jedoch ohne Zusammenfassung verschiedner Handwerke in eine Werkstatt. Die Zunftorganisation, so sehr ihre Besonderung, Isolirung und Ausbildung der Gewerbe zu den materiellen Existenzbedingungen der Manufaktur- periode gehören, schloss daher die manufakturmässige Theilung der Ar- beit aus. Im Grossen und Ganzen blieben der Arbeiter und seine Pro- duktionsmittel mit einander verbunden, wie die Schnecke mit dem Schneckenhaus, und so fehlte die erste Grundlage der Manufaktur, die Ver- selbstständigung der Produktionsmittel als Kapital gegenüber dem Arbeiter.
Während die Theilung der Arbeit im Ganzen einer Gesellschaft, ob vermittelt oder unvermittelt durch den Waarenaustausch, den verschieden- artigsten ökonomischen Gesellschaftsformationen angehört, ist die manu- fakturmässige Theilung der Arbeit eine ganz spezifische Schöpfung der kapitalistischen Produktionsweise.
Eine grössere Arbeiteranzahl unter dem Kommando desselben Kapitals bildet den naturwüchsigen Ausgangspunkt, wie der Coopera- tion überhaupt, so der Manufaktur. Umgekehrt entwickelt die manufak- turmässige Theilung der Arbeit das Wachsthum der angewandten Arbeiter- zahl zur technologischen Nothwendigkeit. Das Arbeiterminimum, das ein einzelner Kapitalist anwenden muss, ist ihm jetzt durch die vor- handene Theilung der Arbeit vorgeschrieben. Andrerseits sind die Vor- theile weiterer Theilung bedingt durch weitere Vermehrung der Arbeiter- anzahl, die nur noch in Multiplen ausführbar. Mit dem variablen muss aber auch der constante Bestandtheil des Kapitals wachsen, neben dem Umfang der gemeinsamen Produktionsbedingungen, wie Baulichkeiten, Oefen u. s. w., namentlich auch und viel rascher als die Arbeiteranzahl, das Rohmaterial. Seine Masse, verzehrt in gegebner Zeit durch ge- gebnes Arbeitsquantum, nimmt in demselben Verhältniss zu wie die Pro- duktivkraft der Arbeit in Folge ihrer Theilung. Wachsender Mini- malumfang von Kapital in der Hand der einzelnen Kapitalisten, oder wachsende Verwandlung der gesellschaftlichen Lebensmittel und Produktionsmittel in Kapital ist also ein aus dem technologischen Charakter der Manufaktur entspringendes Gesetz62).
62) "Es genügt nicht, dass das zur Unterabtheilung der Handwerke nöthige Kapital (sollte heissen, die dazu nöthigen Lebens- und Produktionsmittel) sich
jedoch ohne Zusammenfassung verschiedner Handwerke in eine Werkstatt. Die Zunftorganisation, so sehr ihre Besonderung, Isolirung und Ausbildung der Gewerbe zu den materiellen Existenzbedingungen der Manufaktur- periode gehören, schloss daher die manufakturmässige Theilung der Ar- beit aus. Im Grossen und Ganzen blieben der Arbeiter und seine Pro- duktionsmittel mit einander verbunden, wie die Schnecke mit dem Schneckenhaus, und so fehlte die erste Grundlage der Manufaktur, die Ver- selbstständigung der Produktionsmittel als Kapital gegenüber dem Arbeiter.
Während die Theilung der Arbeit im Ganzen einer Gesellschaft, ob vermittelt oder unvermittelt durch den Waarenaustausch, den verschieden- artigsten ökonomischen Gesellschaftsformationen angehört, ist die manu- fakturmässige Theilung der Arbeit eine ganz spezifische Schöpfung der kapitalistischen Produktionsweise.
