Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.Beschreibung deckung des Haupts gewesen seyn. Und zwarwar dieses letztere eigentlich eine Peruque von fal- schen Haaren, welches wie ein Helm oder Cas- quet gewunden, die Weiber zu ihrem Zierath auff dem Haupt trugen, wie etwan solches heu- tiges Tages wieder mode ist/ jedoch war es da- mahls mehr eine Huren, als ehrlicher Weiber- Tracht. Wie denn auch keine andere, als Hu- ren gelb trugen, dahingegen ehrliche Weiber schwartze Haare liebten, wiewohl solches, wie a- bermahl Ferrarius I. c. schreibet, fast schwer zu glauben; denn wo solten alle die schwartzen Haare hergekommen seyn, daß also die gelbe Farb mehr von dem Casquetgen, oder der Hu- ren ihren Mützen, als von denen Haaren zu ver- stehen seyn muß. Dieses ist indessen gewiß, daß grobe filtzigte Il.
Beſchreibung deckung des Haupts geweſen ſeyn. Und zwarwar dieſes letzteꝛe eigentlich eine Peruque von fal- ſchen Haaren, welches wie ein Helm oder Cas- quet gewunden, die Weiber zu ihrem Zierath auff dem Haupt trugen, wie etwan ſolches heu- tiges Tages wieder mode iſt/ jedoch war es da- mahls mehr eine Huren, als ehrlicher Weiber- Tracht. Wie denn auch keine andere, als Hu- ren gelb trugen, dahingegen ehrliche Weiber ſchwartze Haare liebten, wiewohl ſolches, wie a- bermahl Ferrarius I. c. ſchreibet, faſt ſchwer zu glauben; denn wo ſolten alle die ſchwartzen Haare hergekommen ſeyn, daß alſo die gelbe Farb mehr von dem Casquetgen, oder der Hu- ren ihren Muͤtzen, als von denen Haaren zu ver- ſtehen ſeyn muß. Dieſes iſt indeſſen gewiß, daß grobe filtzigte Il.
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Beſchreibung
deckung des Haupts geweſen ſeyn. Und zwar
war dieſes letzteꝛe eigentlich eine Peruque von fal-
ſchen Haaren, welches wie ein Helm oder Cas-
quet gewunden, die Weiber zu ihrem Zierath
auff dem Haupt trugen, wie etwan ſolches heu-
tiges Tages wieder mode iſt/ jedoch war es da-
mahls mehr eine Huren, als ehrlicher Weiber-
Tracht. Wie denn auch keine andere, als Hu-
ren gelb trugen, dahingegen ehrliche Weiber
ſchwartze Haare liebten, wiewohl ſolches, wie a-
bermahl Ferrarius I. c. ſchreibet, faſt ſchwer
zu glauben; denn wo ſolten alle die ſchwartzen
Haare hergekommen ſeyn, daß alſo die gelbe
Farb mehr von dem Casquetgen, oder der Hu-
ren ihren Muͤtzen, als von denen Haaren zu ver-
ſtehen ſeyn muß.
Dieſes iſt indeſſen gewiß, daß grobe filtzigte
Nebel-Kappen, meiſtentheils des Nachts um
ſo viel unbekanter zu ſeyn gebrauchet worden, deñ
alſo ſchreibet Capitolinus in Vero: Vagabatur
nocte per Tabernas & Lupanaria obtecto Ca-
pite Cucullione vulgari viatorio, wie etwan
heutigs Tags diejenigen/ die des Nachts herum-
ſchwaͤrmen, und gerne unbekant ſeyn wollen,
den Hut in die Augen ziehen, und gemeiniglich
groſſe breite Huͤte, etliche auch wohl gar zuge-
ſpitzte hohe Bauren-Huͤte auffſetzen, in ſolcher
Tracht aber von ihren Amaſiis doch wohl erkant
werden, wie dort bey dem Juvenale Sat. 6. ein
gleiches zu leſen, wenn er ſchreibet:
Il.
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Zitationshilfe: | Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719. , S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_hutmacher_1719/76>, abgerufen am 16.02.2025. |