Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.über die Kirnberg. Grundsätze der Harmonie etc. Specialtabellen über die bey allen Dreyklängen und Septi-menaccorden, und den davon vermittelst der Umkehrung ent- springenden Sätzen, mögliche Aufhaltungen mitzutheilen die Gefälligkeit gehabt hätte. Sollte er sich aber heute oder mor- gen zu dieser Arbeit entschliessen, so würden viele wünschen, daß er mehrere Dreyklänge und Septimenaccorde annähme, ohne gleichwohl bey einem dieser Accorde den Proceß der Auf- haltung weiter zu erstrecken, (da es bey allen nicht in glei- chem Verhältniß geschehen kann,) als es mit gutem Grunde möglich ist. §. 320. Seite 12. §. 6. "Alle auf solche Art durch Aufhaltun- Anmerkungen. 1) Es ist oben §. 254, 255 etc. gezeiget Melo- *) Jm Original stehet Vorhalte, welches, wie schon angezeiget worden, an diesem Orte unrecht ist. T 3
uͤber die Kirnberg. Grundſaͤtze der Harmonie ꝛc. Specialtabellen uͤber die bey allen Dreyklaͤngen und Septi-menaccorden, und den davon vermittelſt der Umkehrung ent- ſpringenden Saͤtzen, moͤgliche Aufhaltungen mitzutheilen die Gefaͤlligkeit gehabt haͤtte. Sollte er ſich aber heute oder mor- gen zu dieſer Arbeit entſchlieſſen, ſo wuͤrden viele wuͤnſchen, daß er mehrere Dreyklaͤnge und Septimenaccorde annaͤhme, ohne gleichwohl bey einem dieſer Accorde den Proceß der Auf- haltung weiter zu erſtrecken, (da es bey allen nicht in glei- chem Verhaͤltniß geſchehen kann,) als es mit gutem Grunde moͤglich iſt. §. 320. Seite 12. §. 6. „Alle auf ſolche Art durch Aufhaltun- Anmerkungen. 1) Es iſt oben §. 254, 255 ꝛc. gezeiget Melo- *) Jm Original ſtehet Vorhalte, welches, wie ſchon angezeiget worden, an dieſem Orte unrecht iſt. T 3
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uͤber die Kirnberg. Grundſaͤtze der Harmonie ꝛc.
Specialtabellen uͤber die bey allen Dreyklaͤngen und Septi-
menaccorden, und den davon vermittelſt der Umkehrung ent-
ſpringenden Saͤtzen, moͤgliche Aufhaltungen mitzutheilen die
Gefaͤlligkeit gehabt haͤtte. Sollte er ſich aber heute oder mor-
gen zu dieſer Arbeit entſchlieſſen, ſo wuͤrden viele wuͤnſchen,
daß er mehrere Dreyklaͤnge und Septimenaccorde annaͤhme,
ohne gleichwohl bey einem dieſer Accorde den Proceß der Auf-
haltung weiter zu erſtrecken, (da es bey allen nicht in glei-
chem Verhaͤltniß geſchehen kann,) als es mit gutem Grunde
moͤglich iſt.
§. 320.
Seite 12. §. 6. „Alle auf ſolche Art durch Aufhaltun-
„gen *) entſtehende Diſſonanzen werden von uns zufaͤllige
„genennet, um ſie von der Diſſonanz der Septime, die wir
„die weſentliche nennen, zu unterſcheiden. Jene diſſoniren
„am meiſten gegen den Ton, an deſſen Stelle ſie ſtehen, und
„ihre vollkommenſte Reſolution geſchicht uͤber ebendemſelben
„Baß in den Grundaccord, wie bey Fig. 105. Die we-
„ſentliche Septime hingegen diſſoniret nicht deßwegen, weil
„ſie an die Stelle einer Conſonanz geſetzet worden, ſondern
„darum, weil ſie den conſonirenden Jntervallen beygefuͤget
„worden, da ſie denn die conſonirende Harmonie des Drey-
„klangs zerſtoͤret, wenigſtens ſehr unvollkommen macht. Sie
„kann deßwegen, weil ſie keines andern zu demſelben Baßton
„gehoͤrigen Tones Stelle vertritt, auch nicht uͤber ebendemſel-
„ben Grundbaß reſolviren, ſondern macht die abſolute Folge
„einer ganz andern Harmonie zu ihrer Reſolution nothwendig
Fig. 106. Hierinnen beſteht der Unterſcheid der zufaͤlligen
„von der weſentlichen Diſſonanz. Die Quarte in dem lezten
„Exempel iſt ein Vorhalt der Terz, und reſolviret uͤber eben
„derſelben Baßnote; daher iſt ſie zufaͤllig. Die Septime
„hingegen kann erſt uͤber der folgenden Harmonie reſolviren;
„daher iſt ſie weſentlich.“
Anmerkungen. 1) Es iſt oben §. 254, 255 ꝛc. gezeiget
worden, was nach dem Begriffe aller Muſiker weſentliche und
zufaͤllige Diſſonanzen ſind; daß die zufaͤlligen, die bloß der
Melo-
*) Jm Original ſtehet Vorhalte, welches, wie ſchon angezeiget worden,
an dieſem Orte unrecht iſt.
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