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Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

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der Anmerk. über die Kirnberg. Grundsätze, nach etc.
accorde h d f a das Ansehen eines wesentlichen Accords
ertheilet, und allhier, im eilften §. Seite 18, wird ihm das
Ansehen eines wesentlichen Accords wieder genommen, indem
er nicht für selbstständig erkannt wird. (Die Wörter selbst-
ständig
und wesentlich sind gleichgültige musikalische Kunst-
wörter.) Was wird nicht annoch aus diesem Accorde werden?

§. 329.

Grundsätze, Seite 19. "Es hat in der That Systema-
"tiker gegeben, die besonders dem verminderten Septimenac-
"cord (gis h d f) Eigenschaften eines Grundaccords haben an-
"erkennen wollen, und ihn auch, wiewohl ohne Grund, da-
"für erkläret haben. Andere, die das Unzulängliche dieser Er-
"klärung eingesehen, haben zwar die Unterterz der Baßnote
"von diesem Accord zum Grundton festgesetzet. Doch haben
"sie auf einer andern Seite gefehlet, indem sie ihn für einen
"selbstständigen Septnonenaccord und Grundaccord angenom-
"men haben. Beydes ist irrig. Denn nur"

Ohne den Hrn. Kirnberger lange zu unterbrechen.
Das Wort ihn kann, dem Zusammenhange nach, auf
nichts anders als den verminderten Septimenaccord ge-
hen, und der Herr Sorge, der vermuthlich allhier ge-
meinet wird, sollte einen Septimenaccord für einen
Septimennonensatz angesehen haben? Das hat er mei-
nes Wissens in seinem Leben nicht gethan.

"Denn nur eins zu erwehnen; im ersten Falle kann die
"Septime, ohne der Harmonie zu schaden, über eben dem-
"selben Baß in die Sexte gehen; ja die Sexte kann statt ihrer
"angeschlagen werden. Jm zweyten Falle hat es mit der
"None eben dieselbe Bewandtniß, indem an ihrer statt die
"Octave gehöret werden kann. Dieses aber"

Nun wissen wir, warum weder der verminderte Septi-
menaccord, noch der Septimenaccord auf dem Subsemitonio
modi maioris,
selbstständige Grundaccorde sind, 1) weil sie
über eben derselben Baßnote in die Sexte aufgelöset werden
können; 2) weil die Sexte statt der Septime, so wie in dem
Septnonenaccord e gis h d f oder g h d f a die Octave statt der
None angeschlagen werden kann. Wie aber, wenn jeder
Septimenaccord
über eben derselben Baßnote in die Sexte

auf-
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der Anmerk. uͤber die Kirnberg. Grundſaͤtze, nach ꝛc.
accorde h d f a das Anſehen eines weſentlichen Accords
ertheilet, und allhier, im eilften §. Seite 18, wird ihm das
Anſehen eines weſentlichen Accords wieder genommen, indem
er nicht fuͤr ſelbſtſtaͤndig erkannt wird. (Die Woͤrter ſelbſt-
ſtaͤndig
und weſentlich ſind gleichguͤltige muſikaliſche Kunſt-
woͤrter.) Was wird nicht annoch aus dieſem Accorde werden?

§. 329.

Grundſaͤtze, Seite 19. „Es hat in der That Syſtema-
„tiker gegeben, die beſonders dem verminderten Septimenac-
„cord (gis h d f) Eigenſchaften eines Grundaccords haben an-
„erkennen wollen, und ihn auch, wiewohl ohne Grund, da-
„fuͤr erklaͤret haben. Andere, die das Unzulaͤngliche dieſer Er-
„klaͤrung eingeſehen, haben zwar die Unterterz der Baßnote
„von dieſem Accord zum Grundton feſtgeſetzet. Doch haben
„ſie auf einer andern Seite gefehlet, indem ſie ihn fuͤr einen
„ſelbſtſtaͤndigen Septnonenaccord und Grundaccord angenom-
„men haben. Beydes iſt irrig. Denn nur‟

Ohne den Hrn. Kirnberger lange zu unterbrechen.
Das Wort ihn kann, dem Zuſammenhange nach, auf
nichts anders als den verminderten Septimenaccord ge-
hen, und der Herr Sorge, der vermuthlich allhier ge-
meinet wird, ſollte einen Septimenaccord fuͤr einen
Septimennonenſatz angeſehen haben? Das hat er mei-
nes Wiſſens in ſeinem Leben nicht gethan.

