Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.lein" wirklich schlägt, denkt an den Professor von Oxford. Und nun: und Mund sich sofort füllen mit Flachsstaubwolken, vor denen kein Entrinnen ist. Die Arbeit selbst erheischt, wegen der Fieberhast der Maschinerie, rastlosen Auf- wand von Geschick und Bewegung, unter der Kontrole nie ermüdender Aufmerk- samkeit, und es scheint etwas hart, Eltern den Ausdruck "Faullenzerei" auf ihre eigenen Kinder anwenden zu lassen, die, nach Abzug der Essenszeit, 10 volle Stunden an solche Beschäftigung, in einer solchen Atmosphäre, geschmiedet sind ... Diese Kinder arbeiten länger als die Ackerknechte in den Nachbardörfern... Solch liebloses Gekohl über "Müssiggang und Laster" muss als der reinste cant und die schamloseste Heuchelei gebrandmarkt werden ... Der Theil des Publi- kums, der vor ungefähr zwölf Jahren auffuhr über die Zuversicht, womit man öffentlich und ganz ernsthaft proklamirte, unter der Sanction hoher Autorität, dass der ganze "Reingewinn" des Fabrikanten aus "der letzten Stunde" Arbeit fliesse, und die Reduktion des Arbeitstags um eine Stunde den Reingewinn vernichten müsse; dieser Theil des Publikums, sagen wir, wird kaum seinen Augen trauen, wenn er nun findet, dass die Original - Entdeckung über die Tugenden der "letzten Stunde" seitdem soweit verbessert worden ist "Moral" und "Profit" gleichmässig einzuschliessen; so dass wenn die Dauer der Kinderarbeit auf volle 10 Stunden reducirt würde, ihre Moral zugleich mit dem Nettogewinn ihrer Anwender flöten ginge, beide abhängig von dieser letzten, dieser fatalen Stunde." ("Repts of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1848", p. 101.) Derselbe Fabrikbericht giebt dann Proben von der "Moral" und "Tugend" dieser Herrn Fabrikanten, von den Schlichen, Pfiffen, Lockungen, Drohmitteln, Fälschungen u. s. w., die sie anwandten, um dergleichen Petitionen von wenigen ganz verwahr- losten Arbeitern unterzeichnen zu machen, um sie dann als Petitionen eines ganzen Industriezweigs, ganzer Grafschaften, dem Parlament aufzubinden. -- Höchst cha- rakteristisch bleibt es für den heutigen Stand der ökonomischen sogenannten "Wissenschaft", dass weder Senior selbst, der später zu seiner Ehre energisch für die Fabrikgesetzgebung auftrat, noch seine ursprünglichen und späteren Widersacher, die Trugschlüsse der "Originalentdeckung" aufzulösen wussten. Sie appellirten an die thatsächliche Erfahrung. Das why und wherefore blieb Mysterium. 33) Indess hatte der Herr Professor doch etwas bei seinem Manchester Ausflug
profitirt! In den "Letters on the Factory Act" hängt der ganze Rein- gewinn, "Profit" und "Zins" und sogar ,something more' an einer unbezahlten Arbeitsstunde des Arbeiters! Ein Jahr zuvor, in seinen lein“ wirklich schlägt, denkt an den Professor von Oxford. Und nun: und Mund sich sofort füllen mit Flachsstaubwolken, vor denen kein Entrinnen ist. Die Arbeit selbst erheischt, wegen der Fieberhast der Maschinerie, rastlosen Auf- wand von Geschick und Bewegung, unter der Kontrole nie ermüdender Aufmerk- samkeit, und es scheint etwas hart, Eltern den Ausdruck „Faullenzerei“ auf ihre eigenen Kinder anwenden zu lassen, die, nach Abzug der Essenszeit, 10 volle Stunden an solche Beschäftigung, in einer solchen Atmosphäre, geschmiedet sind … Diese Kinder arbeiten länger als die Ackerknechte in den Nachbardörfern… Solch liebloses Gekohl über „Müssiggang und Laster“ muss als der reinste cant und die schamloseste Heuchelei gebrandmarkt werden … Der Theil des Publi- kums, der vor ungefähr zwölf Jahren auffuhr über die Zuversicht, womit man öffentlich und ganz ernsthaft proklamirte, unter der Sanction hoher Autorität, dass der ganze „Reingewinn“ des Fabrikanten aus „der letzten Stunde“ Arbeit fliesse, und die Reduktion des Arbeitstags um eine Stunde den Reingewinn vernichten müsse; dieser Theil des Publikums, sagen wir, wird kaum seinen Augen trauen, wenn er nun findet, dass die Original - Entdeckung über die Tugenden der „letzten Stunde“ seitdem soweit verbessert worden ist „Moral“ und „Profit“ gleichmässig einzuschliessen; so dass wenn die Dauer der Kinderarbeit auf volle 10 Stunden reducirt würde, ihre Moral zugleich mit dem Nettogewinn ihrer Anwender flöten ginge, beide abhängig von dieser letzten, dieser fatalen Stunde.