aber auf den ersten Blick, dass die Form dieselbe bleibt, ob 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder 20 Ellen Leinwand = x Röcke17).
Leinwand kömmt auf die Welt in Gestalt eines Gebrauchswerths oder nützlichen Dings. Ihre steifleinene Körperlichkeit oder Natural- form ist daher nicht ihre Werthform, sondern deren grades Gegen- theil. Ihr eignes Werthsein zeigt sie zunächst dadurch, dass sie sich auf eine andre Waare, den Rock, als ihr Gleichesbezieht. Wäre sie nicht selbst Werth, so könnte sie sich nicht auf den Rock als Werth, als Ihresgleichen, beziehn. Qualitativ setzt sie sich den Rock gleich, indem sie sich auf ihn bezieht als Vergegenständlichung gleichartiger menschlicher Arbeit, d. h. ihrer eignen Werthsubstanz, und sie setzt sich nur einen Rock gleich statt x Röcke, weil sie nicht nur Werth überhaupt, sondern Werth von be- stimmter Grösse ist, ein Rock aber grade soviel Arbeit enthält als 20 Ellen Leinwand. Durch diese Beziehung auf den Rock schlägt die Leinwand verschiedne Fliegen mit einer Klappe. Indem sie die andre Waare sich als Werth gleichsetzt, bezieht sie sich auf sich selbst als Werth. Indem sie sich auf sich selbst als Werth be- zieht, unterscheidet sie sich zugleich von sich selbst als Ge- brauchswerth. Indem sie ihre Werthgrösse -- und Werthgrösse ist beides, Werth überhaupt und quantitativ gemessner Werth -- im Rocke ausdrückt, giebt sie ihrem Werthsein eine von ihrem un- mittelbaren Dasein unterschiedne Werthform. Indem sie sich so als ein in sich selbst Differenzirtes darstellt, stellt sie sich erst wirklich als Waare dar -- nützliches Ding, das zugleich Werth ist. Soweit die Leinwand Gebrauchswerth, ist sie ein selbstständiges Ding. Ihr Werth erscheint dagegen nur im Verhältniss zu andrer Waare, dem Rocke z. B., ein Verhältniss, worin die Waarenart Rock ihr quali- tativ gleichgesetzt wird und daher in bestimmter Quantität
17) Die wenigen Oekonomen, die sich, wie J. Bailey, mit der Analyse der Werthform beschäftigt haben, konnten zu keinem Resultat kommen, einmal, weil sie Werthform und Werth verwechseln, zweitens, weil sie, unter dem rohen Ein- fluss des praktischen Bürgers, von vorn herein ausschliesslich die quantitative Be- stimmtheit ins Auge fassen. "The command of quantity .... constitutes value". ("Money and its Vicissitudes". Lond. 1837, p. 11.) Verfasser: J. Bailey.
aber auf den ersten Blick, dass die Form dieselbe bleibt, ob 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder 20 Ellen Leinwand = x Röcke17).
Leinwand kömmt auf die Welt in Gestalt eines Gebrauchswerths oder nützlichen Dings. Ihre steifleinene Körperlichkeit oder Natural- form ist daher nicht ihre Werthform, sondern deren grades Gegen- theil. Ihr eignes Werthsein zeigt sie zunächst dadurch, dass sie sich auf eine andre Waare, den Rock, als ihr Gleichesbezieht. Wäre sie nicht selbst Werth, so könnte sie sich nicht auf den Rock als Werth, als Ihresgleichen, beziehn. Qualitativ setzt sie sich den Rock gleich, indem sie sich auf ihn bezieht als Vergegenständlichung gleichartiger menschlicher Arbeit, d. h. ihrer eignen Werthsubstanz, und sie setzt sich nur einen Rock gleich statt x Röcke, weil sie nicht nur Werth überhaupt, sondern Werth von be- stimmter Grösse ist, ein Rock aber grade soviel Arbeit enthält als 20 Ellen Leinwand. Durch diese Beziehung auf den Rock schlägt die Leinwand verschiedne Fliegen mit einer Klappe. Indem sie die andre Waare sich als Werth gleichsetzt, bezieht sie sich auf sich selbst als Werth. Indem sie sich auf sich selbst als Werth be- zieht, unterscheidet