Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Achtes Buch. Siebentes Hauptstück.
La liberte de la navigation et du commerce des nations neutres pen-
dant la guerre. Lond. et Amst.
1780. und Essai sur un code mari-
time general Europeen. Leipzig
1782. beide teutsch übersetzt zu
Leipzig 1780. 1782. 8. A. W. B. von Uechtritz von Durch-
suchung der Schiffe neutraler Völkerschaften.
Rothenburg
1781. 8. Pestel selecta capita iuris gentium maritimi. Lugd. B.
1785. 4. Sam. Colliander de iure priucipum belligerantium mer-
ces et nauigia neutralium vel pacatarum gentium intercipiendi
T. I. II.
§. 310.
Handel mit Kriegsbedürfnissen.

Wie eine neutrale Macht in Friedenszeiten das Recht
hatte jeder Nation die ihr den Handel gestattete alle Gattun-
gen von Waaren zu verkaufen und zuzuführen, so behält sie
auch dieses Recht nach Ausbruch des Krieges, so, daß sie
nach dem allgemeinen Völkerrecht ihren Unterthanen gestat-
ten darf alle Gattungen von Waaren, diese mögen für den
Krieg unbrauchbar seyn, oder zugleich, oder ausschließlich für
diesen gebraucht werden, beiden kriegführenden Theilen oder
einem unter ihnen, mit welchem dieser Handel am vortheil-
haftesten fortgesetzt werden kann, zuzuführen, und sie ver-
letzet dadurch der Regel nach die Neutralität nicht. Selbst
durch Benutzung der Gelegenheit welche ihr der Krieg dar-
bietet einen neuen Zweig des Handels oder der Schiffarth für
sich zu eröffnen, verräth sie noch nicht immer feindliche Ge-
sinnungen gegen den Staat für dessen Feinde sie die Zufuhr
gestattet, da mehrentheils die bloße Gewinnlust des Kauf-
manns die Triebfeder davon ist.

Aber dann verletzt sie die Pflichten der Neutralität
wenn sie 1) den Handel mit Kriegsbedürfnissen mit dem ei-
nen kriegführenden Theile erlaubt, mit dem andren aber ver-
bietet, oder 2) durch einen Vertrag versprochen hatte, diese
Waaren dem Feinde des Mitcontrahenten nicht zuzuführen,
und sie ihm gleichwohl zuführet; auch lassen sich als Aus-
nahme von der Regel außerordentliche Fälle gedenken, wo
das Erbieten beyden Theilen diesen Handel zu gestatten nur

den
Achtes Buch. Siebentes Hauptſtuͤck.
La liberté de la navigation et du commerce des nations neutres pen-
dant la guerre. Lond. et Amſt.
1780. und Eſſai ſur un code mari-
time general Européen. Leipzig
1782. beide teutſch uͤberſetzt zu
Leipzig 1780. 1782. 8. A. W. B. von Uechtritz von Durch-
ſuchung der Schiffe neutraler Voͤlkerſchaften.
Rothenburg
1781. 8. Pestel ſelecta capita iuris gentium maritimi. Lugd. B.
1785. 4. Sam. Colliander de iure priucipum belligerantium mer-
ces et nauigia neutralium vel pacatarum gentium intercipiendi
T. I. II.
§. 310.
Handel mit Kriegsbeduͤrfniſſen.

Wie eine neutrale Macht in Friedenszeiten das Recht
hatte jeder Nation die ihr den Handel geſtattete alle Gattun-
gen von Waaren zu verkaufen und zuzufuͤhren, ſo behaͤlt ſie
auch dieſes Recht nach Ausbruch des Krieges, ſo, daß ſie
nach dem allgemeinen Voͤlkerrecht ihren Unterthanen geſtat-
ten darf alle Gattungen von Waaren, dieſe moͤgen fuͤr den
Krieg unbrauchbar ſeyn, oder zugleich, oder ausſchließlich fuͤr
dieſen gebraucht werden, beiden kriegfuͤhrenden Theilen oder
einem unter ihnen, mit welchem dieſer Handel am vortheil-
hafteſten fortgeſetzt werden kann, zuzufuͤhren, und ſie ver-
letzet dadurch der Regel nach die Neutralitaͤt nicht. Selbſt
durch Benutzung der Gelegenheit welche ihr der Krieg dar-
bietet einen neuen Zweig des Handels oder der Schiffarth fuͤr
ſich zu eroͤffnen, verraͤth ſie noch nicht immer feindliche Ge-
ſinnungen gegen den Staat fuͤr deſſen Feinde ſie die Zufuhr
geſtattet, da mehrentheils die bloße Gewinnluſt des Kauf-
manns die Triebfeder davon iſt.

