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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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aber auch von sehr barbarischen Vorstellungen begleitet sein, namentlich
in Köpfen, die eben so praktisch im Verwerthungsprozess interessirt sind,
als sie ein Interesse haben, ihn theoretisch misszuverstehen. So kann
sich eingebildet werden, dass unser Spinner z. B. in den ersten 8 Stunden
seines Arbeitstags den Werth der Baumwolle, in der folgenden Stunde
und 36 Minuten den Werth der verzehrten Arbeitsmittel, in der folgenden
Stunde und 12 Minuten den Werth des Arbeitslohns produzirt oder er-
setzt
, und nur die vielberühmte "letzte Stunde" dem Fabrikanten
zur Produktion von Mehrwerth widmet. Dem Spinner wird so das dop-
pelte Wunder aufgebürdet, Baumwolle, Spindel, Dampfmaschine, Kohle,
Oel u. s. w. in demselben Augenblick zu produziren, wo er mit ihnen
spinnt, und aus Einem Arbeitstag von gegebnem Intensivitätsgrad fünf
solcher Tage zu machen. In unserm Fall nämlich erfordert die Produk-
tion des Rohmaterials und der Arbeitsmittel 4 zwölfstündige Arbeitstage
und ihre Verwandlung in Garn einen andern zwölfstündigen Arbeitstag.
Dass die Raubgier solche Wunder glaubt und nie den doktrinären
Sykophanten misst, der sie beweist, zeige folgendes Beispiel.

An einem schönen Morgen des Jahres 1836 wurde der wegen seiner
ökonomischen Wissenschaft und seines "schönen Styls" berufene Nassau
W. Senior
, gewissermassen der Clauren unter den englischen Oekono-
men, von Oxford nach Manchester citirt, um statt in Oxford politische
Oekonomie zu lehren, sie in Manchester zu lernen. Die Fabrikanten er-
kiesten ihn zum Preisfechter gegen den neulich erlassenen Factory
Act
und die darüber noch hinausstrebende Zehnstundenagitation. Mit
gewohntem praktischen Scharfsinn hatten sie erkannt, dass der Herr Pro-
fessor "wanted a good deal of finishing". Sie verschrieben ihn daher
nach Manchester. Der Herr Professor seinerseits hat die zu Manchester
von den Fabrikanten erhaltene Lektion stylisirt in dem Pamphlet: "Let-
ters on the Factory Act, as it affects the cotton manu-
facture. London
1837." Hier kann man u. a. folgendes Erbau-
liche lesen:

"Unter dem gegenwärtigen Gesetz kann keine Fabrik, die Personen
unter 18 Jahren beschäftigt, länger als 111/2 Stunden täglich
arbeiten
, d. h. 12 Stunden während der ersten 5 Tage und 9 Stunden
am Sonnabend. Die folgende Analyse (!) zeigt nun, dass in einer sol-
chen Fabrik der ganze Reingewinn von der letzten Stunde

aber auch von sehr barbarischen Vorstellungen begleitet sein, namentlich
in Köpfen, die eben so praktisch im Verwerthungsprozess interessirt sind,
als sie ein Interesse haben, ihn theoretisch misszuverstehen. So kann
sich eingebildet werden, dass unser Spinner z. B. in den ersten 8 Stunden
seines Arbeitstags den Werth der Baumwolle, in der folgenden Stunde
und 36 Minuten den Werth der verzehrten Arbeitsmittel, in der folgenden
Stunde und 12 Minuten den Werth des Arbeitslohns produzirt oder er-
setzt
, und nur die vielberühmte „letzte Stunde“ dem Fabrikanten
zur Produktion von Mehrwerth widmet. Dem Spinner wird so das dop-
pelte Wunder aufgebürdet, Baumwolle, Spindel, Dampfmaschine, Kohle,
Oel u. s. w. in demselben Augenblick zu produziren, wo er mit ihnen
spinnt, und aus Einem Arbeitstag von gegebnem Intensivitätsgrad fünf
solcher Tage zu machen. In unserm Fall nämlich erfordert die Produk-
tion des Rohmaterials und der Arbeitsmittel 4 zwölfstündige Arbeitstage
und ihre Verwandlung in Garn einen andern zwölfstündigen Arbeitstag.
Dass die Raubgier solche Wunder glaubt und nie den doktrinären
Sykophanten misst, der sie beweist, zeige folgendes Beispiel.