Eine grössere Arbeiteranzahl unter dem Kommando desselben Kapitals bildet den naturwüchsigen Ausgangspunkt, wie der Coopera- tion überhaupt, so der Manufaktur. Umgekehrt entwickelt die manufak- turmässige Theilung der Arbeit das Wachsthum der angewandten Arbeiter- zahl zur technologischen Nothwendigkeit. Das Arbeiterminimum, das ein einzelner Kapitalist anwenden muss, ist ihm jetzt durch die vor- handene Theilung der Arbeit vorgeschrieben. Andrerseits sind die Vor- theile weiterer Theilung bedingt durch weitere Vermehrung der Arbeiter- anzahl, die nur noch in Multiplen ausführbar. Mit dem variablen muss aber auch der constante Bestandtheil des Kapitals wachsen, neben dem Umfang der gemeinsamen Produktionsbedingungen, wie Baulichkeiten, Oefen u. s. w., namentlich auch und viel rascher als die Arbeiteranzahl, das Rohmaterial. Seine Masse, verzehrt in gegebner Zeit durch ge- gebnes Arbeitsquantum, nimmt in demselben Verhältniss zu wie die Pro- duktivkraft der Arbeit in Folge ihrer Theilung. Wachsender Mini- malumfang von Kapital in der Hand der einzelnen Kapitalisten, oder wachsende Verwandlung der gesellschaftlichen Lebensmittel und Produktionsmittel in Kapital ist also ein aus dem technologischen Charakter der Manufaktur entspringendes Gesetz62).
62) „Es genügt nicht, dass das zur Unterabtheilung der Handwerke nöthige Kapital (sollte heissen, die dazu nöthigen Lebens- und Produktionsmittel) sich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0363"n="344"/>
jedoch ohne Zusammenfassung verschiedner Handwerke in eine Werkstatt.<lb/>
Die Zunftorganisation, so sehr ihre Besonderung, Isolirung und Ausbildung<lb/>
der Gewerbe zu den materiellen Existenzbedingungen der Manufaktur-<lb/>
periode gehören, schloss daher die manufakturmässige Theilung der Ar-<lb/>
beit aus. Im Grossen und Ganzen blieben der Arbeiter und seine Pro-<lb/>
duktionsmittel mit einander verbunden, wie die Schnecke mit dem<lb/>
Schneckenhaus, und so fehlte die erste Grundlage der Manufaktur, die Ver-<lb/>
selbstständigung der Produktionsmittel als <hirendition="#g">Kapital</hi> gegenüber dem<lb/>
Arbeiter.</p><lb/><p>Während die Theilung der Arbeit im Ganzen einer Gesellschaft, ob<lb/>
vermittelt oder unvermittelt durch den Waarenaustausch, den verschieden-<lb/>
artigsten ökonomischen Gesellschaftsformationen angehört, ist die <hirendition="#g">manu-<lb/>
fakturmässige</hi> Theilung der Arbeit eine ganz spezifische Schöpfung<lb/>
der <hirendition="#g">kapitalistischen Produktionsweise</hi>.</p><lb/><p>Eine grössere Arbeiteranzahl unter dem Kommando <hirendition="#g">desselben<lb/>
Kapitals</hi> bildet den naturwüchsigen Ausgangspunkt, wie der Coopera-<lb/>
tion überhaupt, so der Manufaktur. Umgekehrt entwickelt die manufak-<lb/>
turmässige Theilung der Arbeit das Wachsthum der angewandten Arbeiter-<lb/>
zahl zur <hirendition="#g">technologischen</hi> Nothwendigkeit. Das Arbeiterminimum,<lb/>
das ein einzelner Kapitalist anwenden muss, ist ihm jetzt durch die vor-<lb/>
handene Theilung der Arbeit vorgeschrieben. Andrerseits sind die Vor-<lb/>
theile weiterer Theilung bedingt durch weitere Vermehrung der Arbeiter-<lb/>
anzahl, die nur noch in Multiplen ausführbar. Mit dem <hirendition="#g">variablen</hi><lb/>
muss aber auch der <hirendition="#g">constante</hi> Bestandtheil des Kapitals wachsen, neben<lb/>
dem Umfang der gemeinsamen Produktionsbedingungen, wie Baulichkeiten,<lb/>
