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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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ableitbar aus der doppelseitigen Uebervortheilung der kaufenden
und verkaufenden Waarenproducenten durch den sich parasitisch zwischen
sie schiebenden Kaufmann. In diesem Sinn sagt Franklin: "Krieg
ist Raub, Handel ist Prellerei
34):" Soll die Verwer-
thung des Handelskapitals
nicht aus blosser Prellerei der Waaren-
producenten erklärt werden, so gehört dazu eine lange Reihe von Mittel-
gliedern, die hier, wo die Waarencirculation und ihre einfachen Momente
unsere einzige Voraussetzung bilden, noch gänzlich fehlt.

Was vom Handelskapital, gilt noch mehr vom Wucher-
kapital
. Im Handelskapital sind die Extreme, das Geld, das auf den
Markt geworfen und das vermehrte Geld, das dem Markt entzogen wird,
wenigstens vermittelt durch Kauf und Verkauf, durch die Bewegung
der Circulation. Im Wucherkapital ist die Form G -- W -- G'
abgekürzt auf die unvermittelten Extreme G -- G', Geld, das sich gegen
mehr Geld austauscht, eine der Natur des Geldes widersprechende und
daher vom Standpunkt des Waarenaustauschs unerklärliche
Form. Daher Aristoteles: "da die Chrematistik eine doppelte ist, die
eine zum Handel, die andre zur Oekonomik gehörig, die letztere nothwendig
und lobenswerth, die erstere auf die Circulation gegründet und mit Recht ge-
tadelt, (denn sie beruht nicht auf der Natur, sondern auf wechselseitiger Prel-
lerei), so ist der Wucher mit vollstem Rechte verhasst, weil das Geld selbst
hier die Quelle des Erwerbs und nicht dazu gebraucht wird, wozu es erfunden
ward. Denn für den Waarenaustausch entstand es, der Zins aber
macht aus Geld mehr Geld. Daher auch sein Name (tokos Zins und
Geborenes). Denn die Geborenen sind den Erzeugern ähnlich. Der
Zins aber ist Geld von Geld, so dass von allen Erwerbszweigen dieser der
naturwidrigste35)."

Wie das Handelskapital werden wir das zinstragende
Kapital
im Verlauf unserer Untersuchung als abgeleitete Formen

York 1851, p. 69.) "Dem Unterschiede zwischen Realwerth und Tauschwerth
liegt eine Thatsache zum Grunde -- nämlich dass der Werth einer Sache verschie-
den ist von dem im Handel für sie gegebenen sogenannten Aequivalent, d. h.
dass diess Aequivalent kein Aequivalent ist." (F. Engels l. c. p. 96.)
34) Benjamin Franklin: Works, vol. II, edit. Sparks in:
"Positions to be examined concerning National Wealth."
35) Arist. l. c. c. 10.

ableitbar aus der doppelseitigen Uebervortheilung der kaufenden
und verkaufenden Waarenproducenten durch den sich parasitisch zwischen
sie schiebenden Kaufmann. In diesem Sinn sagt Franklin: „Krieg
ist Raub, Handel ist Prellerei
34):“ Soll die Verwer-
thung des Handelskapitals
nicht aus blosser Prellerei der Waaren-
producenten erklärt werden, so gehört dazu eine lange Reihe von Mittel-
gliedern, die hier, wo die Waarencirculation und ihre einfachen Momente
unsere einzige Voraussetzung bilden, noch gänzlich fehlt.

Was vom Handelskapital, gilt noch mehr vom Wucher-
kapital
. Im Handelskapital sind die Extreme, das Geld, das auf den
Markt geworfen und das vermehrte Geld, das dem Markt entzogen wird,
wenigstens vermittelt durch Kauf und Verkauf, durch die Bewegung
der Circulation. Im Wucherkapital ist die Form G — W — G'
abgekürzt auf die unvermittelten Extreme G — G', Geld, das sich gegen
mehr Geld austauscht, eine der Natur des Geldes widersprechende und
daher vom Standpunkt des Waarenaustauschs unerklärliche
Form. Daher Aristoteles: „da die Chrematistik eine doppelte ist, die
eine zum Handel, die andre zur Oekonomik gehörig, die letztere nothwendig
und lobenswerth, die erstere auf die Circulation gegründet und mit Recht ge-
tadelt, (denn sie beruht nicht auf der Natur, sondern auf wechselseitiger Prel-
lerei), so ist der Wucher mit vollstem Rechte verhasst, weil das Geld selbst
hier die Quelle des Erwerbs und nicht dazu gebraucht wird, wozu es erfunden
ward. Denn für den Waarenaustausch entstand es, der Zins aber
macht aus Geld mehr Geld. Daher auch sein Name (τόϰος Zins und
Geborenes). Denn die Geborenen sind den Erzeugern ähnlich. Der
Zins aber ist Geld von Geld, so dass von allen Erwerbszweigen dieser der
naturwidrigste35).“