sie sich zugleich von sich selbst als Ge- brauchswerth. Indem sie ihre Werthgrösse — und Werthgrösse ist beides, Werth überhaupt und quantitativ gemessner Werth — im Rocke ausdrückt, giebt sie ihrem Werthsein eine von ihrem un- mittelbaren Dasein unterschiedne Werthform. Indem sie sich so als ein in sich selbst Differenzirtes darstellt, stellt sie sich erst wirklich als Waare dar — nützliches Ding, das zugleich Werth ist. Soweit die Leinwand Gebrauchswerth, ist sie ein selbstständiges Ding. Ihr Werth erscheint dagegen nur im Verhältniss zu andrer Waare, dem Rocke z. B., ein Verhältniss, worin die Waarenart Rock ihr quali- tativ gleichgesetzt wird und daher in bestimmter Quantität
17) Die wenigen Oekonomen, die sich, wie J. Bailey, mit der Analyse der Werthform beschäftigt haben, konnten zu keinem Resultat kommen, einmal, weil sie Werthform und Werth verwechseln, zweitens, weil sie, unter dem rohen Ein- fluss des praktischen Bürgers, von vorn herein ausschliesslich die quantitative Be- stimmtheit ins Auge fassen. „The command of quantity .... constitutes value“. („Money and its Vicissitudes“. Lond. 1837, p. 11.) Verfasser: J. Bailey.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0035"n="16"/>
aber auf den ersten Blick, dass die <hirendition="#g">Form</hi> dieselbe bleibt, ob 20 Ellen<lb/>
Leinwand = 1 Rock oder 20 Ellen Leinwand = x Röcke<noteplace="foot"n="17)">Die wenigen Oekonomen, die sich, wie J. <hirendition="#g">Bailey</hi>, mit der Analyse der<lb/>
Werth<hirendition="#g">form</hi> beschäftigt haben, konnten zu keinem Resultat kommen, einmal, weil<lb/>
sie Werthform und Werth verwechseln, zweitens, weil sie, unter dem rohen Ein-<lb/>
fluss des praktischen Bürgers, von vorn herein ausschliesslich die quantitative Be-<lb/>
stimmtheit ins Auge fassen. „The command of <hirendition="#g">quantity</hi> .... constitutes<lb/><hirendition="#g">value</hi>“. („<hirendition="#g">Money and its Vicissitudes</hi>“. <hirendition="#g">Lond. 1837</hi>, p. 11.) Verfasser:<lb/>
J. <hirendition="#g">Bailey</hi>.</note>.</p><lb/><p>Leinwand kömmt auf die Welt in Gestalt eines <hirendition="#g">Gebrauchswerths</hi><lb/>
oder nützlichen Dings. Ihre steifleinene Körperlichkeit oder <hirendition="#g">Natural-<lb/>
form</hi> ist daher nicht ihre <hirendition="#g">Werthform</hi>, sondern deren grades Gegen-<lb/>
theil. Ihr eignes <hirendition="#g">Werthsein</hi> zeigt sie zunächst dadurch, dass sie sich<lb/>
auf eine <hirendition="#g">andre</hi> Waare, den Rock, als <hirendition="#g">ihr Gleichesbezieht</hi>. Wäre<lb/>
sie nicht selbst Werth, so könnte sie sich nicht auf den Rock als Werth,<lb/>
als <hirendition="#g">Ihresgleichen</hi>, beziehn. <hirendition="#g">Qualitativ</hi> setzt sie sich den Rock<lb/>
gleich, indem sie sich auf ihn bezieht als <hirendition="#g">Vergegenständlichung<lb/>
gleichartiger menschlicher Arbeit</hi>, d. h. <hirendition="#g">ihrer eignen<lb/>
Werthsubstanz</hi>, und sie setzt sich nur einen Rock gleich statt<lb/>
x Röcke, weil sie nicht nur Werth überhaupt, sondern Werth von <hirendition="#g">be-<lb/>
stimmter Grösse</hi> ist, ein Rock aber grade <hirendition="#g">soviel</hi> Arbeit enthält als<lb/>
20 Ellen Leinwand. Durch diese Beziehung auf den Rock schlägt die<lb/>
Leinwand verschiedne Fliegen mit einer Klappe. Indem sie die <hirendition="#g">andre</hi><lb/>
Waare sich <hirendition="#g">als Werth gleichsetzt, bezieht sie sich auf sich<lb/>
selbst als Werth</hi>. Indem sie sich auf sich selbst <hirendition="#g">als Werth</hi> be-<lb/>
