lang annexirt, so werden eben so sehr die verschiednen Arbeitsver- richtungen jener Hierarchie der natürlichen und erworbnen Geschicklich- keiten angepasst48). Jeder Produktionsprozess bedingt indess ge- wisse einfache Hanthierungen, deren jeder Mensch, wie er geht und steht, fähig ist. Auch sie werden jetzt von ihrem flüssigen Zusammenhang mit den inhaltvolleren Momenten der Thätigkeit losgelöst und zu ausschliess- lichen Funktionen verknöchert. Die Manufaktur erzeugt daher in jedem Handwerk, das sie ergreift, eine Klasse sogenannter ungeschickter Arbeiter, die der Handwerksbetrieb streng ausschloss. Wenn sie die durchaus vereinseitigte Spezialität auf Kosten des ganzen Arbeitsvermögens zur Virtuosität entwickelt, beginnt sie auch schon den Mangel aller Ent- wicklung zu einer Spezialität zu machen. Neben die hierarchische Ab- stufung tritt die einfache Scheidung der Arbeiter in geschickte und ungeschickte. Für letztere fallen die Erlernungskosten ganz weg, für erstere sinken sie, im Vergleich zum Handwerker, in Folge vereinfachter Funktion. In beiden Fällen sinkt der Werth der Arbeitskraft49). Aus- nahme findet statt, soweit die Zersetzung des Arbeitsprozesses neue zu- sammenfassende Funktionen erzeugt, die im Handwerksbetrieb gar nicht oder nicht in demselben Umfang vorkamen. Die relative Entwerthung der Arbeitskraft, die aus dem Wegfall oder der Verminderung der Erlernungskosten entspringt, schliesst unmittelbar höhere Verwer- thung des Kapitals ein, denn alles, was die zur Reproduktion der
48) Dr. Ure in seiner Apotheose der grossen Industrie fühlt die eigen- thümlichen Charaktere der Manufaktur schärfer heraus als frühere Oekonomen, die nicht sein polemisches Interesse hatten, und selbst als seine Zeitgenossen, z. B. Babbage, der ihm zwar durchaus überlegen ist als gelehrter Mathematiker und Mechaniker, aber dennoch die grosse Industrie eigentlich nur vom Standpunkt der Manufaktur auffasst. Ure bemerkt: "Die Aneignung der Arbeiter an jede Sonderoperation bildet das Wesen der Vertheilung der Arbeiten." Andrer- seits bezeichnet er diese Vertheilung als "Anpassung der Arbeiten an die verschiednen individuellen Fähigkeiten" und charakterisirt endlich das ganze Manufaktursystem als "ein System von Gradationen nach dem Rang der Geschick- lichkeit", als "eine Theilung der Arbeit nach den verschiednen Graden des Ge- schicks" u. s. w. Ure l. c. t. I, p. 28--35 passim.
49) "Un ouvrier, en se perfectionnant par la pratique sur un seul et meme point, devient ... moins coauteux." (l. c. p. 28.)
lang annexirt, so werden eben so sehr die verschiednen Arbeitsver- richtungen jener Hierarchie der natürlichen und erworbnen Geschicklich- keiten angepasst48). Jeder Produktionsprozess bedingt indess ge- wisse einfache Hanthierungen, deren jeder Mensch, wie er geht und steht, fähig ist. Auch sie werden jetzt von ihrem flüssigen Zusammenhang mit den inhaltvolleren Momenten der Thätigkeit losgelöst und zu ausschliess- lichen Funktionen verknöchert. Die Manufaktur erzeugt daher in jedem Handwerk, das sie ergreift, eine Klasse sogenannter ungeschickter Arbeiter, die der Handwerksbetrieb streng ausschloss. Wenn sie die durchaus vereinseitigte Spezialität auf Kosten des ganzen Arbeitsvermögens zur Virtuosität entwickelt, beginnt sie auch schon den Mangel aller Ent- wicklung zu einer Spezialität zu machen. Neben die hierarchische Ab- stufung tritt die einfache Scheidung der Arbeiter in geschickte und ungeschickte. Für letztere fallen die Erlernungskosten ganz weg, für erstere sinken sie, im Vergleich zum Handwerker, in Folge vereinfachter Funktion. In beiden Fällen sinkt der Werth der Arbeitskraft49). Aus- nahme findet statt, soweit die Zersetzung des Arbeitsprozesses neue zu- sammenfassende Funktionen erzeugt, die im Handwerksbetrieb gar nicht oder nicht in demselben Umfang vorkamen. Die relative Entwerthung der Arbeitskraft, die aus dem Wegfall oder der Verminderung der Erlernungskosten entspringt, schliesst unmittelbar höhere Verwer- thung des Kapitals ein, denn alles, was die zur Reproduktion der
