Die grosse Industrie musste sich also ihres charakteristischen Produk- tionsmittels, der Maschine selbst bemächtigen, um Maschinen durch Maschinen zu produciren. So erst schuf sie sich eine adäquate technologische Unterlage und stellte sich auf ihre eignen Füsse. Mit dem wachsenden Maschinenbetrieb in den ersten Decennien des 19. Jahrhunderts bemächtigte sich die Maschinerie in der That allmälig der Fabri- kation der Werkzeugmaschinen, während erst in den letztverflosse- nen Decennien ungeheurer Eisenbahnbau und oceanische Dampfschifffahrt die in der Konstruktion von ersten Motoren angewandten cyklo- pischen Maschinen ins Leben riefen.
Die wesentlichste Produktionsbedingung für die Fabrikation von Maschinen durch Maschinen war eine jeder Kraftpotenz fähige und doch zugleich ganz kontrolirbare Bewegungsmaschine. Sie existirte bereits in der Dampfmaschine. Aber es galt zugleich die für die einzelnen Ma- schinentheile nöthigen streng geometrischen Formen wie Linie, Ebene, Kreis, Cylinder, Kegel und Kugel maschinenmässig zu produciren. Diess Pro- blem löste Henry Maudsley im ersten Decennium des 19. Jahrhun- derts durch die Erfindung des slide-rest, der bald automatisch ge- macht und in modificirter Form von der Drechselbank, wofür er zuerst bestimmt war, auf andre Konstruktionsmaschinen übertragen wurde. Diese mechanische Vorrichtung ersetzt nicht irgend ein besondres Werk- zeug, sondern die menschliche Hand selbst, die eine bestimmte Form hervorbringt durch Vorhalten, Anpassen und Richtung der Schärfe von Schneideinstrumenten u. s. w. gegen oder über das Arbeitsmaterial, z. B. Eisen. So gelang es die geometrischen Formen der einzelnen Maschinen- theile "mit einem Grad von Leichtigkeit, Genauigkeit und Raschheit zu produciren, den keine gehäufte Erfahrung der Hand des geschicktesten Arbeiters verleihen konnte"105).
Betrachten wir nun in der zum Maschinenbau angewandten Ma- schinerie den Theil derselben, der die eigentliche Werkzeugmaschine
105) "The Industry of Nations. Lond. 1855," Part II, p. 239. Es heisst eben daselbst: "Simple and outwardly unimportant as this appendage to lathes may appear, it is not, we believe, averring too much to state, that its in- fluence in improving and extending the use of machinery has been as great as that produced by Watt's improvements of the steam-engine itself. Its introduction went
24*
Die grosse Industrie musste sich also ihres charakteristischen Produk- tionsmittels, der Maschine selbst bemächtigen, um Maschinen durch Maschinen zu produciren. So erst schuf sie sich eine adäquate technologische Unterlage und stellte sich auf ihre eignen Füsse. Mit dem wachsenden Maschinenbetrieb in den ersten Decennien des 19. Jahrhunderts bemächtigte sich die Maschinerie in der That allmälig der Fabri- kation der Werkzeugmaschinen, während erst in den letztverflosse- nen Decennien ungeheurer Eisenbahnbau und oceanische Dampfschifffahrt die in der Konstruktion von ersten Motoren angewandten cyklo- pischen Maschinen ins Leben riefen.
Die wesentlichste Produktionsbedingung für die Fabrikation von Maschinen durch Maschinen war eine jeder Kraftpotenz fähige und doch zugleich ganz kontrolirbare Bewegungsmaschine. Sie existirte bereits in der Dampfmaschine. Aber es galt zugleich die für die einzelnen Ma- schinentheile nöthigen streng geometrischen Formen wie Linie, Ebene, Kreis, Cylinder, Kegel und Kugel maschinenmässig zu produciren. Diess Pro- blem löste Henry Maudsley im ersten Decennium des 19. Jahrhun- derts durch die Erfindung des slide-rest, der bald automatisch ge- macht und in modificirter Form von der Drechselbank, wofür er zuerst bestimmt war, auf andre Konstruktionsmaschinen übertragen wurde. Diese mechanische Vorrichtung ersetzt nicht irgend ein besondres Werk- zeug, sondern die menschliche Hand selbst, die eine bestimmte Form hervorbringt durch Vorhalten, Anpassen und Richtung der Schärfe von Schneideinstrumenten u. s. w. gegen oder über das Arbeitsmaterial, z. B. Eisen. So gelang es die geometrischen Formen der einzelnen Maschinen- theile „mit einem Grad von Leichtigkeit, Genauigkeit und Raschheit zu produciren, den keine gehäufte Erfahrung der Hand des geschicktesten Arbeiters verleihen konnte“105).