„Denn nur eins zu erwehnen; im erſten Falle kann die
„Septime, ohne der Harmonie zu ſchaden, uͤber eben dem-
„ſelben Baß in die Sexte gehen; ja die Sexte kann ſtatt ihrer
„angeſchlagen werden. Jm zweyten Falle hat es mit der
„None eben dieſelbe Bewandtniß, indem an ihrer ſtatt die
„Octave gehoͤret werden kann. Dieſes aber‟

Nun wiſſen wir, warum weder der verminderte Septi-
menaccord, noch der Septimenaccord auf dem Subſemitonio
modi maioris,
ſelbſtſtaͤndige Grundaccorde ſind, 1) weil ſie
uͤber eben derſelben Baßnote in die Sexte aufgeloͤſet werden
koͤnnen; 2) weil die Sexte ſtatt der Septime, ſo wie in dem
Septnonenaccord e gis h d f oder g h d f a die Octave ſtatt der
None angeſchlagen werden kann. Wie aber, wenn jeder
Septimenaccord
uͤber eben derſelben Baßnote in die Sexte

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[309/0329] der Anmerk. uͤber die Kirnberg. Grundſaͤtze, nach ꝛc. accorde h d f a das Anſehen eines weſentlichen Accords ertheilet, und allhier, im eilften §. Seite 18, wird ihm das Anſehen eines weſentlichen Accords wieder genommen, indem er nicht fuͤr ſelbſtſtaͤndig erkannt wird. (Die Woͤrter ſelbſt- ſtaͤndig und weſentlich ſind gleichguͤltige muſikaliſche Kunſt- woͤrter.) Was wird nicht annoch aus dieſem Accorde werden? §. 329. Grundſaͤtze, Seite 19. „Es hat in der That Syſtema- „tiker gegeben, die beſonders dem verminderten Septimenac- „cord (gis h d f) Eigenſchaften eines Grundaccords haben an- „erkennen wollen, und ihn auch, wiewohl ohne Grund, da- „fuͤr erklaͤret haben. Andere, die das Unzulaͤngliche dieſer Er- „klaͤrung eingeſehen, haben zwar die Unterterz der Baßnote „von dieſem Accord zum Grundton feſtgeſetzet. Doch haben „ſie auf einer andern Seite gefehlet, indem ſie ihn fuͤr einen „ſelbſtſtaͤndigen Septnonenaccord und Grundaccord angenom- „men haben. Beydes iſt irrig. Denn nur‟ Ohne den Hrn. Kirnberger lange zu unterbrechen. Das Wort ihn kann, dem Zuſammenhange nach, auf nichts anders als den verminderten Septimenaccord ge- hen, und der Herr Sorge, der vermuthlich allhier ge- meinet wird, ſollte einen Septimenaccord fuͤr einen Septimennonenſatz angeſehen haben? Das hat er mei- nes Wiſſens in ſeinem Leben nicht gethan. „Denn nur eins zu erwehnen; im erſten Falle kann die „Septime, ohne der Harmonie zu ſchaden, uͤber eben dem- „ſelben Baß in die Sexte gehen; ja die Sexte kann ſtatt ihrer „angeſchlagen werden. Jm zweyten Falle hat es mit der „None eben dieſelbe Bewandtniß, indem an ihrer ſtatt die „Octave gehoͤret werden kann. Dieſes aber‟ Nun wiſſen wir, warum weder der verminderte Septi- menaccord, noch der Septimenaccord auf dem Subſemitonio modi maioris, ſelbſtſtaͤndige Grundaccorde ſind, 1) weil ſie uͤber eben derſelben Baßnote in die Sexte aufgeloͤſet werden koͤnnen; 2) weil die Sexte ſtatt der Septime, ſo wie in dem Septnonenaccord e gis h d f oder g h d f a die Octave ſtatt der None angeſchlagen werden kann. Wie aber, wenn jeder Septimenaccord uͤber eben derſelben Baßnote in die Sexte auf- U 3

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Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/329>, abgerufen am 25.11.2024.