zu machen, was eine Gesammtsumme von 1640 für 12 Stunden ergab. Im Jahre 1832 hatte der Spinner während seines zwölfstündigen Arbeits- tags an jeder Mule 2,200 Auszüge zu machen, zusammen 4,400, im Jahre 1844 an jeder Mule 2,400, zusammen 4,800; und in einigen Fällen ist die erheischte Arbeitsmasse (amount of labour) noch grösser....Ich habe hier ein andres Dokument von 1842 in der Hand, worin nachgewiesen wird, dass die Arbeit progressiv zunimmt, nicht nur, weil eine grössere Entfernung zu durchreisen ist, sondern weil die Quantität der producirten Waaren sich vermehrt, während die Hände proportionell abnehmen; und ferner, weil nun oft eine schlechtere Baumwolle gesponnen wird, die mehr Arbeit erfordert. . . . Im Kardirraum hat auch grosse Zunahme der Arbeit stattgefunden. Eine Person thut jetzt die Arbeit, die früher zwischen zwei vertheilt war. . . . In der Weberei, worin eine grosse Anzahl Per- sonen, meist weiblichen Geschlechts beschäftigt ist, ist die Arbeit während der letzten Jahre um volle 10 % gewachsen, in Folge der vermehrten Geschwindigkeit der Maschinerie. Im Jahre 1838 war die Zahl der hanks, die wöchentlich gesponnen wurde, 18,000, im Jahre 1843 belief sie sich auf 21,000. Im Jahr 1819 war die Zahl der picks beim Dampf- webestuhl 60 per Minute, im Jahre 1842 betrug sie 140, was einen grossen Zuwachs von Arbeit anzeigt"165).
Angesichts dieser merkwürdigen Intensivität, welche die Arbeit unter der Herrschaft des Zwölfstundengesetzes bereits 1844 erreicht hatte, schien damals die Erklärung der englischen Fabrikanten berechtigt: jeder weitere Fortschritt in dieser Richtung sei unmöglich, daher jede weitere Abnahme der Arbeitszeit identisch mit Abnahme der Produktion. Die scheinbare Richtigkeit ihres Raisonnements wird am besten bewiesen durch folgende gleichzeitige Aeusserung ihres rastlosen Censors, des Fabrikinspektors Leonhard Horner:
"Da die producirte Quantität hauptsächlich geregelt wird durch die Geschwindigkeit der Maschinerie, muss es das Interesse des Fabrikanten sein, sie mit dem äussersten Geschwindigkeitsgrad zu treiben, der mit fol- genden Bedingungen vereinbar ist: Bewahrung der Maschinerie vor zu raschem Verderb, Erhaltung der Qualität des fabricirten Artikels, und Fähigkeit des Arbeiters der Bewegung zu folgen ohne grössere Anstren-
165)Lord Ashley l. c. p. 6--9 passim.
zu machen, was eine Gesammtsumme von 1640 für 12 Stunden ergab. Im Jahre 1832 hatte der Spinner während seines zwölfstündigen Arbeits- tags an jeder Mule 2,200 Auszüge zu machen, zusammen 4,400, im Jahre 1844 an jeder Mule 2,400, zusammen 4,800; und in einigen Fällen ist die erheischte Arbeitsmasse (amount of labour) noch grösser....Ich habe hier ein andres Dokument von 1842 in der Hand, worin nachgewiesen wird, dass die Arbeit progressiv zunimmt, nicht nur, weil eine grössere Entfernung zu durchreisen ist, sondern weil die Quantität der producirten Waaren sich vermehrt, während die Hände proportionell abnehmen; und ferner, weil nun oft eine schlechtere Baumwolle gesponnen wird, die mehr Arbeit erfordert. . . . Im Kardirraum hat auch grosse Zunahme der Arbeit stattgefunden. Eine Person thut jetzt die Arbeit, die früher zwischen zwei vertheilt war. . . . In der Weberei, worin eine grosse Anzahl Per- sonen, meist weiblichen Geschlechts beschäftigt ist, ist die Arbeit während der letzten Jahre um volle 10 % gewachsen, in Folge der vermehrten Geschwindigkeit der Maschinerie. Im Jahre 1838 war die Zahl der hanks, die wöchentlich gesponnen wurde, 18,000, im Jahre 1843 belief sie sich auf 21,000. Im Jahr 1819 war die Zahl der picks beim Dampf- webestuhl 60 per Minute, im Jahre 1842 betrug sie 140, was einen grossen Zuwachs von Arbeit anzeigt“165).
