Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869.seinen Erwartungen geprellt. Die Oppositionsdeputirten, welche Vorlage der Endlich gegen Ende Dezember begann der Guerillakrieg um einzelne Gegen Mauguin, einen der Volksrepräsentanten, war Schulden halber Man erinnert sich, daß der Polizeikommissär Yon eine Sektion der De¬ ſeinen Erwartungen geprellt. Die Oppoſitionsdeputirten, welche Vorlage der Endlich gegen Ende Dezember begann der Guerillakrieg um einzelne Gegen Mauguin, einen der Volksrepräſentanten, war Schulden halber Man erinnert ſich, daß der Polizeikommiſſär Yon eine Sektion der De¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0066" n="54"/> ſeinen Erwartungen geprellt. Die Oppoſitionsdeputirten, welche Vorlage der<lb/> Protokolle der Permanenzkommiſſion über die Oktoberereigniſſe verlangten,<lb/> wurden von der Majorität überſtimmt. Man floh prinzipiell alle Debatte,<lb/> die aufregen konnte. Die Arbeiten der Nationalverſammlung während No¬<lb/> vember und Dezember 1850 waren ohne Intereſſe.</p><lb/> <p>Endlich gegen Ende Dezember begann der Guerillakrieg um einzelne<lb/> Prärogativen des Parlaments. In kleinlichen Chikanen um die Präroga¬<lb/> tive der beiden Gewalten verſumpfte die Bewegung, ſeitdem die Bourgeoiſie<lb/> mit der Abſchaffung des allgemeinen Wahlrechts den Klaſſenkampf zunächſt<lb/> abgemacht hatte.</p><lb/> <p>Gegen Mauguin, einen der Volksrepräſentanten, war Schulden halber<lb/> ein gerichtliches Urtheil erwirkt worden. Auf Anfrage des Gerichtspräſidenten<lb/> erklärte der Juſtizminiſter Rouher, es ſei ohne weitere Umſtände ein Verhafts¬<lb/> befehl gegen den Schuldner auszufertigen. Mauguin wurde alſo in den<lb/> Schuldthurm geworfen. Die Nationalverſammlung brauſte auf, als ſie das<lb/> Attentat erfuhr. Sie verordnete nicht nur ſeine ſofortige Freilaſſung, ſon¬<lb/> dern ließ ihn auch noch denſelben Abend von ihrem Greffier gewaltſam aus<lb/> Clichy herausholen. Um jedoch ihren Glauben an die Heiligkeit des Privat¬<lb/> eigenthums zu bewähren, und mit dem Hintergedanken, im Nothfall ein Aſyl<lb/> für läſtig gewordene Montagnards zu eröffnen, erklärte ſie die Schuldhaft von<lb/> Volksrepräſentanten nach vorheriger Einholung ihrer Erlaubniß für zuläſſig.<lb/> Sie vergaß zu dekretiren, daß auch der Präſident Schulden halber eingeſperrt<lb/> werden könne. Sie vernichtete den letzten Schein von Unverletzlichkeit, der<lb/> die Glieder ihres eigenen Körpers umgab.</p><lb/> <p>Man erinnert ſich, daß der Polizeikommiſſär Yon eine Sektion der De¬<lb/> zembriſten auf Ausſage eines gewiſſen Alais hin wegen Mordplans auf Du¬<lb/> pin und Changarnier denunzirt hatte. Gleich in der erſten Sitzung machten<lb/> die Quäſtoren mit Bezug hierauf den Vorſchlag, eine eigne parlamentariſche<lb/> Polizei zu bilden, beſoldet aus dem Privatbudget der Nationalverſammlung<lb/> und durchaus unabhängig von dem Polizeipräfekten. Der Miniſter des<lb/> Innern, Baroche, hatte gegen dieſen Eingriff in ſein Reſſort proteſtirt. Man<lb/> ſchloß darauf einen elenden Kompromiß, wonach der Polizeikommiſſär der<lb/> Verſammlung zwar aus ihrem Privatbudget beſoldet und von ihren Quäſtoren<lb/> ein- und abgeſetzt werden ſolle, aber nach vorheriger Verſtändigung mit dem<lb/> Miniſter des Innern. Unterdeſſen war Alais gerichtlich von der Regierung<lb/> verfolgt worden und hier war es leicht, ſeine Ausſagen als eine Myſtifikation<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0066]
ſeinen Erwartungen geprellt. Die Oppoſitionsdeputirten, welche Vorlage der
Protokolle der Permanenzkommiſſion über die Oktoberereigniſſe verlangten,
wurden von der Majorität überſtimmt. Man floh prinzipiell alle Debatte,
die aufregen konnte. Die Arbeiten der Nationalverſammlung während No¬
vember und Dezember 1850 waren ohne Intereſſe.
Endlich gegen Ende Dezember begann der Guerillakrieg um einzelne
Prärogativen des Parlaments. In kleinlichen Chikanen um die Präroga¬
tive der beiden Gewalten verſumpfte die Bewegung, ſeitdem die Bourgeoiſie
mit der Abſchaffung des allgemeinen Wahlrechts den Klaſſenkampf zunächſt
abgemacht hatte.
Gegen Mauguin, einen der Volksrepräſentanten, war Schulden halber
ein gerichtliches Urtheil erwirkt worden. Auf Anfrage des Gerichtspräſidenten
erklärte der Juſtizminiſter Rouher, es ſei ohne weitere Umſtände ein Verhafts¬
befehl gegen den Schuldner auszufertigen. Mauguin wurde alſo in den
Schuldthurm geworfen. Die Nationalverſammlung brauſte auf, als ſie das
Attentat erfuhr. Sie verordnete nicht nur ſeine ſofortige Freilaſſung, ſon¬
dern ließ ihn auch noch denſelben Abend von ihrem Greffier gewaltſam aus
Clichy herausholen. Um jedoch ihren Glauben an die Heiligkeit des Privat¬
eigenthums zu bewähren, und mit dem Hintergedanken, im Nothfall ein Aſyl
für läſtig gewordene Montagnards zu eröffnen, erklärte ſie die Schuldhaft von
Volksrepräſentanten nach vorheriger Einholung ihrer Erlaubniß für zuläſſig.
Sie vergaß zu dekretiren, daß auch der Präſident Schulden halber eingeſperrt
werden könne. Sie vernichtete den letzten Schein von Unverletzlichkeit, der
die Glieder ihres eigenen Körpers umgab.
Man erinnert ſich, daß der Polizeikommiſſär Yon eine Sektion der De¬
zembriſten auf Ausſage eines gewiſſen Alais hin wegen Mordplans auf Du¬
pin und Changarnier denunzirt hatte. Gleich in der erſten Sitzung machten
die Quäſtoren mit Bezug hierauf den Vorſchlag, eine eigne parlamentariſche
Polizei zu bilden, beſoldet aus dem Privatbudget der Nationalverſammlung
und durchaus unabhängig von dem Polizeipräfekten. Der Miniſter des
Innern, Baroche, hatte gegen dieſen Eingriff in ſein Reſſort proteſtirt. Man
ſchloß darauf einen elenden Kompromiß, wonach der Polizeikommiſſär der
Verſammlung zwar aus ihrem Privatbudget beſoldet und von ihren Quäſtoren
ein- und abgeſetzt werden ſolle, aber nach vorheriger Verſtändigung mit dem
Miniſter des Innern. Unterdeſſen war Alais gerichtlich von der Regierung
verfolgt worden und hier war es leicht, ſeine Ausſagen als eine Myſtifikation
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