"Wird der Arbeitstag täglich 5 Minuten über die Normaldaner ver- längert, so giebt das 21/2 Produktionstage im Jahr.50)" "Eine zusätz- liche Stunde täglich, dadurch gewonnen, dass bald hier ein Stückchen Zeit erhascht wird, bald dort ein anderes Stückchen, macht aus den 12 Mona- ten des Jahrs 13"51).
Krisen, worin die Produktion unterbrochen und nur "kurze Zeit", nur während einiger Tage in der Woche, gearbeitet wird, ändern natürlich nichts an dem Trieb nach Verlängerung des Arbeitstags. Je weniger Geschäfte gemacht werden, desto grösser soll der Gewinn auf das gemachte Geschäft sein. Je weniger Zeit gearbeitet werden kann, desto mehr Surplusarbeits- zeit soll gearbeitet werden. So berichten die Fabrikinspektoren über die Periode der Krise von 1857 -- 1858:
"Man mag es für eine Inkonsequenz halten, dass irgendwelche Ueber- arbeit zu einer Zeit stattfinde, wo der Handel so schlecht geht, aber sein schlechter Zustand spornt rücksichtslose Leute zu Ueberschreitungen; sie sichern sich so einen Extraprofit ..." "Zur selben Zeit", sagt Leon- hard Horner, "wo 122 Fabriken in meinem Distrikt ganz aufgegeben sind, 143 still stehn und alle andern kurze Zeit arbeiten, wird die Ueber- arbeit über die gesetzlich bestimmte Zeit fortgesetzt52)". "Obgleich", sagt Herr Howell, "in den meisten Fabriken des schlechten Geschäfts- stands wegen nur halbe Zeit gearbeitet wird, erhalte ich nach wie vor dieselbe Anzahl von Klagen, dass eine halbe Stunde oder 3/4 Stun- den täglich den Arbeitern weggeschnappt (snatched) werden durch Ein- griffe in die ihnen gesetzlich gesicherten Fristen für Mahlzeit und Erho- lung53)".
Dasselbe Phänomen wiederholt sich auf kleinerer Stufenleiter wäh- rend der furchtbaren Baumwollkrise von 1861 bis 186554).
50) "Reports of the Insp. of Fact. for the half year ended 1856", p. 34.
51) "Reports etc. 30th April 1858", p. 9.
52) "Reports etc." l. c. p. 43.
53) "Reports etc." l. c. p. 25.
54) "Reports etc. for half year ending 30th April 1861." Sieh Ap- pendix N. 2; "Reports etc. 31st Octob. 1862", p. 7, 52, 53. Die Ueber- schreitungen werden wieder zahlreicher mit dem letzten Halbjahr 1863. Vgl. "Reports etc. ending 31st Oct. 1863", p. 7.
I. 14
„Wird der Arbeitstag täglich 5 Minuten über die Normaldaner ver- längert, so giebt das 2½ Produktionstage im Jahr.50)“ „Eine zusätz- liche Stunde täglich, dadurch gewonnen, dass bald hier ein Stückchen Zeit erhascht wird, bald dort ein anderes Stückchen, macht aus den 12 Mona- ten des Jahrs 13“51).
Krisen, worin die Produktion unterbrochen und nur „kurze Zeit“, nur während einiger Tage in der Woche, gearbeitet wird, ändern natürlich nichts an dem Trieb nach Verlängerung des Arbeitstags. Je weniger Geschäfte gemacht werden, desto grösser soll der Gewinn auf das gemachte Geschäft sein. Je weniger Zeit gearbeitet werden kann, desto mehr Surplusarbeits- zeit soll gearbeitet werden. So berichten die Fabrikinspektoren über die Periode der Krise von 1857 — 1858:
„Man mag es für eine Inkonsequenz halten, dass irgendwelche Ueber- arbeit zu einer Zeit stattfinde, wo der Handel so schlecht geht, aber sein schlechter Zustand spornt rücksichtslose Leute zu Ueberschreitungen; sie sichern sich so einen Extraprofit …“ „Zur selben Zeit“, sagt Leon- hard Horner, „wo 122 Fabriken in meinem Distrikt ganz aufgegeben sind, 143 still stehn und alle andern kurze Zeit arbeiten, wird die Ueber- arbeit über die gesetzlich bestimmte Zeit fortgesetzt52)“. „Obgleich“, sagt Herr Howell, „in den meisten Fabriken des schlechten Geschäfts- stands wegen nur halbe Zeit gearbeitet wird, erhalte ich nach wie vor dieselbe Anzahl von Klagen, dass eine halbe Stunde oder ¾ Stun- den täglich den Arbeitern weggeschnappt (snatched) werden durch Ein- griffe in die ihnen gesetzlich gesicherten Fristen für Mahlzeit und Erho- lung53)“.