An einem schönen Morgen des Jahres 1836 wurde der wegen seiner
ökonomischen Wissenschaft und seines „schönen Styls“ berufene Nassau
W. Senior
, gewissermassen der Clauren unter den englischen Oekono-
men, von Oxford nach Manchester citirt, um statt in Oxford politische
Oekonomie zu lehren, sie in Manchester zu lernen. Die Fabrikanten er-
kiesten ihn zum Preisfechter gegen den neulich erlassenen Factory
Act
und die darüber noch hinausstrebende Zehnstundenagitation. Mit
gewohntem praktischen Scharfsinn hatten sie erkannt, dass der Herr Pro-
fessor „wanted a good deal of finishing“. Sie verschrieben ihn daher
nach Manchester. Der Herr Professor seinerseits hat die zu Manchester
von den Fabrikanten erhaltene Lektion stylisirt in dem Pamphlet: „Let-
ters on the Factory Act, as it affects the cotton manu-
facture. London
1837.“ Hier kann man u. a. folgendes Erbau-
liche lesen:

„Unter dem gegenwärtigen Gesetz kann keine Fabrik, die Personen
unter 18 Jahren beschäftigt, länger als 11½ Stunden täglich
arbeiten
, d. h. 12 Stunden während der ersten 5 Tage und 9 Stunden
am Sonnabend. Die folgende Analyse (!) zeigt nun, dass in einer sol-
chen Fabrik der ganze Reingewinn von der letzten Stunde

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[191/0210] aber auch von sehr barbarischen Vorstellungen begleitet sein, namentlich in Köpfen, die eben so praktisch im Verwerthungsprozess interessirt sind, als sie ein Interesse haben, ihn theoretisch misszuverstehen. So kann sich eingebildet werden, dass unser Spinner z. B. in den ersten 8 Stunden seines Arbeitstags den Werth der Baumwolle, in der folgenden Stunde und 36 Minuten den Werth der verzehrten Arbeitsmittel, in der folgenden Stunde und 12 Minuten den Werth des Arbeitslohns produzirt oder er- setzt, und nur die vielberühmte „letzte Stunde“ dem Fabrikanten zur Produktion von Mehrwerth widmet. Dem Spinner wird so das dop- pelte Wunder aufgebürdet, Baumwolle, Spindel, Dampfmaschine, Kohle, Oel u. s. w. in demselben Augenblick zu produziren, wo er mit ihnen spinnt, und aus Einem Arbeitstag von gegebnem Intensivitätsgrad fünf solcher Tage zu machen. In unserm Fall nämlich erfordert die Produk- tion des Rohmaterials und der Arbeitsmittel 4 zwölfstündige Arbeitstage und ihre Verwandlung in Garn einen andern zwölfstündigen Arbeitstag. Dass die Raubgier solche Wunder glaubt und nie den doktrinären Sykophanten misst, der sie beweist, zeige folgendes Beispiel. An einem schönen Morgen des Jahres 1836 wurde der wegen seiner ökonomischen Wissenschaft und seines „schönen Styls“ berufene Nassau W. Senior, gewissermassen der Clauren unter den englischen Oekono- men, von Oxford nach Manchester citirt, um statt in Oxford politische Oekonomie zu lehren, sie in Manchester zu lernen. Die Fabrikanten er- kiesten ihn zum Preisfechter gegen den neulich erlassenen Factory Act und die darüber noch hinausstrebende Zehnstundenagitation. Mit gewohntem praktischen Scharfsinn hatten sie erkannt, dass der Herr Pro- fessor „wanted a good deal of finishing“. Sie verschrieben ihn daher nach Manchester. Der Herr Professor seinerseits hat die zu Manchester von den Fabrikanten erhaltene Lektion stylisirt in dem Pamphlet: „Let- ters on the Factory Act, as it affects the cotton manu- facture. London 1837.“ Hier kann man u. a. folgendes Erbau- liche lesen: „Unter dem gegenwärtigen Gesetz kann keine Fabrik, die Personen unter 18 Jahren beschäftigt, länger als 11½ Stunden täglich arbeiten, d. h. 12 Stunden während der ersten 5 Tage und 9 Stunden am Sonnabend. Die folgende Analyse (!) zeigt nun, dass in einer sol- chen Fabrik der ganze Reingewinn von der letzten Stunde

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/210>, abgerufen am 28.11.2024.