dinaltugenden, viel verkaufen, wenig kaufen, die Summe seiner politi- schen Oekonomie77).
Neben der unmittelbaren Form des Schatzes läuft seine ästheti- sche Form, der Besitz von Gold- und Silberwaaren. Er wächst mit dem Reichthum der bürgerlichen Gesellschaft. "Soyons riches ou parais- sons riches." (Diderot.) Es bildet sich so theils ein stets ausgedehnterer Markt für Gold und Silber, unabhängig von ihren Geldfunktionen, theils eine latente Zufuhrquelle des Geldes, die namentlich in gesellschaftlichen Sturmperioden fliesst.
Die Schatzbildung erfüllt verschiedne Funktionen in der Oekonomie der metallischen Circulation. Die nächste Funktion entspringt aus den Umlaufsbedingungen der Gold- oder Silbermünze. Man hat gesehn, wie mit den beständigen Schwankungen der Waarencirculation in Umfang, Preisen und Geschwindigkeit die Umlaufsmasse des Geldes rastlos ebbt und fluthet. Sie muss also der Contraktion und Expansion fähig sein. Bald muss Geld als Münze attrahirt, bald Münze als Geld repellirt werden. Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad der Circu- lationssphäre stets entspreche, muss das in einem Lande befindliche Gold- oder Silberquantum grösser sein als das in Münzfunktion begriffene. Diese Bedingung wird erfüllt durch die Schatzform des Geldes. Die Schatz- reservoirs dienen zugleich als Abfuhr- und Zufuhrkanäle des cirkuliren- den Geldes, welches seine Umlaufskanäle daher nie überfüllt78).
77) "Accrescere quanto piu si puo il numero de' venditori d'ogni merce, di- minuire quanto piu si puo il numero dei compratori, questi sono i cardini sui quali si raggirano tutte le operazioni di economia politica." (Verri l. c. p. 52.)
78) "There is required for carrying on the trade of the nation, a determinate sum of specifick Money, which varies, and is sometimes more, sometimes less, as the circumstances we are in require . . . . This ebbing and flowing of money, supplies and accommodates itself, without any aid of Politicians ... The buckets work alternately; when money is scarce, bullion is coined; when bullion is scarce, money is melted." (Sir D. North l. c. p. 22.) John Stuart Mill, lange Zeit Beamter der ostindischen Compagnie, bestätigt, dass in Indien immer noch der Silberschmuck unmittelbar als Schatz functionirt. Die "silver ornaments are brought out and coined when there is a high rate of interest, and go back again when the rate of interest falls." (J. St. Mill's Evidence. Repts on Bankacts 1857, n. 2084.) Nach einem parlamentarischen Document von 1864 über Gold- und Silber-Import und Export in Indien, überstieg 1863 der
dinaltugenden, viel verkaufen, wenig kaufen, die Summe seiner politi- schen Oekonomie77).
Neben der unmittelbaren Form des Schatzes läuft seine ästheti- sche Form, der Besitz von Gold- und Silberwaaren. Er wächst mit dem Reichthum der bürgerlichen Gesellschaft. „Soyons riches ou parais- sons riches.“ (Diderot.) Es bildet sich so theils ein stets ausgedehnterer Markt für Gold und Silber, unabhängig von ihren Geldfunktionen, theils eine latente Zufuhrquelle des Geldes, die namentlich in gesellschaftlichen Sturmperioden fliesst.
Die Schatzbildung erfüllt verschiedne Funktionen in der Oekonomie der metallischen Circulation. Die nächste Funktion entspringt aus den Umlaufsbedingungen der Gold- oder Silbermünze. Man hat gesehn, wie mit den beständigen Schwankungen der Waarencirculation in Umfang, Preisen und Geschwindigkeit die Umlaufsmasse des Geldes rastlos ebbt und fluthet. Sie muss also der Contraktion und Expansion fähig sein. Bald muss Geld als Münze attrahirt, bald Münze als Geld repellirt werden. Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad der Circu- lationssphäre stets entspreche, muss das in einem Lande befindliche Gold- oder Silberquantum grösser sein als das in Münzfunktion begriffene. Diese Bedingung wird erfüllt durch die Schatzform des Geldes. Die Schatz- reservoirs dienen zugleich als Abfuhr- und Zufuhrkanäle des cirkuliren- den Geldes, welches seine Umlaufskanäle daher nie überfüllt78).
