vorfinden und zugleich sehn, warum sie historisch vor dem Kapital in seiner modernen Grundform erscheinen.
Es hat sich gezeigt, dass der Mehrwerth nicht aus der Circulation entspringen kann, bei seiner Bildung also etwas hinter ihrem Rücken vorgehn muss, das in ihr selbst unsichtbar ist36). Kann aber der Mehrwerth anders woher entspringen als aus der Circulation? Die Circulation ist die Summe aller Wechselbeziehungen der Waarenbesitzer. Ausserhalb derselben steht der Waarenbesitzer nur noch in Beziehung zu seiner eignen Waare. Was ihren Werth37) angeht, beschränkt sich das Verhältniss darauf, dass sie ein nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen gemessenes Quantum seiner eignen Arbeit enthält. Diess Quantum Arbeit drückt sich aus in der Werthgrösse seiner Waare und da sich Werth- grösse in Rechengeld darstellt, in einem Preise von z. B. 10 Pfd. St. Aber seine Arbeit stellt sich nicht dar im Werthe der Waare und einem Ueberschuss über ihren eignen Werth, nicht in einem Preise von 10, der zugleich ein Preis von 11 ist, nicht in einem Werth, der grösser als er selbst ist. Der Waarenbesitzer kann durch seine Arbeit Werthe bilden, aber keine sich verwerthenden Werthe. Er kann den Werth einer Waare erhöhen, indem er vorhandnem Werth neuen Werth durch neue Arbeit zusetzt, z. B. aus Leder Stiefel macht. Derselbe Stoff hat jetzt mehr Werth, weil er ein grösseres Arbeitsquantum enthält. Der Stiefel hat daher mehr Werth als das Leder, aber der Werth des Leders ist geblieben, was er war. Er hat sich nicht verwerthet, nicht während der Stiefelfabrikation seinen ursprünglichen Werth um einen Mehrwerth be- reichert. Es ist also unmöglich, dass der Waarenproducent ausserhalb der Circulationssphäre, ohne mit andern Waarenbesitzern in Berührung zu treten, Werth verwerthe und daher Geld oder Waare in Kapital verwandle.
Kapital kann also nicht aus der Circulation entspringen und es kann eben so wenig aus der Circulation nicht entspringen. Es muss zugleich in ihr und nicht in ihr entspringen.
36) "Profit, in the usual condition of the market, is not made by exchang- ing. Had it not existed before, neither could it after that transaction." (Ramsay l. c. p. 184.)
37) Ich bemerke hier, dass wenn ich das Wort Werth in dieser Schrift ohne nähere Bezeichnung brauche, stets Tauschwerth zu verstehn ist.
vorfinden und zugleich sehn, warum sie historisch vor dem Kapital in seiner modernen Grundform erscheinen.
Es hat sich gezeigt, dass der Mehrwerth nicht aus der Circulation entspringen kann, bei seiner Bildung also etwas hinter ihrem Rücken vorgehn muss, das in ihr selbst unsichtbar ist36). Kann aber der Mehrwerth anders woher entspringen als aus der Circulation? Die Circulation ist die Summe aller Wechselbeziehungen der Waarenbesitzer. Ausserhalb derselben steht der Waarenbesitzer nur noch in Beziehung zu seiner eignen Waare. Was ihren Werth37) angeht, beschränkt sich das Verhältniss darauf, dass sie ein nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen gemessenes Quantum seiner eignen Arbeit enthält. Diess Quantum Arbeit drückt sich aus in der Werthgrösse seiner Waare und da sich Werth- grösse in Rechengeld darstellt, in einem Preise von z. B. 10 Pfd. St. Aber seine Arbeit stellt sich nicht dar im Werthe der Waare und einem Ueberschuss über ihren eignen Werth, nicht in einem Preise von 10, der zugleich ein Preis von 11 ist, nicht in einem Werth, der grösser als er selbst ist. Der Waarenbesitzer kann durch seine Arbeit Werthe bilden, aber keine sich verwerthenden Werthe. Er kann den Werth einer Waare erhöhen, indem er vorhandnem Werth neuen Werth durch neue Arbeit zusetzt, z. B. aus Leder Stiefel macht. Derselbe Stoff hat jetzt mehr Werth, weil er ein grösseres Arbeitsquantum enthält. Der Stiefel hat daher mehr Werth als das Leder, aber der Werth des Leders ist geblieben, was er war. Er hat sich nicht verwerthet, nicht während der Stiefelfabrikation seinen ursprünglichen Werth um einen Mehrwerth be- reichert. Es ist also unmöglich, dass der Waarenproducent ausserhalb der Circulationssphäre, ohne mit andern Waarenbesitzern in Berührung zu treten, Werth verwerthe und daher Geld oder Waare in Kapital verwandle.