Oefen u. s. w., namentlich auch und viel rascher als die Arbeiteranzahl,<lb/>
das <hirendition="#g">Rohmaterial</hi>. Seine Masse, verzehrt in gegebner Zeit durch ge-<lb/>
gebnes Arbeitsquantum, nimmt in demselben Verhältniss zu wie die Pro-<lb/>
duktivkraft der Arbeit in Folge ihrer Theilung. <hirendition="#g">Wachsender Mini-<lb/>
malumfang von Kapital</hi> in der Hand der einzelnen Kapitalisten,<lb/>
oder <hirendition="#g">wachsende Verwandlung der gesellschaftlichen<lb/>
Lebensmittel und Produktionsmittel in Kapital</hi> ist also<lb/>
ein aus dem technologischen Charakter der Manufaktur entspringendes<lb/>
Gesetz<notexml:id="seg2pn_50_1"next="#seg2pn_50_2"place="foot"n="62)">„Es genügt nicht, dass das zur Unterabtheilung der Handwerke nöthige<lb/><hirendition="#g">Kapital</hi> (sollte heissen, die dazu nöthigen Lebens- und Produktionsmittel) sich</note>.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[344/0363]
jedoch ohne Zusammenfassung verschiedner Handwerke in eine Werkstatt.
Die Zunftorganisation, so sehr ihre Besonderung, Isolirung und Ausbildung
der Gewerbe zu den materiellen Existenzbedingungen der Manufaktur-
periode gehören, schloss daher die manufakturmässige Theilung der Ar-
beit aus. Im Grossen und Ganzen blieben der Arbeiter und seine Pro-
duktionsmittel mit einander verbunden, wie die Schnecke mit dem
Schneckenhaus, und so fehlte die erste Grundlage der Manufaktur, die Ver-
selbstständigung der Produktionsmittel als Kapital gegenüber dem
Arbeiter.
Während die Theilung der Arbeit im Ganzen einer Gesellschaft, ob
vermittelt oder unvermittelt durch den Waarenaustausch, den verschieden-
artigsten ökonomischen Gesellschaftsformationen angehört, ist die manu-
fakturmässige Theilung der Arbeit eine ganz spezifische Schöpfung
der kapitalistischen Produktionsweise.
Eine grössere Arbeiteranzahl unter dem Kommando desselben
Kapitals bildet den naturwüchsigen Ausgangspunkt, wie der Coopera-
tion überhaupt, so der Manufaktur. Umgekehrt entwickelt die manufak-
turmässige Theilung der Arbeit das Wachsthum der angewandten Arbeiter-
zahl zur technologischen Nothwendigkeit. Das Arbeiterminimum,
das ein einzelner Kapitalist anwenden muss, ist ihm jetzt durch die vor-
handene Theilung der Arbeit vorgeschrieben. Andrerseits sind die Vor-
theile weiterer Theilung bedingt durch weitere Vermehrung der Arbeiter-
anzahl, die nur noch in Multiplen ausführbar. Mit dem variablen
muss aber auch der constante Bestandtheil des Kapitals wachsen, neben
dem Umfang der gemeinsamen Produktionsbedingungen, wie Baulichkeiten,
Oefen u. s. w., namentlich auch und viel rascher als die Arbeiteranzahl,
das Rohmaterial. Seine Masse, verzehrt in gegebner Zeit durch ge-
gebnes Arbeitsquantum, nimmt in demselben Verhältniss zu wie die Pro-
duktivkraft der Arbeit in Folge ihrer Theilung. Wachsender Mini-
malumfang von Kapital in der Hand der einzelnen Kapitalisten,
oder wachsende Verwandlung der gesellschaftlichen
Lebensmittel und Produktionsmittel in Kapital ist also
ein aus dem technologischen Charakter der Manufaktur entspringendes
Gesetz 62).
62) „Es genügt nicht, dass das zur Unterabtheilung der Handwerke nöthige
Kapital (sollte heissen, die dazu nöthigen Lebens- und Produktionsmittel) sich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/363>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.