dings, in einzelnen Epochen fieberhaften Aufschwungs zeigte der Arbeits- markt bedenkliche Lücken. So z. B. 1834. Aber die Herrn Fabrikanten schlugen nun den Poor Law Commissioners vor die "Uebervölkerung" der Ackerbaudistrikte nach dem Norden zu schicken, mit der Erklärung, dass die Fabrikanten sie absorbiren und konsumiren würden109). Diess waren ihre eigensten Worte. "Agenten wurden zu Manchester bestallt mit Einwilligung der Poor Law Commissioners. Agri- kulturarbeiterlisten wurden ausgefertigt und diesen Agenten übermacht. Die Fabrikanten liefen in die Büreaus, und nachdem sie, was ihnen passte, ausgewählt, wurden die Familien vom Süden Englands verschickt. Diese Menschenpackete wurden geliefert mit Etiquetten gleich so viel Güter- ballen, auf Kanal und Lastwagen, -- einige strolchten zu Fusse nach und viele irrten verloren und halbverhungert in den Manufakturdistrikten um- her. Diess entwickelte sich zu einem wahren Handelszweig. Das Haus der Gemeinen wird es kaum glauben. Dieser regelmässige Handel, die- ser Schacher in Menschenfleisch, dauerte fort, und diese Leute wurden ge- kauft und verkauft von den Manchester Agenten an die Manchester Fabri- kanten, ganz so regelmässig wie Neger an die Baumwollpflanzer der süd- lichen Staaten . . . . Das Jahr 1860 bezeichnet das Zenith der Baum- wollindustrie. Es fehlte wieder an Händen. Die Fabrikanten wandten sich wieder an die Fleischagenten und diese durchstöberten die Dünen von Dorset, die Hügel von Devon und die Ebenen von Wilts, aber die Ueber- völkerung war bereits verspeist. Der "Bury Guardian" jammerte, dass 10,000 zusätzliche Hände nach Abschluss des englisch-französischen Handelsvertrags absorbirt werden könnten und bald an 30 oder 40,000 mehr nöthig sein würden. Nachdem die Agenten und Subagenten des Fleischhandels die Agrikulturdistrikte 1860 ziemlich resultatlos durchge- fegt, wandte sich eine Fabrikantendeputation an Herrn Villiers, den Präsidenten des Poor Law Board, um wieder wie früher Zufuhr der Armen- und Waisenkinder aus den Workhouses erlaubt zu erhalten110)."
109) "That the manufacturers would absorb it and use it up. Those were the very words used by the cotton manufacturers." l. c.
110) l. c. Villiers, trotz bestem Willen, war "gesetzlich" in der Lage das Fabrikantenanliegen abschlagen zu müssen. Die Herrn erreichten jedoch ihre Zwecke durch die Willfährigkeit der lokalen Armenverwaltungen. Herr A. Red- grave, Fabrikinspektor, versichert, dass diessmal das System, wonach die Waisen
dings, in einzelnen Epochen fieberhaften Aufschwungs zeigte der Arbeits- markt bedenkliche Lücken. So z. B. 1834. Aber die Herrn Fabrikanten schlugen nun den Poor Law Commissioners vor die „Uebervölkerung“ der Ackerbaudistrikte nach dem Norden zu schicken, mit der Erklärung, dass die Fabrikanten sie absorbiren und konsumiren würden109). Diess waren ihre eigensten Worte. „Agenten wurden zu Manchester bestallt mit Einwilligung der Poor Law Commissioners. Agri- kulturarbeiterlisten wurden ausgefertigt und diesen Agenten übermacht. Die Fabrikanten liefen in die Büreaus, und nachdem sie, was ihnen passte, ausgewählt, wurden die Familien vom Süden Englands verschickt. Diese Menschenpackete wurden geliefert mit Etiquetten gleich so viel Güter- ballen, auf Kanal und Lastwagen, — einige strolchten zu Fusse nach und viele irrten verloren und halbverhungert in den Manufakturdistrikten um- her. Diess entwickelte sich zu einem wahren Handelszweig. Das Haus der Gemeinen wird es kaum glauben. Dieser regelmässige Handel, die- ser Schacher in Menschenfleisch, dauerte fort, und diese Leute wurden ge- kauft und verkauft von den Manchester Agenten an die Manchester Fabri- kanten, ganz so regelmässig wie Neger an die Baumwollpflanzer der süd- lichen Staaten . . . . Das Jahr 1860 bezeichnet das Zenith der Baum- wollindustrie. Es fehlte wieder an Händen. Die Fabrikanten wandten sich wieder an die Fleischagenten und diese durchstöberten die Dünen von Dorset, die Hügel von Devon und die Ebenen von Wilts, aber die Ueber- völkerung war bereits verspeist. Der „Bury Guardian“ jammerte, dass 10,000 zusätzliche Hände nach Abschluss des englisch-französischen Handelsvertrags absorbirt werden könnten und bald an 30 oder 40,000 mehr nöthig sein würden. Nachdem die Agenten und Subagenten des Fleischhandels die Agrikulturdistrikte 1860 ziemlich resultatlos durchge- fegt, wandte sich eine Fabrikantendeputation an Herrn Villiers, den Präsidenten des Poor Law Board, um wieder wie früher Zufuhr der Armen- und Waisenkinder aus den Workhouses erlaubt zu erhalten110).“
109) „That the manufacturers would absorb it and use it up. Those were the very words used by the cotton manufacturers.“ l. c.
