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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Elise. Die alte oft erzählte Geschichte ward nun neuentdeckt88), dass
diese Mädchen durchschnittlich 161/2 Stunden, während der Saison aber
oft 30 Stunden ununterbrochen arbeiten, indem ihre versagende "Arbeits-
kraft" durch gelegentliche Zufuhr von Sherry, Portwein oder Kaffee flüssig
erhalten wird. Und es war grade die Höhe der Saison. Es galt die
Prachtkleider edler Ladies für den Huldigungsball bei der frisch importir-
ten Prinzessin von Wales im Umsehn fertig zu zaubern. Mary Anne
Walkley hatte 261/2 Stunden ohne Unterlass gearbeitet zusammen mit 60
andern Mädchen, je 30 in einem Zimmer, das kaum 1/3 der nöthigen
Kubikzoll Luft gewährte, während sie Nachts zwei zu zwei Ein Bett theil-
ten in einem der Sticklöcher, worin Ein Schlafzimmer durch verschiedne
Bretterwände abgepfercht ist89). Und diess war eine der besseren Putz-

loser Verlängerung der Arbeit, im rauhsten Wetter, ohne Pause und Erholung?
Nehmt als ein Beispiel, wie es täglich vorkommt, folgenden Fall. Letzten Montag
begann ein Heizer sehr früh Morgens sein Tageswerk. Er endete es nach 14
Stunden, 50 Minuten. Bevor er auch nur die Zeit hatte, seinen Thee zu nehmen,
wurde er von neuem an die Arbeit gerufen. Er hatte also 29 Stunden, 15 Mi-
nuten ununterbrochen durchzuschanzen. Der Rest seines Wochenwerks wurde
aufgemacht wie folgt: Mittwoch, 15 Stunden; Donnerstag 15 Stunden, 35 Mi-
nuten; Freitag 141/2 Stunden; Sonnabend 14 Stunden, 10 Minuten; zusammen
für die Woche 88 Stunden, 40 Minuten. Und nun denkt euch sein Erstaunen, als
er nur Zahlung für 6 Arbeitstage erhielt. Der Mann war ein Neuling und fragte,
was man unter einem Tagewerk verstehe. Antwort: 13 Stunden, also 78 Stunden
per Woche. Aber wie mit der Zahlung für die überschüssigen 10 Stunden, 40
Minuten? Nach langem Hader erhielt er eine Vergütung von 10 d. (noch nicht
10 Silbergroschen)." l. c. Nr. vom 4. Februar, 1866.
88) Vgl. F. Engels l. c. p. 253, 254.
89) Dr. Letheby, beim Board of Health funktionirender Arzt, er-
klärte damals: "Das Minimum für jeden Erwachsnen in einem Schlafzimmer
sollte 300 Kubikfuss und in einem Wohnzimmer 500 Kubikfuss Luft sein."
Dr. Richardson, Oberarzt eines Londoner Hospitals: "Nätherinnen aller
Art, Putzmacherinnen, Kleidermacherinnen und gewöhnliche Näherinnen, leiden
an dreifachem Elend -- Ueberarbeit, Luftmangel und Mangel an Nahrung oder
Mangel an Verdauung. Im Ganzen passt diese Art Arbeit für Weiber, besser unter
allen Umständen als für Männer. Aber das Unheil des Geschäfts ist, dass es,
namentlich in der Hauptstadt, von einigen 26 Kapitalisten monopolisirt wird, die
durch Machtmittel, welche dem Kapital entspringen, (that spring from capital)
Oekonomie aus der Arbeit herauszwingen, (force economy out of labour; er
meint, Auslagen ökonomisiren durch Verschwendung der Arbeitskraft). Diese

Elise. Die alte oft erzählte Geschichte ward nun neuentdeckt88), dass
diese Mädchen durchschnittlich 16½ Stunden, während der Saison aber
oft 30 Stunden ununterbrochen arbeiten, indem ihre versagende „Arbeits-
kraft“ durch gelegentliche Zufuhr von Sherry, Portwein oder Kaffee flüssig
erhalten wird. Und es war grade die Höhe der Saison. Es galt die
Prachtkleider edler Ladies für den Huldigungsball bei der frisch importir-
ten Prinzessin von Wales im Umsehn fertig zu zaubern. Mary Anne
Walkley hatte 26½ Stunden ohne Unterlass gearbeitet zusammen mit 60
andern Mädchen, je 30 in einem Zimmer, das kaum ⅓ der nöthigen
Kubikzoll Luft gewährte, während sie Nachts zwei zu zwei Ein Bett theil-
ten in einem der Sticklöcher, worin Ein Schlafzimmer durch verschiedne
Bretterwände abgepfercht ist89). Und diess war eine der besseren Putz-

