Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Drey und zwanzigster Abschn. Untersuchung
e:e = 15552:15360 = 81:80
d:d = 17496:17280 = 81:80
g:g = 12960:12800 = 81:80
c:c = 19440:19200 = 81:80
c:c = 19683:19440 = 81:80
f:f = 14580:14400 = 81:80

Hiezu die große Terz

c:e = 19683:15552 = 81:64 =
(5:4) + (81:80).

Jch übergehe gewisse andere Jntervalle, und bemerke nur, daß
der Sänger oder Spieler um den Wehrt des syntonischen Com-
matis 81:80 von seiner Standhöhe abgewichen ist. Wenn
der vorhergehende Gesang also acht oder neunmal hintereinan-
der wiederhohlet werden sollte, (man kann einen Canon im
Einklang.
daraus machen,) so würde der Schlußton von dem
Anfangston ungefähr um einen ganzen Ton differiren. Das
würde also die Folge von der Fortschreitung einer Stimme durch
lauter reine Jntervalle seyn. Wie wenn sich nun aber die
Stimmen und Jnstrumente auf dem Standpunkt ihrer Ton-
höhe erhalten, und weder heraufziehen noch herunter sinken?
So ist der natürliche Schluß dieser, daß sie durch das bloße
Gefühl temperiren, und also die Quarten und Quinten nicht
arithmetisch rein nehmen.

§. 219.

Zweyte Fortsetzung der Anmerkung. über das dritte
Argument.
Hier ist noch ein Exempel von einem in reinen
Jntervallen fortgeführten dreystimmigen Gesange. Der Cal-
cul nach den Seitenlängen. Fig. 18.

Es ist aber in der

[Spaltenumbruch]
Oberstimme.
c:a = 2400:2880 = 5:6
a:d = 2880:2160 = 4:3
d:g = 2160:3240 = 2:3
g:c = 3240:2430 = 4:3
c:f = 2430:3645 = 2:3
f:e = 3645:3888 = 15:16
[Spaltenumbruch]
Mittelstimme.
g:f = 3200:3600 = 8:9
f:e = 3600:3840 = 15:16
e:d = 3840:4320 = 8:9
d:c = 4320:4800 = 9:10
Baß-
Drey und zwanzigſter Abſchn. Unterſuchung
e:e = 15552:15360 = 81:80
d:d = 17496:17280 = 81:80
g:g = 12960:12800 = 81:80
c:c = 19440:19200 = 81:80
c:c = 19683:19440 = 81:80
f:f = 14580:14400 = 81:80

Hiezu die große Terz

c:e = 19683:15552 = 81:64 =
(5:4) + (81:80).

Jch uͤbergehe gewiſſe andere Jntervalle, und bemerke nur, daß
der Saͤnger oder Spieler um den Wehrt des ſyntoniſchen Com-
matis 81:80 von ſeiner Standhoͤhe abgewichen iſt. Wenn
der vorhergehende Geſang alſo acht oder neunmal hintereinan-
der wiederhohlet werden ſollte, (man kann einen Canon im
Einklang.
daraus machen,) ſo wuͤrde der Schlußton von dem
Anfangston ungefaͤhr um einen ganzen Ton differiren. Das
wuͤrde alſo die Folge von der Fortſchreitung einer Stimme durch
lauter reine Jntervalle ſeyn. Wie wenn ſich nun aber die
Stimmen und Jnſtrumente auf dem Standpunkt ihrer Ton-
hoͤhe erhalten, und weder heraufziehen noch herunter ſinken?
So iſt der natuͤrliche Schluß dieſer, daß ſie durch das bloße
Gefuͤhl temperiren, und alſo die Quarten und Quinten nicht
arithmetiſch rein nehmen.

§. 219.

Zweyte Fortſetzung der Anmerkung. uͤber das dritte
Argument.
Hier iſt noch ein Exempel von einem in reinen
Jntervallen fortgefuͤhrten dreyſtimmigen Geſange. Der Cal-
cul nach den Seitenlaͤngen. Fig. 18.

