zum jüngsten Tag fortlagern. Handelt es sich also einmal um die Werth- grösse als solche, um Verwerthung des Werths, so besteht das- selbe Bedürfniss für die Verwerthung von 110 Pfd. St. wie für die von 100 Pfd. St., da beide beschränkte Ausdrücke des Tauschwerths sind, beide also denselben Beruf haben sich dem Reichthum schlechthin durch Grössenausdehnung anzunähern. Allerdings unterscheidet sich für einen Augenblick der ursprünglich vorgeschossene Werth 100 Pfd. St. von dem in der Circulation ihm zuwachsenden Mehrwerth von 10 Pfd. St., aber dieser Unterschied zerfliesst sofort wieder. Es kommt am Ende des Pro- zesses nicht auf der einen Seite der Originalwerth von 100 Pfd. St. und auf der andern Seite der Mehrwerth von 10 Pfd. St. heraus. Was heraus- kommt ist Ein Werth von 110 Pfd. St., der sich ganz in derselben ent- sprechenden Form befindet, um den Verwerthungsprozess zu beginnen, wie die ursprünglichen 100 Pfd. St. Geld kommt am Ende der Bewegung wieder als ihr Anfang heraus5). Wenn die einfache Waarencirculation daher im Gebrauchswerth eine ihr von aussen gesetzte Schranke hat, ist die Bewegung des Kapitals dagegen masslos, indem sie in ihrem Abschluss das Prinzip und den Trieb ihrer Wiedererneuerung findet, und ihr Ziel, die Verwerthung des Werths, am Ende des Prozesses eben so wenig erreicht ist als am Anfang6).
Als bewusster Träger dieses Prozesses wird der Geldbesitzer Kapita- list. Seine Person, oder vielmehr seine Tasche, ist der Ausgangspunkt
5) "Das Kapital theilt sich ... in das ursprüngliche Kapital und den Gewinn, den Zuwachs des Kapitals ... obwohl die Praxis selbst diesen Gewinn sogleich wieder zum Kapital schlägt und mit diesem in Fluss setzt." (F. Engels: "Um- risse zu einer Kritik der Nationalökonomie" in "Deutsch- Französische Jahrbücher, herausgegeben von Arnold Ruge und Karl Marx." Paris 1844, p. 99.)
6)Aristoteles stellt der Chrematistik die Oekonomik entgegen. Er geht von der Oekonomik aus. So weit sie Erwerbskunst, beschränkt sie sich auf die Verschaffung der zum Leben nothwendigen und für das Haus oder den Staat nützlichen Güter. "Der wahre Reichthum (o alethinos ploutos) besteht aus solchen Gebrauchswerthen; denn das zum guten Leben genügende Mass dieser Art von Besitz ist nicht unbegrenzt. Es giebt aber eine zweite Art der Er- werbskunst, die vorzugsweise und mit Recht Chrematistik heisst, in Folge deren keine Grenze des Reichthums und Besitzes zu existiren scheint. Der Waarenhandel (e kapelipe heisst wörtlich Kramhandel und Aristoteles nimmt
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zum jüngsten Tag fortlagern. Handelt es sich also einmal um die Werth- grösse als solche, um Verwerthung des Werths, so besteht das- selbe Bedürfniss für die Verwerthung von 110 Pfd. St. wie für die von 100 Pfd. St., da beide beschränkte Ausdrücke des Tauschwerths sind, beide also denselben Beruf haben sich dem Reichthum schlechthin durch Grössenausdehnung anzunähern. Allerdings unterscheidet sich für einen Augenblick der ursprünglich vorgeschossene Werth 100 Pfd. St. von dem in der Circulation ihm zuwachsenden Mehrwerth von 10 Pfd. St., aber dieser Unterschied zerfliesst sofort wieder. Es kommt am Ende des Pro- zesses nicht auf der einen Seite der Originalwerth von 100 Pfd. St. und auf der andern Seite der Mehrwerth von 10 Pfd. St. heraus. Was heraus- kommt ist Ein Werth von 110 Pfd. St., der sich ganz in derselben ent- sprechenden Form befindet, um den Verwerthungsprozess zu beginnen, wie die ursprünglichen 100 Pfd. St. Geld kommt am Ende der Bewegung wieder als ihr Anfang heraus5). Wenn die einfache Waarencirculation daher im Gebrauchswerth eine ihr von aussen gesetzte Schranke hat, ist die Bewegung des Kapitals dagegen masslos, indem sie in ihrem Abschluss das Prinzip und den Trieb ihrer Wiedererneuerung findet, und ihr Ziel, die Verwerthung des Werths, am Ende des Prozesses eben so wenig erreicht ist als am Anfang6).
