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Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869.

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darzustellen und durch den Mund des öffentlichen Anklägers einen lächerlichen
Schein auf Dupin, Changarnier, Yon und die ganze Nationalversammlung
zu werfen. Jetzt, am 29. Dezember, schreibt der Minister Baroche einen
Brief an Dupin, worin er die Entlassung Yon's verlangt. Das Bureau der
Nationalversammlung beschließt Yon in seiner Stelle zu erhalten, aber die
Nationalversammlung, über ihre Gewaltsamkeit in Mauguin's Angelegenheit
erschreckt, und gewohnt, wenn sie einen Schlag gegen die Exekutivgewalt ge¬
wagt hat, zwei Schläge von ihr in Austausch zurückzuerhalten, sanktionirt
diesen Beschluß nicht. Sie entläßt Yon zur Belohnung seines Diensteifers
und beraubt sich einer parlamentarischen Prärogative, unerläßlich gegen einen
Menschen, der nicht in der Nacht beschließt, um bei Tage auszuführen, son¬
dern bei Tage beschließt und in der Nacht ausführt.

Wir haben gesehn, wie die Nationalversammlung während der Monate
November und Dezember bei großen schlagenden Veranlassungen den
Kampf mit der Exekutivgewalt umging, niederschlug. Jetzt sehen wir sie
gezwungen, ihn bei den kleinlichsten Anlässen aufzunehmen. In der Ange¬
legenheit Mauguin's bestätigt sie dem Prinzipe nach die Schuldhaft der Volks¬
repräsentanten, behält sich aber vor, es nur auf ihr mißliebige Repräsentanten
anwenden zu lassen, und um dieses infame Privilegium hadert sie mit dem
Justizminister. Statt den angeblichen Mordplan zu benutzen, um eine En¬
quete über die Gesellschaft vom 10. Dezember zu verhängen und Bonaparte
in seiner wahren Gestalt als das Haupt des Pariser Lumpenproletariats vor
Frankreich und Europa rettungslos bloszustellen, läßt sie die Kollision auf
einen Punkt herabsinken, wo es sich zwischen ihr und dem Minister des Innern
nur noch darum handelt, zu wessen Kompetenz die Ein- und Absetzung eines
Polizeikommissärs gehört. So sehn wir die Partei der Ordnung während
dieser ganzen Periode durch ihre zweideutige Stellung gezwungen, ihren Kampf
mit der Exekutivgewalt in kleinliche Kompetenzzwiste, Chikanen, Rabulistereien,
Grenzstreitigkeiten zu verpuffen, zu verbröckeln und die abgeschmacktesten Form¬
fragen zum Inhalt ihrer Thätigkeit zu machen. Sie wagt die Kollision nicht
aufzunehmen in dem Augenblicke, wo sie eine prinzipielle Bedeutung
hat, wo die Exekutivgewalt sich wirklich blosgestellt hat und die Sache der
Nationalversammlung die nationale Sache wäre. Sie würde dadurch der
Nation eine Marschordre ausstellen und sie fürchtet nichts mehr, als daß sich
die Nation bewege. Bei solchen Gelegenheiten weist sie daher die Anträge
der Montagne zurück und geht zur Tagesordnung über. Nachdem die Streit¬

darzuſtellen und durch den Mund des öffentlichen Anklägers einen lächerlichen
Schein auf Dupin, Changarnier, Yon und die ganze Nationalverſammlung
zu werfen. Jetzt, am 29. Dezember, ſchreibt der Miniſter Baroche einen
Brief an Dupin, worin er die Entlaſſung Yon's verlangt. Das Bureau der
Nationalverſammlung beſchließt Yon in ſeiner Stelle zu erhalten, aber die
Nationalverſammlung, über ihre Gewaltſamkeit in Mauguin's Angelegenheit
erſchreckt, und gewohnt, wenn ſie einen Schlag gegen die Exekutivgewalt ge¬
wagt hat, zwei Schläge von ihr in Austauſch zurückzuerhalten, ſanktionirt
dieſen Beſchluß nicht. Sie entläßt Yon zur Belohnung ſeines Dienſteifers
und beraubt ſich einer parlamentariſchen Prärogative, unerläßlich gegen einen
Menſchen, der nicht in der Nacht beſchließt, um bei Tage auszuführen, ſon¬
dern bei Tage beſchließt und in der Nacht ausführt.

