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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Goldmünze. Ihre Münzfunktion wird daher faktisch durchaus unabhängig
von ihrem Gewicht, d. h. von allem Werth. Das Münzdasein des Goldes
scheidet sich völlig von seiner Werthsubstanz. Relativ werthlose Dinge,
Papierzettel, können also an seiner Statt als Münze funktioniren. In
den metallischen Geldmarken ist der rein symbolische Charakter noch eini-
germassen versteckt. Im Papiergeld tritt er augenscheinlich hervor.
Man sieht: ce n'est que le premier pas qui coaute.

Es handelt sich hier nur von Staatspapiergeld mit Zwangs-
kurs
. Es wächst unmittelbar aus der metallischen Circulation heraus.
Creditgeld unterstellt dagegen Verhältnisse, die uns vom Standpunkt
der einfachen Waarencirculation noch durchaus unbekannt sind. Im Vor-
beigehn sei jedoch bemerkt, dass, wie eigentliches Papiergeld aus der
Funktion des Geldes als Circulationsmittel entspringt, das Cre-
ditgeld
in der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel seine natur-
wüchsige Wurzel besitzt67).

Papierzettel, denen Geldnamen, wie 1 Pfd. St., 5 Pfd. St. u. s. w.
aufgedruckt sind, werden vom Staat äusserlich in den Circulationsprozess
hineingeworfen. Soweit sie wirklich an der Stelle der gleichnamigen
Goldsumme circuliren, spiegeln sich in ihrer Bewegung nur die Gesetze des

67) Der Finanzmandarine Wan-mao-in liess sich beigehn, dem Sohn des
Himmels ein Projekt zu unterbreiten, welches versteckt auf Verwandlung der chi-
nesischen Reichsassignaten in convertible Banknoten hinzielte. Im Bericht des
Assignaten-Comites von April 1854 erhält er gehörig den Kopf gewaschen. Ob
er auch die obligate Tracht Bambushiebe erhielt, wird nicht gemeldet. "Das
Comite", lautet es am Schluss des Berichts, "hat sein Projekt aufmerksam er-
wogen und findet, dass alles in ihm auf den Vortheil der Kaufleute ausgeht und
nichts für die Krone vortheilhaft ist." ("Arbeiten der Kaiserlich Russi-
schen Gesandtschaft zu Peking über China. Aus dem Russi-
schen von Dr. K. Abel und F. A. Mecklenburg. Erster Band.
Berlin
1858", p. 47 sq.) Ueber die beständige Entmetallung der
Goldmünzen durch ihren Umlauf sagt ein "Governor" der Bank of England als
Zeuge vor dem "House of Lords' Committee" (über "Bankacts"): "Jedes Jahr
wird eine frische Klasse von Souverainen (diess nicht politisch, sondern der So-
vereign ist Name des Pfd. St.) zu leicht. Die Klasse, welche das eine Jahr als voll-
wichtig passirt, verliert durch den Verschleiss hinreichend, um das nächste Jahr
die Wagschale gegen sich zu drehn." (H. o. Lords' Committee 1848,
n. 429.)

Goldmünze. Ihre Münzfunktion wird daher faktisch durchaus unabhängig
von ihrem Gewicht, d. h. von allem Werth. Das Münzdasein des Goldes
scheidet sich völlig von seiner Werthsubstanz. Relativ werthlose Dinge,
Papierzettel, können also an seiner Statt als Münze funktioniren. In
den metallischen Geldmarken ist der rein symbolische Charakter noch eini-
germassen versteckt. Im Papiergeld tritt er augenscheinlich hervor.
Man sieht: ce n’est que le premier pas qui coûte.

Es handelt sich hier nur von Staatspapiergeld mit Zwangs-
kurs
. Es wächst unmittelbar aus der metallischen Circulation heraus.
Creditgeld unterstellt dagegen Verhältnisse, die uns vom Standpunkt
der einfachen Waarencirculation noch durchaus unbekannt sind. Im Vor-
beigehn sei jedoch bemerkt, dass, wie eigentliches Papiergeld aus der
Funktion des Geldes als Circulationsmittel entspringt, das Cre-
ditgeld
in der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel seine natur-
wüchsige Wurzel besitzt67).