Wie das Handelskapital werden wir das zinstragende
Kapital
im Verlauf unserer Untersuchung als abgeleitete Formen

York 1851, p. 69.) „Dem Unterschiede zwischen Realwerth und Tauschwerth
liegt eine Thatsache zum Grunde — nämlich dass der Werth einer Sache verschie-
den ist von dem im Handel für sie gegebenen sogenannten Aequivalent, d. h.
dass diess Aequivalent kein Aequivalent ist.“ (F. Engels l. c. p. 96.)
34) Benjamin Franklin: Works, vol. II, edit. Sparks in:
Positions to be examined concerning National Wealth.“
35) Arist. l. c. c. 10.
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[127/0146] ableitbar aus der doppelseitigen Uebervortheilung der kaufenden und verkaufenden Waarenproducenten durch den sich parasitisch zwischen sie schiebenden Kaufmann. In diesem Sinn sagt Franklin: „Krieg ist Raub, Handel ist Prellerei 34):“ Soll die Verwer- thung des Handelskapitals nicht aus blosser Prellerei der Waaren- producenten erklärt werden, so gehört dazu eine lange Reihe von Mittel- gliedern, die hier, wo die Waarencirculation und ihre einfachen Momente unsere einzige Voraussetzung bilden, noch gänzlich fehlt. Was vom Handelskapital, gilt noch mehr vom Wucher- kapital. Im Handelskapital sind die Extreme, das Geld, das auf den Markt geworfen und das vermehrte Geld, das dem Markt entzogen wird, wenigstens vermittelt durch Kauf und Verkauf, durch die Bewegung der Circulation. Im Wucherkapital ist die Form G — W — G' abgekürzt auf die unvermittelten Extreme G — G', Geld, das sich gegen mehr Geld austauscht, eine der Natur des Geldes widersprechende und daher vom Standpunkt des Waarenaustauschs unerklärliche Form. Daher Aristoteles: „da die Chrematistik eine doppelte ist, die eine zum Handel, die andre zur Oekonomik gehörig, die letztere nothwendig und lobenswerth, die erstere auf die Circulation gegründet und mit Recht ge- tadelt, (denn sie beruht nicht auf der Natur, sondern auf wechselseitiger Prel- lerei), so ist der Wucher mit vollstem Rechte verhasst, weil das Geld selbst hier die Quelle des Erwerbs und nicht dazu gebraucht wird, wozu es erfunden ward. Denn für den Waarenaustausch entstand es, der Zins aber macht aus Geld mehr Geld. Daher auch sein Name (τόϰος Zins und Geborenes). Denn die Geborenen sind den Erzeugern ähnlich. Der Zins aber ist Geld von Geld, so dass von allen Erwerbszweigen dieser der naturwidrigste 35).“ Wie das Handelskapital werden wir das zinstragende Kapital im Verlauf unserer Untersuchung als abgeleitete Formen 33) 34) Benjamin Franklin: Works, vol. II, edit. Sparks in: „Positions to be examined concerning National Wealth.“ 35) Arist. l. c. c. 10. 33) York 1851, p. 69.) „Dem Unterschiede zwischen Realwerth und Tauschwerth liegt eine Thatsache zum Grunde — nämlich dass der Werth einer Sache verschie- den ist von dem im Handel für sie gegebenen sogenannten Aequivalent, d. h. dass diess Aequivalent kein Aequivalent ist.“ (F. Engels l. c. p. 96.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/146>, abgerufen am 24.11.2024.