Eroberers aus allgemeinen Gründen zu erweisen s. dessen Tractat dei doveri dei popoli neutrali T. I. §. 14. p. 202.
§. 313. Grundsätze des positiven Völkerrechts in Ansehung des neutralen Handels. I) Kriegscontrebande.
Nach dem positiven Völkerrecht aber haben manche der bisher berührten Satze ihre veränderte Bestimmung er- halten. So ist es zwar auch nach dem positiven Völkerrecht erlaubt bey uns zu Hause jedem Einkaufer Waaren aller Art, und selbst Kriegsmunition zu verkaufen a). Hingegen wird es allgemein in Europa für der Neutralität entgegen angesehn, Kriegscontrebande Waaren einer oder der andern, oder beiden kriegführenden Mächten zuzuführen b). Was Kriegscontrebande sey, bestimmen zunächst die unter den Mächten vorhandenen Verträge, welche zwar nicht völlig gleichförmig das Verzeichniß derselben entwerfen, mehren- theils aber darin übereinkommen, daß sie nur solche Waaren zur Contrebande zählen, welche gerade zu und ungezweifelt für den Krieg bestimmt sind, wie Waffen c) und deren Ladung, Soldaten, Pferde und deren Rüstung, Kriegs- schiffe; hingegen daß alle übrige Gattungen von Waaren, wenn sie schon auch dem Feinde sehr nützlich seyn können, wie Getraide, Wein und andre Lebensmittel, Schiffbau- holz, Tauen, Masten, Theer und andere Materialien zum Schiffbau, baares Geld, auch selbst Schwefel und Sal- peter, entweder ausdrücklich oder stillschweigend für freye Waaren erklärt werden d), wie denn eben daher diese im zweifelhaften Fall auch nach dem herkommlichen Recht für frey zu erklären sind.
Ob aber eine kriegführende Macht sich, wie insonder- heit seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts geschehn ist e), erlauben könne, zu Anfang des Kriegs einseitige Declara- tionen zu geben, und in diesen die Zahl der Waaren die sie als Contrebande zu confisciren oder doch aufzubringen und gegen Bezahlung an sich zu halten sich genöthiget sehe, zu
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Von der Neutralitaͤt.
Eroberers aus allgemeinen Gruͤnden zu erweiſen ſ. deſſen Tractat dei doveri dei popoli neutrali T. I. §. 14. p. 202.
§. 313. Grundſaͤtze des poſitiven Voͤlkerrechts in Anſehung des neutralen Handels. I) Kriegscontrebande.
Nach dem poſitiven Voͤlkerrecht aber haben manche der bisher beruͤhrten Satze ihre veraͤnderte Beſtimmung er- halten. So iſt es zwar auch nach dem poſitiven Voͤlkerrecht erlaubt bey uns zu Hauſe jedem Einkaufer Waaren aller Art, und ſelbſt Kriegsmunition zu verkaufen a). Hingegen wird es allgemein in Europa fuͤr der Neutralitaͤt entgegen angeſehn, Kriegscontrebande Waaren einer oder der andern, oder beiden kriegfuͤhrenden Maͤchten zuzufuͤhren b). Was Kriegscontrebande ſey, beſtimmen zunaͤchſt die unter den Maͤchten vorhandenen Vertraͤge, welche zwar nicht voͤllig gleichfoͤrmig das Verzeichniß derſelben entwerfen, mehren- theils aber darin uͤbereinkommen, daß ſie nur ſolche Waaren zur Contrebande zaͤhlen, welche gerade zu und ungezweifelt fuͤr den Krieg beſtimmt ſind, wie Waffen c) und deren Ladung, Soldaten, Pferde und deren Ruͤſtung, Kriegs- ſchiffe; hingegen daß alle uͤbrige Gattungen von Waaren, wenn ſie ſchon auch dem Feinde ſehr nuͤtzlich ſeyn koͤnnen, wie Getraide, Wein und andre Lebensmittel, Schiffbau- holz, Tauen, Maſten, Theer und andere Materialien zum Schiffbau, baares Geld, auch ſelbſt Schwefel und Sal- peter, entweder ausdruͤcklich oder ſtillſchweigend fuͤr freye Waaren erklaͤrt werden d), wie denn eben daher dieſe im zweifelhaften Fall auch nach dem herkommlichen Recht fuͤr frey zu erklaͤren ſind.
Ob aber eine kriegfuͤhrende Macht ſich, wie inſonder- heit ſeit dem Ende des vorigen Jahrhunderts geſchehn iſt e), erlauben koͤnne, zu Anfang des Kriegs einſeitige Declara- tionen zu geben, und in dieſen die Zahl der Waaren die ſie als Contrebande zu confiſciren oder doch aufzubringen und gegen Bezahlung an ſich zu halten ſich genoͤthiget ſehe, zu
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Von der Neutralitaͤt.
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Eroberers aus allgemeinen Gruͤnden zu erweiſen ſ. deſſen Tractat
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§. 313.
Grundſaͤtze des poſitiven Voͤlkerrechts in Anſehung des
neutralen Handels. I) Kriegscontrebande.
Nach dem poſitiven Voͤlkerrecht aber haben manche
der bisher beruͤhrten Satze ihre veraͤnderte Beſtimmung er-
halten. So iſt es zwar auch nach dem poſitiven Voͤlkerrecht
erlaubt bey uns zu Hauſe jedem Einkaufer Waaren aller
Art, und ſelbſt Kriegsmunition zu verkaufen a). Hingegen
wird es allgemein in Europa fuͤr der Neutralitaͤt entgegen
angeſehn, Kriegscontrebande Waaren einer oder der andern,
oder beiden kriegfuͤhrenden Maͤchten zuzufuͤhren b). Was
Kriegscontrebande ſey, beſtimmen zunaͤchſt die unter den
Maͤchten vorhandenen Vertraͤge, welche zwar nicht voͤllig
gleichfoͤrmig das Verzeichniß derſelben entwerfen, mehren-
theils aber darin uͤbereinkommen, daß ſie nur ſolche Waaren
zur Contrebande zaͤhlen, welche gerade zu und ungezweifelt
fuͤr den Krieg beſtimmt ſind, wie Waffen c) und deren
Ladung, Soldaten, Pferde und deren Ruͤſtung, Kriegs-
ſchiffe; hingegen daß alle uͤbrige Gattungen von Waaren,
wenn ſie ſchon auch dem Feinde ſehr nuͤtzlich ſeyn koͤnnen,
wie Getraide, Wein und andre Lebensmittel, Schiffbau-
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Schiffbau, baares Geld, auch ſelbſt Schwefel und Sal-
peter, entweder ausdruͤcklich oder ſtillſchweigend fuͤr freye
Waaren erklaͤrt werden d), wie denn eben daher dieſe im
zweifelhaften Fall auch nach dem herkommlichen Recht fuͤr
frey zu erklaͤren ſind.
Ob aber eine kriegfuͤhrende Macht ſich, wie inſonder-
heit ſeit dem Ende des vorigen Jahrhunderts geſchehn iſt e),
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ſie als Contrebande zu confiſciren oder doch aufzubringen und
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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/381>, abgerufen am 17.02.2025.
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