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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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stimmtes Minimum von Geld oder Tauschwerth in der Hand des ein-
zelnen
Geld- oder Waarenbesitzers vorausgesetzt ist. Das Minimum
von variablem Kapital
ist der Kostenpreis einer einzelnen Arbeits-
kraft, die das ganze Jahr durch, Tag aus Tag ein, zur Gewinnung von
Mehrwerth vernutzt wird. Wäre dieser Arbeiter im Besitz seiner eignen
Produktionsmittel, und begnügte er sich als Arbeiter zu leben, so genügte
ihm die zur Reproduktion seiner Lebensmittel nothwendige Arbeitszeit,
sage von 8 Stunden täglich. Er bedürfte also auch nur Produktions-
mittel für 8 Arbeitsstunden. Der Kapitalist dagegen, der ihn ausser die-
sen 8 Stunden sage 4 Stunden Mehrarbeit verrichten lässt, bedarf einer
zusätzlichen Geldsumme zur Beschaffung der zusätzlichen Produktions-
mittel. Unter unserer Annahme jedoch müsste er schon zwei Arbeiter
anwenden, um von dem täglich angeeigneten Mehrwerth wie ein Arbeiter
leben, d. h. die nothwendigen Bedürfnisse befriedigen zu können. In die-
sem Fall wäre blosser Lebensunterhalt der Zweck seiner Produktion, nicht
Vermehrung des Reichthums, und das letztre ist unterstellt bei der kapita-
listischen Produktion. Damit er nur doppelt so gut lebe wie ein gewöhn-
licher Arbeiter, und die Hälfte des producirten Mehrwerths in Kapital zu-
rückverwandle, müsste er zugleich mit der Arbeiterzahl das Minimum
des vorgeschossenen Kapitals um das Achtfache steigern. Allerdings kann
er selbst, gleich seinem Arbeiter, unmittelbar Hand im Produktionsprozesse
anlegen, aber ist dann auch nur ein Mittelding zwischen Kapitalist und
Arbeiter, ein "kleiner Meister". Ein gewisser Höhegrad der kapi-
talistischen Produktion bedingt, dass der Kapitalist die ganze Zeit, während
deren er als Kapitalist, d. h. als personificirtes Kapital funktionirt, zur
Aneignung und daher Kontrole fremder Arbeit, und zum Verkauf der Pro-
dukte dieser Arbeit verwenden könne205). Die Verwandlung des Hand-

205) "The farmer cannot rely on his own labour; and if he does, I will main-
tain that he is a loser by it. His employment should be, a general attention to
the whole: his thrasher must be watched, or he will soon lose his wages in corn
not thrashed out; his mowers, reapers etc. must be looked after; he must con-
stantly go round his fences; he must see there is no neglect; which would be the
case if he was confined to any one spot." "An Enquiry into the Connec-
tion between the Price of Provisions, and the Size of Farms
etc.
By a Farmer. London 1773", p. 12. Diese Schrift ist sehr interessant.

stimmtes Minimum von Geld oder Tauschwerth in der Hand des ein-
zelnen
Geld- oder Waarenbesitzers vorausgesetzt ist. Das Minimum
von variablem Kapital
ist der Kostenpreis einer einzelnen Arbeits-
kraft, die das ganze Jahr durch, Tag aus Tag ein, zur Gewinnung von
Mehrwerth vernutzt wird. Wäre dieser Arbeiter im Besitz seiner eignen
Produktionsmittel, und begnügte er sich als Arbeiter zu leben, so genügte
ihm die zur Reproduktion seiner Lebensmittel nothwendige Arbeitszeit,
sage von 8 Stunden täglich. Er bedürfte also auch nur Produktions-
mittel für 8 Arbeitsstunden. Der Kapitalist dagegen, der ihn ausser die-
sen 8 Stunden sage 4 Stunden Mehrarbeit verrichten lässt, bedarf einer
zusätzlichen Geldsumme zur Beschaffung der zusätzlichen Produktions-
mittel. Unter unserer Annahme jedoch müsste er schon zwei Arbeiter
anwenden, um von dem täglich angeeigneten Mehrwerth wie ein Arbeiter
leben, d. h. die nothwendigen Bedürfnisse befriedigen zu können. In die-
sem Fall wäre blosser Lebensunterhalt der Zweck seiner Produktion, nicht
Vermehrung des Reichthums, und das letztre ist unterstellt bei der kapita-
listischen Produktion. Damit er nur doppelt so gut lebe wie ein gewöhn-
licher Arbeiter, und die Hälfte des producirten Mehrwerths in Kapital zu-
rückverwandle, müsste er zugleich mit der Arbeiterzahl das Minimum
des vorgeschossenen Kapitals um das Achtfache steigern. Allerdings kann
er selbst, gleich seinem Arbeiter, unmittelbar Hand im Produktionsprozesse
anlegen, aber ist dann auch nur ein Mittelding zwischen Kapitalist und
Arbeiter, ein „kleiner Meister“. Ein gewisser Höhegrad der kapi-
talistischen Produktion bedingt, dass der Kapitalist die ganze Zeit, während
deren er als Kapitalist, d. h. als personificirtes Kapital funktionirt, zur
Aneignung und daher Kontrole fremder Arbeit, und zum Verkauf der Pro-
dukte dieser Arbeit verwenden könne205). Die Verwandlung des Hand-

