Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.Anhang etc. Vierter Abschnitt. Zur Berichtigung Singen oder Spielen bestimmte Grundbaß des Hrn. Rameauverstanden? Kircher lehret auf ähnliche Art, Tom. I. Mu- surg. pag. 217. 218 von dem Baß: Principales partes Sym- phonurgiae sunt quattuor, dicunturque Cantus, Altus, Tenor, Basis. -- Quarta vox Basis, vulgo Bassus ita dictus, quod in eum tamquam in basin omnes inclinant voces. Vbi enim in concentu vox minus firma fuerit, ibi reliquae omnes voces vacillant, labuscuntque, neque vllam maiestatem habere possunt. -- Est igitur haec vox proprie cuiuscunque concentus vox infima, omnium reliquarum vocum sustentaculum & fulci- mentum &c. §. 300. Johann Crüger in seiner Synopsi musica, Seite 54, 55: Funda- *) Er hat seiner Synopsi einen Appendix de Basso Generali seu continuo
in deutscher Sprache angehänget, welcher Seite 213. also anfänget: "Bassus Generalis s. continuus, so von dem fürtreflichen ltaliänischen "Musico Ludovico Viadana erstlichen erfunden und eingeführet, wird "daher also genennet, weil er vom Anfang des Gesanges bis zum Ende "continuiret, und als eine Generalfundamentalstimme, das ganze "Concert oder Motett in sich begreiffet." Crüger schrieb dieses ums Jahr 1624, und Ludewig Viadana hatte uns Jahr 1605, und also neunzehn Jahre vorher, den Generalbaß erf inden. Anhang ꝛc. Vierter Abſchnitt. Zur Berichtigung Singen oder Spielen beſtimmte Grundbaß des Hrn. Rameauverſtanden? Kircher lehret auf aͤhnliche Art, Tom. I. Mu- ſurg. pag. 217. 218 von dem Baß: Principales partes Sym- phonurgiae ſunt quattuor, dicunturque Cantus, Altus, Tenor, Baſis. — Quarta vox Baſis, vulgo Baſſus ita dictus, quod in eum tamquam in baſin omnes inclinant voces. Vbi enim in concentu vox minus firma fuerit, ibi reliquae omnes voces vacillant, labuſcuntque, neque vllam maieſtatem habere poſſunt. — Eſt igitur haec vox proprie cuiuscunque concentus vox infima, omnium reliquarum vocum ſuſtentaculum & fulci- mentum &c. §. 300. Johann Cruͤger in ſeiner Synopſi muſica, Seite 54, 55: Funda- *) Er hat ſeiner Synopſi einen Appendix de Baſſo Generali ſeu continuo
in deutſcher Sprache angehaͤnget, welcher Seite 213. alſo anfaͤnget: „Baſſus Generalis ſ. continuus, ſo von dem fuͤrtreflichen ltaliaͤniſchen „Muſico Ludovico Viadana erſtlichen erfunden und eingefuͤhret, wird „daher alſo genennet, weil er vom Anfang des Geſanges bis zum Ende „continuiret, und als eine Generalfundamentalſtimme, das ganze „Concert oder Motett in ſich begreiffet.‟ Cruͤger ſchrieb dieſes ums Jahr 1624, und Ludewig Viadana hatte uns Jahr 1605, und alſo neunzehn Jahre vorher, den Generalbaß erf inden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0294" n="274"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang ꝛc. Vierter Abſchnitt. Zur Berichtigung</hi></fw><lb/> Singen oder Spielen beſtimmte Grundbaß des Hrn. Rameau<lb/> verſtanden? <hi rendition="#fr">Kircher</hi> lehret auf aͤhnliche Art, <hi rendition="#aq">Tom. I. Mu-<lb/> ſurg. pag.</hi> 217. 218 von dem Baß: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Principales partes Sym-<lb/> phonurgiae ſunt quattuor, dicunturque</hi> Cantus, Altus, Tenor,<lb/> Baſis. — <hi rendition="#i">Quarta vox</hi> Baſis, <hi rendition="#i">vulgo</hi> Baſſus <hi rendition="#i">ita dictus, quod in<lb/> eum tamquam in baſin omnes inclinant voces.</hi> Vbi enim in<lb/> concentu vox minus firma fuerit, ibi reliquae omnes voces<lb/> vacillant, labuſcuntque, neque vllam maieſtatem habere<lb/> poſſunt. — <hi rendition="#i">Eſt igitur haec vox proprie cuiuscunque concentus<lb/> vox infima, omnium reliquarum vocum ſuſtentaculum & fulci-<lb/> mentum &c.</hi></hi></p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 300.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Johann Cruͤger</hi> in ſeiner <hi rendition="#aq">Synopſi muſica,</hi> Seite 54, 55:<lb/> „<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Principales & radicales Melodiae l. partes ſunt quattuor, duae<lb/> „extremae, grauiſſima</hi> Baſſus, <hi rendition="#i">acutiſſima cantus, & duae in-<lb/> „termediae, vna vicinior Baſſo Tenor, altera Discanto Altus.