Wir haben geſehn, wie die Nationalverſammlung während der Monate
November und Dezember bei großen ſchlagenden Veranlaſſungen den
Kampf mit der Exekutivgewalt umging, niederſchlug. Jetzt ſehen wir ſie
gezwungen, ihn bei den kleinlichſten Anläſſen aufzunehmen. In der Ange¬
legenheit Mauguin's beſtätigt ſie dem Prinzipe nach die Schuldhaft der Volks¬
repräſentanten, behält ſich aber vor, es nur auf ihr mißliebige Repräſentanten
anwenden zu laſſen, und um dieſes infame Privilegium hadert ſie mit dem
Juſtizminiſter. Statt den angeblichen Mordplan zu benutzen, um eine En¬
quête über die Geſellſchaft vom 10. Dezember zu verhängen und Bonaparte
in ſeiner wahren Geſtalt als das Haupt des Pariſer Lumpenproletariats vor
Frankreich und Europa rettungslos bloszuſtellen, läßt ſie die Kolliſion auf
einen Punkt herabſinken, wo es ſich zwiſchen ihr und dem Miniſter des Innern
nur noch darum handelt, zu weſſen Kompetenz die Ein- und Abſetzung eines
Polizeikommiſſärs gehört. So ſehn wir die Partei der Ordnung während
dieſer ganzen Periode durch ihre zweideutige Stellung gezwungen, ihren Kampf
mit der Exekutivgewalt in kleinliche Kompetenzzwiſte, Chikanen, Rabuliſtereien,
Grenzſtreitigkeiten zu verpuffen, zu verbröckeln und die abgeſchmackteſten Form¬
fragen zum Inhalt ihrer Thätigkeit zu machen. Sie wagt die Kolliſion nicht
aufzunehmen in dem Augenblicke, wo ſie eine prinzipielle Bedeutung
hat, wo die Exekutivgewalt ſich wirklich blosgeſtellt hat und die Sache der
Nationalverſammlung die nationale Sache wäre. Sie würde dadurch der
Nation eine Marſchordre ausſtellen und ſie fürchtet nichts mehr, als daß ſich
die Nation bewege. Bei ſolchen Gelegenheiten weiſt ſie daher die Anträge
der Montagne zurück und geht zur Tagesordnung über. Nachdem die Streit¬

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[55/0067] darzuſtellen und durch den Mund des öffentlichen Anklägers einen lächerlichen Schein auf Dupin, Changarnier, Yon und die ganze Nationalverſammlung zu werfen. Jetzt, am 29. Dezember, ſchreibt der Miniſter Baroche einen Brief an Dupin, worin er die Entlaſſung Yon's verlangt. Das Bureau der Nationalverſammlung beſchließt Yon in ſeiner Stelle zu erhalten, aber die Nationalverſammlung, über ihre Gewaltſamkeit in Mauguin's Angelegenheit erſchreckt, und gewohnt, wenn ſie einen Schlag gegen die Exekutivgewalt ge¬ wagt hat, zwei Schläge von ihr in Austauſch zurückzuerhalten, ſanktionirt dieſen Beſchluß nicht. Sie entläßt Yon zur Belohnung ſeines Dienſteifers und beraubt ſich einer parlamentariſchen Prärogative, unerläßlich gegen einen Menſchen, der nicht in der Nacht beſchließt, um bei Tage auszuführen, ſon¬ dern bei Tage beſchließt und in der Nacht ausführt. Wir haben geſehn, wie die Nationalverſammlung während der Monate November und Dezember bei großen ſchlagenden Veranlaſſungen den Kampf mit der Exekutivgewalt umging, niederſchlug. Jetzt ſehen wir ſie gezwungen, ihn bei den kleinlichſten Anläſſen aufzunehmen. In der Ange¬ legenheit Mauguin's beſtätigt ſie dem Prinzipe nach die Schuldhaft der Volks¬ repräſentanten, behält ſich aber vor, es nur auf ihr mißliebige Repräſentanten anwenden zu laſſen, und um dieſes infame Privilegium hadert ſie mit dem Juſtizminiſter. Statt den angeblichen Mordplan zu benutzen, um eine En¬ quête über die Geſellſchaft vom 10. Dezember zu verhängen und Bonaparte in ſeiner wahren Geſtalt als das Haupt des Pariſer Lumpenproletariats vor Frankreich und Europa rettungslos bloszuſtellen, läßt ſie die Kolliſion auf einen Punkt herabſinken, wo es ſich zwiſchen ihr und dem Miniſter des Innern nur noch darum handelt, zu weſſen Kompetenz die Ein- und Abſetzung eines Polizeikommiſſärs gehört. So ſehn wir die Partei der Ordnung während dieſer ganzen Periode durch ihre zweideutige Stellung gezwungen, ihren Kampf mit der Exekutivgewalt in kleinliche Kompetenzzwiſte, Chikanen, Rabuliſtereien, Grenzſtreitigkeiten zu verpuffen, zu verbröckeln und die abgeſchmackteſten Form¬ fragen zum Inhalt ihrer Thätigkeit zu machen. Sie wagt die Kolliſion nicht aufzunehmen in dem Augenblicke, wo ſie eine prinzipielle Bedeutung hat, wo die Exekutivgewalt ſich wirklich blosgeſtellt hat und die Sache der Nationalverſammlung die nationale Sache wäre. Sie würde dadurch der Nation eine Marſchordre ausſtellen und ſie fürchtet nichts mehr, als daß ſich die Nation bewege. Bei ſolchen Gelegenheiten weiſt ſie daher die Anträge der Montagne zurück und geht zur Tagesordnung über. Nachdem die Streit¬

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_bonaparte_1869/67>, abgerufen am 24.11.2024.