loser Verlängerung der Arbeit, im rauhsten Wetter, ohne Pause und Erholung?
Nehmt als ein Beispiel, wie es täglich vorkommt, folgenden Fall. Letzten Montag
begann ein Heizer sehr früh Morgens sein Tageswerk. Er endete es nach 14
Stunden, 50 Minuten. Bevor er auch nur die Zeit hatte, seinen Thee zu nehmen,
wurde er von neuem an die Arbeit gerufen. Er hatte also 29 Stunden, 15 Mi-
nuten ununterbrochen durchzuschanzen. Der Rest seines Wochenwerks wurde
aufgemacht wie folgt: Mittwoch, 15 Stunden; Donnerstag 15 Stunden, 35 Mi-
nuten; Freitag 14½ Stunden; Sonnabend 14 Stunden, 10 Minuten; zusammen
für die Woche 88 Stunden, 40 Minuten. Und nun denkt euch sein Erstaunen, als
er nur Zahlung für 6 Arbeitstage erhielt. Der Mann war ein Neuling und fragte,
was man unter einem Tagewerk verstehe. Antwort: 13 Stunden, also 78 Stunden
per Woche. Aber wie mit der Zahlung für die überschüssigen 10 Stunden, 40
Minuten? Nach langem Hader erhielt er eine Vergütung von 10 d. (noch nicht
10 Silbergroschen).“ l. c. Nr. vom 4. Februar, 1866.
88) Vgl. F. Engels l. c. p. 253, 254.
89) Dr. Letheby, beim Board of Health funktionirender Arzt, er-
klärte damals: „Das Minimum für jeden Erwachsnen in einem Schlafzimmer
sollte 300 Kubikfuss und in einem Wohnzimmer 500 Kubikfuss Luft sein.“
Dr. Richardson, Oberarzt eines Londoner Hospitals: „Nätherinnen aller
Art, Putzmacherinnen, Kleidermacherinnen und gewöhnliche Näherinnen, leiden
an dreifachem Elend — Ueberarbeit, Luftmangel und Mangel an Nahrung oder
Mangel an Verdauung. Im Ganzen passt diese Art Arbeit für Weiber, besser unter
allen Umständen als für Männer. Aber das Unheil des Geschäfts ist, dass es,
namentlich in der Hauptstadt, von einigen 26 Kapitalisten monopolisirt wird, die
durch Machtmittel, welche dem Kapital entspringen, (that spring from capital)
Oekonomie aus der Arbeit herauszwingen, (force economy out of labour; er
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[224/0243] Elise. Die alte oft erzählte Geschichte ward nun neuentdeckt 88), dass diese Mädchen durchschnittlich 16½ Stunden, während der Saison aber oft 30 Stunden ununterbrochen arbeiten, indem ihre versagende „Arbeits- kraft“ durch gelegentliche Zufuhr von Sherry, Portwein oder Kaffee flüssig erhalten wird. Und es war grade die Höhe der Saison. Es galt die Prachtkleider edler Ladies für den Huldigungsball bei der frisch importir- ten Prinzessin von Wales im Umsehn fertig zu zaubern. Mary Anne Walkley hatte 26½ Stunden ohne Unterlass gearbeitet zusammen mit 60 andern Mädchen, je 30 in einem Zimmer, das kaum ⅓ der nöthigen Kubikzoll Luft gewährte, während sie Nachts zwei zu zwei Ein Bett theil- ten in einem der Sticklöcher, worin Ein Schlafzimmer durch verschiedne Bretterwände abgepfercht ist 89). Und diess war eine der besseren Putz- 87) 88) Vgl. F. Engels l. c. p. 253, 254. 89) Dr. Letheby, beim Board of Health funktionirender Arzt, er- klärte damals: „Das Minimum für jeden Erwachsnen in einem Schlafzimmer sollte 300 Kubikfuss und in einem Wohnzimmer 500 Kubikfuss Luft sein.“ Dr. Richardson, Oberarzt eines Londoner Hospitals: „Nätherinnen aller Art, Putzmacherinnen, Kleidermacherinnen und gewöhnliche Näherinnen, leiden an dreifachem Elend — Ueberarbeit, Luftmangel und Mangel an Nahrung oder Mangel an Verdauung. Im Ganzen passt diese Art Arbeit für Weiber, besser unter allen Umständen als für Männer. Aber das Unheil des Geschäfts ist, dass es, namentlich in der Hauptstadt, von einigen 26 Kapitalisten monopolisirt wird, die durch Machtmittel, welche dem Kapital entspringen, (that spring from capital) Oekonomie aus der Arbeit herauszwingen, (force economy out of labour; er meint, Auslagen ökonomisiren durch Verschwendung der Arbeitskraft). Diese 87) loser Verlängerung der Arbeit, im rauhsten Wetter, ohne Pause und Erholung? Nehmt als ein Beispiel, wie es täglich vorkommt, folgenden Fall. Letzten Montag begann ein Heizer sehr früh Morgens sein Tageswerk. Er endete es nach 14 Stunden, 50 Minuten. Bevor er auch nur die Zeit hatte, seinen Thee zu nehmen, wurde er von neuem an die Arbeit gerufen. Er hatte also 29 Stunden, 15 Mi- nuten ununterbrochen durchzuschanzen. Der Rest seines Wochenwerks wurde aufgemacht wie folgt: Mittwoch, 15 Stunden; Donnerstag 15 Stunden, 35 Mi- nuten; Freitag 14½ Stunden; Sonnabend 14 Stunden, 10 Minuten; zusammen für die Woche 88 Stunden, 40 Minuten. Und nun denkt euch sein Erstaunen, als er nur Zahlung für 6 Arbeitstage erhielt. Der Mann war ein Neuling und fragte, was man unter einem Tagewerk verstehe. Antwort: 13 Stunden, also 78 Stunden per Woche. Aber wie mit der Zahlung für die überschüssigen 10 Stunden, 40 Minuten? Nach langem Hader erhielt er eine Vergütung von 10 d. (noch nicht 10 Silbergroschen).“ l. c. Nr. vom 4. Februar, 1866.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/243>, abgerufen am 23.11.2024.