zieht, <hirendition="#g">unterscheidet</hi> sie sich zugleich <hirendition="#g">von sich selbst als Ge-<lb/>
brauchswerth</hi>. Indem sie ihre <hirendition="#g">Werthgrösse</hi>— und Werthgrösse<lb/>
ist beides, Werth überhaupt und quantitativ gemessner Werth —<hirendition="#g">im<lb/>
Rocke ausdrückt</hi>, giebt sie ihrem <hirendition="#g">Werthsein</hi> eine von ihrem un-<lb/>
mittelbaren Dasein unterschiedne <hirendition="#g">Werthform</hi>. Indem sie sich so als ein<lb/>
in sich selbst Differenzirtes darstellt, stellt sie sich erst wirklich <hirendition="#g">als<lb/>
Waare</hi> dar — nützliches Ding, das zugleich Werth ist. Soweit die<lb/>
Leinwand Gebrauchswerth, ist sie <hirendition="#g">ein selbstständiges Ding</hi>. Ihr<lb/><hirendition="#g">Werth erscheint</hi> dagegen nur im <hirendition="#g">Verhältniss</hi> zu <hirendition="#g">andrer Waare</hi>,<lb/>
dem Rocke z. B., ein Verhältniss, worin die Waarenart Rock ihr quali-<lb/>
tativ <hirendition="#g">gleichgesetzt</hi> wird und daher in <hirendition="#g">bestimmter Quantität</hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[16/0035]
aber auf den ersten Blick, dass die Form dieselbe bleibt, ob 20 Ellen
Leinwand = 1 Rock oder 20 Ellen Leinwand = x Röcke 17).
Leinwand kömmt auf die Welt in Gestalt eines Gebrauchswerths
oder nützlichen Dings. Ihre steifleinene Körperlichkeit oder Natural-
form ist daher nicht ihre Werthform, sondern deren grades Gegen-
theil. Ihr eignes Werthsein zeigt sie zunächst dadurch, dass sie sich
auf eine andre Waare, den Rock, als ihr Gleichesbezieht. Wäre
sie nicht selbst Werth, so könnte sie sich nicht auf den Rock als Werth,
als Ihresgleichen, beziehn. Qualitativ setzt sie sich den Rock
gleich, indem sie sich auf ihn bezieht als Vergegenständlichung
gleichartiger menschlicher Arbeit, d. h. ihrer eignen
Werthsubstanz, und sie setzt sich nur einen Rock gleich statt
x Röcke, weil sie nicht nur Werth überhaupt, sondern Werth von be-
stimmter Grösse ist, ein Rock aber grade soviel Arbeit enthält als
20 Ellen Leinwand. Durch diese Beziehung auf den Rock schlägt die
Leinwand verschiedne Fliegen mit einer Klappe. Indem sie die andre
Waare sich als Werth gleichsetzt, bezieht sie sich auf sich
selbst als Werth. Indem sie sich auf sich selbst als Werth be-
zieht, unterscheidet sie sich zugleich von sich selbst als Ge-
brauchswerth. Indem sie ihre Werthgrösse — und Werthgrösse
ist beides, Werth überhaupt und quantitativ gemessner Werth — im
Rocke ausdrückt, giebt sie ihrem Werthsein eine von ihrem un-
mittelbaren Dasein unterschiedne Werthform. Indem sie sich so als ein
in sich selbst Differenzirtes darstellt, stellt sie sich erst wirklich als
Waare dar — nützliches Ding, das zugleich Werth ist. Soweit die
Leinwand Gebrauchswerth, ist sie ein selbstständiges Ding. Ihr
Werth erscheint dagegen nur im Verhältniss zu andrer Waare,
dem Rocke z. B., ein Verhältniss, worin die Waarenart Rock ihr quali-
tativ gleichgesetzt wird und daher in bestimmter Quantität
17) Die wenigen Oekonomen, die sich, wie J. Bailey, mit der Analyse der
Werthform beschäftigt haben, konnten zu keinem Resultat kommen, einmal, weil
sie Werthform und Werth verwechseln, zweitens, weil sie, unter dem rohen Ein-
fluss des praktischen Bürgers, von vorn herein ausschliesslich die quantitative Be-
stimmtheit ins Auge fassen. „The command of quantity .... constitutes
value“. („Money and its Vicissitudes“. Lond. 1837, p. 11.) Verfasser:
J. Bailey.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/35>, abgerufen am 11.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.