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Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.

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und Cadets-Academie mit Verwundern, als eines der magnisiquesten und an-
sehnlichsten in Europa besindlichen Gebäuden ansehen, da man so gleich befin-
den wird, daß alle auch ex hoc passu, gegen das Verlegen der Ritter- und
Cadets-Academien in die Städte gebrauchte Objectiones von sich selbst weg-
fallen, und was zuletzt von denen schädlichen Ausschweiffungen der Academi-
sten in denen Städten gesaget werden will, nach genauer Inspection des in ob-
besagter Dreßdnischer, Berlinischen und andern dergleichen loblichen Academiis
gemachten heilsamen Reglements und Verfassung, auch keinen Platz finde, und
also keineswegs, zumahl bey wohl moralisirter Christlicher Jugend und edlen
Gemüthern hieher zu ziehen sey.

Damit aber auch der geneigte Leser von dem Gebäu der alten Römer ih-
rer Angariarum und Cadets-Academien selbst eine kurtze Historische Nachricht
haben möge, so diene zu wissen, daß solche ihrer Kriegs-Scribenten Beschrei-
bung nach einen gar grossen Umbfang gehabt, dahero sie freylich besser weit hin-
aus vor der Stadt, und zwar an der Tiber oder an andern Flüssen angeleget
worden, theils damit sie desto bessere Zufuhr zu Wasser, als auch die Tirones
dabey Gelegenheit sich in Schwimmen zu üben haben möchten.

Sie waren aber mehrentheils nur von Holtz und Brettern auffgebauet, und
mit Stroh-oder Schilff-Rohr bedecket, welchen Bau die Tyrones selbst vernich-
ten musten, und zwar mehrentheils darum, damit ihnen, wann sie einmal ins
Feld kommen solten, die Hand-Arbeit (zumal bey erheischenden Rothfall) nicht
spanisch vorkommen möchte, weil es ein grosser Unterschied zwischen einen stillen
bürgerlichen und den Soldaten-Leben ist, und möchte man bey solchen denen,
welchenicht wissen, wie es dabey zugehet, gar wohl zuruffen: Dulce Bellum in-
expertis,
der Soldaten-Stand kommet denen süß vor, die niemahls darinn ge-
wesen seyn.

Es bestanden aber in denen Angariis der Tyronum zu Fuß, ihre Hütten oder
Baraquen in vier Classen, jede von sechs Reyhen hinter einander, jede Reyhe hat-
te 17. Hütten, und in jeder Hütte logirten zehen Tyrones oder Kriegs-Schü-
ler, die sich zusamm Contubernales nennten, welches Wort noch auf Universi-
täten unter denen Purschen die zusamm auf einer Stuben wohnen, gebräuchlich
ist, daß also in einer Angaria 4080. Tyrones waren.

Die zu Pferd oder von der Cavallerie hatten ebenfalls 4. Classes, und in je-
der Claß nur 4. Reyhen Hütten oder Baraquen hinter einander, in denen ersten
und dritten Reyhen jeder Claß logirten die Tyrones selbst, und hinter ihnen in
der 2. und 4. Reyhe standen ihre Pferde eben wie noch heutigs Tags in unsern
Feld-Lägern bey der Cavallerie gebräuchlich ist.

Auf beyden Seiten der Tyronum zu Fuß ihren Hütten waren die Baraquen
der Armidoctorum, Campidoctorum und Armimagistrorum.

Und

und Cadets-Academie mit Verwundern, als eines der magniſiqueſten und an-
ſehnlichſten in Europa beſindlichen Gebaͤuden anſehen, da man ſo gleich befin-
den wird, daß alle auch ex hoc paſſu, gegen das Verlegen der Ritter- und
Cadets-Academien in die Staͤdte gebrauchte Objectiones von ſich ſelbſt weg-
fallen, und was zuletzt von denen ſchaͤdlichen Ausſchweiffungen der Academi-
ſten in denen Staͤdten geſaget werden will, nach genauer Inſpection des in ob-
beſagter Dreßdniſcher, Berliniſchen und andern dergleichen loblichen Academiis
gemachten heilſamen Reglements und Verfaſſung, auch keinen Platz finde, und
alſo keineswegs, zumahl bey wohl moraliſirter Chriſtlicher Jugend und edlen
Gemuͤthern hieher zu ziehen ſey.

Damit aber auch der geneigte Leſer von dem Gebaͤu der alten Roͤmer ih-
rer Angariarum und Cadets-Academien ſelbſt eine kurtze Hiſtoriſche Nachricht
haben moͤge, ſo diene zu wiſſen, daß ſolche ihrer Kriegs-Scribenten Beſchrei-
bung nach einen gar groſſen Umbfang gehabt, dahero ſie freylich beſſer weit hin-
aus vor der Stadt, und zwar an der Tiber oder an andern Fluͤſſen angeleget
worden, theils damit ſie deſto beſſere Zufuhr zu Waſſer, als auch die Tirones
dabey Gelegenheit ſich in Schwimmen zu uͤben haben moͤchten.