48) Dr. Ure in seiner Apotheose der grossen Industrie fühlt die eigen- thümlichen Charaktere der Manufaktur schärfer heraus als frühere Oekonomen, die nicht sein polemisches Interesse hatten, und selbst als seine Zeitgenossen, z. B. Babbage, der ihm zwar durchaus überlegen ist als gelehrter Mathematiker und Mechaniker, aber dennoch die grosse Industrie eigentlich nur vom Standpunkt der Manufaktur auffasst. Ure bemerkt: „Die Aneignung der Arbeiter an jede Sonderoperation bildet das Wesen der Vertheilung der Arbeiten.“ Andrer- seits bezeichnet er diese Vertheilung als „Anpassung der Arbeiten an die verschiednen individuellen Fähigkeiten“ und charakterisirt endlich das ganze Manufaktursystem als „ein System von Gradationen nach dem Rang der Geschick- lichkeit“, als „eine Theilung der Arbeit nach den verschiednen Graden des Ge- schicks“ u. s. w. Ure l. c. t. I, p. 28—35 passim.
49) „Un ouvrier, en se perfectionnant par la pratique sur un seul et même point, devient … moins coûteux.“ (l. c. p. 28.)
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wisse einfache Hanthierungen, deren jeder Mensch, wie er geht und steht,
fähig ist. Auch sie werden jetzt von ihrem flüssigen Zusammenhang mit
den inhaltvolleren Momenten der Thätigkeit losgelöst und zu ausschliess-
lichen Funktionen verknöchert. Die Manufaktur erzeugt daher in jedem
Handwerk, das sie ergreift, eine Klasse sogenannter ungeschickter
Arbeiter, die der Handwerksbetrieb streng ausschloss. Wenn sie die
durchaus vereinseitigte Spezialität auf Kosten des ganzen Arbeitsvermögens
zur Virtuosität entwickelt, beginnt sie auch schon den Mangel aller Ent-
wicklung zu einer Spezialität zu machen. Neben die hierarchische Ab-
stufung tritt die einfache Scheidung der Arbeiter in geschickte und
ungeschickte. Für letztere fallen die Erlernungskosten ganz weg,
für erstere sinken sie, im Vergleich zum Handwerker, in Folge vereinfachter
Funktion. In beiden Fällen sinkt der Werth der Arbeitskraft 49). Aus-
nahme findet statt, soweit die Zersetzung des Arbeitsprozesses neue zu-
sammenfassende Funktionen erzeugt, die im Handwerksbetrieb gar nicht
oder nicht in demselben Umfang vorkamen. Die relative Entwerthung
der Arbeitskraft, die aus dem Wegfall oder der Verminderung der
Erlernungskosten entspringt, schliesst unmittelbar höhere Verwer-
thung des Kapitals ein, denn alles, was die zur Reproduktion der
48) Dr. Ure in seiner Apotheose der grossen Industrie fühlt die eigen-
thümlichen Charaktere der Manufaktur schärfer heraus als frühere Oekonomen,
die nicht sein polemisches Interesse hatten, und selbst als seine Zeitgenossen, z. B.
Babbage, der ihm zwar durchaus überlegen ist als gelehrter Mathematiker und
Mechaniker, aber dennoch die grosse Industrie eigentlich nur vom Standpunkt der
Manufaktur auffasst. Ure bemerkt: „Die Aneignung der Arbeiter an
jede Sonderoperation bildet das Wesen der Vertheilung der Arbeiten.“ Andrer-
seits bezeichnet er diese Vertheilung als „Anpassung der Arbeiten an die
verschiednen individuellen Fähigkeiten“ und charakterisirt endlich das ganze
Manufaktursystem als „ein System von Gradationen nach dem Rang der Geschick-
lichkeit“, als „eine Theilung der Arbeit nach den verschiednen Graden des Ge-
schicks“ u. s. w. Ure l. c. t. I, p. 28—35 passim.
49) „Un ouvrier, en se perfectionnant par la pratique sur un seul et même
point, devient … moins coûteux.“ (l. c. p. 28.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/353>, abgerufen am 22.07.2024.
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