Dasselbe Phänomen wiederholt sich auf kleinerer Stufenleiter wäh- rend der furchtbaren Baumwollkrise von 1861 bis 186554).
50) „Reports of the Insp. of Fact. for the half year ended 1856“, p. 34.
51) „Reports etc. 30th April 1858“, p. 9.
52) „Reports etc.“ l. c. p. 43.
53) „Reports etc.“ l. c. p. 25.
54) „Reports etc. for half year ending 30th April 1861.“ Sieh Ap- pendix N. 2; „Reports etc. 31st Octob. 1862“, p. 7, 52, 53. Die Ueber- schreitungen werden wieder zahlreicher mit dem letzten Halbjahr 1863. Vgl. „Reports etc. ending 31st Oct. 1863“, p. 7.
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„Wird der Arbeitstag täglich 5 Minuten über die Normaldaner ver-
längert, so giebt das 2½ Produktionstage im Jahr. 50)“ „Eine zusätz-
liche Stunde täglich, dadurch gewonnen, dass bald hier ein Stückchen Zeit
erhascht wird, bald dort ein anderes Stückchen, macht aus den 12 Mona-
ten des Jahrs 13“ 51).
Krisen, worin die Produktion unterbrochen und nur „kurze Zeit“, nur
während einiger Tage in der Woche, gearbeitet wird, ändern natürlich nichts
an dem Trieb nach Verlängerung des Arbeitstags. Je weniger Geschäfte
gemacht werden, desto grösser soll der Gewinn auf das gemachte Geschäft
sein. Je weniger Zeit gearbeitet werden kann, desto mehr Surplusarbeits-
zeit soll gearbeitet werden. So berichten die Fabrikinspektoren über die
Periode der Krise von 1857 — 1858:
„Man mag es für eine Inkonsequenz halten, dass irgendwelche Ueber-
arbeit zu einer Zeit stattfinde, wo der Handel so schlecht geht, aber sein
schlechter Zustand spornt rücksichtslose Leute zu Ueberschreitungen; sie
sichern sich so einen Extraprofit …“ „Zur selben Zeit“, sagt Leon-
hard Horner, „wo 122 Fabriken in meinem Distrikt ganz aufgegeben
sind, 143 still stehn und alle andern kurze Zeit arbeiten, wird die Ueber-
arbeit über die gesetzlich bestimmte Zeit fortgesetzt 52)“. „Obgleich“,
sagt Herr Howell, „in den meisten Fabriken des schlechten Geschäfts-
stands wegen nur halbe Zeit gearbeitet wird, erhalte ich nach wie vor
dieselbe Anzahl von Klagen, dass eine halbe Stunde oder ¾ Stun-
den täglich den Arbeitern weggeschnappt (snatched) werden durch Ein-
griffe in die ihnen gesetzlich gesicherten Fristen für Mahlzeit und Erho-
lung 53)“.
Dasselbe Phänomen wiederholt sich auf kleinerer Stufenleiter wäh-
rend der furchtbaren Baumwollkrise von 1861 bis 1865 54).
50) „Reports of the Insp. of Fact. for the half year ended 1856“,
p. 34.
51) „Reports etc. 30th April 1858“, p. 9.
52) „Reports etc.“ l. c. p. 43.
53) „Reports etc.“ l. c. p. 25.
54) „Reports etc. for half year ending 30th April 1861.“ Sieh Ap-
pendix N. 2; „Reports etc. 31st Octob. 1862“, p. 7, 52, 53. Die Ueber-
schreitungen werden wieder zahlreicher mit dem letzten Halbjahr 1863. Vgl.
„Reports etc. ending 31st Oct. 1863“, p. 7.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/228>, abgerufen am 29.11.2024.
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