Rate des Mehrwerths und gegebnem Werth der Arbeits- kraft verhalten sich also die Massen des producirten Mehrwerths direkt wie die Grössen der vorgeschossenen variablen Kapitale. Nun weiss man aber, dass der Kapitalist sein Kapi- tal in zwei Theile theilt. Einen Theil legt er aus in Produktionsmitteln. Diess ist der constante Theil seines Kapitals. Den andern Theil setzt er um in lebendige Arbeitskraft. Dieser Theil bildet sein variables Kapital. Auf Basis derselben Produktionsweise findet in verschiednen Produktionssphären verschiedne Theilung des Kapitals in constan- ten und variablen Bestandtheil statt. Innerhalb derselben Produk- tionssphäre wechselt diess Verhältniss mit wechselnder technolo- gischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombination des Produktions- prozesses. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in con- stanten und variablen Bestandtheil, ob der letztere sich zum ersteren ver- halte wie 1 : 2, 1 : 10, oder 1 : x, das eben aufgestellte Gesetz wird nicht davon berührt, da, früherer Analyse gemäss, der Werth des constanten Kapitals im Produktenwerth zwar wiedererscheint, aber nicht in das neu- gebildete Werthprodukt eingeht. Um 1000 Spinner zu verwenden, sind natürlich mehr Rohmaterialien, Spindeln u. s. w. erheischt, als um 100 zu verwenden. Der Werth dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag steigen, fallen, unverändert bleiben, gross oder klein sein, er bleibt ohne irgend einen Einfluss auf den Verwerthungsprozess der sie bewe- genden Arbeitskräfte. Das oben konstatirte Gesetz nimmt also die allge- meinere Form an: Die von verschiedenen Kapitalien pro- ducirten Massen von Werth und Mehrwerth verhalten sich, bei gegebnem Werth und gleich grossem Exploita- tionsgrad der Arbeitskraft, direkt wie die Grössen der variablen Bestandtheile dieser Kapitale, d. h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandtheile.
Diess Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein gegründeten Erfahrung. Jedermann weiss, dass ein Baumwollspinner, der, die Prozenttheile des angewandten Gesammtkapitals berechnet, relativ viel constantes und wenig variables Kapital anwendet, desswegen kei- nen kleineren Gewinn oder Mehrwerth erbeutet als ein Bäcker, der relativ viel variables und wenig constantes Kapital in Bewegung setzt. Zur Lösung dieses schcinbaren Widerspruchs bedarf es noch vieler Mittelglieder,
Rate des Mehrwerths und gegebnem Werth der Arbeits- kraft verhalten sich also die Massen des producirten Mehrwerths direkt wie die Grössen der vorgeschossenen variablen Kapitale. Nun weiss man aber, dass der Kapitalist sein Kapi- tal in zwei Theile theilt. Einen Theil legt er aus in Produktionsmitteln. Diess ist der constante Theil seines Kapitals. Den andern Theil setzt er um in lebendige Arbeitskraft. Dieser Theil bildet sein variables Kapital. Auf Basis derselben Produktionsweise findet in verschiednen Produktionssphären verschiedne Theilung des Kapitals in constan- ten und variablen Bestandtheil statt. Innerhalb derselben Produk- tionssphäre wechselt diess Verhältniss mit wechselnder technolo- gischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombination des Produktions- prozesses. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in con- stanten und variablen Bestandtheil, ob der letztere sich zum ersteren ver- halte wie 1 : 2, 1 : 10, oder 1 : x, das eben aufgestellte Gesetz wird nicht davon berührt, da, früherer Analyse gemäss, der Werth des constanten Kapitals im Produktenwerth zwar wiedererscheint, aber nicht in das neu- gebildete Werthprodukt eingeht. Um 1000 Spinner zu verwenden, sind natürlich mehr Rohmaterialien, Spindeln u. s. w. erheischt, als um 100 zu verwenden. Der Werth dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag steigen, fallen, unverändert bleiben, gross oder klein sein, er bleibt ohne irgend einen Einfluss auf den Verwerthungsprozess der sie bewe- genden Arbeitskräfte. Das oben konstatirte Gesetz nimmt also die allge- meinere Form an: Die von verschiedenen Kapitalien pro- ducirten Massen von Werth und Mehrwerth verhalten sich, bei gegebnem Werth und gleich grossem Exploita- tionsgrad der Arbeitskraft, direkt wie die Grössen der variablen Bestandtheile dieser Kapitale, d. h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandtheile.
Diess Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein gegründeten Erfahrung. Jedermann weiss, dass ein Baumwollspinner, der, die Prozenttheile des angewandten Gesammtkapitals berechnet, relativ viel constantes und wenig variables Kapital anwendet, desswegen kei- nen kleineren Gewinn oder Mehrwerth erbeutet als ein Bäcker, der relativ viel variables und wenig constantes Kapital in Bewegung setzt. Zur Lösung dieses schcinbaren Widerspruchs bedarf es noch vieler Mittelglieder,
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Rate des Mehrwerths und gegebnem Werth der Arbeits-
kraft verhalten sich also die Massen des producirten
Mehrwerths direkt wie die Grössen der vorgeschossenen
variablen Kapitale. Nun weiss man aber, dass der Kapitalist sein Kapi-
tal in zwei Theile theilt. Einen Theil legt er aus in Produktionsmitteln.
Diess ist der constante Theil seines Kapitals. Den andern Theil setzt er um
in lebendige Arbeitskraft. Dieser Theil bildet sein variables Kapital.
Auf Basis derselben Produktionsweise findet in verschiednen
Produktionssphären verschiedne Theilung des Kapitals in constan-
ten und variablen Bestandtheil statt. Innerhalb derselben Produk-
tionssphäre wechselt diess Verhältniss mit wechselnder technolo-
gischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombination des Produktions-
prozesses. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in con-
stanten und variablen Bestandtheil, ob der letztere sich zum ersteren ver-
halte wie 1 : 2, 1 : 10, oder 1 : x, das eben aufgestellte Gesetz wird nicht
davon berührt, da, früherer Analyse gemäss, der Werth des constanten
Kapitals im Produktenwerth zwar wiedererscheint, aber nicht in das neu-
gebildete Werthprodukt eingeht. Um 1000 Spinner zu verwenden, sind
natürlich mehr Rohmaterialien, Spindeln u. s. w. erheischt, als um 100 zu
verwenden. Der Werth dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag
steigen, fallen, unverändert bleiben, gross oder klein sein, er bleibt ohne
irgend einen Einfluss auf den Verwerthungsprozess der sie bewe-
genden Arbeitskräfte. Das oben konstatirte Gesetz nimmt also die allge-
meinere Form an: Die von verschiedenen Kapitalien pro-
ducirten Massen von Werth und Mehrwerth verhalten
sich, bei gegebnem Werth und gleich grossem Exploita-
tionsgrad der Arbeitskraft, direkt wie die Grössen der
variablen Bestandtheile dieser Kapitale, d. h. ihrer in
lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandtheile.
Diess Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein
gegründeten Erfahrung. Jedermann weiss, dass ein Baumwollspinner, der,
die Prozenttheile des angewandten Gesammtkapitals berechnet, relativ
viel constantes und wenig variables Kapital anwendet, desswegen kei-
nen kleineren Gewinn oder Mehrwerth erbeutet als ein Bäcker, der relativ
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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