Kapital kann also nicht aus der Circulation entspringen und es kann eben so wenig aus der Circulation nicht entspringen. Es muss zugleich in ihr und nicht in ihr entspringen.
36) „Profit, in the usual condition of the market, is not made by exchang- ing. Had it not existed before, neither could it after that transaction.“ (Ramsay l. c. p. 184.)
37) Ich bemerke hier, dass wenn ich das Wort Werth in dieser Schrift ohne nähere Bezeichnung brauche, stets Tauschwerth zu verstehn ist.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0147"n="128"/>
vorfinden und zugleich sehn, warum sie <hirendition="#g">historisch vor</hi> dem Kapital<lb/>
in seiner modernen <hirendition="#g">Grundform</hi> erscheinen.</p><lb/><p>Es hat sich gezeigt, dass der Mehrwerth nicht aus der Circulation<lb/>
entspringen kann, bei seiner Bildung also etwas <hirendition="#g">hinter ihrem Rücken</hi><lb/>
vorgehn muss, das in ihr selbst <hirendition="#g">unsichtbar</hi> ist<noteplace="foot"n="36)">„<hirendition="#g">Profit</hi>, in the usual condition of the market, is not made by exchang-<lb/>
ing. <hirendition="#g">Had it not existed before</hi>, neither could it <hirendition="#g">after</hi> that transaction.“<lb/>
(<hirendition="#g">Ramsay</hi> l. c. p. 184.)</note>. Kann aber der<lb/>
Mehrwerth <hirendition="#g">anders woher</hi> entspringen als aus der Circulation? Die<lb/>
Circulation ist die Summe aller Wechselbeziehungen der Waarenbesitzer.<lb/>
Ausserhalb derselben steht der Waarenbesitzer nur noch in Beziehung zu<lb/>
seiner eignen Waare. Was ihren <hirendition="#g">Werth</hi><noteplace="foot"n="37)">Ich bemerke hier, dass wenn ich das Wort <hirendition="#g">Werth</hi> in dieser Schrift ohne<lb/>
nähere Bezeichnung brauche, stets <hirendition="#g">Tauschwerth</hi> zu verstehn ist.</note> angeht, beschränkt sich das<lb/>
Verhältniss darauf, dass sie ein nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen<lb/>
gemessenes Quantum seiner eignen Arbeit enthält. Diess Quantum Arbeit<lb/>
drückt sich aus in der <hirendition="#g">Werthgrösse</hi> seiner Waare und da sich Werth-<lb/>
grösse in Rechengeld darstellt, in einem <hirendition="#g">Preise</hi> von z. B. 10 Pfd. St.<lb/>
Aber seine Arbeit stellt sich nicht dar im Werthe der Waare und einem<lb/>
Ueberschuss über ihren eignen Werth, nicht in einem Preise von 10, der<lb/>
zugleich ein Preis von 11 ist, nicht in einem Werth, der <hirendition="#g">grösser als<lb/>
er selbst</hi> ist. Der Waarenbesitzer kann durch seine Arbeit <hirendition="#g">Werthe<lb/>
bilden</hi>, aber keine <hirendition="#g">sich verwerthenden Werthe</hi>. Er kann den<lb/>
Werth einer Waare erhöhen, indem er vorhandnem Werth neuen Werth<lb/>
durch neue Arbeit zusetzt, z. B. aus Leder Stiefel macht. <hirendition="#g">Derselbe<lb/>
Stoff</hi> hat jetzt mehr Werth, weil er ein grösseres Arbeitsquantum enthält.<lb/>
Der Stiefel hat daher mehr Werth als das Leder, aber der Werth des Leders<lb/>
ist geblieben, was er war. Er hat sich nicht <hirendition="#g">verwerthet</hi>, nicht während<lb/>