</hi></hi>‟<lb/> Es iſt bekannt, daß ehedeſſen und annoch in den neuern Zei-<lb/> ten, unter andern vom Hrn. Capellmeiſter <hi rendition="#fr">Fux,</hi> die Compo-<lb/> ſition dergeſtalt gelehret worden iſt, daß man von dem zwey-<lb/> ſtimmigen Satz den Anfang gemacht hat, von ſelbigem zum drey-<lb/> ſtimmigen und von dieſem zum vierſtimmigen fortgegangen iſt,<lb/> Der angefuͤhrte <hi rendition="#fr">Johann Cruͤger,</hi> einer der gelehrten und ge-<lb/> ſchickten Muſiker ſeiner Zeit, welcher kurz nach Erfindung des<lb/> Generalbaſſes <note place="foot" n="*)">Er hat ſeiner <hi rendition="#aq">Synopſi</hi> einen Appendix <hi rendition="#aq">de Baſſo Generali ſeu continuo</hi><lb/> in deutſcher Sprache angehaͤnget, welcher Seite 213. alſo anfaͤnget:<lb/> „<hi rendition="#aq">Baſſus Generalis ſ. continuus,</hi> ſo von dem fuͤrtreflichen ltaliaͤniſchen<lb/> „Muſico Ludovico Viadana erſtlichen erfunden und eingefuͤhret, wird<lb/> „daher alſo genennet, weil er vom Anfang des Geſanges bis zum Ende<lb/> „continuiret, und als eine <hi rendition="#fr">Generalfundamentalſtimme,</hi> das ganze<lb/> „Concert oder Motett in ſich begreiffet.‟ Cruͤger ſchrieb dieſes ums<lb/> Jahr 1624, und Ludewig Viadana hatte uns Jahr 1605, und alſo<lb/> neunzehn Jahre vorher, den Generalbaß erf inden.</note> ſich bekannt zu machen anfieng, ſcheinet un-<lb/> ter diejenigen zu gehoͤren, die jenen Weg zu allererſt verlaſſen,<lb/> und die Harmonie zuvor in abſtracto gelehret haben. Er ſchrei-<lb/> bet davon Seite 57. ſqq. „<hi rendition="#aq">Multiplici via ac methodo in har-<lb/> „monia aliqua producenda vtuntur artifices. Verum nos<lb/> „incipientibus gratificaturi, compendioſiſſimam illam & facil-<lb/> „limam ingrediamur componendi viam, qua nimirum ad</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Funda-</hi></hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0294]
Anhang ꝛc. Vierter Abſchnitt. Zur Berichtigung
Singen oder Spielen beſtimmte Grundbaß des Hrn. Rameau
verſtanden? Kircher lehret auf aͤhnliche Art, Tom. I. Mu-
ſurg. pag. 217. 218 von dem Baß: Principales partes Sym-
phonurgiae ſunt quattuor, dicunturque Cantus, Altus, Tenor,
Baſis. — Quarta vox Baſis, vulgo Baſſus ita dictus, quod in
eum tamquam in baſin omnes inclinant voces. Vbi enim in
concentu vox minus firma fuerit, ibi reliquae omnes voces
vacillant, labuſcuntque, neque vllam maieſtatem habere
poſſunt. — Eſt igitur haec vox proprie cuiuscunque concentus
vox infima, omnium reliquarum vocum ſuſtentaculum & fulci-
mentum &c.
§. 300.
Johann Cruͤger in ſeiner Synopſi muſica, Seite 54, 55:
„Principales & radicales Melodiae l. partes ſunt quattuor, duae
„extremae, grauiſſima Baſſus, acutiſſima cantus, & duae in-
„termediae, vna vicinior Baſſo Tenor, altera Discanto Altus.‟
Es iſt bekannt, daß ehedeſſen und annoch in den neuern Zei-
ten, unter andern vom Hrn. Capellmeiſter Fux, die Compo-
ſition dergeſtalt gelehret worden iſt, daß man von dem zwey-
ſtimmigen Satz den Anfang gemacht hat, von ſelbigem zum drey-
ſtimmigen und von dieſem zum vierſtimmigen fortgegangen iſt,
Der angefuͤhrte Johann Cruͤger, einer der gelehrten und ge-
ſchickten Muſiker ſeiner Zeit, welcher kurz nach Erfindung des
Generalbaſſes *) ſich bekannt zu machen anfieng, ſcheinet un-
ter diejenigen zu gehoͤren, die jenen Weg zu allererſt verlaſſen,
und die Harmonie zuvor in abſtracto gelehret haben. Er ſchrei-
bet davon Seite 57. ſqq. „Multiplici via ac methodo in har-
„monia aliqua producenda vtuntur artifices. Verum nos
„incipientibus gratificaturi, compendioſiſſimam illam & facil-
„limam ingrediamur componendi viam, qua nimirum ad
Funda-
*) Er hat ſeiner Synopſi einen Appendix de Baſſo Generali ſeu continuo
in deutſcher Sprache angehaͤnget, welcher Seite 213. alſo anfaͤnget:
„Baſſus Generalis ſ. continuus, ſo von dem fuͤrtreflichen ltaliaͤniſchen
„Muſico Ludovico Viadana erſtlichen erfunden und eingefuͤhret, wird
„daher alſo genennet, weil er vom Anfang des Geſanges bis zum Ende
„continuiret, und als eine Generalfundamentalſtimme, das ganze
„Concert oder Motett in ſich begreiffet.‟ Cruͤger ſchrieb dieſes ums
Jahr 1624, und Ludewig Viadana hatte uns Jahr 1605, und alſo
neunzehn Jahre vorher, den Generalbaß erf inden.
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