Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.meisten armen Leut Kinder schlecht erzogen und weder in der GOttes-Furcht noch getius
meiſten armen Leut Kinder ſchlecht erzogen und weder in der GOttes-Furcht noch getius
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/> meiſten armen Leut Kinder ſchlecht erzogen und weder in der GOttes-Furcht noch<lb/> ehrlichen Handthierungen genugſam unterrichtet, ſondern in den Muͤßigang und<lb/> in der Jrre herumlauffen, wie wilde ungeſchlachte Baͤume in Wald aufwach-<lb/> ſen, und wann ſie ſich zumahl hernach auf boͤſe Raͤncke und Tuͤcke, Stehlen und<lb/> Rauben legen, endlich dem Hencker unter die Haͤnde kommen, oder doch die<lb/> Zucht-Haͤuſer und Galeeren damit angefuͤllet ſehen, welches alles nicht geſchchen<lb/> wuͤrde, wann dergleichen <hi rendition="#aq">Seminaria</hi> ein jeder Kriegs-Herr in ſeinem Land oder<lb/> Stadt aufrichten und unterhalten ſolte, die daraus genommene <hi rendition="#aq">Recru</hi>ten ſeynd<lb/> auch ſchon gleich <hi rendition="#aq">parat</hi> und <hi rendition="#aq">exerci</hi>ret, und darffen nicht erſt weit und mit groſſen<lb/> Koſten zuſamm geſucht oder von allerhand liederlichen Geſind zuſamm getrieben<lb/> werden, wiewohl wir uns auch wohl beſcheiden, daß nimmermehr ein Kriegs-<lb/> Herr ſolche genugſame <hi rendition="#aq">Seminaria</hi> werde aufrichten koͤnnen, in welchen alle ihme<lb/> noͤthige Soldaten, <hi rendition="#aq">Recrut</hi>en und <hi rendition="#aq">Tirones</hi> ſolten koͤnnen von ihrer Jugend an er-<lb/> zogen und auf ſeine oder des Landes Koſten unterhalten werden, anerwogen, daß<lb/> bey Friedens-Zeiten einem Land daran gelegen, daß es von ſchweren Ausgaben<lb/> und <hi rendition="#aq">Preſſur</hi>en, <hi rendition="#i">(</hi>wann anders keine gefaͤhrliche und weit ausſehende <hi rendition="#aq">Conjunctu</hi>ren<lb/> ſich hervorthun, da es allerdings auch in Friedens-Zeiten noͤthig iſt auf den Krieg<lb/> zu gedencken, und ſich darzu gefaſt zu machen,<hi rendition="#i">)</hi> etlicher maßen entlaſtet werde,<lb/> uͤberdem auch das Werben, Preſſen und Ausſchreiben der Soldaten, ein parates<lb/> und <hi rendition="#aq">promp</hi>tes Mittel in Volck-reichen Laͤndern und Staͤdten iſt, <hi rendition="#i">(</hi>zumal wann<lb/> Handel und Gewerb in ſolchen darnieder lieget,<hi rendition="#i">)</hi> eine Zahl-reiche Armee in kur-<lb/> tzer Zeit auf die Beine zu ſetzen, wie dann ſolches vielfaͤltig bey unſern Gedencken<lb/> nichts ungewoͤhnliches geweſen, daß, wann heute etliche tauſend Mann geſchlagen<lb/> worden, morgen ſchon wieder ſo viel an die Stelle ins Lager eingeruͤcket, und der<lb/> in einer <hi rendition="#aq">Campagne</hi> erlittene Verluſt von 30. biß 40. tauſend Mann, in der kuͤnffti-<lb/> gen Jahrs-<hi rendition="#aq">Campagne</hi> durch die den Winter uͤber gemachte <hi rendition="#aq">Recrut</hi>en oder erkauffte<lb/> frembde <hi rendition="#aq">Troupp</hi>en, <hi rendition="#aq">item</hi> durch den Aufbot des zehenden oder zwantzigſten Man-<lb/> ues oder andere <hi rendition="#aq">Repartitiones</hi> ſogleich wieder erſetzet worden, ſo iſt doch indeſſen<lb/> das Anlegen ſolcher <hi rendition="#aq">Seminariorum,</hi> aus theils ſchon erzehlten Urſachen ein hoͤchſt<lb/> loͤbliches Werck, welches nebenſt denen Werbungen und Ausſchreiben, auch dar-<lb/> um kan beybehalten werden, weil man aus ſolchen eines Kern von geuͤbten und<lb/> vornehmlich dem Land oder der Stadt, (welche ſie ſo lang erzogen und unterhalten<lb/> hat,) mit ſonderbaren Treu und Pflichten