Aber dann verletzt ſie die Pflichten der Neutralitaͤt
wenn ſie 1) den Handel mit Kriegsbeduͤrfniſſen mit dem ei-
nen kriegfuͤhrenden Theile erlaubt, mit dem andren aber ver-
bietet, oder 2) durch einen Vertrag verſprochen hatte, dieſe
Waaren dem Feinde des Mitcontrahenten nicht zuzufuͤhren,
und ſie ihm gleichwohl zufuͤhret; auch laſſen ſich als Aus-
nahme von der Regel außerordentliche Faͤlle gedenken, wo
das Erbieten beyden Theilen dieſen Handel zu geſtatten nur

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="a)"><pb facs="#f0378" n="350"/><fw place="top" type="header">Achtes Buch. Siebentes Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</fw><lb/><hi rendition="#aq">La liberté de la navigation et du commerce des nations neutres pen-<lb/>
dant la guerre. Lond. et Am&#x017F;t.</hi> 1780. und <hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;ai &#x017F;ur un code mari-<lb/>
time general Européen. Leipzig</hi> 1782. beide teut&#x017F;ch u&#x0364;ber&#x017F;etzt zu<lb/>
Leipzig 1780. 1782. 8. <hi rendition="#fr">A. W. B. von <hi rendition="#g">Uechtritz</hi> von Durch-<lb/>
&#x017F;uchung der Schiffe neutraler Vo&#x0364;lker&#x017F;chaften.</hi> Rothenburg<lb/>
1781. 8. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Pestel</hi><hi rendition="#i">&#x017F;electa capita iuris gentium maritimi.</hi> Lugd. B.<lb/>
1785. 4. <hi rendition="#k">Sam. Colliander</hi> <hi rendition="#i">de iure priucipum belligerantium mer-<lb/>
ces et nauigia neutralium vel pacatarum gentium intercipiendi</hi> T. I. II.</hi></note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 310.<lb/><hi rendition="#fr">Handel mit Kriegsbedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en.</hi></head><lb/>
            <p>Wie eine neutrale Macht in Friedenszeiten das Recht<lb/>
hatte jeder Nation die ihr den Handel ge&#x017F;tattete alle Gattun-<lb/>
gen von Waaren zu verkaufen und zuzufu&#x0364;hren, &#x017F;o beha&#x0364;lt &#x017F;ie<lb/>
auch die&#x017F;es Recht nach Ausbruch des Krieges, &#x017F;o, daß &#x017F;ie<lb/>
nach dem allgemeinen Vo&#x0364;lkerrecht ihren Unterthanen ge&#x017F;tat-<lb/>
ten darf alle Gattungen von Waaren, die&#x017F;e mo&#x0364;gen fu&#x0364;r den<lb/>
Krieg unbrauchbar &#x017F;eyn, oder zugleich, oder aus&#x017F;chließlich fu&#x0364;r<lb/>
die&#x017F;en gebraucht werden, beiden kriegfu&#x0364;hrenden Theilen oder<lb/>
einem unter ihnen, mit welchem die&#x017F;er Handel am vortheil-<lb/>
hafte&#x017F;ten fortge&#x017F;etzt werden kann, zuzufu&#x0364;hren, und &#x017F;ie ver-<lb/>
letzet dadurch der Regel nach die Neutralita&#x0364;t nicht. Selb&#x017F;t<lb/>
durch Benutzung der Gelegenheit welche ihr der Krieg dar-<lb/>
bietet einen neuen Zweig des Handels oder der Schiffarth fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich zu ero&#x0364;ffnen, verra&#x0364;th &#x017F;ie noch nicht immer feindliche Ge-<lb/>
&#x017F;innungen gegen den Staat fu&#x0364;r de&#x017F;&#x017F;en Feinde &#x017F;ie die Zufuhr<lb/>
ge&#x017F;tattet, da mehrentheils die bloße Gewinnlu&#x017F;t des Kauf-<lb/>