Als bewusster Träger dieses Prozesses wird der Geldbesitzer Kapita- list. Seine Person, oder vielmehr seine Tasche, ist der Ausgangspunkt
5) „Das Kapital theilt sich … in das ursprüngliche Kapital und den Gewinn, den Zuwachs des Kapitals … obwohl die Praxis selbst diesen Gewinn sogleich wieder zum Kapital schlägt und mit diesem in Fluss setzt.“ (F. Engels: „Um- risse zu einer Kritik der Nationalökonomie“ in „Deutsch- Französische Jahrbücher, herausgegeben von Arnold Ruge und Karl Marx.“ Paris 1844, p. 99.)
6)Aristoteles stellt der Chrematistik die Oekonomik entgegen. Er geht von der Oekonomik aus. So weit sie Erwerbskunst, beschränkt sie sich auf die Verschaffung der zum Leben nothwendigen und für das Haus oder den Staat nützlichen Güter. „Der wahre Reichthum (ὁ ἀληϑινὸς πλοῦτος) besteht aus solchen Gebrauchswerthen; denn das zum guten Leben genügende Mass dieser Art von Besitz ist nicht unbegrenzt. Es giebt aber eine zweite Art der Er- werbskunst, die vorzugsweise und mit Recht Chrematistik heisst, in Folge deren keine Grenze des Reichthums und Besitzes zu existiren scheint. Der Waarenhandel (ἡ ϰαπηλιπὴ heisst wörtlich Kramhandel und Aristoteles nimmt
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zum jüngsten Tag fortlagern. Handelt es sich also einmal um die Werth-
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selbe Bedürfniss für die Verwerthung von 110 Pfd. St. wie für die von
100 Pfd. St., da beide beschränkte Ausdrücke des Tauschwerths sind,
beide also denselben Beruf haben sich dem Reichthum schlechthin durch
Grössenausdehnung anzunähern. Allerdings unterscheidet sich für einen
Augenblick der ursprünglich vorgeschossene Werth 100 Pfd. St. von dem
in der Circulation ihm zuwachsenden Mehrwerth von 10 Pfd. St., aber
dieser Unterschied zerfliesst sofort wieder. Es kommt am Ende des Pro-
zesses nicht auf der einen Seite der Originalwerth von 100 Pfd. St. und
auf der andern Seite der Mehrwerth von 10 Pfd. St. heraus. Was heraus-
kommt ist Ein Werth von 110 Pfd. St., der sich ganz in derselben ent-
sprechenden Form befindet, um den Verwerthungsprozess zu beginnen, wie
die ursprünglichen 100 Pfd. St. Geld kommt am Ende der Bewegung
wieder als ihr Anfang heraus 5). Wenn die einfache Waarencirculation
daher im Gebrauchswerth eine ihr von aussen gesetzte Schranke
hat, ist die Bewegung des Kapitals dagegen masslos, indem sie in ihrem
Abschluss das Prinzip und den Trieb ihrer Wiedererneuerung findet, und
ihr Ziel, die Verwerthung des Werths, am Ende des Prozesses
eben so wenig erreicht ist als am Anfang 6).
Als bewusster Träger dieses Prozesses wird der Geldbesitzer Kapita-
list. Seine Person, oder vielmehr seine Tasche, ist der Ausgangspunkt
5) „Das Kapital theilt sich … in das ursprüngliche Kapital und den Gewinn,
den Zuwachs des Kapitals … obwohl die Praxis selbst diesen Gewinn sogleich
wieder zum Kapital schlägt und mit diesem in Fluss setzt.“ (F. Engels: „Um-
risse zu einer Kritik der Nationalökonomie“ in „Deutsch-
Französische Jahrbücher, herausgegeben von Arnold Ruge und
Karl Marx.“ Paris 1844, p. 99.)
6) Aristoteles stellt der Chrematistik die Oekonomik entgegen.
Er geht von der Oekonomik aus. So weit sie Erwerbskunst, beschränkt sie sich
auf die Verschaffung der zum Leben nothwendigen und für das Haus oder den
Staat nützlichen Güter. „Der wahre Reichthum (ὁ ἀληϑινὸς πλοῦτος) besteht aus
solchen Gebrauchswerthen; denn das zum guten Leben genügende Mass dieser
Art von Besitz ist nicht unbegrenzt. Es giebt aber eine zweite Art der Er-
werbskunst, die vorzugsweise und mit Recht Chrematistik heisst, in Folge
deren keine Grenze des Reichthums und Besitzes zu existiren scheint. Der
Waarenhandel (ἡ ϰαπηλιπὴ heisst wörtlich Kramhandel und Aristoteles nimmt
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/132>, abgerufen am 16.02.2025.
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