Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.zum Civil-Stand erziehen wollen, auff des Landes Universitäten, oder so sie Endlich so wäre auch dieses ein Mittel, die Lands- Ritter- und Cadets- Was die Türcken vor eine Sammlungs-Art mit ihren Tributs-Kindern Man schicket nehmlich von Hoff einen Officier mit 30. oder mehr Ja- der
zum Civil-Stand erziehen wollen, auff des Landes Univerſitaͤten, oder ſo ſie Endlich ſo waͤre auch dieſes ein Mittel, die Lands- Ritter- und Cadets- Was die Tuͤrcken vor eine Sammlungs-Art mit ihren Tributs-Kindern Man ſchicket nehmlich von Hoff einen Officier mit 30. oder mehr Ja- der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="30"/> zum <hi rendition="#aq">Civil-</hi>Stand erziehen wollen, auff des Landes Univerſitaͤten, oder ſo ſie<lb/> zum <hi rendition="#aq">militair-</hi>Stand <hi rendition="#aq">deſtinir</hi>et, in die angelegte Ritter-<hi rendition="#aq">Academi</hi>en, oder <hi rendition="#aq">Ca-<lb/> dets-</hi>Kriegs-Schulen einzuſchicken, oder ſo ſie beydes <hi rendition="#aq">negligirt</hi>en, durch ein<lb/><hi rendition="#aq">publicum Examen</hi> darthun und <hi rendition="#aq">docir</hi>en ſolten, daß ſie an <hi rendition="#aq">privat-Informationi-<lb/> bus</hi> auff ihren Guͤtern an ihren Soͤhnen nichts haͤtten ermangeln laſſen, welche<lb/> nun ſolches nicht beweiſen, und dem Landes-Herrn oder der <hi rendition="#aq">Republic qualificirt</hi>e<lb/> Kinder darſtellen koͤnten, die wuͤrden ſichs hernach nicht verdrieſſen laſſen, wann<lb/> man ihnen eine Straff von etlich hundert Reichsthlr. zu Unterhaltung der <hi rendition="#aq">Ca-<lb/> dets-Academi</hi>en abforderte.</p><lb/> <p>Endlich ſo waͤre auch dieſes ein Mittel, die Lands- Ritter- und <hi rendition="#aq">Cadets-<lb/> Academi</hi>en bald in Flor und Auffuehmen bringen, und ſelbige mit genugſamen<lb/><hi rendition="#aq">Seminariſt</hi>en anzufuͤllen, wann abermahl <hi rendition="#aq">publica lege</hi> geboten und verordnet<lb/> wuͤrde, daß forthin niemand von der <hi rendition="#aq">Nobleſſe</hi> ihren Soͤhnen ſich einiger Be-<lb/> foͤrderung in dem Vaterland ſolte zu getroͤſten haben, der nicht, ehe er frembde<lb/> Laͤnder, Univerſitaͤten und <hi rendition="#aq">Academi</hi>en beſuchet, vorher drey Jahr in einer hieſi-<lb/> gen Landes-<hi rendition="#aq">Academie</hi> oder Univerſitaͤt ſeine <hi rendition="#aq">Studia excolir</hi>et, oder auch durch<lb/><hi rendition="#aq">privat</hi>e Hauß-<hi rendition="#aq">Information</hi> einen ſolchen Grund in Adelichen <hi rendition="#aq">Studiis</hi> und <hi rendition="#aq">Exer-<lb/> citiis</hi> geleget haͤtte, daß ihme hernach nicht mehr noͤthig ſey, viel Geld deswe-<lb/> gen auſſerhalb Landes zu verzehren.</p><lb/> <p>Was die Tuͤrcken vor eine Sammlungs-Art mit ihren <hi rendition="#aq">Tributs-</hi>Kindern<lb/> halten, ſolches wird uns folgende Beſchreibung anzeigen:</p><lb/> <p>Man ſchicket nehmlich von Hoff einen Officier mit 30. oder mehr Ja-<lb/> nitſcharen nach einer gewiſſen Provintz, und giebet demſelben eine Keyſerliche<lb/><hi rendition="#aq">Ordre</hi> an alle Staͤdte und Doͤrffer mit, daß ſolche ihre Chriſten-Kinder die ih-<lb/> nen wuͤrden abgefordert werden, ausliefern ſolten, dieſes <hi rendition="#aq">Tribu<supplied>t</supplied></hi>s-Recht ſchei-<lb/> net ſeinen Urſprung von denen Chriſtlichen Keyſern zu Conſtantinopel genom-<lb/> men zu haben, als welche ehmahls aus allen ihren Landen die beſte und geſchick-<lb/> teſte Knaben ausleſen, und ſolche in allen Wiſſenſchafften unterrichten lieſſen,<lb/> wie hievon <hi rendition="#aq">Chytræus in Orat, de Statu Ecclef. in Græc. p.</hi> 14. zu ſehen, ein glei-<lb/> ches mag auch vor dieſen in <hi rendition="#aq">Perſia</hi> geſchehen ſeyn, wie in den 1. <hi rendition="#aq">Cap.