77) „Accrescere quanto più si può il numero de’ venditori d’ogni merce, di- minuire quanto più si può il numero dei compratori, questi sono i cardini sui quali si raggirano tutte le operazioni di economia politica.“ (Verri l. c. p. 52.)
78) „There is required for carrying on the trade of the nation, a determinate sum of specifick Money, which varies, and is sometimes more, sometimes less, as the circumstances we are in require . . . . This ebbing and flowing of money, supplies and accommodates itself, without any aid of Politicians … The buckets work alternately; when money is scarce, bullion is coined; when bullion is scarce, money is melted.“ (Sir D. North l. c. p. 22.) John Stuart Mill, lange Zeit Beamter der ostindischen Compagnie, bestätigt, dass in Indien immer noch der Silberschmuck unmittelbar als Schatz functionirt. Die „silver ornaments are brought out and coined when there is a high rate of interest, and go back again when the rate of interest falls.“ (J. St. Mill’s Evidence. Repts on Bankacts 1857, n. 2084.) Nach einem parlamentarischen Document von 1864 über Gold- und Silber-Import und Export in Indien, überstieg 1863 der
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dinaltugenden, viel verkaufen, wenig kaufen, die Summe seiner politi-
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Neben der unmittelbaren Form des Schatzes läuft seine ästheti-
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dem Reichthum der bürgerlichen Gesellschaft. „Soyons riches ou parais-
sons riches.“ (Diderot.) Es bildet sich so theils ein stets ausgedehnterer
Markt für Gold und Silber, unabhängig von ihren Geldfunktionen, theils
eine latente Zufuhrquelle des Geldes, die namentlich in gesellschaftlichen
Sturmperioden fliesst.
Die Schatzbildung erfüllt verschiedne Funktionen in der Oekonomie
der metallischen Circulation. Die nächste Funktion entspringt aus den
Umlaufsbedingungen der Gold- oder Silbermünze. Man hat gesehn, wie
mit den beständigen Schwankungen der Waarencirculation in Umfang,
Preisen und Geschwindigkeit die Umlaufsmasse des Geldes rastlos ebbt
und fluthet. Sie muss also der Contraktion und Expansion fähig sein.
Bald muss Geld als Münze attrahirt, bald Münze als Geld repellirt werden.
Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad der Circu-
lationssphäre stets entspreche, muss das in einem Lande befindliche Gold-
oder Silberquantum grösser sein als das in Münzfunktion begriffene. Diese
Bedingung wird erfüllt durch die Schatzform des Geldes. Die Schatz-
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den Geldes, welches seine Umlaufskanäle daher nie überfüllt 78).
77) „Accrescere quanto più si può il numero de’ venditori d’ogni merce, di-
minuire quanto più si può il numero dei compratori, questi sono i cardini sui quali
si raggirano tutte le operazioni di economia politica.“ (Verri l. c. p. 52.)
78) „There is required for carrying on the trade of the nation, a determinate
sum of specifick Money, which varies, and is sometimes more, sometimes less, as
the circumstances we are in require . . . . This ebbing and flowing of money,
supplies and accommodates itself, without any aid of Politicians … The buckets
work alternately; when money is scarce, bullion is coined; when bullion is scarce,
money is melted.“ (Sir D. North l. c. p. 22.) John Stuart Mill,
lange Zeit Beamter der ostindischen Compagnie, bestätigt, dass in Indien immer
noch der Silberschmuck unmittelbar als Schatz functionirt. Die „silver ornaments
are brought out and coined when there is a high rate of interest, and go back
again when the rate of interest falls.“ (J. St. Mill’s Evidence. Repts on
Bankacts 1857, n. 2084.) Nach einem parlamentarischen Document von
1864 über Gold- und Silber-Import und Export in Indien, überstieg 1863 der
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/114>, abgerufen am 22.07.2024.
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