Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Andrerseits muss in jedem Werthbildungsprozess die höhere Arbeit
stets auf gesellschaftliche Durchschnittsarbeit reducirt werden, z. B. ein
Tag höherer Arbeit auf x Tage einfacher Arbeit19). Man erspart also
eine überflüssige Operation und vereinfacht die Analyse durch die Annahme,
dass der vom Kapital verwandte Arbeiter einfache gesellschaftliche Durch-
schnittsarbeit verrichtet.

2) Constantes Kapital und variables Kapital.

Die verschiedenen Faktoren des Arbeitsprozesses nehmen verschied-
nen Antheil an der Bildung des Produkten-Werths.

Der Arbeiter setzt dem Arbeitsgegenstand neuen Tauschwerth
zu durch Zusatz eines bestimmten Quantums von Arbeit, abge-
sehn vom bestimmten Inhalt, Zweck und technologischen Charakter seiner
Arbeit. Andrerseits finden wir die Werthe der verzehrten Produktions-
mittel wieder als Bestandtheile des Produkten-Werths, z. B.
die Werthe von Baumwolle und Spindel im Garnwerth. Der Werth der
Produktionsmittel wird also erhalten durch seine Uebertragung
auf das Produkt. Diess Uebertragen geschieht während der Verwand-
lung der Produktionsmittel in Produkt, im Arbeitsprozess. Es ist ver-
mittelt
durch die Arbeit. Aber wie?

Der Arbeiter arbeitet nicht doppelt in derselben Zeit, nicht ein-
mal um der Baumwolle durch seine Arbeit einen Werth zuzusetzen, und das
andremal um ihren alten Werth zu erhalten, oder, was dasselbe, um den
Werth der Baumwolle, die er verarbeitet, und der Spindel, womit er
arbeitet, auf das Produkt, das Garn, zu übertragen. Sondern durch
blosses Zusetzen von neuem Werth erhält er den alten Werth. Da
aber der Zusatz von neuem Werth zum Arbeitsgegenstand und die Erhal-
tung der alten Werthe im Produkt zwei ganz verschiedne Resultate sind,
die der Arbeiter in derselben Zeit hervorbringt, obgleich er nur
einmal
in derselben Zeit arbeitet, kann diese Doppelseitigkeit
des Resultats
offenbar nur aus der Doppelseitigkeit seiner
Arbeit selbst
erklärt werden. In demselben Zeitpunkt muss sie in

19) "Where reference is made to labour as a measure of value, it necessarily
implies labour of one particular kind. . . . the proportion which
the other kinds bear to it being easily ascertained." ("Outlines of Polit.
Economy. London
1832", p. 22, 23.)

Andrerseits muss in jedem Werthbildungsprozess die höhere Arbeit
stets auf gesellschaftliche Durchschnittsarbeit reducirt werden, z. B. ein
Tag höherer Arbeit auf x Tage einfacher Arbeit19). Man erspart also
eine überflüssige Operation und vereinfacht die Analyse durch die Annahme,
dass der vom Kapital verwandte Arbeiter einfache gesellschaftliche Durch-
schnittsarbeit verrichtet.

2) Constantes Kapital und variables Kapital.

Die verschiedenen Faktoren des Arbeitsprozesses nehmen verschied-
nen Antheil an der Bildung des Produkten-Werths.

Der Arbeiter setzt dem Arbeitsgegenstand neuen Tauschwerth
zu durch Zusatz eines bestimmten Quantums von Arbeit, abge-
sehn vom bestimmten Inhalt, Zweck und technologischen Charakter seiner
Arbeit. Andrerseits finden wir die Werthe der verzehrten Produktions-
mittel wieder als Bestandtheile des Produkten-Werths, z. B.
die Werthe von Baumwolle und Spindel im Garnwerth. Der Werth der
Produktionsmittel wird also erhalten durch seine Uebertragung
auf das Produkt. Diess Uebertragen geschieht während der Verwand-
lung der Produktionsmittel in Produkt, im Arbeitsprozess. Es ist ver-
mittelt
durch die Arbeit. Aber wie?

