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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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nenprodukt ergiebt im Allgemeinen das Resultat, dass beim Maschinenpro-
dukt der dem Arbeitsmittel geschuldete Werthbestandtheil rela-
tiv wächst
, aber absolut abnimmt. Das heisst, seine absolute
Grösse nimmt ab, aber seine Grösse im Verhältniss zum Gesammtwerth
des Produkts, z. B. eines Pfundes Garn, nimmt zu111).

Es ist klar, dass blosses Deplacement der Arbeit stattfindet, also die
Gesammtsumme der zur Produktion einer Waare erheischten Arbeit nicht
vermindert oder die Produktivkraft der Arbeit nicht vermehrt wird, wenn
die Produktion einer Maschine so viel Arbeit kostet als ihre Anwendung
erspart. Die Differenz jedoch zwischen der Arbeit, die sie kostet, und
der Arbeit, die sie erspart, oder der Grad ihrer Produktivität hängt offen-
bar nicht ab von der Differenz zwischen ihrem eigenen Werth und dem
Werth des von ihr ersetzten Werkzeugs. Die Differenz dauert so lange

111) Dieser von der Maschine zugesetzte Werthbestandtheil fällt absolut und
relativ, wo sie Pferde verdrängt, überhaupt Arbeitsthiere, die nur als Bewegungs-
kraft, nicht als Stoffwechselmaschinen benutzt werden. Nebenbei bemerkt, Des-
cartes
mit seiner Definition der Thiere als blosser Maschinen sieht mit den Augen
der Manufakturperiode im Unterschied zum Mittelalter, dem das Thier als Ge-
hilfe
des Menschen galt, wie später wieder dem Herrn v. Haller in seiner
"Restauration der Staatswissenschaften". Dass Descartes ebenso wie Baco eine
veränderte Gestalt der Produktion und praktische Beherrschung der Natur durch
den Menschen als Resultat der veränderten Denkmethode betrachtete, zeigt sein
"Discours dela Methode", wo es u. a. heisst: "il est possible (durch die
von ihm in die Philosophie eingeführte Methode) de parvenir a des connaissances
fort utiles a la vie, et qu'au lieu de cette philosophie speculative qu'on enseigne
dans les ecoles, on en peut trouver une pratique, par laquelle, connaissant la force
et les actions du feu, de l'eau, de l'air, des astres, et de tous les autres corps qui
nous environnent, aussi distinctement que nous connaissons les divers metiers de nos
artisans, nous les pourrions employer en meme facon a tous les usages auxquels ils
sont propres, et ainsi nous rendre comme maeitres et possesseurs de la
nature
", und so "contribuer au perfectionnement de la vie humaine."
In der Vorrede zu Sir Dudley North's "Discourses upon Trade"
(1691) heisst es, die Methode des Descartes, auf die politische Oekonomie ange-
wandt, habe sie von alten Mährchen und abergläubigen Vorstellungen über Geld,
Handel u. s. w. zu befreien angefangen. Im Durchschnitt schliessen sich jedoch
die englischen Oekonomen der früheren Zeit an Baco und Hobbes als ihre Philo-
sophen an, während Locke später der "Philosoph" der politischen Oekonomie
kat' exokhen für England, Frankreich und Italien ward.

nenprodukt ergiebt im Allgemeinen das Resultat, dass beim Maschinenpro-
dukt der dem Arbeitsmittel geschuldete Werthbestandtheil rela-
tiv wächst
, aber absolut abnimmt. Das heisst, seine absolute
Grösse nimmt ab, aber seine Grösse im Verhältniss zum Gesammtwerth
des Produkts, z. B. eines Pfundes Garn, nimmt zu111).

Es ist klar, dass blosses Deplacement der Arbeit stattfindet, also die
Gesammtsumme der zur Produktion einer Waare erheischten Arbeit nicht
vermindert oder die Produktivkraft der Arbeit nicht vermehrt wird, wenn
die Produktion einer Maschine so viel Arbeit kostet als ihre Anwendung
erspart. Die Differenz jedoch zwischen der Arbeit, die sie kostet, und
der Arbeit, die sie erspart, oder der Grad ihrer Produktivität hängt offen-
bar nicht ab von der Differenz zwischen ihrem eigenen Werth und dem
Werth des von ihr ersetzten Werkzeugs. Die Differenz dauert so lange

