konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie natürlich die Arbeit nicht mehr berühren, sobald von ihrer konkreten nützlichen Form abstrahirt wird. Dieselbe Arbeit stellt sich daher in denselben Zeit- räumen stets in derselben Werthgrösse dar, wie immer die Pro- duktivkraft wechsle. Aber sie liefert in demselben Zeitraum ver- schiedne Quanta Gebrauchswerthe, mehr wenn die Produktiv- kraft steigt, weniger, wenn sie sinkt. Im erstern Fall kann es geschehn, dass 2 Röcke weniger Arbeit enthalten als früher einer. Derselbe Wech- sel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die Masse der von ihr gelieferten Gebrauchswerthe vermehrt, kann also die Werthgrösse selbst der vermehrten Gesammtmasse vermindern, wenn er nämlich die zu ihrer Produktion nothwendige Arbeitszeit ab- kürzt. Ebenso umgekehrt.
Aus dem Bisherigen folgt, dass in der Waare zwar nicht zwei ver- schiedene Sorten Arbeit stecken, wohl aber dieselbe Arbeit verschieden und selbst entgegengesetzt bestimmt ist, je nachdem sie auf den Ge- brauchswerth der Waare als ihr Produkt oder auf den Waaren- Werth als ihren bloss gegenständlichen Ausdruck bezogen wird. Wie die Waare vor allem Gebrauchsgegenstand sein muss, um Werth zu sein, so muss die Arbeit vor allem nützliche Arbeit, zweckbestimmte pro- duktive Thätigkeit sein, um als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft und daher als menschliche Arbeit schlechthin zu zählen.
Da bisher nur noch Werthsubstanz und Werthgrösse bestimmt, wen- den wir uns jetzt zur Analyse der Werthform.
Kehren wir zunächst wieder zurück zur ersten Erscheinungs- form des Waarenwerths.
Wir nehmen zwei Quanta Waaren, die gleichviel Arbeitszeit zu ihrer Produktion kosten, also gleiche Werthgrössen sind, und wir haben 40 Ellen Leinwand = 2 Röcke, oder 40 Ellen Lein- wand sind zwei Röcke werth. Wir sehn, dass der Werth der Lein- wand in einem bestimmten Quantum von Röcken ausgedrückt ist. Der Werth einer Waare, so dargestellt im Gebrauchswerth einer andern Waare, heisst ihr relativer Werth.
Der relative Werth einer Waare kann wechseln, obgleich ihr Werth constant bleibt. Umgekehrt kann ihr relativer Werth constant bleiben,
konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie natürlich die Arbeit nicht mehr berühren, sobald von ihrer konkreten nützlichen Form abstrahirt wird. Dieselbe Arbeit stellt sich daher in denselben Zeit- räumen stets in derselben Werthgrösse dar, wie immer die Pro- duktivkraft wechsle. Aber sie liefert in demselben Zeitraum ver- schiedne Quanta Gebrauchswerthe, mehr wenn die Produktiv- kraft steigt, weniger, wenn sie sinkt. Im erstern Fall kann es geschehn, dass 2 Röcke weniger Arbeit enthalten als früher einer. Derselbe Wech- sel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die Masse der von ihr gelieferten Gebrauchswerthe vermehrt, kann also die Werthgrösse selbst der vermehrten Gesammtmasse vermindern, wenn er nämlich die zu ihrer Produktion nothwendige Arbeitszeit ab- kürzt. Ebenso umgekehrt.
Aus dem Bisherigen folgt, dass in der Waare zwar nicht zwei ver- schiedene Sorten Arbeit stecken, wohl aber dieselbe Arbeit verschieden und selbst entgegengesetzt bestimmt ist, je nachdem sie auf den Ge- brauchswerth der Waare als ihr Produkt oder auf den Waaren- Werth als ihren bloss gegenständlichen Ausdruck bezogen wird. Wie die Waare vor allem Gebrauchsgegenstand sein muss, um Werth zu sein, so muss die Arbeit vor allem nützliche Arbeit, zweckbestimmte pro- duktive Thätigkeit sein, um als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft und daher als menschliche Arbeit schlechthin zu zählen.
Da bisher nur noch Werthsubstanz und Werthgrösse bestimmt, wen- den wir uns jetzt zur Analyse der Werthform.
Kehren wir zunächst wieder zurück zur ersten Erscheinungs- form des Waarenwerths.
Wir nehmen zwei Quanta Waaren, die gleichviel Arbeitszeit zu ihrer Produktion kosten, also gleiche Werthgrössen sind, und wir haben 40 Ellen Leinwand = 2 Röcke, oder 40 Ellen Lein- wand sind zwei Röcke werth. Wir sehn, dass der Werth der Lein- wand in einem bestimmten Quantum von Röcken ausgedrückt ist. Der Werth einer Waare, so dargestellt im Gebrauchswerth einer andern Waare, heisst ihr relativer Werth.
Der relative Werth einer Waare kann wechseln, obgleich ihr Werth constant bleibt. Umgekehrt kann ihr relativer Werth constant bleiben,
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[13/0032]
konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie natürlich die
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räumen stets in derselben Werthgrösse dar, wie immer die Pro-
duktivkraft wechsle. Aber sie liefert in demselben Zeitraum ver-
schiedne Quanta Gebrauchswerthe, mehr wenn die Produktiv-
kraft steigt, weniger, wenn sie sinkt. Im erstern Fall kann es geschehn,
dass 2 Röcke weniger Arbeit enthalten als früher einer. Derselbe Wech-
sel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die
Masse der von ihr gelieferten Gebrauchswerthe vermehrt, kann also die
Werthgrösse selbst der vermehrten Gesammtmasse vermindern,
wenn er nämlich die zu ihrer Produktion nothwendige Arbeitszeit ab-
kürzt. Ebenso umgekehrt.
Aus dem Bisherigen folgt, dass in der Waare zwar nicht zwei ver-
schiedene Sorten Arbeit stecken, wohl aber dieselbe Arbeit verschieden
und selbst entgegengesetzt bestimmt ist, je nachdem sie auf den Ge-
brauchswerth der Waare als ihr Produkt oder auf den Waaren-
Werth als ihren bloss gegenständlichen Ausdruck bezogen wird.
Wie die Waare vor allem Gebrauchsgegenstand sein muss, um Werth zu
sein, so muss die Arbeit vor allem nützliche Arbeit, zweckbestimmte pro-
duktive Thätigkeit sein, um als Verausgabung menschlicher
Arbeitskraft und daher als menschliche Arbeit schlechthin
zu zählen.
Da bisher nur noch Werthsubstanz und Werthgrösse bestimmt, wen-
den wir uns jetzt zur Analyse der Werthform.
Kehren wir zunächst wieder zurück zur ersten Erscheinungs-
form des Waarenwerths.
Wir nehmen zwei Quanta Waaren, die gleichviel Arbeitszeit
zu ihrer Produktion kosten, also gleiche Werthgrössen sind, und
wir haben 40 Ellen Leinwand = 2 Röcke, oder 40 Ellen Lein-
wand sind zwei Röcke werth. Wir sehn, dass der Werth der Lein-
wand in einem bestimmten Quantum von Röcken ausgedrückt ist. Der
Werth einer Waare, so dargestellt im Gebrauchswerth einer andern
Waare, heisst ihr relativer Werth.
Der relative Werth einer Waare kann wechseln, obgleich ihr Werth
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/32>, abgerufen am 23.11.2024.
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