Es iſt aber in der

[Spaltenumbruch]
Oberſtimme.
c:a = 2400:2880 = 5:6
a:d = 2880:2160 = 4:3
d:g = 2160:3240 = 2:3
g:c = 3240:2430 = 4:3
c:f = 2430:3645 = 2:3
f:e = 3645:3888 = 15:16
[Spaltenumbruch]
Mittelſtimme.
g:f = 3200:3600 = 8:9
f:e = 3600:3840 = 15:16
e:d = 3840:4320 = 8:9
d:c = 4320:4800 = 9:10
Baß-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0222" n="202"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drey und zwanzig&#x017F;ter Ab&#x017F;chn. Unter&#x017F;uchung</hi> </fw><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">e:e</hi> = 15552:15360 = 81:80</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">d:d</hi> = 17496:17280 = 81:80</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">g:g</hi> = 12960:12800 = 81:80</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">c:c</hi> = 19440:19200 = 81:80</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">c:c</hi> = 19683:19440 = 81:80</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">f:f</hi> = 14580:14400 = 81:80</item>
              </list><lb/>
              <p>Hiezu die große Terz</p>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">c:e</hi> = 19683:15552 = 81:64 =<lb/>
(5:4) + (81:80).</item>
              </list><lb/>
              <p>Jch u&#x0364;bergehe gewi&#x017F;&#x017F;e andere Jntervalle, und bemerke nur, daß<lb/>
der Sa&#x0364;nger oder Spieler um den Wehrt des &#x017F;yntoni&#x017F;chen Com-<lb/>
matis 81:80 von &#x017F;einer Standho&#x0364;he abgewichen i&#x017F;t. Wenn<lb/>
der vorhergehende Ge&#x017F;ang al&#x017F;o acht oder neunmal hintereinan-<lb/>
der wiederhohlet werden &#x017F;ollte, (man kann einen <hi rendition="#fr">Canon im<lb/>
Einklang.</hi> daraus machen,) &#x017F;o wu&#x0364;rde der Schlußton von dem<lb/>
Anfangston ungefa&#x0364;hr <hi rendition="#fr">um einen ganzen Ton</hi> differiren. Das<lb/>
wu&#x0364;rde al&#x017F;o die Folge von der Fort&#x017F;chreitung einer Stimme durch<lb/>
lauter reine Jntervalle &#x017F;eyn. Wie wenn &#x017F;ich nun aber die<lb/>
Stimmen und Jn&#x017F;trumente auf dem Standpunkt ihrer Ton-<lb/>
ho&#x0364;he erhalten, und weder heraufziehen noch herunter &#x017F;inken?<lb/>
So i&#x017F;t der natu&#x0364;rliche Schluß die&#x017F;er, daß &#x017F;ie durch das bloße<lb/>
Gefu&#x0364;hl temperiren, und al&#x017F;o die Quarten und Quinten nicht<lb/>
arithmeti&#x017F;ch rein nehmen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 219.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Zweyte Fort&#x017F;etzung der Anmerkung. u&#x0364;ber das dritte<lb/>
Argument.</hi> Hier i&#x017F;t noch ein Exempel von einem in reinen<lb/>
Jntervallen fortgefu&#x0364;hrten drey&#x017F;timmigen Ge&#x017F;ange. Der Cal-<lb/>
cul nach den Seitenla&#x0364;ngen. Fig. 18.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t aber in der</p><lb/>
            <cb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Ober&#x017F;timme.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">c:a</hi> = 2400:2880 = 5:6</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">a:d</hi> = 2880:2160 = 4:3</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">d:g</hi> = 2160:3240 = 2:3</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">g:c</hi> = 3240:2430 = 4:3</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">c:f</hi> = 2430:3645 = 2:3</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">f:e</hi> = 3645:3888 = 15:16</item>
              </list><lb/>
              <cb/>
            </div>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Mittel&#x017F;timme.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">g:f</hi> = 3200:3600 = 8:9</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">f:e</hi> = 3600:3840 = 15:16</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">e:d</hi> = 3840:4320 = 8:9</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">d:c</hi> = 4320:4800 = 9:10</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Baß-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0222] Drey und zwanzigſter Abſchn. Unterſuchung e:e = 15552:15360 = 81:80 d:d = 17496:17280 = 81:80 g:g = 12960:12800 = 81:80 c:c = 19440:19200 = 81:80 c:c = 19683:19440 = 81:80 f:f = 14580:14400 = 81:80 Hiezu die große Terz c:e = 19683:15552 = 81:64 = (5:4) + (81:80). Jch uͤbergehe gewiſſe andere Jntervalle, und bemerke nur, daß der Saͤnger oder Spieler um den Wehrt des ſyntoniſchen Com- matis 81:80 von ſeiner Standhoͤhe abgewichen iſt. Wenn der vorhergehende Geſang alſo acht oder neunmal hintereinan- der wiederhohlet werden ſollte, (man kann einen Canon im Einklang. daraus machen,) ſo wuͤrde der Schlußton von dem Anfangston ungefaͤhr um einen ganzen Ton differiren. Das wuͤrde alſo die Folge von der Fortſchreitung einer Stimme durch lauter reine Jntervalle ſeyn. Wie wenn ſich nun aber die Stimmen und Jnſtrumente auf dem Standpunkt ihrer Ton- hoͤhe erhalten, und weder heraufziehen noch herunter ſinken? So iſt der natuͤrliche Schluß dieſer, daß ſie durch das bloße Gefuͤhl temperiren, und alſo die Quarten und Quinten nicht arithmetiſch rein nehmen. §. 219. Zweyte Fortſetzung der Anmerkung. uͤber das dritte Argument. Hier iſt noch ein Exempel von einem in reinen Jntervallen fortgefuͤhrten dreyſtimmigen Geſange. Der Cal- cul nach den Seitenlaͤngen. Fig. 18. Es iſt aber in der Oberſtimme. c:a = 2400:2880 = 5:6 a:d = 2880:2160 = 4:3 d:g = 2160:3240 = 2:3 g:c = 3240:2430 = 4:3 c:f = 2430:3645 = 2:3 f:e = 3645:3888 = 15:16 Mittelſtimme. g:f = 3200:3600 = 8:9 f:e = 3600:3840 = 15:16 e:d = 3840:4320 = 8:9 d:c = 4320:4800 = 9:10 Baß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/222
Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/222>, abgerufen am 25.11.2024.