Betrachten wir nun in der zum Maschinenbau angewandten Ma- schinerie den Theil derselben, der die eigentliche Werkzeugmaschine
105) „The Industry of Nations. Lond. 1855,“ Part II, p. 239. Es heisst eben daselbst: „Simple and outwardly unimportant as this appendage to lathes may appear, it is not, we believe, averring too much to state, that its in- fluence in improving and extending the use of machinery has been as great as that produced by Watt’s improvements of the steam-engine itself. Its introduction went
24*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0390"n="371"/><p>Die grosse Industrie musste sich also ihres charakteristischen Produk-<lb/>
tionsmittels, der Maschine selbst bemächtigen, <hirendition="#g">um Maschinen durch<lb/>
Maschinen zu produciren</hi>. So erst schuf sie sich eine adäquate<lb/>
technologische Unterlage und stellte sich auf ihre eignen Füsse. Mit dem<lb/>
wachsenden Maschinenbetrieb in den ersten Decennien des 19. Jahrhunderts<lb/><hirendition="#g">bemächtigte sich die Maschinerie</hi> in der That allmälig der <hirendition="#g">Fabri-<lb/>
kation der Werkzeugmaschinen</hi>, während erst in den letztverflosse-<lb/>
nen Decennien ungeheurer Eisenbahnbau und oceanische Dampfschifffahrt<lb/>
die in der <hirendition="#g">Konstruktion von ersten Motoren angewandten cyklo-<lb/>
pischen Maschinen</hi> ins Leben riefen.</p><lb/><p>Die wesentlichste Produktionsbedingung für die Fabrikation von<lb/>
Maschinen durch Maschinen war eine jeder Kraftpotenz fähige und doch<lb/>
zugleich ganz kontrolirbare Bewegungsmaschine. Sie existirte bereits<lb/>
in der Dampfmaschine. Aber es galt zugleich die für die einzelnen Ma-<lb/>
schinentheile nöthigen streng geometrischen Formen wie Linie, Ebene, Kreis,<lb/>
Cylinder, Kegel und Kugel maschinenmässig zu produciren. Diess Pro-<lb/>
blem löste <hirendition="#g">Henry Maudsley</hi> im ersten Decennium des 19. Jahrhun-<lb/>
derts durch die Erfindung des <hirendition="#g">slide-rest</hi>, der bald automatisch ge-<lb/>
macht und in modificirter Form von der Drechselbank, wofür er zuerst<lb/>
bestimmt war, auf andre Konstruktionsmaschinen übertragen wurde.<lb/>
Diese mechanische Vorrichtung ersetzt nicht irgend ein besondres Werk-<lb/>
zeug, sondern <hirendition="#g">die menschliche Hand</hi> selbst, die eine bestimmte Form<lb/>
hervorbringt durch Vorhalten, Anpassen und Richtung der Schärfe von<lb/>
Schneideinstrumenten u. s. w. gegen oder über das Arbeitsmaterial, z. B.<lb/>
Eisen. So gelang es die geometrischen Formen der einzelnen Maschinen-<lb/>
theile „mit einem Grad von Leichtigkeit, Genauigkeit und Raschheit zu<lb/>
produciren, den keine gehäufte Erfahrung der Hand des geschicktesten<lb/>
Arbeiters verleihen konnte“<notexml:id="seg2pn_58_1"next="#seg2pn_58_2"place="foot"n="105)">„<hirendition="#g">The Industry of Nations. Lond</hi>. 1855,“ Part II, p. 239.<lb/>
Es heisst eben daselbst: „Simple and outwardly unimportant as this appendage<lb/>
to lathes may appear, it is not, we believe, averring too much to state, that its in-<lb/>
fluence in improving and extending the use of machinery has been as great as that<lb/>
produced by Watt’s improvements of the steam-engine itself. Its introduction went</note>.</p><lb/><p>Betrachten wir nun in der zum <hirendition="#g">Maschinenbau angewandten Ma-<lb/>
schinerie</hi> den Theil derselben, der die eigentliche <hirendition="#g">Werkzeugmaschine</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">24*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[371/0390]
Die grosse Industrie musste sich also ihres charakteristischen Produk-
tionsmittels, der Maschine selbst bemächtigen, um Maschinen durch
Maschinen zu produciren. So erst schuf sie sich eine adäquate
technologische Unterlage und stellte sich auf ihre eignen Füsse. Mit dem
wachsenden Maschinenbetrieb in den ersten Decennien des 19. Jahrhunderts
bemächtigte sich die Maschinerie in der That allmälig der Fabri-
kation der Werkzeugmaschinen, während erst in den letztverflosse-
nen Decennien ungeheurer Eisenbahnbau und oceanische Dampfschifffahrt
die in der Konstruktion von ersten Motoren angewandten cyklo-
pischen Maschinen ins Leben riefen.
Die wesentlichste Produktionsbedingung für die Fabrikation von
Maschinen durch Maschinen war eine jeder Kraftpotenz fähige und doch
zugleich ganz kontrolirbare Bewegungsmaschine. Sie existirte bereits
in der Dampfmaschine. Aber es galt zugleich die für die einzelnen Ma-
schinentheile nöthigen streng geometrischen Formen wie Linie, Ebene, Kreis,
Cylinder, Kegel und Kugel maschinenmässig zu produciren. Diess Pro-
blem löste Henry Maudsley im ersten Decennium des 19. Jahrhun-
derts durch die Erfindung des slide-rest, der bald automatisch ge-
macht und in modificirter Form von der Drechselbank, wofür er zuerst
bestimmt war, auf andre Konstruktionsmaschinen übertragen wurde.
Diese mechanische Vorrichtung ersetzt nicht irgend ein besondres Werk-
zeug, sondern die menschliche Hand selbst, die eine bestimmte Form
hervorbringt durch Vorhalten, Anpassen und Richtung der Schärfe von
Schneideinstrumenten u. s. w. gegen oder über das Arbeitsmaterial, z. B.
Eisen. So gelang es die geometrischen Formen der einzelnen Maschinen-
theile „mit einem Grad von Leichtigkeit, Genauigkeit und Raschheit zu
produciren, den keine gehäufte Erfahrung der Hand des geschicktesten
Arbeiters verleihen konnte“ 105).
Betrachten wir nun in der zum Maschinenbau angewandten Ma-
schinerie den Theil derselben, der die eigentliche Werkzeugmaschine
105) „The Industry of Nations. Lond. 1855,“ Part II, p. 239.
Es heisst eben daselbst: „Simple and outwardly unimportant as this appendage
to lathes may appear, it is not, we believe, averring too much to state, that its in-
fluence in improving and extending the use of machinery has been as great as that
produced by Watt’s improvements of the steam-engine itself. Its introduction went
24*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/390>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.