</hi> des Pro-<lb/> pheten Danielis von dem Hof des Nebucadnezars zu leſen iſt, ſo bald nun ob-<lb/> bemeldter <hi rendition="#aq">Officier</hi> daſelbſt angelanget, ſo muß ein jeder <hi rendition="#aq">Protogeros</hi> (das iſt<lb/> der vornehmſte und anſehnlichſte Grieche in einer Stadt oder Dorff, und<lb/> gleichſam der Richter oder Schultz daſelbſt,) die Eltern nebenſt denen Kindern<lb/> in ſeiner Gemeine zuſamm ruffen, aus welchen hernach die Tuͤrcken, die ſtaͤrck-<lb/> ſten und ſchoͤnſten nach ihren Gefallen ausleſen, zumahl wann ein Vater mehr<lb/> als einen Sohn hat, dann wann er nur einen einigen haͤtte, wird ihme ſolcher<lb/> gemeiniglich gelaſſen, hiebey geſchiehet es nun vielmahls, daß Eltern und Kin-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0030]
zum Civil-Stand erziehen wollen, auff des Landes Univerſitaͤten, oder ſo ſie
zum militair-Stand deſtiniret, in die angelegte Ritter-Academien, oder Ca-
dets-Kriegs-Schulen einzuſchicken, oder ſo ſie beydes negligirten, durch ein
publicum Examen darthun und dociren ſolten, daß ſie an privat-Informationi-
bus auff ihren Guͤtern an ihren Soͤhnen nichts haͤtten ermangeln laſſen, welche
nun ſolches nicht beweiſen, und dem Landes-Herrn oder der Republic qualificirte
Kinder darſtellen koͤnten, die wuͤrden ſichs hernach nicht verdrieſſen laſſen, wann
man ihnen eine Straff von etlich hundert Reichsthlr. zu Unterhaltung der Ca-
dets-Academien abforderte.
Endlich ſo waͤre auch dieſes ein Mittel, die Lands- Ritter- und Cadets-
Academien bald in Flor und Auffuehmen bringen, und ſelbige mit genugſamen
Seminariſten anzufuͤllen, wann abermahl publica lege geboten und verordnet
wuͤrde, daß forthin niemand von der Nobleſſe ihren Soͤhnen ſich einiger Be-
foͤrderung in dem Vaterland ſolte zu getroͤſten haben, der nicht, ehe er frembde
Laͤnder, Univerſitaͤten und Academien beſuchet, vorher drey Jahr in einer hieſi-
gen Landes-Academie oder Univerſitaͤt ſeine Studia excoliret, oder auch durch
private Hauß-Information einen ſolchen Grund in Adelichen Studiis und Exer-
citiis geleget haͤtte, daß ihme hernach nicht mehr noͤthig ſey, viel Geld deswe-
gen auſſerhalb Landes zu verzehren.
Was die Tuͤrcken vor eine Sammlungs-Art mit ihren Tributs-Kindern
halten, ſolches wird uns folgende Beſchreibung anzeigen:
Man ſchicket nehmlich von Hoff einen Officier mit 30. oder mehr Ja-
nitſcharen nach einer gewiſſen Provintz, und giebet demſelben eine Keyſerliche
Ordre an alle Staͤdte und Doͤrffer mit, daß ſolche ihre Chriſten-Kinder die ih-
nen wuͤrden abgefordert werden, ausliefern ſolten, dieſes Tributs-Recht ſchei-
net ſeinen Urſprung von denen Chriſtlichen Keyſern zu Conſtantinopel genom-
men zu haben, als welche ehmahls aus allen ihren Landen die beſte und geſchick-
teſte Knaben ausleſen, und ſolche in allen Wiſſenſchafften unterrichten lieſſen,
wie hievon Chytræus in Orat, de Statu Ecclef. in Græc. p. 14. zu ſehen, ein glei-
ches mag auch vor dieſen in Perſia geſchehen ſeyn, wie in den 1. Cap. des Pro-
pheten Danielis von dem Hof des Nebucadnezars zu leſen iſt, ſo bald nun ob-
bemeldter Officier daſelbſt angelanget, ſo muß ein jeder Protogeros (das iſt
der vornehmſte und anſehnlichſte Grieche in einer Stadt oder Dorff, und
gleichſam der Richter oder Schultz daſelbſt,) die Eltern nebenſt denen Kindern
in ſeiner Gemeine zuſamm ruffen, aus welchen hernach die Tuͤrcken, die ſtaͤrck-
ſten und ſchoͤnſten nach ihren Gefallen ausleſen, zumahl wann ein Vater mehr
als einen Sohn hat, dann wann er nur einen einigen haͤtte, wird ihme ſolcher
gemeiniglich gelaſſen, hiebey geſchiehet es nun vielmahls, daß Eltern und Kin-
der
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