manns die Triebfeder davon i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Aber dann verletzt &#x017F;ie die Pflichten der Neutralita&#x0364;t<lb/>
wenn &#x017F;ie 1) den Handel mit Kriegsbedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en mit dem ei-<lb/>
nen kriegfu&#x0364;hrenden Theile erlaubt, mit dem andren aber ver-<lb/>
bietet, oder 2) durch einen Vertrag ver&#x017F;prochen hatte, die&#x017F;e<lb/>
Waaren dem Feinde des Mitcontrahenten nicht zuzufu&#x0364;hren,<lb/>
und &#x017F;ie ihm gleichwohl zufu&#x0364;hret; auch la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich als Aus-<lb/>
nahme von der Regel außerordentliche Fa&#x0364;lle gedenken, wo<lb/>
das Erbieten beyden Theilen die&#x017F;en Handel zu ge&#x017F;tatten nur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0378] Achtes Buch. Siebentes Hauptſtuͤck. a⁾ La liberté de la navigation et du commerce des nations neutres pen- dant la guerre. Lond. et Amſt. 1780. und Eſſai ſur un code mari- time general Européen. Leipzig 1782. beide teutſch uͤberſetzt zu Leipzig 1780. 1782. 8. A. W. B. von Uechtritz von Durch- ſuchung der Schiffe neutraler Voͤlkerſchaften. Rothenburg 1781. 8. Pestel ſelecta capita iuris gentium maritimi. Lugd. B. 1785. 4. Sam. Colliander de iure priucipum belligerantium mer- ces et nauigia neutralium vel pacatarum gentium intercipiendi T. I. II. §. 310. Handel mit Kriegsbeduͤrfniſſen. Wie eine neutrale Macht in Friedenszeiten das Recht hatte jeder Nation die ihr den Handel geſtattete alle Gattun- gen von Waaren zu verkaufen und zuzufuͤhren, ſo behaͤlt ſie auch dieſes Recht nach Ausbruch des Krieges, ſo, daß ſie nach dem allgemeinen Voͤlkerrecht ihren Unterthanen geſtat- ten darf alle Gattungen von Waaren, dieſe moͤgen fuͤr den Krieg unbrauchbar ſeyn, oder zugleich, oder ausſchließlich fuͤr dieſen gebraucht werden, beiden kriegfuͤhrenden Theilen oder einem unter ihnen, mit welchem dieſer Handel am vortheil- hafteſten fortgeſetzt werden kann, zuzufuͤhren, und ſie ver- letzet dadurch der Regel nach die Neutralitaͤt nicht. Selbſt durch Benutzung der Gelegenheit welche ihr der Krieg dar- bietet einen neuen Zweig des Handels oder der Schiffarth fuͤr ſich zu eroͤffnen, verraͤth ſie noch nicht immer feindliche Ge- ſinnungen gegen den Staat fuͤr deſſen Feinde ſie die Zufuhr geſtattet, da mehrentheils die bloße Gewinnluſt des Kauf- manns die Triebfeder davon iſt. Aber dann verletzt ſie die Pflichten der Neutralitaͤt wenn ſie 1) den Handel mit Kriegsbeduͤrfniſſen mit dem ei- nen kriegfuͤhrenden Theile erlaubt, mit dem andren aber ver- bietet, oder 2) durch einen Vertrag verſprochen hatte, dieſe Waaren dem Feinde des Mitcontrahenten nicht zuzufuͤhren, und ſie ihm gleichwohl zufuͤhret; auch laſſen ſich als Aus- nahme von der Regel außerordentliche Faͤlle gedenken, wo das Erbieten beyden Theilen dieſen Handel zu geſtatten nur den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/378
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/378>, abgerufen am 21.11.2024.