205) „The farmer cannot rely on his own labour; and if he does, I will main-
tain that he is a loser by it. His employment should be, a general attention to
the whole: his thrasher must be watched, or he will soon lose his wages in corn
not thrashed out; his mowers, reapers etc. must be looked after; he must con-
stantly go round his fences; he must see there is no neglect; which would be the
case if he was confined to any one spot.“ „An Enquiry into the Connec-
tion between the Price of Provisions, and the Size of Farms
etc.
By a Farmer. London 1773“, p. 12. Diese Schrift ist sehr interessant.
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[287/0306] stimmtes Minimum von Geld oder Tauschwerth in der Hand des ein- zelnen Geld- oder Waarenbesitzers vorausgesetzt ist. Das Minimum von variablem Kapital ist der Kostenpreis einer einzelnen Arbeits- kraft, die das ganze Jahr durch, Tag aus Tag ein, zur Gewinnung von Mehrwerth vernutzt wird. Wäre dieser Arbeiter im Besitz seiner eignen Produktionsmittel, und begnügte er sich als Arbeiter zu leben, so genügte ihm die zur Reproduktion seiner Lebensmittel nothwendige Arbeitszeit, sage von 8 Stunden täglich. Er bedürfte also auch nur Produktions- mittel für 8 Arbeitsstunden. Der Kapitalist dagegen, der ihn ausser die- sen 8 Stunden sage 4 Stunden Mehrarbeit verrichten lässt, bedarf einer zusätzlichen Geldsumme zur Beschaffung der zusätzlichen Produktions- mittel. Unter unserer Annahme jedoch müsste er schon zwei Arbeiter anwenden, um von dem täglich angeeigneten Mehrwerth wie ein Arbeiter leben, d. h. die nothwendigen Bedürfnisse befriedigen zu können. In die- sem Fall wäre blosser Lebensunterhalt der Zweck seiner Produktion, nicht Vermehrung des Reichthums, und das letztre ist unterstellt bei der kapita- listischen Produktion. Damit er nur doppelt so gut lebe wie ein gewöhn- licher Arbeiter, und die Hälfte des producirten Mehrwerths in Kapital zu- rückverwandle, müsste er zugleich mit der Arbeiterzahl das Minimum des vorgeschossenen Kapitals um das Achtfache steigern. Allerdings kann er selbst, gleich seinem Arbeiter, unmittelbar Hand im Produktionsprozesse anlegen, aber ist dann auch nur ein Mittelding zwischen Kapitalist und Arbeiter, ein „kleiner Meister“. Ein gewisser Höhegrad der kapi- talistischen Produktion bedingt, dass der Kapitalist die ganze Zeit, während deren er als Kapitalist, d. h. als personificirtes Kapital funktionirt, zur Aneignung und daher Kontrole fremder Arbeit, und zum Verkauf der Pro- dukte dieser Arbeit verwenden könne 205). Die Verwandlung des Hand- 205) „The farmer cannot rely on his own labour; and if he does, I will main- tain that he is a loser by it. His employment should be, a general attention to the whole: his thrasher must be watched, or he will soon lose his wages in corn not thrashed out; his mowers, reapers etc. must be looked after; he must con- stantly go round his fences; he must see there is no neglect; which would be the case if he was confined to any one spot.“ „An Enquiry into the Connec- tion between the Price of Provisions, and the Size of Farms etc. By a Farmer. London 1773“, p. 12. Diese Schrift ist sehr interessant.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/306>, abgerufen am 25.11.2024.