Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.Spiele, der Ursprung so vieler hoher Chur- und Fürsten, Grafen, Ritter und Der Türcken ihre Seminaria betreffend, so seynd solche schon seiter der Wir kommen aber nunmehro auf unsere heutige in der Christenheit florirende unver-
Spiele, der Urſprung ſo vieler hoher Chur- und Fuͤrſten, Grafen, Ritter und Der Tuͤrcken ihre Seminaria betreffend, ſo ſeynd ſolche ſchon ſeiter der Wir kommen aber nunmehro auf unſere heutige in der Chriſtenheit florirende unver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="12"/> Spiele, der Urſprung ſo vieler hoher <choice><orig>Chur-und</orig><reg>Chur- und</reg></choice> Fuͤrſten, Grafen, Ritter und<lb/> Adelicher Haͤuſer, die ſo wohl zur Verbeſſerung der <hi rendition="#aq">Studi</hi>en und freyen Kuͤnſte,<lb/> als zur Erlernung und Ubung der Kriegs-Kuͤnſte der Teutſchen Jugend zum<lb/> beſten geſtifftete Univerſitaͤten und Ritter-<hi rendition="#aq">Academi</hi>en, als auch dieſer letzteren<lb/> ihr heutiger Flor, voraus aber die viele Reichs-<hi rendition="#aq">Conftitutiones,</hi> daß die junge<lb/> Mannſchafft ſo wohl auff den Land, als in denen Staͤdten, (zumahl bey an-<lb/> ſcheinender Tuͤrcken-Kriegs-Gefahr) fleißig in dem Waffen ſolte geuͤbet wer-<lb/> den, zu erkennen.</p><lb/> <p>Der Tuͤrcken ihre <hi rendition="#aq">Seminaria</hi> betreffend, ſo ſeynd ſolche ſchon ſeiter der<lb/> Zeit ihrer durch Conſtantinopels Eroberung veſt geſetzten gewaltſamen Regie-<lb/> rung in ſteten Gebrauch geweſen, werden auch noch biß auff den heutigen Tag;<lb/> an vier Orten ihres Reichs, als zu Conſtantinopel, <hi rendition="#aq">Adrionopel, Ibrahim,<lb/> Bacha</hi> und <hi rendition="#aq">Pera,</hi> aus denen jaͤhrlich aus denen Tuͤrckiſchen Provintzien zufamm ge-<lb/> triebenen <hi rendition="#aq">Tribut</hi>s-Kinder unterhalten, dieſe, und auch der aus gebohrnen Tuͤr-<lb/> cken beſtehenden <hi rendition="#aq">Mili</hi>tz, ermangelt es hernach auch nicht an der Wiſſenſchafft<lb/><hi rendition="#aq">martiali</hi>ſcher Ubungen, voraus aber in unterſchiedlichen Ritter-Spielen und<lb/> Gewiß-ſchieſſen mit Pfeil und Bogen, auch mitten in des Pferds ſtaͤrckſten<lb/> Lauff, ſo daß unſere Europaͤiſche Chriſtliche Ritters-Leut darinnen wenig oder<lb/> nichts vor ihnen voraus haben, wie dann ſolches an ihren groſſen Feſt-Taͤgen<lb/> und andern <hi rendition="#aq">Solennit</hi>aͤten, ſonderlich bey Beſchneidungen ihrer Keyſerlichen Prin-<lb/> tzen mit Verwundern anzuſehen iſt, in Ernſt und Kriegs-Sachen laͤſſet man ſie<lb/> von Jugend auff ebefalls nicht muͤßig ſeyn, wiewohl ſolches bey weiten der<lb/> Chriſtlichen Potentaten ihren, bey ihrer <hi rendition="#aq">Mili</hi>tz eíngefuͤhrten <hi rendition="#aq">Exerciti</hi>en und <hi rendition="#aq">Re-<lb/> glements</hi> nicht beykommet, wie dann auch die Tuͤrcken ſelbſt bekennen muͤſſen,<lb/> daß ſeiter ihres ſieghafften <hi rendition="#aq">Selims,</hi> und <hi rendition="#aq">Magnifiqv</hi>en <hi rendition="#aq">Solimanns</hi> Zeiten, dann<lb/> alſo benennen ſie nach <hi rendition="#aq">Rigauds</hi> Bericht dieſe ihre beyde alte Keyſer,) die Kriegs-<lb/><hi rendition="#aq">Exereitia</hi> und die <hi rendition="#aq">Bravoure</hi> ihrer <hi rendition="#aq">Mili</hi>tz ſehr gefallen waͤre, was die <hi rendition="#aq">Zaims</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Timariot</hi>en betrifft, konten ſolche ebenfalls gewiſſer maſſen, unter die Tuͤr-<lb/> ckiſche Kriegs-<hi rendition="#aq">Seminariſt</hi>en gerechnet werden, weil ſie ihre Lehn-Guͤther nur<lb/> darum beſitzen, damit ſie hernach den Groß-Sultan in ſeinen Feld-Zuͤgen, mit<lb/> einer gewiſſen Anzahl ihrer auffgebotenen Knechte Dienſte thun muͤſſen, ſo ſie<lb/> auch ſterben, ſo ererbet eines ſolchen <hi rendition="#aq">Zaims</hi> oder <hi rendition="#aq">Timariot</hi>ens Sohn ſeines Va-<lb/> ters Guͤther eher nicht, er habe ſich dann auch zu denen Kriegs-Zuͤgen und<lb/><hi rendition="#aq">Exercitiis qualifici</hi>ret gemacht, welches ja billich ein <hi rendition="#aq">Seminarium</hi> Tuͤrckiſcher<lb/><choice><orig>Kriegs-und</orig><reg>Kriegs- und</reg></choice> Lehns-Leute mag genennet werden.