Sie waren aber mehrentheils nur von Holtz und Brettern auffgebauet, und
mit Stroh-oder Schilff-Rohr bedecket, welchen Bau die Tyrones ſelbſt vernich-
ten muſten, und zwar mehrentheils darum, damit ihnen, wann ſie einmal ins
Feld kommen ſolten, die Hand-Arbeit (zumal bey erheiſchenden Rothfall) nicht
ſpaniſch vorkommen moͤchte, weil es ein groſſer Unterſchied zwiſchen einen ſtillen
buͤrgerlichen und den Soldaten-Leben iſt, und moͤchte man bey ſolchen denen,
welchenicht wiſſen, wie es dabey zugehet, gar wohl zuruffen: Dulce Bellum in-
expertis,
der Soldaten-Stand kommet denen ſuͤß vor, die niemahls darinn ge-
weſen ſeyn.

Es beſtanden aber in denen Angariis der Tyronum zu Fuß, ihre Huͤtten oder
Baraquen in vier Claſſen, jede von ſechs Reyhen hinter einander, jede Reyhe hat-
te 17. Huͤtten, und in jeder Huͤtte logirten zehen Tyrones oder Kriegs-Schuͤ-
ler, die ſich zuſamm Contubernales nennten, welches Wort noch auf Univerſi-
taͤten unter denen Purſchen die zuſamm auf einer Stuben wohnen, gebraͤuchlich
iſt, daß alſo in einer Angaria 4080. Tyrones waren.

Die zu Pferd oder von der Cavallerie hatten ebenfalls 4. Claſſes, und in je-
der Claß nur 4. Reyhen Huͤtten oder Baraquen hinter einander, in denen erſten
und dritten Reyhen jeder Claß logirten die Tyrones ſelbſt, und hinter ihnen in
der 2. und 4. Reyhe ſtanden ihre Pferde eben wie noch heutigs Tags in unſern
Feld-Laͤgern bey der Cavallerie gebraͤuchlich iſt.

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der Armidoctorum, Campidoctorum und Armimagiſtrorum.

Und
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[36/0036] und Cadets-Academie mit Verwundern, als eines der magniſiqueſten und an- ſehnlichſten in Europa beſindlichen Gebaͤuden anſehen, da man ſo gleich befin- den wird, daß alle auch ex hoc paſſu, gegen das Verlegen der Ritter- und Cadets-Academien in die Staͤdte gebrauchte Objectiones von ſich ſelbſt weg- fallen, und was zuletzt von denen ſchaͤdlichen Ausſchweiffungen der Academi- ſten in denen Staͤdten geſaget werden will, nach genauer Inſpection des in ob- beſagter Dreßdniſcher, Berliniſchen und andern dergleichen loblichen Academiis gemachten heilſamen Reglements und Verfaſſung, auch keinen Platz finde, und alſo keineswegs, zumahl bey wohl moraliſirter Chriſtlicher Jugend und edlen Gemuͤthern hieher zu ziehen ſey. Damit aber auch der geneigte Leſer von dem Gebaͤu der alten Roͤmer ih- rer Angariarum und Cadets-Academien ſelbſt eine kurtze Hiſtoriſche Nachricht haben moͤge, ſo diene zu wiſſen, daß ſolche ihrer Kriegs-Scribenten Beſchrei- bung nach einen gar groſſen Umbfang gehabt, dahero ſie freylich beſſer weit hin- aus vor der Stadt, und zwar an der Tiber oder an andern Fluͤſſen angeleget worden, theils damit ſie deſto beſſere Zufuhr zu Waſſer, als auch die Tirones dabey Gelegenheit ſich in Schwimmen zu uͤben haben moͤchten. Sie waren aber mehrentheils nur von Holtz und Brettern auffgebauet, und mit Stroh-oder Schilff-Rohr bedecket, welchen Bau die Tyrones ſelbſt vernich- ten muſten, und zwar mehrentheils darum, damit ihnen, wann ſie einmal ins Feld kommen ſolten, die Hand-Arbeit (zumal bey erheiſchenden Rothfall) nicht ſpaniſch vorkommen moͤchte, weil es ein groſſer Unterſchied zwiſchen einen ſtillen buͤrgerlichen und den Soldaten-Leben iſt, und moͤchte man bey ſolchen denen, welchenicht wiſſen, wie es dabey zugehet, gar wohl zuruffen: Dulce Bellum in- expertis, der Soldaten-Stand kommet denen ſuͤß vor, die niemahls darinn ge- weſen ſeyn. Es beſtanden aber in denen Angariis der Tyronum zu Fuß, ihre Huͤtten oder Baraquen in vier Claſſen, jede von ſechs Reyhen hinter einander, jede Reyhe hat- te 17. Huͤtten, und in jeder Huͤtte logirten zehen Tyrones oder Kriegs-Schuͤ- ler, die ſich zuſamm Contubernales nennten, welches Wort noch auf Univerſi- taͤten unter denen Purſchen die zuſamm auf einer Stuben wohnen, gebraͤuchlich iſt, daß alſo in einer Angaria 4080. Tyrones waren. Die zu Pferd oder von der Cavallerie hatten ebenfalls 4. Claſſes, und in je- der Claß nur 4. Reyhen Huͤtten oder Baraquen hinter einander, in denen erſten und dritten Reyhen jeder Claß logirten die Tyrones ſelbſt, und hinter ihnen in der 2. und 4. Reyhe ſtanden ihre Pferde eben wie noch heutigs Tags in unſern Feld-Laͤgern bey der Cavallerie gebraͤuchlich iſt. Auf beyden Seiten der Tyronum zu Fuß ihren Huͤtten waren die Baraquen der Armidoctorum, Campidoctorum und Armimagiſtrorum. Und

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_militare_1724/36>, abgerufen am 24.11.2024.