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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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zeugs vom Menschen auf einen Mechanismus, tritt eine Maschine an die
Stelle eines blossen Werkzeugs. Der Unterschied springt sofort ins
Auge, auch wenn der Mensch selbst noch der erste Motor bleibt. Die
Anzahl von Arbeitsinstrumenten, womit er gleichzeitig wirken
kann, ist durch die Anzahl seiner natürlichen Produktionsinstrumente, sei-
ner eignen körperlichen Organe, beschränkt. Man versuchte in Deutsch-
land erst einen Spinner zwei Spinnräder treten, ihn also gleichzeitig mit
zwei Händen und zwei Füssen arbeiten zu lassen. Diess war zu an-
strengend. Später erfand man ein Tret-Spinnrad mit zwei Spindeln, aber
die Spinnvirtuosen, die zwei Fäden gleichzeitig spinnen konnten, waren
fast so selten als zweiköpfige Menschen. Die Jenny spinnt dagegen von
vorn herein mit 12--18 Spindeln, der Strumpfwirkerstuhl strickt mit viel
1000 Nadeln auf einmal u. s. w. Die Anzahl der Werkzeuge, womit
dieselbe Werkzeugmaschine gleichzeitig spielt, ist von vorn herein eman-
cipirt von der organischen Schranke, wodurch das Handwerkszeug eines
Arbeiters beengt wird.

An vielem Handwerkszeug besitzt der Unterschied zwischen dem
Menschen als blosser Triebkraft und als Arbeiter mit dem eigentlichen Opera-
teur eine sinnlich besonderte Existenz. Z. B. beim Spinnrad wirkt der Fuss
nur als Triebkraft, während die Hand, die an der Spindel arbeitet,
zupft und dreht, die eigentliche Spinnoperation verrichtet. Grade diesen
letzten Theil des Handwerksinstruments ergreift die industrielle Revolution
zuerst und überlässt dem Menschen, neben der neuen Arbeit die Maschine
mit seinem Auge zu überwachen und ihre Irrthümer mit seiner Hand zu
verbessern, zunächst noch die rein mechanische Rolle der Triebkraft.
Werkzeuge dagegen, auf die der Mensch von vorn herein nur als einfache
Triebkraft wirkt, wie z. B. beim Drehn der Kurbel einer Mühle92), bei
Pumpen, beim Auf- und Abbewegen der Arme eines Blasbalgs, beim
Stossen eines Mörsers u. s. w., rufen zwar zuerst die Anwendung von
Thieren, Wasser, Wind93) als Bewegungskräften hervor. Sie recken sich,

92) Moses von Aegypten sagt: "Du sollst dem Ochsen, der drischt, nicht
das Maul verbinden." Die christlich germanischen Philanthropen legten dagegen
dem Leibeignen, den sie als Triebkraft zum Mahlen verwandten, eine grosse höl-
zerne Scheibe um den Hals, damit er kein Mehl mit der Hand zum Mund bringen könne.
93) Theils Mangel an lebendigem Wassergefäll, theils Kampf gegen sonstigen
Wasserüberfluss zwangen die Holländer zur Anwendung des Winds als Triebkraft.

zeugs vom Menschen auf einen Mechanismus, tritt eine Maschine an die
Stelle eines blossen Werkzeugs. Der Unterschied springt sofort ins
Auge, auch wenn der Mensch selbst noch der erste Motor bleibt. Die
Anzahl von Arbeitsinstrumenten, womit er gleichzeitig wirken
kann, ist durch die Anzahl seiner natürlichen Produktionsinstrumente, sei-
ner eignen körperlichen Organe, beschränkt. Man versuchte in Deutsch-
land erst einen Spinner zwei Spinnräder treten, ihn also gleichzeitig mit
zwei Händen und zwei Füssen arbeiten zu lassen. Diess war zu an-
strengend. Später erfand man ein Tret-Spinnrad mit zwei Spindeln, aber
die Spinnvirtuosen, die zwei Fäden gleichzeitig spinnen konnten, waren
fast so selten als zweiköpfige Menschen. Die Jenny spinnt dagegen von
vorn herein mit 12—18 Spindeln, der Strumpfwirkerstuhl strickt mit viel
1000 Nadeln auf einmal u. s. w. Die Anzahl der Werkzeuge, womit
dieselbe Werkzeugmaschine gleichzeitig spielt, ist von vorn herein eman-
cipirt von der organischen Schranke, wodurch das Handwerkszeug eines
Arbeiters beengt wird.

