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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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L.

Wann du betrachtetest/ daß du ein
Mensch bist/ so wäre dir dein Unglück nicht
so seltzam/ und wann du betrachtetest/ was
an ern vor Unglück widerfähret/ so ver-
sichere ich mich/ daß dasjenige dir leicht vor-
kommen wird.

LI.

Greiffe die Sachen an dem besten Ort
an; Viel Leute meynen/ sie seyn unglück-
seelig/ und sind es doch nicht anders/ als
weil sie sich mit den Allerglückseeligsten ver-
gleichen. Das Unglück/ welches gemein
ist/ wird zu einer Ursach des Trostes/ oder
bekümmert auffs wenigste so hoch nicht.
Und die Erfahrung giebt uns genug zu ver-
stehen/ daß ein mittelmäßiges Unglück auff-
höret ein Unglück zu seyn/ ja auch den Nah-
men desselben nicht behält/ wann man ihm
ein grössers entgegen setzet.

LII.

Es ist übel gethan/ auf eines andern
Acker zu jagen/ aber meines Bedünckens/
ist es viel ein grösserer Fehler/ wann man
seine Velustigung und Vergnügung nicht
anderst als ausser ihm selber sucht. Das
Hertz muß sich von seinem eigenen Reich-

thum
L.

Wann du betrachteteſt/ daß du ein
Menſch biſt/ ſo waͤre dir dein Ungluͤck nicht
ſo ſeltzam/ und wann du betrachteteſt/ was
an ern vor Ungluͤck widerfaͤhret/ ſo ver-
ſichere ich mich/ daß dasjenige dir leicht vor-
kommen wird.

LI.

Greiffe die Sachen an dem beſten Ort
an; Viel Leute meynen/ ſie ſeyn ungluͤck-
ſeelig/ und ſind es doch nicht anders/ als
weil ſie ſich mit den Allergluͤckſeeligſten ver-
gleichen. Das Ungluͤck/ welches gemein
iſt/ wird zu einer Urſach des Troſtes/ oder
bekuͤmmert auffs wenigſte ſo hoch nicht.
Und die Erfahrung giebt uns genug zu ver-
ſtehen/ daß ein mittelmaͤßiges Ungluͤck auff-
hoͤret ein Ungluͤck zu ſeyn/ ja auch den Nah-
men deſſelben nicht behaͤlt/ wann man ihm
ein groͤſſers entgegen ſetzet.

LII.

Es iſt uͤbel gethan/ auf eines andern
Acker zu jagen/ aber meines Beduͤnckens/
iſt es viel ein groͤſſerer Fehler/ wann man
ſeine Veluſtigung und Vergnuͤgung nicht
anderſt als auſſer ihm ſelber ſucht. Das
Hertz muß ſich von ſeinem eigenen Reich-

thum
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[24/0035] L. Wann du betrachteteſt/ daß du ein Menſch biſt/ ſo waͤre dir dein Ungluͤck nicht ſo ſeltzam/ und wann du betrachteteſt/ was an ern vor Ungluͤck widerfaͤhret/ ſo ver- ſichere ich mich/ daß dasjenige dir leicht vor- kommen wird. LI. Greiffe die Sachen an dem beſten Ort an; Viel Leute meynen/ ſie ſeyn ungluͤck- ſeelig/ und ſind es doch nicht anders/ als weil ſie ſich mit den Allergluͤckſeeligſten ver- gleichen. Das Ungluͤck/ welches gemein iſt/ wird zu einer Urſach des Troſtes/ oder bekuͤmmert auffs wenigſte ſo hoch nicht. Und die Erfahrung giebt uns genug zu ver- ſtehen/ daß ein mittelmaͤßiges Ungluͤck auff- hoͤret ein Ungluͤck zu ſeyn/ ja auch den Nah- men deſſelben nicht behaͤlt/ wann man ihm ein groͤſſers entgegen ſetzet. LII. Es iſt uͤbel gethan/ auf eines andern Acker zu jagen/ aber meines Beduͤnckens/ iſt es viel ein groͤſſerer Fehler/ wann man ſeine Veluſtigung und Vergnuͤgung nicht anderſt als auſſer ihm ſelber ſucht. Das Hertz muß ſich von ſeinem eigenen Reich- thum

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/35>, abgerufen am 23.11.2024.