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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Gegenseitige Rechte während des Krieges.

Wer mit Verletzung dieses Ehrenworts freywillig
wiederum die Waffen ergreift, indeß der Gegentheil seinen
Vertrag erfüllet, konn für ehrlos erkläret, und falls er dem
Feinde wieder in die Hände fällt, am Leben gestraft werden.

a) Rousseau contrat social L. I. chap 4. Der ehemahlige Mißbrauch
Gefangene in die Sclaverey zu führen ist unter den christlichen Völ-
kern ganz abgeschaft. Da aber die Africaner ihn noch beybehal-
ten haben, so werden gegen diese mit Recht Represalien gebraucht.
Bynkershoek quaest. iur. publ. L. I. cap. 3. Nouv. extraord. 1787.
n. 2. 32 suppl.
b) Hertius de lytro in dessen Opuscula T. I. diss. 4.
c) Moser kleine Schriften Th. X. S. 67 u. f. Teutsche Kriegs-
canzley
1760. Th. I. S. 575. 1761. Th. I. S. 123.
§. 271.
Von andren Ueberwundenen.

Wer hingegen entweder unbefugt Gewaltthätigkeiten
geübt, wie der Soldat ohne Befehl seines Oberern, oder
der Regel nach Bürger und Bauern, oder wer wider die
Gesetze des Krieges gehandelt, oder Ueberläufer geworden,
hat keinen Anspruch auf Kriegsgefangenschaft, sondern kann
den Umständen nach selbst am Leben gestraft werden.

Auch diejenigen Personen bei der Armee die nicht
zum Wehrstande gehören a), werden nicht zu Kriegsgefan-
genen gemacht, und pflegen zurückgeschickt zu werden.

a) Davon gilt die Paroemie: wer sich nicht wehrt, den man
nicht ehrt.
§. 272.
Von wehrlosen Feinden.

Obgleich nach dem strengen äußeren Völkerrecht auch
wehrlose Unterthanen des Feindes als ein Gegenstand der
Genugthuung betrachtet und als Gefangene abgeführet wer-
den könnten, und selbst die Transplantation a) derselben
nicht völlig verwerflich ist, so pflegt man doch denen die

kein
U 4
Gegenſeitige Rechte waͤhrend des Krieges.

Wer mit Verletzung dieſes Ehrenworts freywillig
wiederum die Waffen ergreift, indeß der Gegentheil ſeinen
Vertrag erfuͤllet, konn fuͤr ehrlos erklaͤret, und falls er dem
Feinde wieder in die Haͤnde faͤllt, am Leben geſtraft werden.

a) Rousseau contrat ſocial L. I. chap 4. Der ehemahlige Mißbrauch
Gefangene in die Sclaverey zu fuͤhren iſt unter den chriſtlichen Voͤl-
kern ganz abgeſchaft. Da aber die Africaner ihn noch beybehal-
ten haben, ſo werden gegen dieſe mit Recht Repreſalien gebraucht.
Bynkershoek quaeſt. iur. publ. L. I. cap. 3. Nouv. extraord. 1787.
n. 2. 32 ſuppl.
b) Hertius de lytro in deſſen Opuſcula T. I. diſſ. 4.
c) Moſer kleine Schriften Th. X. S. 67 u. f. Teutſche Kriegs-
canzley
1760. Th. I. S. 575. 1761. Th. I. S. 123.
§. 271.
Von andren Ueberwundenen.

Wer hingegen entweder unbefugt Gewaltthaͤtigkeiten
geuͤbt, wie der Soldat ohne Befehl ſeines Oberern, oder
der Regel nach Buͤrger und Bauern, oder wer wider die
Geſetze des Krieges gehandelt, oder Ueberlaͤufer geworden,
hat keinen Anſpruch auf Kriegsgefangenſchaft, ſondern kann
den Umſtaͤnden nach ſelbſt am Leben geſtraft werden.

Auch diejenigen Perſonen bei der Armee die nicht
zum Wehrſtande gehoͤren a), werden nicht zu Kriegsgefan-
genen gemacht, und pflegen zuruͤckgeſchickt zu werden.

a) Davon gilt die Paroemie: wer ſich nicht wehrt, den man
nicht ehrt.
§. 272.
Von wehrloſen Feinden.

Obgleich nach dem ſtrengen aͤußeren Voͤlkerrecht auch
wehrloſe Unterthanen des Feindes als ein Gegenſtand der
Genugthuung betrachtet und als Gefangene abgefuͤhret wer-
den koͤnnten, und ſelbſt die Tranſplantation a) derſelben
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[311/0339] Gegenſeitige Rechte waͤhrend des Krieges. Wer mit Verletzung dieſes Ehrenworts freywillig wiederum die Waffen ergreift, indeß der Gegentheil ſeinen Vertrag erfuͤllet, konn fuͤr ehrlos erklaͤret, und falls er dem Feinde wieder in die Haͤnde faͤllt, am Leben geſtraft werden. a⁾ Rousseau contrat ſocial L. I. chap 4. Der ehemahlige Mißbrauch Gefangene in die Sclaverey zu fuͤhren iſt unter den chriſtlichen Voͤl- kern ganz abgeſchaft. Da aber die Africaner ihn noch beybehal- ten haben, ſo werden gegen dieſe mit Recht Repreſalien gebraucht. Bynkershoek quaeſt. iur. publ. L. I. cap. 3. Nouv. extraord. 1787. n. 2. 32 ſuppl. b⁾ Hertius de lytro in deſſen Opuſcula T. I. diſſ. 4. c⁾ Moſer kleine Schriften Th. X. S. 67 u. f. Teutſche Kriegs- canzley 1760. Th. I. S. 575. 1761. Th. I. S. 123. §. 271. Von andren Ueberwundenen. Wer hingegen entweder unbefugt Gewaltthaͤtigkeiten geuͤbt, wie der Soldat ohne Befehl ſeines Oberern, oder der Regel nach Buͤrger und Bauern, oder wer wider die Geſetze des Krieges gehandelt, oder Ueberlaͤufer geworden, hat keinen Anſpruch auf Kriegsgefangenſchaft, ſondern kann den Umſtaͤnden nach ſelbſt am Leben geſtraft werden. Auch diejenigen Perſonen bei der Armee die nicht zum Wehrſtande gehoͤren a), werden nicht zu Kriegsgefan- genen gemacht, und pflegen zuruͤckgeſchickt zu werden. a⁾ Davon gilt die Paroemie: wer ſich nicht wehrt, den man nicht ehrt. §. 272. Von wehrloſen Feinden. Obgleich nach dem ſtrengen aͤußeren Voͤlkerrecht auch wehrloſe Unterthanen des Feindes als ein Gegenſtand der Genugthuung betrachtet und als Gefangene abgefuͤhret wer- den koͤnnten, und ſelbſt die Tranſplantation a) derſelben nicht voͤllig verwerflich iſt, ſo pflegt man doch denen die kein U 4

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/339>, abgerufen am 23.11.2024.