Der Arbeiter arbeitet nicht doppelt in derselben Zeit, nicht ein-
mal um der Baumwolle durch seine Arbeit einen Werth zuzusetzen, und das
andremal um ihren alten Werth zu erhalten, oder, was dasselbe, um den
Werth der Baumwolle, die er verarbeitet, und der Spindel, womit er
arbeitet, auf das Produkt, das Garn, zu übertragen. Sondern durch
blosses Zusetzen von neuem Werth erhält er den alten Werth. Da
aber der Zusatz von neuem Werth zum Arbeitsgegenstand und die Erhal-
tung der alten Werthe im Produkt zwei ganz verschiedne Resultate sind,
die der Arbeiter in derselben Zeit hervorbringt, obgleich er nur
einmal
in derselben Zeit arbeitet, kann diese Doppelseitigkeit
des Resultats
offenbar nur aus der Doppelseitigkeit seiner
Arbeit selbst
erklärt werden. In demselben Zeitpunkt muss sie in

19) „Where reference is made to labour as a measure of value, it necessarily
implies labour of one particular kind. . . . the proportion which
the other kinds bear to it being easily ascertained.“ („Outlines of Polit.
Economy. London
1832“, p. 22, 23.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0184" n="165"/>
            <p>Andrerseits muss in jedem Werthbildungsprozess die höhere Arbeit<lb/>
stets auf gesellschaftliche Durchschnittsarbeit reducirt werden, z. B. ein<lb/>
Tag höherer Arbeit auf x Tage einfacher Arbeit<note place="foot" n="19)">&#x201E;Where reference is made to labour as a measure of value, it necessarily<lb/>
implies <hi rendition="#g">labour of one particular kind</hi>. . . . the <hi rendition="#g">proportion</hi> which<lb/>
the other kinds bear to it being easily ascertained.&#x201C; (&#x201E;<hi rendition="#g">Outlines of Polit.<lb/>
Economy. London</hi> 1832&#x201C;, p. 22, 23.)</note>. Man erspart also<lb/>
eine überflüssige Operation und vereinfacht die Analyse durch die Annahme,<lb/>
dass der vom Kapital verwandte Arbeiter einfache gesellschaftliche Durch-<lb/>
schnittsarbeit verrichtet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>2) <hi rendition="#g">Constantes Kapital und variables Kapital</hi>.</head><lb/>
            <p>Die verschiedenen Faktoren des Arbeitsprozesses nehmen verschied-<lb/>
nen Antheil an der Bildung des <hi rendition="#g">Produkten-Werths</hi>.</p><lb/>
            <p>Der Arbeiter setzt dem Arbeitsgegenstand <hi rendition="#g">neuen Tauschwerth</hi><lb/>
zu durch <hi rendition="#g">Zusatz</hi> eines bestimmten <hi rendition="#g">Quantums von Arbeit</hi>, abge-<lb/>
sehn vom bestimmten Inhalt, Zweck und technologischen Charakter seiner<lb/>
Arbeit. Andrerseits finden wir die Werthe der verzehrten Produktions-<lb/>
mittel wieder als <hi rendition="#g">Bestandtheile</hi> des <hi rendition="#g">Produkten-Werths</hi>, z. B.<lb/>
die Werthe von Baumwolle und Spindel im Garnwerth. Der Werth der<lb/>
Produktionsmittel wird also <hi rendition="#g">erhalten</hi> durch seine <hi rendition="#g">Uebertragung</hi><lb/>
auf das Produkt. Diess <hi rendition="#g">Uebertragen</hi> geschieht während der Verwand-<lb/>
lung der Produktionsmittel in Produkt, im Arbeitsprozess. Es ist <hi rendition="#g">ver-<lb/>
mittelt</hi> durch <hi rendition="#g">die Arbeit</hi>. Aber <hi rendition="#g">wie</hi>?</p><lb/>
            <p>Der Arbeiter arbeitet <hi rendition="#g">nicht doppelt in derselben Zeit</hi>, nicht ein-<lb/>
mal um der Baumwolle durch seine Arbeit einen Werth zuzusetzen, und das<lb/>