Angesichts dieser merkwürdigen Intensivität, welche die Arbeit unter der Herrschaft des Zwölfstundengesetzes bereits 1844 erreicht hatte, schien damals die Erklärung der englischen Fabrikanten berechtigt: jeder weitere Fortschritt in dieser Richtung sei unmöglich, daher jede weitere Abnahme der Arbeitszeit identisch mit Abnahme der Produktion. Die scheinbare Richtigkeit ihres Raisonnements wird am besten bewiesen durch folgende gleichzeitige Aeusserung ihres rastlosen Censors, des Fabrikinspektors Leonhard Horner:
„Da die producirte Quantität hauptsächlich geregelt wird durch die Geschwindigkeit der Maschinerie, muss es das Interesse des Fabrikanten sein, sie mit dem äussersten Geschwindigkeitsgrad zu treiben, der mit fol- genden Bedingungen vereinbar ist: Bewahrung der Maschinerie vor zu raschem Verderb, Erhaltung der Qualität des fabricirten Artikels, und Fähigkeit des Arbeiters der Bewegung zu folgen ohne grössere Anstren-
165)Lord Ashley l. c. p. 6—9 passim.
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zu machen, was eine Gesammtsumme von 1640 für 12 Stunden ergab.
Im Jahre 1832 hatte der Spinner während seines zwölfstündigen Arbeits-
tags an jeder Mule 2,200 Auszüge zu machen, zusammen 4,400, im Jahre
1844 an jeder Mule 2,400, zusammen 4,800; und in einigen Fällen ist die
erheischte Arbeitsmasse (amount of labour) noch grösser....Ich habe hier
ein andres Dokument von 1842 in der Hand, worin nachgewiesen wird,
dass die Arbeit progressiv zunimmt, nicht nur, weil eine grössere
Entfernung zu durchreisen ist, sondern weil die Quantität der producirten
Waaren sich vermehrt, während die Hände proportionell abnehmen; und
ferner, weil nun oft eine schlechtere Baumwolle gesponnen wird, die mehr
Arbeit erfordert. . . . Im Kardirraum hat auch grosse Zunahme der Arbeit
stattgefunden. Eine Person thut jetzt die Arbeit, die früher zwischen
zwei vertheilt war. . . . In der Weberei, worin eine grosse Anzahl Per-
sonen, meist weiblichen Geschlechts beschäftigt ist, ist die Arbeit während
der letzten Jahre um volle 10 % gewachsen, in Folge der vermehrten
Geschwindigkeit der Maschinerie. Im Jahre 1838 war die Zahl der
hanks, die wöchentlich gesponnen wurde, 18,000, im Jahre 1843 belief
sie sich auf 21,000. Im Jahr 1819 war die Zahl der picks beim Dampf-
webestuhl 60 per Minute, im Jahre 1842 betrug sie 140, was einen
grossen Zuwachs von Arbeit anzeigt“ 165).
Angesichts dieser merkwürdigen Intensivität, welche die Arbeit unter
der Herrschaft des Zwölfstundengesetzes bereits 1844 erreicht hatte, schien
damals die Erklärung der englischen Fabrikanten berechtigt: jeder weitere
Fortschritt in dieser Richtung sei unmöglich, daher jede weitere Abnahme
der Arbeitszeit identisch mit Abnahme der Produktion. Die scheinbare
Richtigkeit ihres Raisonnements wird am besten bewiesen durch folgende
gleichzeitige Aeusserung ihres rastlosen Censors, des Fabrikinspektors
Leonhard Horner:
„Da die producirte Quantität hauptsächlich geregelt wird durch die
Geschwindigkeit der Maschinerie, muss es das Interesse des Fabrikanten
sein, sie mit dem äussersten Geschwindigkeitsgrad zu treiben, der mit fol-
genden Bedingungen vereinbar ist: Bewahrung der Maschinerie vor zu
raschem Verderb, Erhaltung der Qualität des fabricirten Artikels, und
Fähigkeit des Arbeiters der Bewegung zu folgen ohne grössere Anstren-
165) Lord Ashley l. c. p. 6—9 passim.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/423>, abgerufen am 25.11.2024.
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