Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.Beschreibung weglich ist, und nach Belieben auffgesetzt undabgenommen werden kan, als hat man eben wie in dem Segelstreichen auch ein Point d' hon- neur und Stück der Höfflichkeit darinn gesucht, daß ein Oberer gegen seinen Untern bedeckt, die- ser aber gegen jenen unbedeckt stehet. Welches auch so weit exaggeriret und so genau gesuchet wird, daß man endlich gewisse Vor-Rechte daraus ge- macht, selbige auch in gewisse Gräntzen einge- schlossen hat; also wird sich so leicht niemand entblöden in Gegenwart seines Landes-Herrn, mit bedeckten Haupte zu stehen, es müste denn ein Menonist oder Quacker, oder gar ein unge- schliffener Bauer seyn. Ein Landes-Herr hinge- gen wird diesesfalls die in Jhm residirende Ho- heit und Majestät, in Fällen das Staats-Cere- moniel betreffend, auch schon in der Bedeckung zu observiren wissen. Hingegen wo dieses cessi- ret, und das Decorum die Oberhand nimmt, da hat man tägliche Exempla, daß theure Landes- Väter, die, sie venerirende Untere, auch mit Ge- gen-Abziehung des Huts, ja wohl manchmahl aus sonderbaren Trieb der Gütigk. und Höff- lichkeit dieselbe gar unbedeckt anzuhören begnadi- get haben; welcher kleine Faveur zuweilen mehr Renommee und Gegen-Liebe, als grosse Ge- schencke, oder zur Unzeit erzeigte Ernsthafftigkeit, erwecket hat, nach dem bekannten Sprichwort: Sapientis est nonnunquam de suo Jure rece- dere, es ist manchmahl gut und viel würckend, etwas von dem vor sich habenden Recht nachzu- las-
Beſchreibung weglich iſt, und nach Belieben auffgeſetzt undabgenommen werden kan, als hat man eben wie in dem Segelſtreichen auch ein Point d’ hon- neur und Stuͤck der Hoͤfflichkeit darinn geſucht, daß ein Oberer gegen ſeinen Untern bedeckt, die- ſer aber gegẽ jenẽ unbedeckt ſtehet. Welches auch ſo weit exaggeriret und ſo genau geſuchet wird, daß man endlich gewiſſe Vor-Rechte daraus ge- macht, ſelbige auch in gewiſſe Graͤntzen einge- ſchloſſen hat; alſo wird ſich ſo leicht niemand entbloͤden in Gegenwart ſeines Landes-Herrn, mit bedeckten Haupte zu ſtehen, es muͤſte denn ein Menoniſt oder Quacker, oder gar ein unge- ſchliffener Bauer ſeyn. Ein Landes-Herr hinge- gen wird dieſesfalls die in Jhm reſidirende Ho- heit und Majeſtaͤt, in Faͤllen das Staats-Cere- moniel betreffend, auch ſchon in der Bedeckung zu obſerviren wiſſen. Hingegen wo dieſes ceſſi- ret, und das Decorum die Oberhand nimmt, da hat man taͤgliche Exempla, daß theure Landes- Vaͤter, die, ſie venerirende Untere, auch mit Ge- gen-Abziehung des Huts, ja wohl manchmahl aus ſonderbaren Trieb der Guͤtigk. und Hoͤff- lichkeit dieſelbe gar unbedeckt anzuhoͤꝛen begnadi- get haben; welcher kleine Faveur zuweilen mehr Renommee und Gegen-Liebe, als groſſe Ge- ſchencke, oder zur Unzeit erzeigte Ernſthafftigkeit, erwecket hat, nach dem bekannten Sprichwort: Sapientis eſt nonnunquam de ſuo Jure rece- dere, es iſt manchmahl gut und viel wuͤrckend, etwas von dem vor ſich habenden Recht nachzu- laſ-
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Beſchreibung
weglich iſt, und nach Belieben auffgeſetzt und
abgenommen werden kan, als hat man eben
wie in dem Segelſtreichen auch ein Point d’ hon-
neur und Stuͤck der Hoͤfflichkeit darinn geſucht,
daß ein Oberer gegen ſeinen Untern bedeckt, die-
ſer aber gegẽ jenẽ unbedeckt ſtehet. Welches auch
ſo weit exaggeriret und ſo genau geſuchet wird,
daß man endlich gewiſſe Vor-Rechte daraus ge-
macht, ſelbige auch in gewiſſe Graͤntzen einge-
ſchloſſen hat; alſo wird ſich ſo leicht niemand
entbloͤden in Gegenwart ſeines Landes-Herrn,
mit bedeckten Haupte zu ſtehen, es muͤſte denn
ein Menoniſt oder Quacker, oder gar ein unge-
ſchliffener Bauer ſeyn. Ein Landes-Herr hinge-
gen wird dieſesfalls die in Jhm reſidirende Ho-
heit und Majeſtaͤt, in Faͤllen das Staats-Cere-
moniel betreffend, auch ſchon in der Bedeckung
zu obſerviren wiſſen. Hingegen wo dieſes ceſſi-
ret, und das Decorum die Oberhand nimmt, da
hat man taͤgliche Exempla, daß theure Landes-
Vaͤter, die, ſie venerirende Untere, auch mit Ge-
gen-Abziehung des Huts, ja wohl manchmahl
aus ſonderbaren Trieb der Guͤtigk. und Hoͤff-
lichkeit dieſelbe gar unbedeckt anzuhoͤꝛen begnadi-
get haben; welcher kleine Faveur zuweilen mehr
Renommee und Gegen-Liebe, als groſſe Ge-
ſchencke, oder zur Unzeit erzeigte Ernſthafftigkeit,
erwecket hat, nach dem bekannten Sprichwort:
Sapientis eſt nonnunquam de ſuo Jure rece-
dere, es iſt manchmahl gut und viel wuͤrckend,
etwas von dem vor ſich habenden Recht nachzu-
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