andremal um ihren alten Werth zu <hi rendition="#g">erhalten</hi>, oder, was dasselbe, um den<lb/>
Werth der Baumwolle, die er verarbeitet, und der Spindel, womit er<lb/>
arbeitet, auf das Produkt, das Garn, zu <hi rendition="#g">übertragen</hi>. Sondern durch<lb/>
blosses <hi rendition="#g">Zusetzen</hi> von neuem Werth <hi rendition="#g">erhält</hi> er den alten Werth. Da<lb/>
aber der Zusatz von neuem Werth zum Arbeitsgegenstand und die Erhal-<lb/>
tung der alten Werthe im Produkt zwei ganz verschiedne Resultate sind,<lb/>
die der Arbeiter <hi rendition="#g">in derselben Zeit</hi> hervorbringt, obgleich er <hi rendition="#g">nur<lb/>
einmal</hi> in derselben Zeit arbeitet, kann diese <hi rendition="#g">Doppelseitigkeit<lb/>
des Resultats</hi> offenbar nur aus der <hi rendition="#g">Doppelseitigkeit seiner<lb/>
Arbeit selbst</hi> erklärt werden. In demselben Zeitpunkt muss sie in<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0184] Andrerseits muss in jedem Werthbildungsprozess die höhere Arbeit stets auf gesellschaftliche Durchschnittsarbeit reducirt werden, z. B. ein Tag höherer Arbeit auf x Tage einfacher Arbeit 19). Man erspart also eine überflüssige Operation und vereinfacht die Analyse durch die Annahme, dass der vom Kapital verwandte Arbeiter einfache gesellschaftliche Durch- schnittsarbeit verrichtet. 2) Constantes Kapital und variables Kapital. Die verschiedenen Faktoren des Arbeitsprozesses nehmen verschied- nen Antheil an der Bildung des Produkten-Werths. Der Arbeiter setzt dem Arbeitsgegenstand neuen Tauschwerth zu durch Zusatz eines bestimmten Quantums von Arbeit, abge- sehn vom bestimmten Inhalt, Zweck und technologischen Charakter seiner Arbeit. Andrerseits finden wir die Werthe der verzehrten Produktions- mittel wieder als Bestandtheile des Produkten-Werths, z. B. die Werthe von Baumwolle und Spindel im Garnwerth. Der Werth der Produktionsmittel wird also erhalten durch seine Uebertragung auf das Produkt. Diess Uebertragen geschieht während der Verwand- lung der Produktionsmittel in Produkt, im Arbeitsprozess. Es ist ver- mittelt durch die Arbeit. Aber wie? Der Arbeiter arbeitet nicht doppelt in derselben Zeit, nicht ein- mal um der Baumwolle durch seine Arbeit einen Werth zuzusetzen, und das andremal um ihren alten Werth zu erhalten, oder, was dasselbe, um den Werth der Baumwolle, die er verarbeitet, und der Spindel, womit er arbeitet, auf das Produkt, das Garn, zu übertragen. Sondern durch blosses Zusetzen von neuem Werth erhält er den alten Werth. Da aber der Zusatz von neuem Werth zum Arbeitsgegenstand und die Erhal- tung der alten Werthe im Produkt zwei ganz verschiedne Resultate sind, die der Arbeiter in derselben Zeit hervorbringt, obgleich er nur einmal in derselben Zeit arbeitet, kann diese Doppelseitigkeit des Resultats offenbar nur aus der Doppelseitigkeit seiner Arbeit selbst erklärt werden. In demselben Zeitpunkt muss sie in 19) „Where reference is made to labour as a measure of value, it necessarily implies labour of one particular kind. . . . the proportion which the other kinds bear to it being easily ascertained.“ („Outlines of Polit. Economy. London 1832“, p. 22, 23.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/184
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/184>, abgerufen am 15.11.2024.