Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.Arbeit und Kriegs-Fatiquen so nicht gewohnt wären, als wann sie erst einige Diesem allen aber ungeachtet sagen wir doch auch, daß ein gemeines Woher aber diese Tirones sowohl vor die Adeliche als Bürgerliche Semi- Jn
Arbeit und Kriegs-Fatiquen ſo nicht gewohnt waͤren, als wann ſie erſt einige Dieſem allen aber ungeachtet ſagen wir doch auch, daß ein gemeines Woher aber dieſe Tirones ſowohl vor die Adeliche als Buͤrgerliche Semi- Jn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="26"/> Arbeit und Kriegs-<hi rendition="#aq">Fatiquen</hi> ſo nicht gewohnt waͤren, als wann ſie erſt einige<lb/> Jahr vorher ihr <hi rendition="#aq">Tyrocinium</hi> in denen <hi rendition="#aq">Angariis</hi> haͤtten <hi rendition="#aq">abſolvir</hi>en muͤſſen, ſo<lb/> antworte ich, daß das ſtete <hi rendition="#aq">Exercir</hi>en, ſo man mit denen Neugeworbenen thut,<lb/> und daß man ſie ſonderlich ehe man ſie an Feind fuͤhret, erſt ein paar Jahr in<lb/> die Veſtung leget, (welche offtmahls nur mehr als zu viel <hi rendition="#aq">Ergaſtula</hi> oder Zucht-<lb/> Haͤuſer vor die rohe junge Kriegs-Purſche ſeyn, die denen Eltern nicht haben<lb/> gehorſam ſeyn wollen, und hernach dem Kalb-Fell folgen muͤſſen,) ihnen ein<lb/> genugſames <hi rendition="#aq">Tirocinium</hi> und Lehr-Zeit ſey, in welcher man ſie bey offt ſchlech-<lb/> ten <hi rendition="#aq">Commiß-</hi>Brodte, und geringen Monat-Geld, vielen Schildwachtſtehen,<lb/> taͤglichen <hi rendition="#aq">Exercir</hi>en, offtmahligen Schantzen, und andern Kriegs-<hi rendition="#aq">Operationibus</hi><lb/> dergeſtalt zur <hi rendition="#aq">Fatique</hi> angewoͤhnet, daß ſie ſolche auch in denen rauhen Norden-<lb/> Laͤndern, und zur harten Winters-Zeit, (da die, des warmen <hi rendition="#aq">Climatis</hi> gewohn-<lb/> ten Roͤmer und Griechen wie die Fliegen wuͤrden hingefallen ſeyn,) haben er-<lb/> tragen und ausſtehen muͤſſen.</p><lb/> <p>Dieſem allen aber ungeachtet ſagen wir doch auch, daß ein gemeines<lb/> Buͤrgerliches <hi rendition="#aq">Seminarium</hi> und Kriegs-Pflantz-Schul, unſerer heutigen Euro-<lb/> paͤiſchen Kriegs-Verfaſſung und Staats-<hi rendition="#aq">Conjunctur</hi>en nach, denen Chriſtlichen<lb/> Potentaten vieler Urſachen wegen, wuͤrde hoͤchſt noͤthig ſeyn, Einmahl wie wir<lb/> ſchon in dem Eingang des 1. Capitels dieſes <hi rendition="#aq">Tractats</hi> erwehnet, weil hierdurch<lb/> ein Landes-Herr ſogleich fertige und <hi rendition="#aq">exercirt</hi>e <hi rendition="#aq">Recrut</hi>en hat, aus welchen er<lb/> Jaͤhrlich den Abgang ſeiner <hi rendition="#aq">Armée</hi> erſetzen kan, und dann auch daß durch die<lb/><hi rendition="#aq">Education</hi> der darinn befindlichen <hi rendition="#aq">Seminariſt</hi>en viel gutes an dieſen Leuten und<lb/> denen Jhrigen ſelbſt geſtifftet wird, daß man nehmlich armen Eltern, wann ih-<lb/> nen etliche ihrer Soͤhne ſolchergeſtalt abgenommen wuͤrden, eine groſſe Erleuch-<lb/> terung, denen <hi rendition="#aq">Tyronibus</hi> aber beydes an Seel und Leib durch die gute <hi rendition="#aq">Education</hi><lb/> die man an ſie wendet, und durch die Verſorgung ihres Leibes mit Speiß, Tranck<lb/> und Kleidung, ein groſſes <hi rendition="#aq">Beneficium</hi> erzeiget, dem <hi rendition="#aq">Publico</hi> ſelbſt wiederfaͤhrt<lb/> hierdurch eine ſonderbahre Wohlthat, indem man es von vieleu Bettel-Kin-<lb/> dern, die ſich bey zunehmenden Jahren auff Diebſtahl und Mauſereyen legen<lb/> moͤchten, befreyet, des Anſchaffens der <hi rendition="#aq">Recrut</hi>en <hi rendition="#i">(</hi>in ſo weit die aus den <hi rendition="#aq">Se-<lb/> minario</hi> genommene hinlaͤnglich ſeyn,<hi rendition="#i">)</hi> uͤberhebet, und was etwan ſonſt noch<lb/> vor Vortheile mehr ſeyn moͤchten, die zu Anfang díeſes <hi rendition="#aq">Tractats</hi> beruͤhret<lb/> worden.