“ („Repts of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1848“, p. 101.) Derselbe Fabrikbericht giebt dann Proben von der „Moral“ und „Tugend“ dieser Herrn Fabrikanten, von den Schlichen, Pfiffen, Lockungen, Drohmitteln, Fälschungen u. s. w., die sie anwandten, um dergleichen Petitionen von wenigen ganz verwahr- losten Arbeitern unterzeichnen zu machen, um sie dann als Petitionen eines ganzen Industriezweigs, ganzer Grafschaften, dem Parlament aufzubinden. — Höchst cha- rakteristisch bleibt es für den heutigen Stand der ökonomischen sogenannten „Wissenschaft“, dass weder Senior selbst, der später zu seiner Ehre energisch für die Fabrikgesetzgebung auftrat, noch seine ursprünglichen und späteren Widersacher, die Trugschlüsse der „Originalentdeckung“ aufzulösen wussten. Sie appellirten an die thatsächliche Erfahrung. Das why und wherefore blieb Mysterium. 33) Indess hatte der Herr Professor doch etwas bei seinem Manchester Ausflug
profitirt! In den „Letters on the Factory Act“ hängt der ganze Rein- gewinn, „Profit“ und „Zins“ und sogar ‚something more‘ an einer unbezahlten Arbeitsstunde des Arbeiters! Ein Jahr zuvor, in seinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0215" n="196"/><hi rendition="#g">lein</hi>“ wirklich schlägt, denkt an den Professor von Oxford. Und nun:<lb/> In einer bessern Welt wünsch’ ich mir mehr von Eurem werthen Umgang.<lb/> Adio<note xml:id="seg2pn_25_1" next="#seg2pn_25_2" place="foot" n="33)">Indess hatte der Herr Professor doch etwas bei seinem Manchester Ausflug<lb/> profitirt! In den „<hi rendition="#g">Letters on the Factory Act</hi>“ hängt der ganze <hi rendition="#g">Rein-<lb/> gewinn</hi>, „<hi rendition="#g">Profit</hi>“ und „<hi rendition="#g">Zins</hi>“ und sogar ‚something more‘ an <hi rendition="#g">einer<lb/> unbezahlten Arbeitsstunde des Arbeiters</hi>! Ein Jahr zuvor, in seinen</note>! ‥ Das Signal der von <hi rendition="#g">Senior 1836</hi> entdeckten „<hi rendition="#g">letzten<lb/> Stunde</hi>“ ward am 15. April 1848, polemisch gegen das Zehnstunden-<lb/> gesetz, von <hi rendition="#g">James Wilson</hi>, einem der ökonomischen Hauptmandarine,<lb/> im „London Economist“ von neuem geblasen.</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_24_2" prev="#seg2pn_24_1" place="foot" n="32a)">und Mund sich sofort füllen mit Flachsstaubwolken, vor denen kein Entrinnen ist.<lb/> Die Arbeit selbst erheischt, wegen der Fieberhast der Maschinerie, rastlosen Auf-<lb/> wand von Geschick und Bewegung, unter der Kontrole nie ermüdender Aufmerk-<lb/> samkeit, und es scheint etwas hart, Eltern den Ausdruck „Faullenzerei“ auf ihre<lb/> eigenen Kinder anwenden zu lassen, die, nach Abzug der Essenszeit, 10 volle<lb/> Stunden an solche Beschäftigung, in einer solchen Atmosphäre, geschmiedet sind<lb/> … Diese Kinder arbeiten länger als die Ackerknechte in den Nachbardörfern…<lb/> Solch liebloses Gekohl über „Müssiggang und Laster“ muss als der reinste <hi rendition="#g">cant</hi><lb/> und die schamloseste Heuchelei gebrandmarkt werden … Der Theil des Publi-<lb/> kums, der vor ungefähr zwölf Jahren auffuhr über die Zuversicht, womit man<lb/> öffentlich und ganz ernsthaft proklamirte, unter der Sanction hoher Autorität, dass<lb/> der ganze „<hi rendition="#g">Reingewinn</hi>“ des Fabrikanten aus „<hi rendition="#g">der letzten Stunde</hi>“<lb/> Arbeit fliesse, und die Reduktion des Arbeitstags um eine Stunde den Reingewinn<lb/> vernichten müsse; dieser Theil des Publikums, sagen wir, wird kaum seinen Augen<lb/> trauen, wenn er nun findet, dass die Original - Entdeckung über die Tugenden der<lb/> „letzten Stunde“ seitdem soweit verbessert worden ist „<hi rendition="#g">Moral</hi>“ und „<hi rendition="#g">Profit</hi>“<lb/> gleichmässig einzuschliessen; so dass wenn die Dauer der Kinderarbeit auf volle<lb/> 10 Stunden reducirt würde, ihre <hi rendition="#g">Moral</hi> zugleich mit dem <hi rendition="#g">Nettogewinn</hi> ihrer<lb/> Anwender flöten ginge, beide abhängig von dieser letzten, dieser fatalen Stunde.