An vielem Handwerkszeug besitzt der Unterschied zwischen dem
Menschen als blosser Triebkraft und als Arbeiter mit dem eigentlichen Opera-
teur eine sinnlich besonderte Existenz. Z. B. beim Spinnrad wirkt der Fuss
nur als Triebkraft, während die Hand, die an der Spindel arbeitet,
zupft und dreht, die eigentliche Spinnoperation verrichtet. Grade diesen
letzten Theil des Handwerksinstruments ergreift die industrielle Revolution
zuerst und überlässt dem Menschen, neben der neuen Arbeit die Maschine
mit seinem Auge zu überwachen und ihre Irrthümer mit seiner Hand zu
verbessern, zunächst noch die rein mechanische Rolle der Triebkraft.
Werkzeuge dagegen, auf die der Mensch von vorn herein nur als einfache
Triebkraft wirkt, wie z. B. beim Drehn der Kurbel einer Mühle92), bei
Pumpen, beim Auf- und Abbewegen der Arme eines Blasbalgs, beim
Stossen eines Mörsers u. s. w., rufen zwar zuerst die Anwendung von
Thieren, Wasser, Wind93) als Bewegungskräften hervor. Sie recken sich,

92) Moses von Aegypten sagt: „Du sollst dem Ochsen, der drischt, nicht
das Maul verbinden.“ Die christlich germanischen Philanthropen legten dagegen
dem Leibeignen, den sie als Triebkraft zum Mahlen verwandten, eine grosse höl-
zerne Scheibe um den Hals, damit er kein Mehl mit der Hand zum Mund bringen könne.
93) Theils Mangel an lebendigem Wassergefäll, theils Kampf gegen sonstigen
Wasserüberfluss zwangen die Holländer zur Anwendung des Winds als Triebkraft.
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[359/0378] zeugs vom Menschen auf einen Mechanismus, tritt eine Maschine an die Stelle eines blossen Werkzeugs. Der Unterschied springt sofort ins Auge, auch wenn der Mensch selbst noch der erste Motor bleibt. Die Anzahl von Arbeitsinstrumenten, womit er gleichzeitig wirken kann, ist durch die Anzahl seiner natürlichen Produktionsinstrumente, sei- ner eignen körperlichen Organe, beschränkt. Man versuchte in Deutsch- land erst einen Spinner zwei Spinnräder treten, ihn also gleichzeitig mit zwei Händen und zwei Füssen arbeiten zu lassen. Diess war zu an- strengend. Später erfand man ein Tret-Spinnrad mit zwei Spindeln, aber die Spinnvirtuosen, die zwei Fäden gleichzeitig spinnen konnten, waren fast so selten als zweiköpfige Menschen. Die Jenny spinnt dagegen von vorn herein mit 12—18 Spindeln, der Strumpfwirkerstuhl strickt mit viel 1000 Nadeln auf einmal u. s. w. Die Anzahl der Werkzeuge, womit dieselbe Werkzeugmaschine gleichzeitig spielt, ist von vorn herein eman- cipirt von der organischen Schranke, wodurch das Handwerkszeug eines Arbeiters beengt wird. An vielem Handwerkszeug besitzt der Unterschied zwischen dem Menschen als blosser Triebkraft und als Arbeiter mit dem eigentlichen Opera- teur eine sinnlich besonderte Existenz. Z. B. beim Spinnrad wirkt der Fuss nur als Triebkraft, während die Hand, die an der Spindel arbeitet, zupft und dreht, die eigentliche Spinnoperation verrichtet. Grade diesen letzten Theil des Handwerksinstruments ergreift die industrielle Revolution zuerst und überlässt dem Menschen, neben der neuen Arbeit die Maschine mit seinem Auge zu überwachen und ihre Irrthümer mit seiner Hand zu verbessern, zunächst noch die rein mechanische Rolle der Triebkraft. Werkzeuge dagegen, auf die der Mensch von vorn herein nur als einfache Triebkraft wirkt, wie z. B. beim Drehn der Kurbel einer Mühle 92), bei Pumpen, beim Auf- und Abbewegen der Arme eines Blasbalgs, beim Stossen eines Mörsers u. s. w., rufen zwar zuerst die Anwendung von Thieren, Wasser, Wind 93) als Bewegungskräften hervor. Sie recken sich, 92) Moses von Aegypten sagt: „Du sollst dem Ochsen, der drischt, nicht das Maul verbinden.“ Die christlich germanischen Philanthropen legten dagegen dem Leibeignen, den sie als Triebkraft zum Mahlen verwandten, eine grosse höl- zerne Scheibe um den Hals, damit er kein Mehl mit der Hand zum Mund bringen könne. 93) Theils Mangel an lebendigem Wassergefäll, theils Kampf gegen sonstigen Wasserüberfluss zwangen die Holländer zur Anwendung des Winds als Triebkraft.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/378>, abgerufen am 22.11.2024.