111) Dieser von der Maschine zugesetzte Werthbestandtheil fällt absolut und
relativ, wo sie Pferde verdrängt, überhaupt Arbeitsthiere, die nur als Bewegungs-
kraft, nicht als Stoffwechselmaschinen benutzt werden. Nebenbei bemerkt, Des-
cartes
mit seiner Definition der Thiere als blosser Maschinen sieht mit den Augen
der Manufakturperiode im Unterschied zum Mittelalter, dem das Thier als Ge-
hilfe
des Menschen galt, wie später wieder dem Herrn v. Haller in seiner
„Restauration der Staatswissenschaften“. Dass Descartes ebenso wie Baco eine
veränderte Gestalt der Produktion und praktische Beherrschung der Natur durch
den Menschen als Resultat der veränderten Denkmethode betrachtete, zeigt sein
Discours dela Méthode“, wo es u. a. heisst: „il est possible (durch die
von ihm in die Philosophie eingeführte Methode) de parvenir à des connaissances
fort utiles à la vie, et qu’au lieu de cette philosophie spéculative qu’on enseigne
dans les écoles, on en peut trouver une pratique, par laquelle, connaissant la force
et les actions du feu, de l’eau, de l’air, des astres, et de tous les autres corps qui
nous environnent, aussi distinctement que nous connaissons les divers métiers de nos
artisans, nous les pourrions employer en même façon à tous les usages auxquels ils
sont propres, et ainsi nous rendre comme maîtres et possesseurs de la
nature
“, und so „contribuer au perfectionnement de la vie humaine.“
In der Vorrede zu Sir Dudley North’s „Discourses upon Trade
(1691) heisst es, die Methode des Descartes, auf die politische Oekonomie ange-
wandt, habe sie von alten Mährchen und abergläubigen Vorstellungen über Geld,
Handel u. s. w. zu befreien angefangen. Im Durchschnitt schliessen sich jedoch
die englischen Oekonomen der früheren Zeit an Baco und Hobbes als ihre Philo-
sophen an, während Locke später der „Philosoph“ der politischen Oekonomie
ϰατ᾽ ἐξοχὴν für England, Frankreich und Italien ward.
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[377/0396] nenprodukt ergiebt im Allgemeinen das Resultat, dass beim Maschinenpro- dukt der dem Arbeitsmittel geschuldete Werthbestandtheil rela- tiv wächst, aber absolut abnimmt. Das heisst, seine absolute Grösse nimmt ab, aber seine Grösse im Verhältniss zum Gesammtwerth des Produkts, z. B. eines Pfundes Garn, nimmt zu 111). Es ist klar, dass blosses Deplacement der Arbeit stattfindet, also die Gesammtsumme der zur Produktion einer Waare erheischten Arbeit nicht vermindert oder die Produktivkraft der Arbeit nicht vermehrt wird, wenn die Produktion einer Maschine so viel Arbeit kostet als ihre Anwendung erspart. Die Differenz jedoch zwischen der Arbeit, die sie kostet, und der Arbeit, die sie erspart, oder der Grad ihrer Produktivität hängt offen- bar nicht ab von der Differenz zwischen ihrem eigenen Werth und dem Werth des von ihr ersetzten Werkzeugs. Die Differenz dauert so lange 111) Dieser von der Maschine zugesetzte Werthbestandtheil fällt absolut und relativ, wo sie Pferde verdrängt, überhaupt Arbeitsthiere, die nur als Bewegungs- kraft, nicht als Stoffwechselmaschinen benutzt werden. Nebenbei bemerkt, Des- cartes mit seiner Definition der Thiere als blosser Maschinen sieht mit den Augen der Manufakturperiode im Unterschied zum Mittelalter, dem das Thier als Ge- hilfe des Menschen galt, wie später wieder dem Herrn v. Haller in seiner „Restauration der Staatswissenschaften“. Dass Descartes ebenso wie Baco eine veränderte Gestalt der Produktion und praktische Beherrschung der Natur durch den Menschen als Resultat der veränderten Denkmethode betrachtete, zeigt sein „Discours dela Méthode“, wo es u. a. heisst: „il est possible (durch die von ihm in die Philosophie eingeführte Methode) de parvenir à des connaissances fort utiles à la vie, et qu’au lieu de cette philosophie spéculative qu’on enseigne dans les écoles, on en peut trouver une pratique, par laquelle, connaissant la force et les actions du feu, de l’eau, de l’air, des astres, et de tous les autres corps qui nous environnent, aussi distinctement que nous connaissons les divers métiers de nos artisans, nous les pourrions employer en même façon à tous les usages auxquels ils sont propres, et ainsi nous rendre comme maîtres et possesseurs de la nature“, und so „contribuer au perfectionnement de la vie humaine.“ In der Vorrede zu Sir Dudley North’s „Discourses upon Trade“ (1691) heisst es, die Methode des Descartes, auf die politische Oekonomie ange- wandt, habe sie von alten Mährchen und abergläubigen Vorstellungen über Geld, Handel u. s. w. zu befreien angefangen. Im Durchschnitt schliessen sich jedoch die englischen Oekonomen der früheren Zeit an Baco und Hobbes als ihre Philo- sophen an, während Locke später der „Philosoph“ der politischen Oekonomie ϰατ᾽ ἐξοχὴν für England, Frankreich und Italien ward.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/396>, abgerufen am 22.07.2024.