110) l. c. Villiers, trotz bestem Willen, war „gesetzlich“ in der Lage das Fabrikantenanliegen abschlagen zu müssen. Die Herrn erreichten jedoch ihre Zwecke durch die Willfährigkeit der lokalen Armenverwaltungen. Herr A. Red- grave, Fabrikinspektor, versichert, dass diessmal das System, wonach die Waisen
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dings, in einzelnen Epochen fieberhaften Aufschwungs zeigte der Arbeits-
markt bedenkliche Lücken. So z. B. 1834. Aber die Herrn Fabrikanten
schlugen nun den Poor Law Commissioners vor die „Uebervölkerung“
der Ackerbaudistrikte nach dem Norden zu schicken, mit der Erklärung,
dass die Fabrikanten sie absorbiren und konsumiren
würden 109). Diess waren ihre eigensten Worte. „Agenten wurden zu
Manchester bestallt mit Einwilligung der Poor Law Commissioners. Agri-
kulturarbeiterlisten wurden ausgefertigt und diesen Agenten übermacht.
Die Fabrikanten liefen in die Büreaus, und nachdem sie, was ihnen passte,
ausgewählt, wurden die Familien vom Süden Englands verschickt. Diese
Menschenpackete wurden geliefert mit Etiquetten gleich so viel Güter-
ballen, auf Kanal und Lastwagen, — einige strolchten zu Fusse nach und
viele irrten verloren und halbverhungert in den Manufakturdistrikten um-
her. Diess entwickelte sich zu einem wahren Handelszweig. Das Haus
der Gemeinen wird es kaum glauben. Dieser regelmässige Handel, die-
ser Schacher in Menschenfleisch, dauerte fort, und diese Leute wurden ge-
kauft und verkauft von den Manchester Agenten an die Manchester Fabri-
kanten, ganz so regelmässig wie Neger an die Baumwollpflanzer der süd-
lichen Staaten . . . . Das Jahr 1860 bezeichnet das Zenith der Baum-
wollindustrie. Es fehlte wieder an Händen. Die Fabrikanten wandten
sich wieder an die Fleischagenten und diese durchstöberten die Dünen von
Dorset, die Hügel von Devon und die Ebenen von Wilts, aber die Ueber-
völkerung war bereits verspeist. Der „Bury Guardian“ jammerte,
dass 10,000 zusätzliche Hände nach Abschluss des englisch-französischen
Handelsvertrags absorbirt werden könnten und bald an 30 oder 40,000
mehr nöthig sein würden. Nachdem die Agenten und Subagenten des
Fleischhandels die Agrikulturdistrikte 1860 ziemlich resultatlos durchge-
fegt, wandte sich eine Fabrikantendeputation an Herrn Villiers, den
Präsidenten des Poor Law Board, um wieder wie früher Zufuhr der Armen-
und Waisenkinder aus den Workhouses erlaubt zu erhalten 110).“
109) „That the manufacturers would absorb it and use it up. Those were
the very words used by the cotton manufacturers.“ l. c.
110) l. c. Villiers, trotz bestem Willen, war „gesetzlich“ in der Lage das
Fabrikantenanliegen abschlagen zu müssen. Die Herrn erreichten jedoch ihre
Zwecke durch die Willfährigkeit der lokalen Armenverwaltungen. Herr A. Red-
grave, Fabrikinspektor, versichert, dass diessmal das System, wonach die Waisen
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/259>, abgerufen am 25.11.2024.
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