zugethanen Soldaten, ſich zu verſehen<lb/> hat, wie dann auch den Nutzen und die Nothwendigkeit ſolcher Kriegs-<hi rendition="#aq">Semina-<lb/> riorum,</hi> alle diejenige Voͤlcker und Potentaten wohl erwogen, welche, daß es an<lb/> ſolchen Pflantz-Schulen bey ihnen nicht mangeln moͤchte, keinen Fleiß noch Ko-<lb/> ſten geſpahret haben; die alten Roͤmer deßfalls zu erſt aufzufuͤhren, ſo ſchreibet <hi rendition="#aq">Ve-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">getius</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
meiſten armen Leut Kinder ſchlecht erzogen und weder in der GOttes-Furcht noch
ehrlichen Handthierungen genugſam unterrichtet, ſondern in den Muͤßigang und
in der Jrre herumlauffen, wie wilde ungeſchlachte Baͤume in Wald aufwach-
ſen, und wann ſie ſich zumahl hernach auf boͤſe Raͤncke und Tuͤcke, Stehlen und
Rauben legen, endlich dem Hencker unter die Haͤnde kommen, oder doch die
Zucht-Haͤuſer und Galeeren damit angefuͤllet ſehen, welches alles nicht geſchchen
wuͤrde, wann dergleichen Seminaria ein jeder Kriegs-Herr in ſeinem Land oder
Stadt aufrichten und unterhalten ſolte, die daraus genommene Recruten ſeynd
auch ſchon gleich parat und exerciret, und darffen nicht erſt weit und mit groſſen
Koſten zuſamm geſucht oder von allerhand liederlichen Geſind zuſamm getrieben
werden, wiewohl wir uns auch wohl beſcheiden, daß nimmermehr ein Kriegs-
Herr ſolche genugſame Seminaria werde aufrichten koͤnnen, in welchen alle ihme
noͤthige Soldaten, Recruten und Tirones ſolten koͤnnen von ihrer Jugend an er-
zogen und auf ſeine oder des Landes Koſten unterhalten werden, anerwogen, daß
bey Friedens-Zeiten einem Land daran gelegen, daß es von ſchweren Ausgaben
und Preſſuren, (wann anders keine gefaͤhrliche und weit ausſehende Conjuncturen
ſich hervorthun, da es allerdings auch in Friedens-Zeiten noͤthig iſt auf den Krieg
zu gedencken, und ſich darzu gefaſt zu machen,) etlicher maßen entlaſtet werde,
uͤberdem auch das Werben, Preſſen und Ausſchreiben der Soldaten, ein parates
und promptes Mittel in Volck-reichen Laͤndern und Staͤdten iſt, (zumal wann
Handel und Gewerb in ſolchen darnieder lieget,) eine Zahl-reiche Armee in kur-
tzer Zeit auf die Beine zu ſetzen, wie dann ſolches vielfaͤltig bey unſern Gedencken
nichts ungewoͤhnliches geweſen, daß, wann heute etliche tauſend Mann geſchlagen
worden, morgen ſchon wieder ſo viel an die Stelle ins Lager eingeruͤcket, und der
in einer Campagne erlittene Verluſt von 30. biß 40. tauſend Mann, in der kuͤnffti-
gen Jahrs-Campagne durch die den Winter uͤber gemachte Recruten oder erkauffte
frembde Trouppen, item durch den Aufbot des zehenden oder zwantzigſten Man-
ues oder andere Repartitiones ſogleich wieder erſetzet worden, ſo iſt doch indeſſen
das Anlegen ſolcher Seminariorum, aus theils ſchon erzehlten Urſachen ein hoͤchſt
loͤbliches Werck, welches nebenſt denen Werbungen und Ausſchreiben, auch dar-
um kan beybehalten werden, weil man aus ſolchen eines Kern von geuͤbten und
vornehmlich dem Land oder der Stadt, (welche ſie ſo lang erzogen und unterhalten
hat,) mit ſonderbaren Treu und Pflichten zugethanen Soldaten, ſich zu verſehen
hat, wie dann auch den Nutzen und die Nothwendigkeit ſolcher Kriegs-Semina-
riorum, alle diejenige Voͤlcker und Potentaten wohl erwogen, welche, daß es an
ſolchen Pflantz-Schulen bey ihnen nicht mangeln moͤchte, keinen Fleiß noch Ko-
ſten geſpahret haben; die alten Roͤmer deßfalls zu erſt aufzufuͤhren, ſo ſchreibet Ve-
getius
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