</p><lb/> <p>Woher aber dieſe <hi rendition="#aq">Tirones</hi> ſowohl vor die Adeliche als Buͤrgerliche <hi rendition="#aq">Semi-<lb/> naria</hi> zu nehmen ſeyn, alſo daß auch darinn eine gute Ordnung und <hi rendition="#aq">Reſpectus</hi><lb/> der Einzunehmenden ſowohl ihres <hi rendition="#fr">Alters und Leibes-Vermoͤgens,</hi> als an-<lb/> derer dabey vorfallenden Umbſtaͤnde halber gehalten werde, ſolches iſt dasjenige,<lb/> welches wir nunmehro als das andere Stuͤck dieſes Capitels abzuhandeln haben.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [26/0026]
Arbeit und Kriegs-Fatiquen ſo nicht gewohnt waͤren, als wann ſie erſt einige
Jahr vorher ihr Tyrocinium in denen Angariis haͤtten abſolviren muͤſſen, ſo
antworte ich, daß das ſtete Exerciren, ſo man mit denen Neugeworbenen thut,
und daß man ſie ſonderlich ehe man ſie an Feind fuͤhret, erſt ein paar Jahr in
die Veſtung leget, (welche offtmahls nur mehr als zu viel Ergaſtula oder Zucht-
Haͤuſer vor die rohe junge Kriegs-Purſche ſeyn, die denen Eltern nicht haben
gehorſam ſeyn wollen, und hernach dem Kalb-Fell folgen muͤſſen,) ihnen ein
genugſames Tirocinium und Lehr-Zeit ſey, in welcher man ſie bey offt ſchlech-
ten Commiß-Brodte, und geringen Monat-Geld, vielen Schildwachtſtehen,
taͤglichen Exerciren, offtmahligen Schantzen, und andern Kriegs-Operationibus
dergeſtalt zur Fatique angewoͤhnet, daß ſie ſolche auch in denen rauhen Norden-
Laͤndern, und zur harten Winters-Zeit, (da die, des warmen Climatis gewohn-
ten Roͤmer und Griechen wie die Fliegen wuͤrden hingefallen ſeyn,) haben er-
tragen und ausſtehen muͤſſen.
Dieſem allen aber ungeachtet ſagen wir doch auch, daß ein gemeines
Buͤrgerliches Seminarium und Kriegs-Pflantz-Schul, unſerer heutigen Euro-
paͤiſchen Kriegs-Verfaſſung und Staats-Conjuncturen nach, denen Chriſtlichen
Potentaten vieler Urſachen wegen, wuͤrde hoͤchſt noͤthig ſeyn, Einmahl wie wir
ſchon in dem Eingang des 1. Capitels dieſes Tractats erwehnet, weil hierdurch
ein Landes-Herr ſogleich fertige und exercirte Recruten hat, aus welchen er
Jaͤhrlich den Abgang ſeiner Armée erſetzen kan, und dann auch daß durch die
Education der darinn befindlichen Seminariſten viel gutes an dieſen Leuten und
denen Jhrigen ſelbſt geſtifftet wird, daß man nehmlich armen Eltern, wann ih-
nen etliche ihrer Soͤhne ſolchergeſtalt abgenommen wuͤrden, eine groſſe Erleuch-
terung, denen Tyronibus aber beydes an Seel und Leib durch die gute Education
die man an ſie wendet, und durch die Verſorgung ihres Leibes mit Speiß, Tranck
und Kleidung, ein groſſes Beneficium erzeiget, dem Publico ſelbſt wiederfaͤhrt
hierdurch eine ſonderbahre Wohlthat, indem man es von vieleu Bettel-Kin-
dern, die ſich bey zunehmenden Jahren auff Diebſtahl und Mauſereyen legen
moͤchten, befreyet, des Anſchaffens der Recruten (in ſo weit die aus den Se-
minario genommene hinlaͤnglich ſeyn,) uͤberhebet, und was etwan ſonſt noch
vor Vortheile mehr ſeyn moͤchten, die zu Anfang díeſes Tractats beruͤhret
worden.
Woher aber dieſe Tirones ſowohl vor die Adeliche als Buͤrgerliche Semi-
naria zu nehmen ſeyn, alſo daß auch darinn eine gute Ordnung und Reſpectus
der Einzunehmenden ſowohl ihres Alters und Leibes-Vermoͤgens, als an-
derer dabey vorfallenden Umbſtaͤnde halber gehalten werde, ſolches iſt dasjenige,
welches wir nunmehro als das andere Stuͤck dieſes Capitels abzuhandeln haben.
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