</p><lb/> <p>Wir kommen aber nunmehro auf unſere heutige in der Chriſtenheit florirende<lb/> und alle vorbemelde weit uͤbertreffende <hi rendition="#aq">Seminaria Militaria,</hi> es ſey gleich der da-<lb/> bey gehaltenen ſchoͤnen Ordnung des fertigen Gebrauchs der Waffen, Jtem der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">unver-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0012]
Spiele, der Urſprung ſo vieler hoher Chur-und Fuͤrſten, Grafen, Ritter und
Adelicher Haͤuſer, die ſo wohl zur Verbeſſerung der Studien und freyen Kuͤnſte,
als zur Erlernung und Ubung der Kriegs-Kuͤnſte der Teutſchen Jugend zum
beſten geſtifftete Univerſitaͤten und Ritter-Academien, als auch dieſer letzteren
ihr heutiger Flor, voraus aber die viele Reichs-Conftitutiones, daß die junge
Mannſchafft ſo wohl auff den Land, als in denen Staͤdten, (zumahl bey an-
ſcheinender Tuͤrcken-Kriegs-Gefahr) fleißig in dem Waffen ſolte geuͤbet wer-
den, zu erkennen.
Der Tuͤrcken ihre Seminaria betreffend, ſo ſeynd ſolche ſchon ſeiter der
Zeit ihrer durch Conſtantinopels Eroberung veſt geſetzten gewaltſamen Regie-
rung in ſteten Gebrauch geweſen, werden auch noch biß auff den heutigen Tag;
an vier Orten ihres Reichs, als zu Conſtantinopel, Adrionopel, Ibrahim,
Bacha und Pera, aus denen jaͤhrlich aus denen Tuͤrckiſchen Provintzien zufamm ge-
triebenen Tributs-Kinder unterhalten, dieſe, und auch der aus gebohrnen Tuͤr-
cken beſtehenden Militz, ermangelt es hernach auch nicht an der Wiſſenſchafft
martialiſcher Ubungen, voraus aber in unterſchiedlichen Ritter-Spielen und
Gewiß-ſchieſſen mit Pfeil und Bogen, auch mitten in des Pferds ſtaͤrckſten
Lauff, ſo daß unſere Europaͤiſche Chriſtliche Ritters-Leut darinnen wenig oder
nichts vor ihnen voraus haben, wie dann ſolches an ihren groſſen Feſt-Taͤgen
und andern Solennitaͤten, ſonderlich bey Beſchneidungen ihrer Keyſerlichen Prin-
tzen mit Verwundern anzuſehen iſt, in Ernſt und Kriegs-Sachen laͤſſet man ſie
von Jugend auff ebefalls nicht muͤßig ſeyn, wiewohl ſolches bey weiten der
Chriſtlichen Potentaten ihren, bey ihrer Militz eíngefuͤhrten Exercitien und Re-
glements nicht beykommet, wie dann auch die Tuͤrcken ſelbſt bekennen muͤſſen,
daß ſeiter ihres ſieghafften Selims, und Magnifiqven Solimanns Zeiten, dann
alſo benennen ſie nach Rigauds Bericht dieſe ihre beyde alte Keyſer,) die Kriegs-
Exereitia und die Bravoure ihrer Militz ſehr gefallen waͤre, was die Zaims und
Timarioten betrifft, konten ſolche ebenfalls gewiſſer maſſen, unter die Tuͤr-
ckiſche Kriegs-Seminariſten gerechnet werden, weil ſie ihre Lehn-Guͤther nur
darum beſitzen, damit ſie hernach den Groß-Sultan in ſeinen Feld-Zuͤgen, mit
einer gewiſſen Anzahl ihrer auffgebotenen Knechte Dienſte thun muͤſſen, ſo ſie
auch ſterben, ſo ererbet eines ſolchen Zaims oder Timariotens Sohn ſeines Va-
ters Guͤther eher nicht, er habe ſich dann auch zu denen Kriegs-Zuͤgen und
Exercitiis qualificiret gemacht, welches ja billich ein Seminarium Tuͤrckiſcher
Kriegs-und Lehns-Leute mag genennet werden.
Wir kommen aber nunmehro auf unſere heutige in der Chriſtenheit florirende
und alle vorbemelde weit uͤbertreffende Seminaria Militaria, es ſey gleich der da-
bey gehaltenen ſchoͤnen Ordnung des fertigen Gebrauchs der Waffen, Jtem der
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