Papierzettel, denen Geldnamen, wie 1 Pfd. St., 5 Pfd. St. u. s. w.
aufgedruckt sind, werden vom Staat äusserlich in den Circulationsprozess
hineingeworfen. Soweit sie wirklich an der Stelle der gleichnamigen
Goldsumme circuliren, spiegeln sich in ihrer Bewegung nur die Gesetze des

67) Der Finanzmandarine Wan-mao-in liess sich beigehn, dem Sohn des
Himmels ein Projekt zu unterbreiten, welches versteckt auf Verwandlung der chi-
nesischen Reichsassignaten in convertible Banknoten hinzielte. Im Bericht des
Assignaten-Comités von April 1854 erhält er gehörig den Kopf gewaschen. Ob
er auch die obligate Tracht Bambushiebe erhielt, wird nicht gemeldet. „Das
Comité“, lautet es am Schluss des Berichts, „hat sein Projekt aufmerksam er-
wogen und findet, dass alles in ihm auf den Vortheil der Kaufleute ausgeht und
nichts für die Krone vortheilhaft ist.“ („Arbeiten der Kaiserlich Russi-
schen Gesandtschaft zu Peking über China. Aus dem Russi-
schen von Dr. K. Abel und F. A. Mecklenburg. Erster Band.
Berlin
1858“, p. 47 sq.) Ueber die beständige Entmetallung der
Goldmünzen durch ihren Umlauf sagt ein „Governor“ der Bank of England als
Zeuge vor dem „House of Lords’ Committee“ (über „Bankacts“): „Jedes Jahr
wird eine frische Klasse von Souverainen (diess nicht politisch, sondern der So-
vereign ist Name des Pfd. St.) zu leicht. Die Klasse, welche das eine Jahr als voll-
wichtig passirt, verliert durch den Verschleiss hinreichend, um das nächste Jahr
die Wagschale gegen sich zu drehn.“ (H. o. Lords’ Committee 1848,
n. 429.)
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[88/0107] Goldmünze. Ihre Münzfunktion wird daher faktisch durchaus unabhängig von ihrem Gewicht, d. h. von allem Werth. Das Münzdasein des Goldes scheidet sich völlig von seiner Werthsubstanz. Relativ werthlose Dinge, Papierzettel, können also an seiner Statt als Münze funktioniren. In den metallischen Geldmarken ist der rein symbolische Charakter noch eini- germassen versteckt. Im Papiergeld tritt er augenscheinlich hervor. Man sieht: ce n’est que le premier pas qui coûte. Es handelt sich hier nur von Staatspapiergeld mit Zwangs- kurs. Es wächst unmittelbar aus der metallischen Circulation heraus. Creditgeld unterstellt dagegen Verhältnisse, die uns vom Standpunkt der einfachen Waarencirculation noch durchaus unbekannt sind. Im Vor- beigehn sei jedoch bemerkt, dass, wie eigentliches Papiergeld aus der Funktion des Geldes als Circulationsmittel entspringt, das Cre- ditgeld in der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel seine natur- wüchsige Wurzel besitzt 67). Papierzettel, denen Geldnamen, wie 1 Pfd. St., 5 Pfd. St. u. s. w. aufgedruckt sind, werden vom Staat äusserlich in den Circulationsprozess hineingeworfen. Soweit sie wirklich an der Stelle der gleichnamigen Goldsumme circuliren, spiegeln sich in ihrer Bewegung nur die Gesetze des 67) Der Finanzmandarine Wan-mao-in liess sich beigehn, dem Sohn des Himmels ein Projekt zu unterbreiten, welches versteckt auf Verwandlung der chi- nesischen Reichsassignaten in convertible Banknoten hinzielte. Im Bericht des Assignaten-Comités von April 1854 erhält er gehörig den Kopf gewaschen. Ob er auch die obligate Tracht Bambushiebe erhielt, wird nicht gemeldet. „Das Comité“, lautet es am Schluss des Berichts, „hat sein Projekt aufmerksam er- wogen und findet, dass alles in ihm auf den Vortheil der Kaufleute ausgeht und nichts für die Krone vortheilhaft ist.“ („Arbeiten der Kaiserlich Russi- schen Gesandtschaft zu Peking über China. Aus dem Russi- schen von Dr. K. Abel und F. A. Mecklenburg. Erster Band. Berlin 1858“, p. 47 sq.) Ueber die beständige Entmetallung der Goldmünzen durch ihren Umlauf sagt ein „Governor“ der Bank of England als Zeuge vor dem „House of Lords’ Committee“ (über „Bankacts“): „Jedes Jahr wird eine frische Klasse von Souverainen (diess nicht politisch, sondern der So- vereign ist Name des Pfd. St.) zu leicht. Die Klasse, welche das eine Jahr als voll- wichtig passirt, verliert durch den Verschleiss hinreichend, um das nächste Jahr die Wagschale gegen sich zu drehn.“ (H. o. Lords’ Committee 1848, n. 429.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/107>, abgerufen am 24.11.2024.