der Stiefelfabrikation seinen ursprünglichen Werth um einen Mehrwerth be-<lb/>
reichert. Es ist also unmöglich, dass der Waarenproducent <hirendition="#g">ausserhalb</hi><lb/>
der Circulationssphäre, ohne mit <hirendition="#g">andern</hi> Waarenbesitzern in Berührung<lb/>
zu treten, <hirendition="#g">Werth verwerthe</hi> und daher Geld oder Waare in Kapital<lb/>
verwandle.</p><lb/><p>Kapital kann also nicht aus der Circulation entspringen und es kann<lb/>
eben so wenig aus der Circulation nicht entspringen. Es muss zugleich<lb/>
in ihr und nicht in ihr entspringen.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[128/0147]
vorfinden und zugleich sehn, warum sie historisch vor dem Kapital
in seiner modernen Grundform erscheinen.
Es hat sich gezeigt, dass der Mehrwerth nicht aus der Circulation
entspringen kann, bei seiner Bildung also etwas hinter ihrem Rücken
vorgehn muss, das in ihr selbst unsichtbar ist 36). Kann aber der
Mehrwerth anders woher entspringen als aus der Circulation? Die
Circulation ist die Summe aller Wechselbeziehungen der Waarenbesitzer.
Ausserhalb derselben steht der Waarenbesitzer nur noch in Beziehung zu
seiner eignen Waare. Was ihren Werth 37) angeht, beschränkt sich das
Verhältniss darauf, dass sie ein nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen
gemessenes Quantum seiner eignen Arbeit enthält. Diess Quantum Arbeit
drückt sich aus in der Werthgrösse seiner Waare und da sich Werth-
grösse in Rechengeld darstellt, in einem Preise von z. B. 10 Pfd. St.
Aber seine Arbeit stellt sich nicht dar im Werthe der Waare und einem
Ueberschuss über ihren eignen Werth, nicht in einem Preise von 10, der
zugleich ein Preis von 11 ist, nicht in einem Werth, der grösser als
er selbst ist. Der Waarenbesitzer kann durch seine Arbeit Werthe
bilden, aber keine sich verwerthenden Werthe. Er kann den
Werth einer Waare erhöhen, indem er vorhandnem Werth neuen Werth
durch neue Arbeit zusetzt, z. B. aus Leder Stiefel macht. Derselbe
Stoff hat jetzt mehr Werth, weil er ein grösseres Arbeitsquantum enthält.
Der Stiefel hat daher mehr Werth als das Leder, aber der Werth des Leders
ist geblieben, was er war. Er hat sich nicht verwerthet, nicht während
der Stiefelfabrikation seinen ursprünglichen Werth um einen Mehrwerth be-
reichert. Es ist also unmöglich, dass der Waarenproducent ausserhalb
der Circulationssphäre, ohne mit andern Waarenbesitzern in Berührung
zu treten, Werth verwerthe und daher Geld oder Waare in Kapital
verwandle.
Kapital kann also nicht aus der Circulation entspringen und es kann
eben so wenig aus der Circulation nicht entspringen. Es muss zugleich
in ihr und nicht in ihr entspringen.
36) „Profit, in the usual condition of the market, is not made by exchang-
ing. Had it not existed before, neither could it after that transaction.“
(Ramsay l. c. p. 184.)
37) Ich bemerke hier, dass wenn ich das Wort Werth in dieser Schrift ohne
nähere Bezeichnung brauche, stets Tauschwerth zu verstehn ist.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/147>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.