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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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niren/ und seinen Geitz zu sättigen/ wird An-
laß und Macht haben.

LXXVII.

Man kan mit Warheit sagen/ daß nichts
gering/ nichts mittelmäßig ist in Königen
und Persohnen von hoher Qualität. Ihre
Tugend sind groß und gläntzend/ aber ihre
Laster und Mängel sind auch gantz sichtbar
und derowegen niemals mittelmäßig. In
Summa/ gleich wie sich ein weiser Mann
niemahls leichtlicht irrt/ wann er in einigen
Irrthum fällt/ also fällt auch ein Mensch
von hoher Qualität niemals ohne Ver-
letzung seiner.

LXXVIII.

Es ist nicht genug/ daß der Brunnen sau-
ber und rein sey/ wann der Canal/ dadurch
das Rohr gehet/ voll Koth und Unflath ist.
So ist es auch nicht genug daß ein Fürst
gut und tugendhafft sey/ wann seine Die-
ner und Leute/ die er in dem Regiment sei-
ner Herrschafft gebraucht/ nicht zu der Tu-
gend geneiget sind. Nicht nur das Exem-
pel des Oberherrn/ sondern auch der Be-
dienten hat viel bey dem Volck zu bedeu-
ten/ und soll man gewiß davor halten/ daß

die

niren/ und ſeinen Geitz zu ſaͤttigen/ wird An-
laß und Macht haben.

LXXVII.

Man kan mit Warheit ſagen/ daß nichts
gering/ nichts mittelmaͤßig iſt in Koͤnigen
und Perſohnen von hoher Qualitaͤt. Ihre
Tugend ſind groß und glaͤntzend/ aber ihre
Laſter und Maͤngel ſind auch gantz ſichtbar
und derowegen niemals mittelmaͤßig. In
Summa/ gleich wie ſich ein weiſer Mann
niemahls leichtlicht irrt/ wann er in einigen
Irrthum faͤllt/ alſo faͤllt auch ein Menſch
von hoher Qualitaͤt niemals ohne Ver-
letzung ſeiner.

LXXVIII.

Es iſt nicht genug/ daß der Brunnen ſau-
ber und rein ſey/ wann der Canal/ dadurch
das Rohr gehet/ voll Koth und Unflath iſt.
So iſt es auch nicht genug daß ein Fuͤrſt
gut und tugendhafft ſey/ wann ſeine Die-
ner und Leute/ die er in dem Regiment ſei-
ner Herrſchafft gebraucht/ nicht zu der Tu-
gend geneiget ſind. Nicht nur das Exem-
pel des Oberherrn/ ſondern auch der Be-
dienten hat viel bey dem Volck zu bedeu-
ten/ und ſoll man gewiß davor halten/ daß

die
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[226[216]/0227] niren/ und ſeinen Geitz zu ſaͤttigen/ wird An- laß und Macht haben. LXXVII. Man kan mit Warheit ſagen/ daß nichts gering/ nichts mittelmaͤßig iſt in Koͤnigen und Perſohnen von hoher Qualitaͤt. Ihre Tugend ſind groß und glaͤntzend/ aber ihre Laſter und Maͤngel ſind auch gantz ſichtbar und derowegen niemals mittelmaͤßig. In Summa/ gleich wie ſich ein weiſer Mann niemahls leichtlicht irrt/ wann er in einigen Irrthum faͤllt/ alſo faͤllt auch ein Menſch von hoher Qualitaͤt niemals ohne Ver- letzung ſeiner. LXXVIII. Es iſt nicht genug/ daß der Brunnen ſau- ber und rein ſey/ wann der Canal/ dadurch das Rohr gehet/ voll Koth und Unflath iſt. So iſt es auch nicht genug daß ein Fuͤrſt gut und tugendhafft ſey/ wann ſeine Die- ner und Leute/ die er in dem Regiment ſei- ner Herrſchafft gebraucht/ nicht zu der Tu- gend geneiget ſind. Nicht nur das Exem- pel des Oberherrn/ ſondern auch der Be- dienten hat viel bey dem Volck zu bedeu- ten/ und ſoll man gewiß davor halten/ daß die

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 226[216]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/227>, abgerufen am 22.12.2024.