution. Erst werden die Arbeiter vom
Grund und Boden verjagt, und dann kommen die Schafe. Der Landdieb-
stahl auf grosser Stufenleiter, wie in England, schafft der grossen Agri-
kultur erst ihr Anwendungsfeld. In ihren Anfängen hat diese Umwäl-
zung der Agrikultur daher mehr den Schein einer politischen Re-
volution.
Als Maschine wird das Arbeitsmittel sofort zum Konkurrenten
des Arbeiters selbst 197). Die Selbstverwerthung des Kapitals durch die
Maschine steht im direkten Verhältniss zur Arbeiterzahl, deren Existenz-
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duktion beruht darauf, dass der Arbeiter seine Arbeitskraft als Waare ver-
kauft. Die Theilung der Arbeit vereinseitigt diese Arbeitskraft zum ganz
partikularisirten Geschick ein Theilwerkzeug zu führen. Sobald die Füh-
rung des Werkzeugs der Maschine anheimfällt, erlischt mit dem Gebrauchs-
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197) „Machinery and Labour are in constant competition.“ (Ricardo l. c.
p. 479.)
196) (Fzs. Uebers. t. I, l. I, ch. XIX.) Viel naiver Petty, der sagt, dass sie die
„Polygamie“ ersetze. Dieser Gesichtspunkt passt höchstens für einige Theile
der Ver. Staaten. Dagegen: „Machinery can seldom be used with success to
abridge the labour of an individual; more time would be lost in its construction
than could be saved by its application. It is only really useful when it acts on
great masses, when a single machine can assist the work of thousands. It is
accordingly in the most populous countries, where there are most idle men, that it
is most abundant … It is not called into use by a scarcity of men, but
by the facility with which they can be brought to work in
masses.“ (Piercy Ravenstone: Thoughts on the Funding
System and its Effects. Lond. 1824, p. 45.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/441>, abgerufen am 22.11.2024.
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