“<lb/> („<hi rendition="#g">Repts of Insp. of Fact. for</hi> 31<hi rendition="#g">st Oct</hi>. 1848“, p. 101.) Derselbe<lb/> Fabrikbericht giebt dann Proben von der „Moral“ und „Tugend“ dieser Herrn<lb/> Fabrikanten, von den Schlichen, Pfiffen, Lockungen, Drohmitteln, Fälschungen<lb/> u. s. w., die sie anwandten, um dergleichen Petitionen von wenigen ganz verwahr-<lb/> losten Arbeitern unterzeichnen zu machen, um sie dann als Petitionen eines ganzen<lb/> Industriezweigs, ganzer Grafschaften, dem Parlament aufzubinden. — Höchst cha-<lb/> rakteristisch bleibt es für den heutigen Stand der ökonomischen sogenannten<lb/> „<hi rendition="#g">Wissenschaft</hi>“, dass weder <hi rendition="#g">Senior</hi> selbst, der später zu seiner Ehre<lb/> energisch für die Fabrikgesetzgebung auftrat, noch seine ursprünglichen und<lb/> späteren Widersacher, die Trugschlüsse der „Originalentdeckung“ aufzulösen<lb/> wussten. Sie appellirten an die thatsächliche Erfahrung. Das why und wherefore<lb/> blieb Mysterium.</note> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0215]
lein“ wirklich schlägt, denkt an den Professor von Oxford. Und nun:
In einer bessern Welt wünsch’ ich mir mehr von Eurem werthen Umgang.
Adio 33)! ‥ Das Signal der von Senior 1836 entdeckten „letzten
Stunde“ ward am 15. April 1848, polemisch gegen das Zehnstunden-
gesetz, von James Wilson, einem der ökonomischen Hauptmandarine,
im „London Economist“ von neuem geblasen.
32a)
33) Indess hatte der Herr Professor doch etwas bei seinem Manchester Ausflug
profitirt! In den „Letters on the Factory Act“ hängt der ganze Rein-
gewinn, „Profit“ und „Zins“ und sogar ‚something more‘ an einer
unbezahlten Arbeitsstunde des Arbeiters! Ein Jahr zuvor, in seinen
32a) und Mund sich sofort füllen mit Flachsstaubwolken, vor denen kein Entrinnen ist.
Die Arbeit selbst erheischt, wegen der Fieberhast der Maschinerie, rastlosen Auf-
wand von Geschick und Bewegung, unter der Kontrole nie ermüdender Aufmerk-
samkeit, und es scheint etwas hart, Eltern den Ausdruck „Faullenzerei“ auf ihre
eigenen Kinder anwenden zu lassen, die, nach Abzug der Essenszeit, 10 volle
Stunden an solche Beschäftigung, in einer solchen Atmosphäre, geschmiedet sind
… Diese Kinder arbeiten länger als die Ackerknechte in den Nachbardörfern…
Solch liebloses Gekohl über „Müssiggang und Laster“ muss als der reinste cant
und die schamloseste Heuchelei gebrandmarkt werden … Der Theil des Publi-
kums, der vor ungefähr zwölf Jahren auffuhr über die Zuversicht, womit man
öffentlich und ganz ernsthaft proklamirte, unter der Sanction hoher Autorität, dass
der ganze „Reingewinn“ des Fabrikanten aus „der letzten Stunde“
Arbeit fliesse, und die Reduktion des Arbeitstags um eine Stunde den Reingewinn
vernichten müsse; dieser Theil des Publikums, sagen wir, wird kaum seinen Augen
trauen, wenn er nun findet, dass die Original - Entdeckung über die Tugenden der
„letzten Stunde“ seitdem soweit verbessert worden ist „Moral“ und „Profit“
gleichmässig einzuschliessen; so dass wenn die Dauer der Kinderarbeit auf volle
10 Stunden reducirt würde, ihre Moral zugleich mit dem Nettogewinn ihrer
Anwender flöten ginge, beide abhängig von dieser letzten, dieser fatalen Stunde.“
(„Repts of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1848“, p. 101.) Derselbe
Fabrikbericht giebt dann Proben von der „Moral“ und „Tugend“ dieser Herrn
Fabrikanten, von den Schlichen, Pfiffen, Lockungen, Drohmitteln, Fälschungen
u. s. w., die sie anwandten, um dergleichen Petitionen von wenigen ganz verwahr-
losten Arbeitern unterzeichnen zu machen, um sie dann als Petitionen eines ganzen
Industriezweigs, ganzer Grafschaften, dem Parlament aufzubinden. — Höchst cha-
rakteristisch bleibt es für den heutigen Stand der ökonomischen sogenannten
„Wissenschaft“, dass weder Senior selbst, der später zu seiner Ehre
energisch für die Fabrikgesetzgebung auftrat, noch seine ursprünglichen und
späteren Widersacher, die Trugschlüsse der „Originalentdeckung“ aufzulösen
wussten. Sie appellirten an die thatsächliche Erfahrung. Das why und wherefore
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